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Studium, Scouts und Manning

NFL-Kolumne von Markus Kuhn: So kam ich in die NFL

  • Aktualisiert: 14.01.2016
  • 16:50 Uhr
  • ran.de / Markus Kuhn
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© imago
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Giants-Star Markus Kuhn verrät in seiner ran.de-Kolumne, wie seine College-Zeit in den USA verlief und wie er schlussendlich den Sprung in die NFL geschafft hat.

Hi Football-Fans,

was war das wieder für ein verrücktes Spiel am vergangenen Wochenende gegen die New Orleans Saints. Echt der Wahnsinn. Wenn dein Quarterback sechs Touchdown-Pässe in einer Partie wirft, sollte es am Ende eigentlich für einen Sieg reichen. Außer, der andere Spielmacher wirft halt sieben Touchdown-Pässe …

Respekt muss man auf jeden Fall den Fans der Saints zollen: Man kann sein Team nicht besser unterstützen und anfeuern. Der sogenannte "Dome" hat wirklich getobt und da hätte es natürlich erst recht Spaß gemacht, als Sieger vom Feld zu gehen. 

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Playoffs bleiben das große Ziel

Was man bei diesem Touchdown-Regen auf jeden Fall leider sagen muss: Irgendwas scheint die Defensive in beiden Teams nicht so ganz richtig gemacht zu haben. Klar hat unser Team trotz der Niederlage insgesamt recht gut gespielt, aber da durften wir uns als Defense in den Video-Analysen natürlich nochmal ein paar Sachen anhören. 

Trotzdem: Wir führen unsere Division nach wie vor an und das ist letztlich das Entscheidende. Denn die jeweiligen Sieger ihrer Division sind automatisch für die Playoffs qualifiziert. Und das ist und muss auch unser gemeinsames Ziel sein. Jetzt dürfen wir uns nur nicht die Butter vom Brot nehmen lassen und müssen am Sonntag doppelt Gas geben.

So lief meine College-Zeit in den USA

Ich habe euch in meiner letzten Kolumne erklärt, wie ich vom beschaulichen Viernheim in die USA kam - und dieses Mal bin ich euch noch die Geschichte schuldig, wie ich meine College-Zeit erlebt und dann auch den Sprung in die NFL zu den New York Giants geschafft habe.

Vor acht Jahren bin ich mit zwei Koffern, Vorfreude, aber auch echt ein bisschen Angst vor dem, was da auf mich zukommt, in North Carolina angekommen. Wir sind damals direkt nach der Ankunft die ersten sechs Wochen in einem College-Wohnheim untergebracht worden und dort hatten alle die gleiche Situation - wir waren weit weg von zu Hause. Selbst die einheimischen Amerikaner kamen ja logischerweise nicht alle von um die Ecke, sondern von quer über den Kontinent verteilt. 

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Neues Leben in den USA

Und da wir alle eins gemeinsam hatten, nämlich die große Begeisterung für American Football, war es natürlich recht einfach, Anschluss zu finden. Nach ein paar Tagen waren wir schon eine eingeschworene Truppe, die sich auch außerhalb des Feldes super verstanden hat. Und dann ging sie richtig los, meine College-Zeit in Amerika. Das Heimweh war dann auch recht schnell abgehakt und ich hatte richtig Bock auf diesen neuen, spannenden Abschnitt. Das hat sich wirklich teilweise angefühlt, wie man das aus den typischen College-Filmen kennt. 

Aber nicht nur persönlich, sondern vor allem auch sportlich, war mein neues Leben am College nicht mehr mit dem in Deutschland vergleichbar. Es war ein bisschen so, als ob ich mich früher in Deutschland zwei Mal die Woche mit ein paar Kreisliga-Kickern getroffen (ich hoffe meine Longhorn Jungs nehmen mir das jetzt nicht krumm …), ein bisschen trainiert und sonntags dann gespielt hätte, und jetzt auf einmal beim FC Bayern in der Bundesliga auf dem Rasen stehen würde. Es war echt der Wahnsinn. Riesige Stadien, so viele Eindrücke, jeden Tag hartes Training und dazwischen auch noch studieren.

Kein Pillepalle- Studium

Ich wollte natürlich auch das Beste aus der Zeit rausholen und habe mich nicht für einen Pillepalle-Studiengang, sondern für einen Bachelor in Business Management entschieden. Es war eine brutal stressige Zeit, teilweise sogar stressiger als heute bei den Giants. Und dazu darf man auch nicht vergessen, dass ich nur von Leuten umgeben war, die American Football gefühlt von Geburt an miterlebt haben. Dort ist der Sport ja allgegenwärtig und meine Jungs hatten bereits mit sechs Jahren den ersten Football in der Hand. Ich war da absoluter Nachzügler und musste noch viele Dinge lernen, die für die anderen selbstverständlich waren. 

