EM 2024
EM 2024 - Der Umbruch ist vollzogen! Deshalb kann Spanien eine neue Ära prägen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 21.06.2024
- 08:31 Uhr
- Andreas Reiners
Spanien unterstreicht bei der EM die Rolle als Mitfavorit. Tatsächlich ist der Umbruch vollzogen. Die Mannschaft kann eine neue Ära prägen. Ein Kommentar.
Aus Gelsenkirchen berichtet Andreas Reiners
Ein Umbruch ist selten ein Selbstläufer. Vor allem kann er sehr lange dauern. Und äußerst schmerzhaft sein.
Spanien ist so einen Umbruch angegangen, denn der letzte Titel ist schon eine halbe Ewigkeit her: Bei der EM 2012 triumphierte die "Furia Roja" zuletzt auf der ganz großen Bühne. Von da an dominierten andere den Weltfußball.
Lange war die Seleccion in einer Sinnkrise, in einer Findungsphase. Das Land wartet seit Jahren darauf, endlich wieder verzaubert zu werden.
Die aktuelle Generation ist auf einem guten Weg, genau das zu tun. Denn die Mannschaft hat zwar nicht mehr die ganz großen Superstars im Kader, dafür aber einen "perfekten Mix", wie es Linksverteidiger Marc Cucurella nach dem 1:0 gegen Italien sagte.
Das Wichtigste in Kürze
Spanien: Talente und Routiniers als perfekter Mix
Junge und hungrige Spieler, hochtalentiert, eine große Zukunft vor Augen, kommende Superstars möglicherweise. Pedri, Lamine Yamal, Fermin Lopez, Alex Baena, Nico Williams. Jede Menge Potenzial, ein Fundus aus Ausnahmespielern, die vor allem als Kollektiv den Unterschied machen können.
Denn dazu kommen routinierte und erfahrene Leute, teilweise mit allen Wassern gewaschen, abgezockt. Rodri, Dani Carvajal, Alvaro Morata, Joselu. Um nur ein paar zu nennen.
Dieser Mix hat alle Mittel und Anlagen, wieder eine große Ära des spanischen Fußballs einzuleiten und zu prägen, weil die Mischung tatsächlich stimmt. Und die macht es bekanntlich.
Weshalb diese EM der Startschuss sein könnte. Denn der Umbruch, er ist im Grunde vollzogen.
Trainer Luis de la Fuente sprach nach dem 1:0 gegen Italien von der besten Leistung unter seiner Leitung. Er erntet die Früchte seiner eigenen Arbeit, wenn man so will, denn bevor er die A-Nationalmannschaft nach der WM 2022 übernahm, hatte er fast zehn Jahre lang die Nachwuchsteams trainiert. "Ich kenne sie sehr gut, und sie kennen mich sehr gut. Sie wissen, wie ich mich verhalte und ich weiß, wie sie sich verhalten", sagte er.
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"Keine Mannschaft ist besser als wir"
Deshalb weiß er auch, was sein Team leisten kann. "Keine Mannschaft ist besser als wir, aber wir müssen weiter hart arbeiten und weiter so spielen wie bisher. Wir müssen uns verbessern, wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben und dürfen nie nachlassen", sagte er.
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Der neue Weg wurde vor rund anderthalb Jahren unter ihm eingeschlagen, er blickt aktuell auf eine beeindruckende Bilanz von nunmehr 13 Siegen aus 16 Spielen. Der Gewinn der Nations League 2023 hat seinen Weg erstmals nachdrücklich bestätigt, und mit den beiden Siegen gegen Kroatien und Italien wird dieser Weg nun auf ein neues Level gehoben. Spanien steht als Gruppensieger bereits im Achtelfinale.
Denn die Spanier zeigen bei dieser EM schon jetzt eine reife Leistung.
Die Auftritte sind nicht so überragend-dominant und zerstörerisch wie in der Tiki-Taka-Ära, doch das spanische Spiel ist in Zügen weiter beherrschend, aber auch pragmatischer und variabel, nicht automatisch auf mehr Ballbesitz aus, gerne auch mit Elementen des Kombinationsfußballs. Schwächephasen hat diese Mannschaft allerdings immer noch, so auch gegen Italien, und die gilt es, abzustellen.
Spanien hat "noch nichts erreicht"
"Wir haben noch nichts erreicht", betonte de la Fuente. "Wir haben wunderbare Aussichten, aber der Fußball kann auch sehr grausam sein. Wir müssen daher vorsichtig, bescheiden und respektvoll sein und die richtige Balance finden."
So oder so ist mit den Spaniern bei diesem Turnier zu rechnen. Finden sie diese Balance, gibt es während der EM noch Weiterentwicklungen im Detail, noch kleinere Leistungsexplosionen, werden sie eine sehr gute Rolle spielen können. Dieses Team scheint bereit zu sein.
Es hat ja auch lange genug gedauert.