U21-EM 2025: Deutschland im Viertelfinale - Markus Babbel zieht Erkenntnisse der DFB-Vorrunde

Aus der Slowakei berichtet Tobias Hlusiak

Die Gruppenphase bei der U21-EM (live in SAT.1, auf Joyn und im ran-Livestream) in der Slowakei ist für die DFB-Auswahl mit einer beeindruckenden Bilanz zu Ende gegangen.

Drei Spiele, drei Siege.

Das war Deutschland bei diesem Turnier in all den - teilweise auch sehr erfolgreichen - Jahren noch nicht gelungen.

Im Viertelfinale wartet nun am Sonntag in Dunajska Streda Italien (ab 20:15 Uhr live in SAT.1, auf Joyn und im ran-Stream).

Trainer Antonio Di Salvo hat in der Vorrunde bereits 22 der 23 Spieler im Kader eingesetzt, die Mannschaft strotzt nur so vor Selbstvertrauen.

Auch für ran-Experte Markus Babbel gehört Deutschland spätestens seit dem 2:1-Erfolg über England zum absoluten Favoritenkreis bei der EM.

"Das ist ein extrem spannender Jahrgang. Ich bin überzeugt davon, dass vier sehr viele Spieler dieses Teams in zwei, drei Jahren spätestens in der A-Nationalmannschaft sehen. Diese U21 besteht aus echten Typen", sagte der Europameister von 1996.

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Babbel hat in der Gruppenphase einige Punkte ausgemacht, die die deutsche Auswahl beim Turnier in der Slowakei auszeichnen. Es gibt aber auch kleinen Raum für Steigerung.

U21: Das deutsche Zentrum ist eine Wucht

Im Verein sind sie Rivalen. Der eine spielt für den 1. FC Köln, der andere für Borussia Mönchengladbach. In der U21 harmonieren Eric Martel und Rocco Reitz aber ganz hervorragend, bilden das elementar wichtige Zentrum im System von Antonio Di Salvo.

Martel, der Kapitän, ist der verlängerte Arm des Trainers. Reitz bestimmt das Spieltempo und die Aggressivität der eigenen Mannschaft, er ist ihr Leader.

"Die beiden haben einen tollen Mix gefunden, verstehen sich auf dem Platz fast blind", lobt Babbel. Besonders Reitz hat den 52-Jährigen nachhaltig beeindruckt: "Ich liebe diesen Spieler einfach. Rocco weiß, was er will und sagt das auch - gar nicht weichgespült. Sein Spielwitz, seine Technik. Das ist schon herausragend."

Hinter dem Duo hat sich Merlin Röhl mit einem Top-Auftritt gegen England als erste Alternative in Stellung gebracht.

U21: Auf den Außen geht noch mehr

"Die Mannschaft hat definitiv noch nicht an ihrem Leistungslimit gespielt und trotzdem alle drei Begegnungen gewonnen. Genau das macht sie so gefährlich und zu einem der Top-Favoriten", schwärmt Babbel, der auf den Außenpositionen Raum für Verbesserungen erkannt hat.

Das gilt vorne wie hinten.

"Brajan Gruda ist ein extrem spannender Spieler, ein echter Straßenkicker, von denen wir nicht so viele haben. Er zeigt immer wieder Ansätze, die ganz entscheidende Aktion war aber noch nicht dabei. Er braucht den einen Knotenlöser", erklärt der 51-malige Nationalspieler.

Der Mann von Brighton & Holve Albion erhielt in den ersten zwei Spielen die Chance in der Startelf, steigerte sich gegen Tschechien klar und nahm dann für das Rotations-Match gegen England auf der Bank Platz.

Den gleichen persönlichen Turnierverlauf darf Grudas Gegenüber Paul Nebel auf dem linken Flügel für sich verbuchen. Der Mainzer traf gegen Tschechien nach einem durchwachsenen Auftakt sogar.

"Ich hoffe, dass sich beide in der K.o.-Phase noch mehr in den Vordergrund spielen. Das haben sie absolut in sich", so Babbel, der auch die Frankfurter Schienenspieler Nnamdi Collins auf rechts und Nathaniel Brown gegenüber "schon besser - mit mehr Power - gesehen" hat.

"Wenn diese vier Spieler alle ihr komplettes Potential abrufen", so Babbel, "dann möchte ich mal sehen, welche Mannschaft Deutschland schlägt!"

