Gewalttätiger Angriff auf Zuschauer
Regionalliga-Chaos: Sportgericht erteilt einem Spieler nach Platzsturm vermummter Fans eine Blitz-Sperre
- Veröffentlicht: 16.09.2025
- 14:47 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Nach den Ausschreitungen in der Regionalliga Nordost-Partie BSG Chemie Leipzig gegen den Halleschen FC greift jetzt das Sportgericht ein. Es gibt unter anderem eine kontroverse Blitzsperre.
Ein Randale-Derby mit Folgen. Schnellen Folgen.
Das 0:0 zwischen BSG Chemie Leipzig und dem Halleschen FC in der Regionalliga Nordost endete ergebnistechnisch ruhig. Doch neben dem Platz eskalierte es mit Abpfiff auf ein bedrohliches Niveau.
Die Leipziger Anhängerschaft zündete Böller und schoss Leuchtraketen auf das Spielfeld, teils auch in Richtung der Heimblöcke, in denen auch Familien mit Kindern saßen. Die Polizei rückte an. Mit Spielende stürmten vermummte "Fans" den Platz. Es wurde handgreiflich. Es kam zu Jagdszenen. Spieler wehrten sich und attackierten zurück.
Die Ereignisse überschlugen sich. Das Sportgericht reagierte hinterher schnell. Immerhin steckt die Liga in einer Englischen Woche. Es wurden Blitzsperren erteilt.
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BSG Chemie Leipzig kritisiert Entscheidung scharf
Somit wurde der Leipziger Valon Aliji mit sofortiger Wirkung gesperrt und verpasst das Dienstagabend-Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt. Ein Video zeichnete auf, wie der Nordmazedonier im Getümmel Anlauf nahm und einen vermummten Chaoten mit dem Knie voraus gegen die Brust sprang. Chemie Leipzig plädierte auf Notwehr - vergebens. Das Sportgericht sperrte Alihi vorläufig. Die Länge der Sperre wird noch festgesetzt.
Philipp Wendt, ebenfalls ein Leipzig-Spieler, wurde hingegen nicht bestraft. Obwohl dieser auch auf einem Video zu sehen ist, wie er sich wehrte. Hier entschied das Sportgericht auf Notwehr. Er darf gegen Erfurt ran.
Chemie Leipzig dazu auf der eigenen Homepage: "Diese Entscheidung verurteilen wir aufs Schärfste. Wir sehen es als hochgradig problematisch an, dass durch den Verband eine Strafe ausgesprochen wird, ohne dass sowohl gegenüber dem Verein als auch gegenüber dem betroffenen Spieler beschrieben wird, worin genau das mögliche Fehlverhalten bestehen soll. Diese Form und Durchsetzung einer Vorverurteilung ist gerade in diesem speziellen Fall, der zwingend juristisch geprüft und entschieden werden muss, völlig unangemessen."
"Dass überhaupt Verfahren gegen unsere Spieler eingeleitet werden, ist für uns weder nachvollziehbar noch hinnehmbar. Zur Erinnerung: Es waren Anhänger des Halleschen FC, die in großer Anzahl und teils vermummt das Spielfeld gestürmt haben. Während die meisten von ihnen auf eine Auseinandersetzung mit den Chemie-Fans im Gästeblock aus waren, suchten einige HFC-Anhänger aktiv und unter Drohgebärden die Konfrontation mit unseren Spielern."
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Gelb-Rote Karte wird annulliert
Fabrice Hartmann vom Halleschen FC wurde mit einer Sperre von zwei Spielen belegt. Dazu kommt eine Geldstrafe über 750 Euro. Der Spieler leistete sich nach Abpfiff eine Unsportlichkeit gegen Tim Bunge von Chemie Leipzig.
Niclas Stierlin (Hallescher FC) sah in der Nachspielzeit zudem eine Gelb-Rote Karte, obwohl er vorher gar nicht verwarnt wurde. Diese wurde im Nachgang annulliert.
HFC-Trainer Robert Schröder: "Dass Niclas nicht gesperrt wird, ist nur fair und richtig. Und ansonsten haben wir direkt am Samstag schon wieder versucht, den Blick aufs Sportliche zu richten. Das ist auch unsere Aufgabe, und ich will meine Energie auch nur in die Dinge investieren, die ich beeinflussen kann."
Die Polizei sprach von mindestens drei Verletzten bei den Tumulten. Sie ermitteln wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung. Beide Vereine verurteilten die Szenen, kündigten Aufarbeitung an.