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Frauen-EM 2025 - "Keine Absicht" von Kathi Hendrich bei Roter Karte vs. Frankreich? DFB-Sportdirektorin überrascht
- Aktualisiert: 21.07.2025
- 18:22 Uhr
- Franziska Wendler
Schon nach einer Viertelstunde muss Kathrin Hendrich im EM-Viertelfinale vom Platz. Ursächlich war ein sogenannter "Violent Conduct".
Von Franziska Wendler und Tobias Wiltschek
Früher Schock für das deutsche Team beim Viertelfinale-Krimi der Frauen-EM gegen Frankreich. Schon in der 13. Spielminute sah Kathrin Hendrich für eine außergewöhnliche Aktion die Rote Karte.
Bei einer Hereingabe in den Strafraum zog die deutsche Abwehrspielerin ihre Gegnerin Griedge Mbock an den Haaren. Die Aktion blieb zunächst von Schiedsrichterin Tess Olofsson ungeahndet.
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Allerdings wurde sie vom VAR gebeten, sich die Szene noch einmal im Video anzuschauen. Darauf konnte man klar und deutlich das Ziehen an den Haaren erkennen.
Olofsson zögerte nach dem Videostudium nicht lange und zeigte Hendrich die Rote Karte. Die 33-Jährige haderte mit der Entscheidung, beschwerte sich energisch und verließ den Platz nur widerwillig.
An den Haaren ziehen als "Violent Conduct"
Grund zur Beschwerde hatte die Deutsche nach ihrer Aktion allerdings mitnichten. "Es ist ein sogenannter 'Violent Conduct'. Haare ziehen ist, wie, wenn ich jemandem eine scheuern würde", erläuterte TV-Expertin Kathrin Lehmann im "ZDF".
Das "gewalttätige Verhalten", welches Lehmann thematisierte, wird in den Regularien der IFAB (International Football Association Board, Anm.d.Red.) klar definiert. So liegt jenes Verhalten vor, wenn eine Spielerin "übermäßige Kraft oder Brutalität anwendet oder zu verwenden versucht, wenn er nicht um den Ball kämpft, oder gegen einen Mitspieler, Mannschaftsoffiziellen, Schiedsrichter, Zuschauer oder eine andere Person."
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Weil sich das Vergehen zudem im Strafraum abspielte, war auch der folgende Elfmeter, den Grace Geyoro zum 1:0 verwandelte, unvermeidbar. Am Ende aber setzte sich das DFB-Team dennoch in einem denkwürdigen Spiel mit 6:5 im Elfmeterschießen durch.
Am Tag danach hat DFB-Sportdirektorin Nia Künzer Hendrich in Schutz genommen. "Wir möchten auf jeden Fall unterstreichen, dass keine Absicht vorliegt und Kathy beim Versuch, Kontakt aufzunehmen in der Box, durch die Haare streift und dabei hängen geblieben ist", sagte Künzer.
Die TV-Bilder sollen laut Künzer zudem zeigen, dass Hendrich in der viel diskutierten Szene nicht in Richtung von Griedge Mbock schaue. Die so erfahrene 33-Jährige sei "natürlich super enttäuscht, und es tut ihr auch leid", erklärte die Weltmeisterin von 2003 weiter.
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Voss-Tecklenburg nach Aktion verwundert
Die Aktion der Deutschen sorgte in der Folge für großes Rätselraten. "Was hat sich Kathrin Hendrich dabei nur gedacht?", schrieb die Schweizer Zeitung "Blick".
Ex-Bundestrainerin Martin Voss-Tecklenburg sagte im "SRF"-Studio: "Sie hatte einen Blackout. Wenn sie das nachher selber sieht, dann wird sie sich wahrscheinlich fragen: 'Was habe ich da gemacht?' Wir kennen sie so nicht, sie ist eine sehr faire Spielerin."
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Auch für Voss-Tecklenburg gab es nach dem Foul nur eine Möglichkeit: "Rote Karte. Die Regel besagt das so. An den Haaren ziehen, die Intensität, mit Absicht – Rote Karte. Es gibt keine andere Entscheidung."
Hendrich nach Weiterkommen erleichtert
Für Hendrich selbst war der Abend nach ihrem Platzverweis ein langer Weg der Verzweiflung. Mehr als zwei Stunden lang verfolge die 33-Jährige das EM-Drama auf einem Bildschirm in der Kabine.
Als schließlich der 6:5-Sieg im Elfmeterschießen und das Weiterkommen gesichert war, fiel sie ihren Mitspielerinnen auf dem Platz erleichtert in die Arme.
"Sie kam sofort zu uns und hat gesagt, wie dankbar und stolz sie auf uns ist", erklärte Rebecca Knaak nach dem Happy End. Giovanna Hoffmann sagte, dass es für Hendrich "am allerschlimmsten" gewesen sei.
Hendrich äußerte sich zunächst nicht zu dem Bärendienst, den sie ihrem Team erwiesen hatte. Für sie dürfte die EM gelaufen sein. Wück muss im Halbfinale gegen Spanien am Mittwoch (ab 21 Uhr im kostenlosen Livestream auf Joyn) erneut seine Abwehr umbauen. "Die Rote Karte für Kathy schmerzt", sagte der Bundestrainer, der zudem den Ausfall von Sarai Linder (Knöchel) befürchten muss. "Die Physios müssen Höchstarbeit leisten. Aber da sortieren wir uns erstmal."