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Nations League

DFB-Team - Rudi Völler exklusiv: "Julian Nagelsmann ist ein Glücksfall für den deutschen Fußball"

  • Aktualisiert: 14.10.2024
  • 00:04 Uhr
  • Martin Volkmar

Rudi Völler spricht im Interview mit ran über die bisherige Bilanz von Bundestrainer Julian Nagelsmann, die Entwicklung der DFB-Auswahl und das Nations-League-Spiel gegen die Niederlande (20.45 Uhr im Liveticker).

Vom DFB-Team berichten Martin Volkmar, Chris Koch und Magdalena Stocker

Gut gelaunt wie eigentlich immer erscheint Rudi Völler zum Interview mit ran im DFB-Teamquartier im "adidas Home Ground" in Herzogenaurach.

Dass die Stimmung des DFB-Direktors und Ex-Nationalspieler bestens ist, hat neben seinem meist freundlichen Wesen vor allem sportliche Gründe.

Schließlich hat Julian Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft in seinem ersten Jahr aus einer der tiefsten Krisen zurück in die Weltspitze geführt.

Das bewies auch der souveräne 2:1-Erfolg des ersatzgeschwächten Teams am Freitag in Bosnien.

Nun soll am Montag (ab 20:45 Uhr im Liveticker) in München gegen die Niederlande nachgelegt werden, um dem Gruppensieg in der Nations League einen großen Schritt näherzukommen.

Ein Gespräch über die Qualitäten des Bundestrainers, den Wert von Deniz Undav und die lang anhaltende Rivalität mit dem Nachbarland.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Nations League: Die Noten der DFB-Stars in Bosnien

  • Nations League: Tabellen

  • Nations League: Spielplan

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ran: Rudi Völler, vor genau einem Jahr, am 14. Oktober 2023, feierte Julian Nagelsmann sein Debüt als Bundestrainer. Wenn Sie zurückblicken: Was hat sich geändert? Wie fällt Ihre Bilanz seitdem aus?

Rudi Völler: Es war erstmal toll, dass wir ihn bekommen konnten, dass er auf dem Markt war. Wir haben auch sehr darum gekämpft. Und er hat ja einen sehr guten Einstand gehabt damals mit der USA-Reise, danach aber in den Spielen im November auch ein negatives Erlebnis. Was uns vielleicht im Nachhinein ganz gutgetan hat, auch wenn es sicherlich für einige Monate schmerzhaft war, mit den beiden Niederlagen gegen die Türkei und Österreich. Aber Julian hat dann wunderbar seine Schlüsse daraus gezogen und die Mannschaft so nominiert und aufgestellt und ihr Vorgaben gegeben, dass es danach wirklich nur noch nach oben ging. Natürlich logischerweise mit dem Höhepunkt der Europameisterschaft. Da war zwar im Viertelfinale Schluss, aber gegen den späteren Gewinner, der natürlich auch verdient dann Europameister geworden ist. Doch da konnte man schon sehen, dass wir auf einem sehr, sehr guten Weg sind, und das war vorher nicht ganz klar.

ran: Die Frage bis zur EM war, ob Julian Nagelmann nach dem Turnier aufhört. Jetzt macht er weiter mit vollem Elan, hat schon den WM-Titel 2026 als Ziel angekündigt. Ist er aus Ihrer Sicht ein Glücksfall im Moment für den deutschen Fußball und für den DFB?

Völler: Ja, absolut. Auch wenn zwischenzeitlich das ein oder andere Tief dabei gewesen ist, hat man sofort gemerkt, dass er mit großer Euphorie dabei ist, um eine Begeisterung für die Europameisterschaft zu erzeugen. Und natürlich auch jetzt wieder für die nächsten zwei Jahre bis zur Weltmeisterschaft. Das ist ja nicht selbstverständlich gewesen. Wir sind im DFB alle komplett froh, dass wir mit ihm verlängern konnten. Er hatte ja einige gute Anfragen von sehr guten Klubs. Und das war ein großer Erfolg für uns, dass er geblieben ist. Man sieht ja auch, dass er mit uns allen den Weg weitergeht, um erfolgreich zu sein.

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DFB: Spuck-Attacke gegen Völler! "Sehr grenzwertig"

ran: Der Sieg in Bosnien ist für viele aufgrund der Favoritenstellung eine Selbstverständlichkeit gewesen. Aber die Mannschaft war sehr ersatzgeschwächt nach den zahlreichen Ausfällen und ist auch nach dem Gegentor nicht wie teilweise in der Vergangenheit eingebrochen. Sind diese Erkenntnisse, dass man trotz der zweiten Garde auch die klare Handschrift gesehen hat, was sie am meisten gefreut hat an dem Sieg?

