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Frauen Europameisterschaft 2025

Frauen-EM 2025 - Julia Simic im Interview: "Jule Brand kann Spiele entscheiden, aber ..."

  • Aktualisiert: 11.07.2025
  • 14:04 Uhr
  • Oliver Jensen

Die frühere Nationalspielerin und heutige TV-Expertin Julia Simic spricht im Interview mit ran über die Stärken und Schwächen der deutschen Nationalmannschaft und die Favoriten der EM.

Das Interview führte Oliver Jensen,

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft ist mit zwei Siegen in die Europameisterschaft 2025 gestartet und dadurch bereits für das Viertelfinale qualifiziert.

Im dritten Gruppenspiel am Samstag (20:15 Uhr im Livestream auf Joyn) gegen Schweden geht es um den Gruppensieg.

Julia Simic (36), die früher für den FC Bayern München sowie die deutsche Nationalmannschaft spielte, analysiert im Interview mit ran die DFB-Elf.

ran: Frau Simic, Deutschland hat die ersten beiden EM-Spiele trotz dem Verletzungsschock rund um Gulia Gwinn gewonnen. Sehen Sie die DFB-Elf nach den ersten Eindrücken als Mitfavorit auf den Titel?

Julia Simic: Ja. Und das hatte ich auch erwartet, denn die Mannschaft hat viel Potenzial. Gerade im Spiel nach vorne stellen sie die gegnerischen Mannschaften vor große Probleme. Allerdings – und auch das war zu erwarten – ist die Mannschaft nicht komplett sattelfest. Gegen Dänemark wurden einige Konter zugelassen. Es gab einige Wackler. Insgesamt aber wurden sie den Erwartungen gerecht.

ran: Wie schwer wiegt der Verletzungsausfall von der Kapitänin Gulia Gwinn?

Simic: Natürlich gibt so ein Ausfall der Mannschaft einen Knacks. Ich finde aber, dass sie das trotzdem gut weggesteckt haben. Carlotta Wamser spielt auf der Position von Gwinn ein bisschen über den Erwartungen. Ich finde es gut, dass man ihr vertraut, obwohl sie noch nicht die erfahrenste Nationalspielerin ist. Es ist super, dass man jungen Talenten wie ihr eine Chance gibt.

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Das Wichtigste in Kürze

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ran: Wer kann die Führungsrolle einnehmen, die eigentlich für Gwinn angedacht war?

Simic: Vor allem Janina Minge, die als Kapitänin automatisch in diese Rolle geschlüpft ist. Das ist für sie natürlich eine komplett neue und erwartete Rolle. Es ist ein großer Unterschied, ob man Vize-Kapitänin ist oder ob man wirklich die Binde am Arm trägt und die Ansprachen ans Team hält. Aber es gibt auch noch andere Führungsspielerinnen in der Mannschaft.

ran: An wen denken Sie dabei?

Simic: Torhüterin Ann-Katrin Berger ist zwar nicht die lauteste Person, ist aber mit ihrer Präsenz und Ausstrahlung trotzdem eine Führungsspielerin. Sie kommt mit dem Druck sehr gut zurecht. Auch wenn Bundestrainer Christian Wück langsam an seine nervlichen Grenzen kommt, weil das Spiel von Berger teilweise sehr riskant ist. Bislang ist alles gutgegangen. Aber sie spielt teilweise schon mit dem Feuer.

ran: Wer sind unter den Feldspielerinnen die weiteren Führungsspielerinnen neben Minge?

Simic: Klara Bühl ist eine Unterschiedsspielerin. Sie ist vielleicht nicht die typische Anführerin, geht aber mit ihrer Leistung vorneweg. Im Zentrum bin ich von Elisa Senß positiv überrascht. Sie gibt der Mannschaft Halt und Stabilität. Sjoeke Nüsken schießt den Elfmeter (gegen Dänemark, Anm.d.Red.). Es gibt also mehrere Mädels, die gerne Verantwortung übernehmen.