Mein Alltag war oft dann doch nicht so College-Film mäßig: Ich war von morgens um 6 Uhr bis abends um 20 Uhr beschäftigt - und das wirklich fast jeden einzelnen Tag. Doch die Schinderei hat sich gelohnt. Ich bin in meinem ersten Jahr gleich in unserer Conference ins Freshmen-Team berufen worden, habe am Ende meines Studiums meinen Bachelor of Science gemacht und bin dann als erster Deutscher nach Indianapolis zum NFL-Combine eingeladen worden. Das kann man sich vorstellen, wie ein Marktplatz für Football-Spieler. Über mehrere Tage wird man getestet, gewogen, muss Trainingseinheiten und -übungen absolvieren - immer unter den strengen Blicken der wichtigsten Scouts und Coaches des Landes. Und wer dort gut performed, hat hohe Chancen es in die Profi-Liga zu schaffen. Das hat mich schon extrem stolz gemacht, dort dabei sein zu dürfen, weil ich zu Beginn meiner USA-Zeit niemals damit gerechnet hätte. Ich bin wirklich ausgeflippt, als die Einladung kam.

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Giants Draft-Taktik: Sie ließen mich erst einmal warten

Die dreieinhalb Tage beim NFL-Combine in Indiana liefen super für mich. Es war zwar sehr anstrengend, aber eine positive Erfahrung. Danach haben sich viele NFL-Teams bei mir gemeldet und gefragt, ob ich während des Drafts telefonisch erreichbar sei. Die Giants waren nicht dabei … Aber das war wohl nur deren Taktik, um andere Teams nicht noch weiter auf mich aufmerksam zu machen. Für die Draft-Tage ist extra mein Vater eingeflogen, weil ich die Spannung alleine einfach nicht ausgehalten hätte. Da sitzt man dann vorm Telefon und hofft, dass ein Team dich aufgabelt. Dann kam wirklich der Anruf der Giants. In der siebten Runde, das Warten hat sich gelohnt, ich wurde ausgewählt. Ihr könnt euch vielleicht ungefähr vorstellen, wie krass das war. Ich kriege heute noch ein Grinsen ins Gesicht, wenn ich daran denke. 

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Die Giants hatten gerade den Super Bowl gewonnen und da macht man dann schon mal große Augen, wenn man das erste Mal aufs Trainingsgelände oder ins MetLife-Stadion läuft. Das war schon unglaublich - und natürlich nochmal eine deutliche Nummer größer als im College. Ich habe beim "Madden"-Zocken auf der Playstation während meiner College-Zeit immer mit den New York Giants gespielt, weil sie einfach die beste Defense hatte. Und jetzt stand ich auf einmal mit meinen virtuellen Helden wie Justin Tuck oder Jason Pierre-Paul selbst und real auf dem Rasen. 

Manning ohne Starallüren

Ich bin auch von allen mit offenen Armen empfangen worden, auch von einem Superstar wie Eli Manning. Allerdings bin ich auch ein Mensch, der keine Berührungsängste hat. Das sind Menschen wie du und ich, die kochen auch nur mit Wasser. Und innerhalb eines solchen Teams ist sowieso kein Platz für Starallüren. 

So, jetzt wisst ihr also auch das von mir. Was wir leider alle noch nicht wissen, ist, wie es am Wochenende für uns gegen die Tampa Bay Buccaneers laufen wird. Das ist ein Team, das man nicht unterschätzen darf. Sie haben immerhin in dieser Saison schon die New Orleans Saints und die Atlanta Falcons geschlagen. Aber: Jetzt sind sie fällig und wir bereit unsere Führung auszubauen. 

Drückt uns die Daumen. Wir lesen uns wie gewohnt nächste Woche wieder - und dann sehen wir uns auch. Denn ihr könnte unser Heimspiel gegen die New England Patriots live bei ProSiebenMAXX und auf ran.de verfolgen. 

Bis dahin, Euer Markus

Die Kolumnen von Markus Kuhn zum Nachlesen:

Kolumne 1:   "Bin bereit, Vollgas zu geben!"

Kolumne 2:   "Als ob mir einer das Herz rausreißt"

Kolumne 3:   "So läuft der Tag als NFL-Profi ab"

Kolumne 4:   "So läuft ein Spieltag als NFL-Profi ab"

Kolumne 5:   "Esse seit zwei Jahren kein Fleisch mehr"

Kolumne 6:   "Der Sieg gegen die Dallas Cowboys ist so gut wie geritzt"

Kolumne 7:   "So kam ich zum American Football"

Kolumne 8:   "So kam ich in die NFL"

Kolumne 9:   "So können wir die Patriots schlagen"

Kolumne 10:   "Der Kampf um die Playoffs"

Kolumne 11:   "Verlieren muss wehtun"

Kolumne 12:  So ticken Manning und Beckham jr.

Kolumne 13:  "Irgendwie soll es dieses Jahr nicht sein" 

Kolumne 14:  "Ab jetzt geht es für uns um unsere Jobs"


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