Formel 1 gp der niederlande
Hamilton glaubt: "Monumentaler Fehler" kostet Siegchance in Zandvoort
- Veröffentlicht: 28.08.2023
- 12:01 Uhr
- Paul Jakob Wehler
Für Mercedes endet der Niederlande-GP in einem Debakel. Teamchef Toto Wolff gibt sich eine Mitschuld daran.
Bei Mercedes wurde nach dem Rennen in Zandvoort auffällig häufig der Konjunktiv genutzt.
"Ich hatte heute die Pace. Im Rennen war ich so schnell wie Max (Verstappen, d. Red.) Und meine Pace hätte ausgereicht, um unter die Top 2 zu fahren", fasste Lewis Hamilton den Niederlande-GP zusammen. Teamchef Toto Wolff meinte im Gespräch mit "Sky": "Wir hätten ein Auto gehabt, das ganz vorne hätte mitfahren können."
Die Daten zum Rennen scheinen das aber nicht zu bestätigen: Laut "F1Tempo" bewegte sich Hamilton zwar wirklich auf dem Niveau von Red-Bull-Fahrer Verstappen, aber nur punktuell. In der Mehrzahl der Runden fuhr Verstappen schneller, teilweise sogar deutlich, was jedoch durch Hamiltons Position im Mittelfeld verzerrt wird.
Trotzdem wirkte der Mercedes-Speed bei Hamilton nicht gut genug für ganz vorne.
Das Wichtigste in Kürze
Dass es für die Sternmarke in Zandvoort nicht einmal zum Podium reichte, hatte ganz andere Ursachen. Angefangen beim Qualifying am Samstag, in dem Hamilton nicht über P13 hinausgekommen war. Viel entscheidender war aber der Moment, als im Grand Prix kurz nach Rennbeginn Regen einsetzte. Denn Mercedes ließ seine Fahrer in dieser Phase zu lange mit Trockenreifen im Nassen fahren.
Hamilton gefiel das gar nicht. "Als der Regen kam, haben wir als Team die falsche Entscheidung getroffen", sagte er. Danach habe man "den Preis dafür bezahlt" und sei bis ans Ende des Feldes zurückgefallen.
Wolffs Fazit zur Mercedes-Strategie im Regen
Tatsächlich wurde Hamilton im Rennen durchgereicht: Während einige Fahrer bereits in der ersten Runde zum Reifenwechsel abbogen, blieb Hamilton bis zur dritten Runde auf der Strecke und war danach Letzter. Sein Mercedes-Teamkollege George Russell legte seinen Stopp gar erst in Runde vier ein. Eine Runde später fanden sich die Mercedes-Fahrer auf den Positionen 13 (Hamilton) und 16 (Russell) wieder.
Wolff spricht hier von einem "monumentalen Fehler" seines Teams. Es habe "überhaupt nicht funktioniert zwischen dem Wetterfrosch, Fahrern, und Strategie". Auch sich selbst nahm er aus der Kritik nicht aus. Denn seine komplette Mannschaft habe "nicht gesehen, dass Perez in der ersten Runde 25 Sekunden schneller fährt" auf Intermediates.
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Mercedes räumt strategische Fehler ein
So oder so: Diese Situation habe Mercedes "das gesamte Rennen ruiniert", meinte Wolff: "Da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen."
Das sehen auch die Fahrer so. Rückblickend hätte Mercedes "eher an die Box kommen sollen", sagt Hamilton, und Russell verweist auf eine "falsche Einschätzung der Wetterlage".
Doch Wolff wirbt auch um Verständnis für sein Team: "Das Wetter kam so schnell, schneller als erwartet und viel stärker als erwartet. Das hatten wir auf unserer Prognose so nicht gesehen."
Russell: "Aus zwei Minuten Regen wurden zehn Minuten"
Außerdem habe sich Russell im Rennauto sowohl in der zweiten als auch in der dritten Rennrunde dafür ausgesprochen, weiter mit Trockenreifen zu fahren. "Der Fahrer hat natürlich die beste Sicht, und der Fahrer hat gesagt, lasst uns draußen bleiben", sagt Wolff, will die Verantwortung damit aber nicht Russell zuschieben, sondern sagt weiter: "Es ist eine gemeinsame Entscheidung."
Russell wiederum verweist bei "Sky" auf die Ansagen am Boxenfunk: "Wir gingen davon aus, der Regen hält nur ein paar Minuten an. Mir wurde gesagt: zwei Minuten. Und zwei Minuten hätte ich bei diesen Bedingungen ausgehalten, aber es kam anders. Der Regen wurde stärker und dauerte zehn Minuten."
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Hamilton glaubt: Podest wäre drin gewesen
Diese Diskrepanz gelte es im Nachgang zum Rennen aufzuarbeiten, sagt Russell weiter: "Wir müssen uns anschauen, was passiert ist und warum die anderen entschieden haben, an die Box zu fahren. Hatten die anderen vielleicht Informationen, die wir nicht hatten? Und dann müssen wir sicherstellen, nicht erneut den gleichen Fehler zu machen."
Dabei hatte es für Russell zunächst sehr gut ausgesehen: Er führte kurzzeitig das Rennen an, nachdem die Fahrer vor ihm bei einsetzendem Regen an die Box gefahren waren. "Da dachte ich, es könnte ein grandioses Ergebnis geben", sagt Russell.
Ein später Reifenschaden bei Russell verhindert Punkte
Am Ende aber ging er komplett leer aus, weil es in Runde 67 eine Berührung mit McLaren-Fahrer Lando Norris gab und er mit einem Reifenschaden die Box ansteuern musste. Ein zusätzlicher Reifenwechsel wurde notwendig, die Punkte waren futsch.
Hamilton gab sich indes "ziemlich zufrieden" mit Platzt sechs, nachdem er zwischendurch Letzter war. Doch auch der Rekordweltmeister betont: "Es hätte besser sein können, wenn wir heute die richtigen Entscheidungen getroffen hätten."