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Frauen-EM 2022: Die Prämien des DFB-Teams

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                <strong>Die Prämien der DFB-Frauen bei der EM 2022</strong><br>
                Am Abend steht für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft das Viertelfinale gegen Österreich an (ab 21 Uhr live im Ticker). Dabei will die Elf von Martina Voss-Tecklenburg nicht nur den EM-Titel gewinnen, sondern auch die damit verbundene Rekordprämie einstreichen. ran zeigt, wie viel die DFB-Mädels bei einem jeweiligen Abschneiden verdienen.
© Imago

Die Prämien der DFB-Frauen bei der EM 2022
Am Abend steht für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft das Viertelfinale gegen Österreich an (ab 21 Uhr live im Ticker). Dabei will die Elf von Martina Voss-Tecklenburg nicht nur den EM-Titel gewinnen, sondern auch die damit verbundene Rekordprämie einstreichen. ran zeigt, wie viel die DFB-Mädels bei einem jeweiligen Abschneiden verdienen.


                <strong>Überstehen der Gruppenphase</strong><br>
                Eine Bonuszahlung des DFB haben die Spielerinnen bereits sicher, nämlich die für das Überstehen der Gruppenphase. Mit drei Siegen, neun Punkten und neun Toren spazierte die Mannschaft zum Gruppensieg. Dafür gibt es schon mal 10.000 Euro pro Spielerin.
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Überstehen der Gruppenphase
Eine Bonuszahlung des DFB haben die Spielerinnen bereits sicher, nämlich die für das Überstehen der Gruppenphase. Mit drei Siegen, neun Punkten und neun Toren spazierte die Mannschaft zum Gruppensieg. Dafür gibt es schon mal 10.000 Euro pro Spielerin.


                <strong>Einzug ins Halbfinale</strong><br>
                Sollte das Spiel gegen die Österreicherinnen gewonnen werden, wartet im Halbfinale auf die DFB-Elf entweder Frankreich oder die Niederlande. Egal wer der Gegner ist, sicher hätte das Team dann 20.000 Euro Prämie.
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Einzug ins Halbfinale
Sollte das Spiel gegen die Österreicherinnen gewonnen werden, wartet im Halbfinale auf die DFB-Elf entweder Frankreich oder die Niederlande. Egal wer der Gegner ist, sicher hätte das Team dann 20.000 Euro Prämie.


                <strong>Einzug ins Finale</strong><br>
                Schafft es die Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg ins Finale am 31. Juli im Londoner Wembley Stadion, dann legt der DFB noch einmal 10.000 Euro auf die bisherige Prämie drauf und zahlt 30.000 Euro pro Akteurin aus. Diese Summen werden jedoch nicht aufaddiert. Außer...
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Einzug ins Finale
Schafft es die Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg ins Finale am 31. Juli im Londoner Wembley Stadion, dann legt der DFB noch einmal 10.000 Euro auf die bisherige Prämie drauf und zahlt 30.000 Euro pro Akteurin aus. Diese Summen werden jedoch nicht aufaddiert. Außer...


                <strong>Titelgewinn</strong><br>
                ... die DFB-Auswahl krönt sich in jenem Wembley Stadium zum neunten Mal zum Europameister. Dann springen für Svenja Huth, Linda Dallmann, Lena Lattwein (alle im Bild) und Co. neben der Siegermedaille auch 60.000 Euro raus.
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Titelgewinn
... die DFB-Auswahl krönt sich in jenem Wembley Stadium zum neunten Mal zum Europameister. Dann springen für Svenja Huth, Linda Dallmann, Lena Lattwein (alle im Bild) und Co. neben der Siegermedaille auch 60.000 Euro raus.


                <strong>Prämie der Männer bei der EM 2021</strong><br>
                Kein Vergleich sind diese Summen jedoch mit den DFB-Prämien für die Männer. Im Falle des Europameistertitels 2021 hätte der DFB an jeden der 26 Kaderspieler 400.000 Euro ausgezahlt. Bereits im Jahr 2000 hätten die Männer im Falle des Titelgewinns mit 200.000 Euro mehr als das Dreifache von dem bekommen, was die weiblichen Gegenparts bekämen. Immerhin: Im Vergleich zur EM 2017, als für den EM-Titel noch 37.500 Euro ausgezahlt wurden, ist die Prämie an sich deutlich angestiegen.
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Prämie der Männer bei der EM 2021
Kein Vergleich sind diese Summen jedoch mit den DFB-Prämien für die Männer. Im Falle des Europameistertitels 2021 hätte der DFB an jeden der 26 Kaderspieler 400.000 Euro ausgezahlt. Bereits im Jahr 2000 hätten die Männer im Falle des Titelgewinns mit 200.000 Euro mehr als das Dreifache von dem bekommen, was die weiblichen Gegenparts bekämen. Immerhin: Im Vergleich zur EM 2017, als für den EM-Titel noch 37.500 Euro ausgezahlt wurden, ist die Prämie an sich deutlich angestiegen.

