Anzeige
DFB-Team startet in EM-Saison

All or nothing! DFB gegen Japan... und die eigene Doku

  • Veröffentlicht: 09.09.2023
  • 11:58 Uhr
  • Tobias Hlusiak

Wenn Deutschland am Abend in Wolfsburg spielt, git es, zwei Gegner zu besiegen: Japan und die gerade erschienene Doku über das WM-Aus.

Vom DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak

Eigentlich sollte eine andere Geschichte erzählt werden.

Die Amazon-Dokumentation über die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Katar war eigentlich als Zeugnis der Rückkehr in die Weltspitze gedacht.

Nach zwei eher weniger erfolgreichen Turnieren in Russland (WM-Aus in der Vorrunde) und bei der EURO 2021 (raus im Achtelfinale) ließ sich der DFB im Wüstenstaat von einem Kamerateam begleiten - und scheiterte erneut kläglich nach drei Spielen.

Herausgekommen ist nun eine vierteilige Chronik des absoluten Misserfolgs, bei der die meisten Beteiligten nicht sonderlich gut wegkommen.

Zu sehen für alle Fans ausgerechnet einen Tag vor dem so wichtigen Spiel gegen Japan (ab 20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de), das in Katar bekanntlich zum ersten Stolperstein wurde. 

Folglich spielt die deutsche Mannschaft in Wolfsburg nicht nur gegen einen sportlichen Gegner, sondern auch den Eindruck aus der Dokumentation an. Das macht die Gemengelage komplizierter.

Anzeige
Anzeige

Mehr zum DFB-Team

Anzeige
Anzeige

Komische Stimmung in Katar

"Wer kommt hier hin?", fragt Serge Gnabry kurz nach der Ankunft im Teamhotel Zulal Wellness Resort. Er erntet zustimmendes Gelächter seiner Teamkollegen.

Mitten in der Wüste hatte der DFB - ganz nach dem Vorbild des Campo Bahia - ein mehr als stilles Örtchen für sich ausgemacht. Ganz in Ruhe und ohne Einflüsse von Außen sollte sich das Team hier auf den Sport und die große Aufgabe Weltmeisterschaft konzentrieren und den Teamgeist pflegen.

Das Turnier stand - auf Grund vieler politischer Einflüsse und Diskussionen - allerdings ohnehin schon unter keinem besonders guten Stern. Es waren kaum deutsche Fans im Land, in der Heimat wurde über einen Boykott der Spiele diskutiert.

Die Mannschaft fühlte sich allein gelassen, wie Kai Havertz erst vor wenigen Tagen noch einmal betonte.

Das Luxusresort mitten in der Wüste, 95 Kilometer vor den Toren Dohas gelegen, mit seinem eingemauerten Trainingsplatz, schien dieses Gefühl noch zu verstärken.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

"War kein Support vorhanden!" Havertz beschwert sich über deutsche Fans

Graugänse gegen Windmühlen

Während den gesamten vier Teile der Dokumentation kann man in der Folge den Eindruck gewinnen: Irgendwas passt hier grundlegend nicht zusammen.

Eine WM- oder gar Aufbruchstimmung kommt nie auf. Ein Großteil der Mannschaft - so scheint es - findet nie wirklich Zugang zu dieser Weltmeisterschaft.

Und als sich mit dem Neuling Niclas Füllkrug endlich ein emotionaler Leader herauskristallisiert, ist es auch schon wieder vorbei.

Zuvor kann man den bemitleidenswerten Bundestrainer in einem Kampf gegen Windmühlen beobachten. Es wirkt ständig so, als sei er kurz davor, die Mannschaft zu verlieren, rede an ihr vorbei.

Unpünktliche Stars bei Teambesprechungen, etwas deplaziert wirkende Motivationsclips über Graugänse, sich anpampende Spieler und angestrengt wirkende Motivations- und Wutreden sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.

Die Analyse nach der Auftaktpleite gegen Japan gerät zur Farce.

Spieler und Trainer finden im Taktik-Dialog nicht zusammen. Am Ende meint Flick: "Ich weiß nicht, vielleicht rede ich auch irgendwie eine andere Sprache. Genau das haben wir doch gesagt!"

Anzeige

Flick denkt trotzdem nicht an Rücktritt

Das Aus in der Vorrunde ist schließlich die logische Folge - und laut Flick auch "verdient".

Ans Hinschmeißen hat er seitdem trotzdem nicht gedacht. Mit einem klaren "Nein!" auf diese Frage endet der vierteilige Schreckens-Epos "All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar".

Doch auch seitdem ist eine Menge passiert.

Nach dem WM-K.o. hat die deutsche Nationalmannschaft fünf Spiele absolviert. Eins - das erste - gewann man gegen Peru.

Es folgten Pleiten gegen Belgien (2:3), Polen (0:1), Kolumbien (0:2) und ein Unentschieden gegen die Ukraine (3:3).

Hansi Flick steht vor dem Doppelpack gegen Japan und Frankreich am Dienstag (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) deshalb wie nie zuvor unter Druck. Es müssen gute Ergebnisse her.

Fast genauso wichtig dürfte aber das "Wie?" sein. Der Bundestrainer und sein Team müssen zeigen, dass sie eine Einheit sind und sich vertrauen. Eben, dass es nicht mehr so ist wie in Katar.

Man spielt eben auch gegen die Geister der eigenen Doku.

Anzeige

DFB wohl ohne Einfluss auf Erscheinungsdatum

Einfluss auf das Erscheinungsdatum hatte der DFB nach eigenen Aussagen übrigens nicht. Deswegen läuft auch die Generalkritik von Lothar Matthäus ins Leere.

Die Doku sei ein Spiegelbild dessen, was auf Flick alles hereinprassele, meinte der Rekordnationalspieler gegenüber der "Mediengruppe Münchner Merkur tz".

"Am Freitag, einen Tag vor so einem wichtigen Spiel, kommt so einen Doku auf den Bildschirm. Ganz ehrlich: Kann man da keinen besseren Termin finden? Das ist typisch DFB", sagte Matthäus: "Der DFB muss langsam mal die Augen öffnen."

Flick hat die vier Teile nach eigener Aussage noch nicht gesehen. Er hält die Augen dahingehend lieber geschlossen. Ohnehin passe dies nicht "in den derzeitigen Zeitplan".

Der Bundestrainer konzentriert sich in diesen Tagen lieber auf die bevorstehenden Aufgaben auf dem Rasen. Die sind wichtig genug.

Mehr News und Videos
Schiedsrichter Michael Oliver zeigt Richtung Stadiondach
News

EM 2024: Roofer muss über 12.000 Euro Strafe zahlen

  • 30.04.2025
  • 12:23 Uhr