Völler: Natürlich ist ein Schönheitspreis in solchen Spielen nicht zu gewinnen. Aber was jetzt schon seit einiger Zeit immer wieder zu sehen ist, dass wir die Spiele gewinnen wollen, dass da wirklich kein Prozentpunkt weniger getan wird, um sich für irgendwelche andere Wettbewerbe zu schonen. Sondern wer eingeladen ist, der gibt dann auch alles. Und das war ja auch in dem Spiel sehr, sehr gut zu sehen. Bosnien ist sicherlich ein Gegner, den man schlagen kann, auch schlagen muss, aber auch nicht einfach so im Vorbeigehen. Man hat ja gesehen, die Bosnier haben sehr, sehr gute Spieler in ihren Reihen. Die Anfangs-Viertelstunde war jetzt nicht ganz so brillant, doch danach hatten wir das Spiel total im Griff, aber leider nur 2:0 geführt. Das ist ein sehr trügerisches Ergebnis, da reicht ein Standard des Gegners und dann steht wieder alles auf dem Spiel. Das hat man auch gesehen und das war dann wirklich top, dass wir doch sehr souverän die letzten zehn, 20 Minuten runtergespielt haben, ohne groß nervös zu werden, obwohl es ein Hexenkessel war.

ran: Matchwinner mit zwei Treffern war Deniz Undav. Wie wichtig ist so ein bodenständiger Typ für dieses neue Bild der Nationalmannschaft? Zumal es immer hieß, Deutschland habe zu wenig echte "Neuner" und nun sind es mit Undav, Niclas Füllkrug und auch Tim Kleindienst plötzlich drei…

Völler: Deniz ist ja nicht der klassische Neuner. Er kommt ja auch gerne aus der zweiten Reihe oder aus dem Hintergrund, um sich so ein bisschen anzuschleichen und dann seine Tore zu ziehen. So hat er es ja auch jetzt wieder gemacht. Und das ist natürlich schön zu sehen, dass es so einen Spieler gibt, der sicherlich einen etwas anderen Karriereweg gegangen ist als viele andere Nationalspieler. Er ist ein klassischer Straßenfußballer und das hat er auch jetzt wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

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DFB: Vor Duell gegen Niederlande! Völler mit Kampfansage

ran: Jetzt kommt es zum Duell mit den Niederlanden. Älteren Fußball-Fans sind dabei nach wie vor die harte Rivalität in den 80er und 90er Jahren in Erinnerung und eben auch Ihr Duell bei der WM 1990 mit Frank Rijkaard. Stört Sie das, dass das immer wieder ein Thema ist oder zeigt das eben auch die Bedeutung dieses Klassikers?

Völler: Es gehört halt zu meiner Vita, das wird mich bis zum Ende meiner Tage verfolgen. Aber das gehört so ein bisschen zum Geschäft dazu und ist auch nicht schlimm, das kann man ja nicht wegleugnen. Dass es damals so passiert ist, hat sich keiner gewünscht. Die Rivalität zwischen den Niederlanden und uns war damals ein bisschen auf dem Höhepunkt, das war schon sehr grenzwertig und danach wurde es wieder ein bisschen normaler im Laufe der Jahre. Jetzt gibt es die Rivalität um den Gruppensieg, aber grundsätzlich ist es alles sehr viel freundschaftlicher geworden.

ran: Wie schwer wird die Aufgabe angesichts der Ausfälle gegen ein Topteam und dem Ziel, die EM-Euphorie weiter am Leben zu halten?

Völler: Das wird natürlich ein schweres Spiel. Das haben wir schon beim Hinspiel gemerkt, das war ein Spiel auf absoluter Augenhöhe, die Niederlande sind ja auch mit Weltklassespielern bestückt. Aber wir spielen zu Hause und wir wollen ähnlich wie bei der Europameisterschaft die Menschen im Stadion und am Fernsehschirm begeistern und natürlich das Spiel auch gewinnen. Wir wollen uns qualifizieren für das Viertelfinale und wenn es geht, Gruppensieger werden. Aber uns ist natürlich bewusst, dass das ein harter Brocken ist.

ran-Redakteur Martin Volkmar mit Rudi Völler

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ran: Sie haben bei Ihrer ersten Pressekonferenz nach der WM in Katar gesagt, dass die deutsche Nationalmannschaft gar nicht so weit von der Weltspitze entfernt ist und sind dafür kritisiert worden. Jetzt hat eine ersatzgeschwächte A-Mannschaft in Bosnien überzeugt, sich die U21 vorzeitig für die EM qualifiziert und verfügt noch über zahlreiche Akteure wie Brajan Gruda oder Rocco Reiz, die an die Tür der Nationalelf klopfen. Fühlen Sie jetzt im Nachhinein ein bisschen bestätigt, dass damals vielleicht zu schwarz gemalt wurde?

Völler: Ich verstehe das ja auch, aber das lag natürlich an den Ergebnissen davor. Wir sind zweimal hintereinander bei einer Weltmeisterschaft nach der Gruppenphase ausgeschieden. Dann muss man erst mal wieder Leistung bringen und auf dem Platz beweisen, dass man gut ist. Und ich glaube, das haben wir in den letzten Monaten gezeigt, vor allem bei der Europameisterschaft und jetzt schon in der Nations League. Dass wir mit Mannschaften wie den Niederlanden oder dem verdienten Europameister Spanien wieder auf Augenhöhe sind. Da brauchen wir uns auch nicht kleiner zu machen, als wir sind. Wir wissen, an guten Tagen können wir jeden schlagen. Natürlich gibt es auch dann Tage, wo wir dann auch mal gegen einen sehr guten Gegner verlieren werden. Aber mit uns ist wieder zu rechnen.

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