ran: Wie bewerten Sie bislang Jule Brand? Sie galt oft als das Talent, der noch die Konstanz fehlt. Nun allerdings war sie an drei der vier EM-Tore von Deutschland beteiligt. Zwei Treffer hat sie vorbereitet, ein Tor hat sie selber gemacht. Ist sie auf dem Weg zur Unterschiedsspielerin?

Simic: Ja, aber sie hatte noch kein perfektes Spiel, in dem sie über die komplette Spielzeit sichtbar war. Sie gönnt sich immer wieder mal ihre Pausen. Nicht jeder Ball von ihr kommt perfekt an. Trotzdem ist sie eine Unterschiedsspielerin, weil ihre guten Aktionen oft zu Toren führen – entweder knallt sie den Ball selber in den Winkel oder sie legt diesen vor. Durch ihre Qualität bindet sie viele Gegenspielerinnen. Ich bin mir sicher, dass jeder Gegner bei der Vorbereitung sehr genau auf Jule Brand eingeht. Das wird Polen und Dänemark gemacht haben. Und Schweden wird sicherlich das gleiche machen. Jule Brand macht viele Scorer-Punkte und kann Spiele entscheiden. Aber sie könnte es nach dem Geschmack einiger Leute vielleicht noch häufiger machen. Trotzdem bewegt sie sich bereits auf einem hohen Niveau.

ran: Samstagabend trifft Deutschland auf Schweden. Beide Mannschaften haben die ersten zwei Spiele gewonnen und sind somit bereits für das Viertelfinale qualifiziert. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Simic: Von der Qualität her ist Schweden der bislang stärkste Gegner bei der EM. Auch wenn beide Mannschaften bereits für das Achtelfinale qualifiziert sind, möchte man sich den Gruppensieg sichern. Alleine schon für das eigene Gefühl: Niemand möchte einen Rückschlag im Turnier erleiden. Natürlich bietet dieses Spiel auch die Möglichkeit, ein bisschen Spielzeit zu verteilen, sodass zum Beispiel Spielerinnen wie Laura Freigang, Kathrin Hendrich oder Selina Cerci ihre Minuten bekommen.

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Spanien hat sehr viele Unterschiedsspielerinnen. Von der Qualität spielen sie momentan in ihrer eigenen Liga.

Julia Simic über die Favoriten der Europameisterschaft

ran: Sie haben eben angesprochen, dass die Defensive von Deutschland noch nicht ganz sattelfest ist. Könnte das zu einem Problem werden, wenn im Achtelfinale England oder Frankreich der Gegner sein könnten?

Simic: Klar, je stärker die Gegner werden, desto mehr werden einem die Potenziale aufgezeigt. In diesen Spielen wird sich auch zeigen, wie sattelfest Carlotta Wamser als Rechtsverteidigerin wirklich ist. Aber es ist auch eine große Chance für die Mädels, sich mit den besten Mannschaften zu messen. Dabei können sie den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen. Wichtig wird sein, dass auch das Mittelfeld stabil ist, defensiv einiges weghält und den Spielrhythmus bestimmt. Gegen Dänemark war das Spiel hintenraus teilweise sehr unruhig. Es ging viel hin und her, es gab zu viele Ungenauigkeiten und zu wenig Spielrhythmus. Die zentralen Mittelfeldspielerinnen auf der Sechser- und Achterposition sind gefragt, das Spieltempo zu bestimmen und das Spiel vielleicht auch einmal zu beruhigen.

ran: Wer sind für Sie bislang die Top-Favoritinnen der EM?

Simic: Spanien und Frankreich. Sicherlich gehört auch England zum Favoritenkreis. Aber Spanien und Frankreich befinden sich aktuell in der besten Form. Vor allem Spanien hat sehr viele Unterschiedsspielerinnen. Von der Qualität spielen sie momentan in ihrer eigenen Liga. Aber auch sie sind nicht unschlagbar.

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