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Lyon, Basel und Amsterdam in der Krise

Traditionsklubs am Abgrund: Von Maulwürfen, Misswirtschaft und mieser Stimmung

  • Aktualisiert: 27.10.2023
  • 12:58 Uhr
  • Marcel Schwenk
Drei verschiedene Klubs, ein gemeinsames Leid: Sowohl der FC Basel als auch Olympique Lyon und Ajax Amsterdam stecken tief in der Krise.
Drei verschiedene Klubs, ein gemeinsames Leid: Sowohl der FC Basel als auch Olympique Lyon und Ajax Amsterdam stecken tief in der Krise.© Imago Images / Manuel Stefan, Imago Images / MAXPPP, Imago Images / ANP
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In der Niederlande gehen die Ajax-Fans auf die Barrikaden, in Frankreich und der Schweiz stehen zwei einstige Meister am Ende der Tabelle. Ein Blick auf drei Traditionsvereine in der Krise.

von Marcel Schwenk

Mut bewiesen hat Steven Bergwijn allemal, das muss sich der Kapitän von Ajax Amsterdam nicht vorwerfen lassen. Als die 3:4-Niederlage gegen Utrecht feststand, kletterte die Nummer 7 zu den aufgebrachten Fans auf den Zaun. Hörte zu, diskutierte, erklärte.

"Ich fühlte mich verpflichtet, dorthin zu gehen. Das sind wir den Fans schuldig. Sie unterstützen uns in jedem Spiel. Sie haben nichts Böses gesagt. Ich habe versucht, ihnen zu vermitteln, dass wir unser Möglichstes tun und dass wir auch nicht in dieser Lage sein wollen", so der 26-Jährige.

Und besagte Lage ist die möglicherweise kritischste seit 123 Jahren. Länger gibt es den Klub auch noch nicht. Sprich: Schlimmer stand es wohl noch nie um den 36-maligen niederländischen Meister und Champions-League-Sieger von 1995. Der Beleg: Platz 17 in der Eredivisie mit fünf Punkten nach sieben Spielen.

Der Niedergang von Ajax spiegelt sich auch in den Reaktionen der Fans wider, die ihren Unmut bereits mehrfach in diversen Protesten äußerten. Die Gründe sind vielschichtig und reichen von der obersten Etage bis hinunter auf den Platz.

Sportdirektor Sven Mislintat? Ende September nach nur rund vier Monaten im Amt entlassen, nachdem Berichte über Interessenskonflikte bei Transfers auftauchten. Der 50-Jährige, vor einiger Zeit noch als "Diamantenauge" gefeiert, habe "nicht mehr die volle Unterstützung" im Klub gehabt.

Trainer Maurice Steijn? Nach ebenfalls nur vier Monaten in der Verantwortung nicht mehr an der Seitenlinie. Am Montag gab Ajax die Trennung bekannt, es sei "das Beste für den Verein".

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Die Mannschaft? Nach den Sommer-Abgängen von Identifikationsfigur Dusan Tadic, Spielmacher Mohammed Kudus, Abräumer Edson Alvarez und Abwehrchef Jurrien Timber anscheinend nicht konkurrenzfähig. Konnten Verkäufe in den vergangenen Jahren noch aufgefangen werden, gelingt das jetzt offensichtlich nicht mehr.

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Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Ajax aktuell einige wichtige Akteure wegbrechen. Keeper Geronimo Rulli fehlt ebenso verletzt wie Mittelfeldspieler Steven Berghuis oder der designierte Alvarez-Nachfolger und Neuzugang Sivert Mannsverk. Eine Stammformation lässt sich so nur schwer finden, im Ligavergleich ist der Kader trotzdem überdurchschnittlich besetzt.

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Immerhin: Trainer-Legende Louis van Gaal erklärte sich unlängst bereit, seinen einstigen Arbeitgeber als externen Berater zu unterstützen. Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Klaas-Jan Huntelaar (Technischer Direktor) und Edwin van der Saar (bis Sommer Geschäftsführer) dürfte das eine willkommene Unterstützung sein.

Langfristig dürfte es zwar Anpassungen in der Führungsebene gebrauchen, kurzfristig ist aber die Mannschaft auf dem Platz gefordert. Und die nächste Aufgabe könnte undankbarer kaum sein, am Sonntag geht’s im prestigeträchtigen Duell zur verlustpunktfreien PSV nach Eindhoven.

Olympique Lyon Schlusslicht in Frankreich - Drei Trainerwechsel innerhalb eines Jahres

Stichwort Prestige: Darum - aber nicht nur darum - geht's am Sonntag auch knapp 1.000 Kilometer weiter südlich. Dann steht in Marseille das Duell des ortsansässigen Erstligisten mit dem ungeliebten Rivalen aus Lyon auf dem Programm.

Zwar startete auch OM mäßig in die Saison und belegt nach neun Partien nur Rang acht, doch was aktuell in Lyon vor sich geht, schlägt die Schwächephase Marseilles noch um Längen.

Nach der 1:2-Pleite gegen Clermont Foot findet sich der Fünte der ewigen Ligue-1-Tabelle am Ende des Klassements wieder. Ein Dreier in der laufenden Saison? Fehlanzeige. Mit sieben Treffern stellt man die schlechteste Offensive, mit 18 Gegentreffern die zweitschlechteste Defensive im französischen Oberhaus.