Gut für Trainer Di Salvo.

U21: Trainer Di Salvo macht viel richtig

Der 46-Jährige hat sich ohnehin mit dem gelungenen Auftritt gegen England, bei dem er die gesamte Mannschaft austauschte, in eine luxuriöse Situation gebracht.

"Das ist die beste Situation, die du als Trainer haben kannst", sagt Babbel. "Du nimmst herausragende Spieler aus dem Team und bringst neue - und die sind dann auch herausragend. Besser geht's doch nicht!"

Bestes Beispiel ist Ansgar Knauff. Der Frankfurter erhielt gegen England die Chance auf dem rechten Flügel und wurde nach Tor und Vorlage als "Man of the Match" ausgezeichnet.

Nicht der einzige Akteur, der auf sich aufmerksam machte. Di Salvo kann nun aus dem Vollen schöpfen und hat den Kader in seiner ganzen Breite hinter sich gebracht.

"Toni hat in den vergangenen Jahren als Cheftrainer unheimlich viel gelernt und präsentiert sich total sympathisch und gut vorbereitet", lobt Babbel. "Die Mannschaft zahlt ihm nun zurück, dass er ihnen großes Vertrauen gibt. Für einen Trainer ist das der Jackpot!"

U21: Woltemade spielt in eigener Liga

Viel war vor dem Turnier von Nick Woltemade erwartet worden. Gut für die deutschen Titelchancen, dass der Stuttgarter ebenso viel abliefert.

Mit vier Toren und zwei Vorlagen führt er die Scorerliste an, obwohl er gegen England gar nicht auf dem Platz stand. Deswegen muss über den 23-Jährigen an dieser Stelle gar nicht lange gesprochen werden.

Wichtiger dürfte sein, dass die leichte Fußverletzung, die er sich gegen Tschechien zugezogen hatte, schnell wieder verheilt. Die Chancen dafür stehen gut. Gegen Italien dürfte er wieder mit dabei sein.

Ganz zur Freude von Babbel, der den Stürmer schon seit seiner Zeit in Elversberg beobachtet und "großer Fan" ist: "Mir imponiert, wie schnell er lernt. Nick kann eine Situation zwei, drei Mal sehen und setzt die Erkenntnisse daraus sofort um. Das ist sein größtes Talent.

Woltemade - der kurz vor Beginn der U21-EM seine ersten zwei A-Länderspiele machte - wird seinen steilen Aufstieg fortsetzen, ist sich Babbel sicher: "Gib Nick noch zwei, drei Spiele, dann wird er der 1A-Stürmer in der Nationalmannschaft sein! Er wird nach Musiala und Wirtz der nächste große Name im deutschen Fußball werden. Er hat das Zeug zum absoluten Superstar."

U21: Ein Freiburger auf dem Sprung zu Nagelsmann

Max Rosenfelder wird in den öffentlichen Lobeshymnen hier und da dagegen etwas stiefmütterlich behandelt.

Dabei ist der 22-Jährige vom SC Freiburg ein absoluter Grundbaustein des Teams. "Er spielt bis jetzt herausragend gut", zeigt sich der ehemalige Bayern-Verteidiger Babbel begeistert. Das sei für ihn aber keine große Überraschung.

"Als ich Max zum ersten Mal in Freiburg gesehen habe, dachte ich nur 'Wer ist das denn?' und war sofort begeistert. Das wird ein Top-Innenverteidiger, ich sehe eine große Zukunft für ihn!"

Vielleicht sogar schon bei der "großen" WM in einem Jahr. Bundestrainer Julian Nagelsmann wird die Leistungen Rosenfelders sicherlich zur Kenntnis nehmen.

Weil der Mann vom SC gegen England ohnehin gesperrt war, veranstaltete Di Salvo ein Casting, ließ Tim Oermann und Jalil Siebert spielen. Erstgenannter überzeugte und könnte sich in die erste Elf gespielt haben.

Rosenfelders bisheriger Nebenmann Bright Arrey-Mbi zeigte im bisherigen Turnierverlauf eher durchwachsene Leistungen. "Er hat immer wieder Aktionen drin, in denen er die Gefahr nicht erkennt und falsch steht", bemängelt Babbel.

Es wird spannend, wem Di Salvo gegen Italien am Sonntag ab 17:30 Uhr live in SAT.1, auf Joyn und im ran-Stream den Vorzug gibt.