Formel 1
Mick Schumacher rechnet mit Haas-Teamchef Günther Steiner ab
- Aktualisiert: 11.09.2023
- 10:39 Uhr
- Motorsport-Total
Mick Schumacher spricht zum ersten Mal öffentlich über das Verhältnis zu seinem Ex-Teamchef Günther Steiner - und äußert dabei subtile Kritik.
Dass Mick Schumacher 2024 als Rennfahrer in die Formel 1 zurückkehren wird, gilt Stand nach Monza als zunehmend unwahrscheinlich.
Auch eine Rückkehr zu Haas erscheint ausgeschlossen. Nicht nur, weil dort Hülkenberg und Magnussen bereits offiziell für 2024 bestätigt sind. Sondern auch, weil das Verhältnis zwischen Schumacher und Günther Steiner von außen betrachtet irreparabel beschädigt ist.
Ein Verhältnis, über das sich jetzt erstmals auch Schumacher selbst öffentlich äußerte.
Gegenüber "Sky" sprach der 24-Jährige das aus, was sich ohnehin alle schon gedacht hatten: dass er während seiner Zeit bei Haas die Unterstützung des Teams vermisst habe.
Schumacher kritisiert Steiner
Als Beispiel nannte Schumacher seinen Qualifying-Crash in Saudi-Arabien 2022, für den er von seinen Chefs via Netflix regelrecht zerrissen wurde.
Schumacher sei nach dem schweren Unfall "relativ happy" gewesen, "dass es mir gut ging. Aber gewisse Leute haben dann angefangen, über was anderes zu reden. Was unnötig war."
Damit meinte er ein Telefonat zwischen Steiner und Teameigentümer Gene Haas nach dem Crash, das via Netflix veröffentlicht wurde. "Wir geben ihm ein Jahr zum Lernen, und was macht er? Beim zweiten Rennen zerstört er das verdammte Auto. Nur weil der andere schneller ist", schimpfte Steiner damals. Und Haas meinte: "Es wächst ihm über den Kopf."
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Im Nachhinein erklärte Schumacher, dass er von Anfang an wusste, was für eine Art Teamchef Steiner sein würde. Denn als er Ende 2020 unter Vertrag genommen wurde, "war Drive to Survive ja schon draußen. Also hatte ich schon mal einen Eindruck von Günther." Und der Südtiroler sei dann auch von Anfang an so gewesen, "wie man sich das vorstellen würde".
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Haas gab Schumacher nicht genug Zeit
2021 fuhr Schumacher an der Seite von Teamkollege Nikita Masepin. Er habe also "keinen wirklichen Vergleich" gehabt. Aber seitens des Teams wurde trotzdem von ihm erwartet, das Auto weiterzuentwickeln.
Aber: "Wir haben ja keine Erfahrung aus der Formel 2, wie man ein Auto entwickelt." Also musste sich Schumacher "alle Prozesse, die man sonst von einem Teamkollegen lernt, der vielleicht Erfahrung hat", selbst aneignen.
Und Haas habe ihm nicht ausreichend Zeit gegeben, "mir das wirklich aneignen zu können". Weshalb es erstmal auch "positiv" gewesen sei, als 2022 mit Kevin Magnussen ein erfahrener Teamkollege kam.
Nur kurze Freude über Magnussen-Rückkehr
Über dessen Comeback, berichtet Schumacher, hätten sich alle im Team gefreut. Doch aus seiner persönlichen Sicht entwickelte sich das schnell negativ, denn "natürlich haben alle auf Kevin gesetzt". Plötzlich war Schumacher nicht mehr die gefühlte Nummer 1 im Team, sondern hatte das Gefühl, nicht mehr ernst genommen zu werden.
Dazu kam: "Dadurch, dass wir dieses erste Jahr hatten, was sehr schwierig war, haben wir uns natürlich Sachen angeeignet, die zu dem Auto gut gepasst haben. Aber nicht zu dem neuen Auto. Wo wir zum Beispiel dann extrem viel versucht haben, mit Set-up alles zu verändern. Kevin ist einfach nur gefahren. Das hätten wir wahrscheinlich auch machen müssen."
So begann die Saison 2022 von Anfang an, sich in eine falsche Richtung zu entwickeln. Haas habe "zu wenig Leute" gehabt, um sich um beide Autos gleichermaßen kümmern zu können. Schumacher spürte nicht die nötige Rückendeckung im Team, baute ein paar vermeidbare Unfälle, und in der Öffentlichkeit wurden er und seine Zukunft hitzig diskutiert.
Schumacher sieht sich in der Formel 1
Für die Unfälle wolle sich Schumacher "gar nicht rechtfertigen". Aber: Manchmal stecke mehr dahinter, als von außen ersichtlich sei. Schumacher gab die Schuld am großen Medienecho Ex-Teamchef Steiner.
"Wenn man jemanden hat, der dann sehr viel in den Medien aktiv ist, der das wahrscheinlich etwas arg mitnimmt und aufbaut zu einer Sache, die wahrscheinlich gar nicht aufgebaut hätte werden müssen, dann ist das nicht optimal", sagte der 24-Jährige. "Das war suboptimal, denn jeder baut mal einen Unfall."
Es sei versucht worden, aus ganz normalen Rennsituationen "eine komplizierte Situation zu machen", ärgerte er sich: "Das fand ich natürlich nicht so toll."
Das ist es, was ich machen möchte und wo ich mich sehe.
Mick Schumacher über die Formel 1
"Klar, dann kannst du nicht davon ausgehen, dass ein Fahrer seine beste Leistung bringt, wenn man ihn nicht unterstützt in der richtigen Art und Weise", sagt Schumacher, kündigt aber an, dass er den Traum von der Formel 1 noch nicht aufgegeben hat: Er wolle "zeigen, was ich wirklich kann. Weil ich glaube, viele Leute wissen gar nicht, was ich kann."
Dass er 2024 aller Voraussicht nach keine Formel-1-Rennen fahren wird, schmerze Schumacher. Er habe aber "leider" auch schon "einen Plan B". Auch wenn die Formel 1 weiterhin das Ziel bleibt: "Das ist es, was ich machen möchte und wo ich mich sehe."