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Und die negativen Schlagzeilen, die der siebenmalige Meister in der laufenden Runde ebenso konstant aneinanderreiht wie sieglose Partien, sind nicht nur sportlicher Natur.

Mit Fabio Grosso steht derzeit der dritte Trainer innerhalb eines Jahres bei OL unter Vertrag. Im Oktober 2022 erwischte es zunächst Peter Bosz, elf Monate später seinen Nachfolger Laurent Blanc. Seit einigen Wochen ist nun Fabio Grosso, Weltmeister von 2006, im Amt. Bislang holte er einen einzigen Punkt - und hat in der Kabine anscheinend mächtig Probleme.

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Lyon-Coach Fabio Grosso scharf kritisiert - Plaudert ein Maulwurf?

Wie die "L'Equipe" berichtet, soll es im Team einen Maulwurf geben. Als sich dieser nicht zu erkennen geben wollte, habe Grosso kurzerhand eine Trainingseinheit abgesagt. Bei "RMC" zitierte zudem Ex-Profi Jerome Rothen einen OL-Spieler mit den Worten: "Er hat schon jetzt alle gegen sich aufgebracht." Der Italiener sei "einer der schlechtesten Trainer", die der namentlich nicht genannte Akteur bislang hatte.

Unlängst gab es darüber hinaus Aufregung um Nicolas Tagliafico, der Medienberichten zufolge aus dem Kader für das Clermont-Spiel geflogen sein soll, weil er am Freitag das Halbfinale der Rugby-WM 2023 (das Finale am Samstag ab 20:15 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de) zwischen seinem Heimatland Argentinien und Neuseeland (6:44) besuchte.

Immerhin einer bewahrt noch die Ruhe: Eigentümer John Textor, der den Klub erst im vergangenen Dezember übernommen hatte. "Wir haben zu viel Qualität im Kader, um dort zu sein, wo wir aktuell stehen. Natürlich beschäftigt es uns, aber das ist kein Grund zur Sorge", so der US-Amerikaner nach der jüngsten Pleite bei "Prime Video".

Die Fans sehen das anders. Nach Abpfiff gab es zynische Gesänge in Richtung der eigenen Mannschaft, die mit Spielern wie Corentin Tolisso, Alexandre Lacazette und Rayan Cherki zwar durchaus hochwertig besetzt ist, das Potenzial aber nicht abrufen kann.

FC Basel seit Jahren nur noch Mittelmaß: Transfererlöse ein Muss

Auf Potenzial setzen sie auch beim FC Basel, vor allem auf Entwicklungspotenzial. Mit 23,1 Jahren stellt der Conference-League-Halbfinalist der Vorsaison den jüngsten Kader der Schweizer Super League. Auf Talente zu setzen ist durchaus ein lobenswerter Weg - problematisch wird es aber, wenn der nicht freiwillig, sondern aus Mangel an Alternativen gewählt wird.

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"Es hat damals überall rausgeblutet, und diese Blutung, den Abfluss des Cash Flow, mussten wir stoppen. Das strukturelle Defizit haben wir von rund 35 Millionen Euro runtergebracht. Unsere Strategie ist zu 100 Prozent aufgegangen. Wir haben in zwei Jahren 90 Millionen Transfererlös generiert. Aber das reicht noch nicht", erklärte FCB-Präsident David Degen im Mai.

Der ehemalige Bundesliga-Profi hat noch immer mit dem Scherbenhaufen namens Misswirtschaft zu kämpfen, der ihm bei seiner Amtsübernahme im Frühling 2021 hinterlassen wurde. Hinzu kam der mangelnde sportliche Erfolg, in der Liga übernahm Young Boys Bern vor mehreren Jahren die Vormachtstellung.

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Heiko Vogel soll Basel retten - Taulant Xhaka hinterfragt das Team

So schlimm wie in der laufenden Saison stand es um den langjährigen Champions-League-Dauergast aber noch nie in der jüngeren Vergangenheit, Basel rangiert nach zehn Spielen mit fünf Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Richten soll es jetzt Heiko Vogel, der Ende September für Ex-Pauli-Coach Timo Schultz übernahm und bis Mittwochnachmittag als Sportdirektor und Trainer in Personalunion fungierte.

Ab sofort wird Vogel aber wohl nur noch für die Mannschaft selbst verantwortlich sein - seine Aufgaben als Sportdirektor dürften in die Hände der neu einberufenen, siebenköpfigen Kommission fallen. Ob es damit aufwärts geht oder dann doch zu viele Köche den Brei verderben, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.

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In die Bresche springen müssen jetzt in erster Linie die Spieler auf dem Platz - zumindest, wenn die Saison noch einigermaßen glimpflich enden soll. "Ich weiß nicht, ob die Hälfte der Spieler bei uns versteht, um was es geht. Was es heißt, dieses Trikot zu tragen", monierte Taulant Xhaka am vergangenen Wochenende nach der 0:1-Pleite gegen Servette Genf.

Eine Frage, die sich vermutlich auch einige Fans stellen - in Basel, Lyon und Amsterdam.

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