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NFL-Kolumne von Markus Kuhn: So läuft der Spieltag als NFL-Profi

  • Aktualisiert: 14.01.2016
  • 16:53 Uhr
  • ran.de / Markus Kuhn
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NFL-Star Markus Kuhn gibt exklusive Einblicke in den Ablauf eines Football-Profis am Spieltag: Wer bekommt ein Einzelzimmer, wer betet vor und wie ist es in der Kabine mit 53 testoren-geladenen Männern. 

Hi Football-Fans, fangen wir mal direkt mit den guten News an: Meinem Knie geht es deutlich besser und ich konnte diese Woche endlich wieder mit den anderen Jungs auf dem Trainingsfeld stehen. Allerdings haben sie mich noch ein bisschen geschont. Ob ich gegen die Buffalo Bills spielen kann, ist leider noch nicht ganz sicher. Wir schauen jetzt von Tag zu Tag und entscheiden kurzfristig über einen Einsatz. Natürlich wäre ich super gerne dabei!

Richtig freut mich aber, dass wir am letzten Spieltag gegen die Washington Redskins endlich unseren ersten Saisonsieg feiern konnten. Auch wenn ich selbst nicht auf dem Platz war - das hat das ganze Team beflügelt und Plan ist es jetzt natürlich, genau so stark gegen die Buffalo Bills nachzulegen. Easy wird das nicht, besonders weil es ein Auswärtsspiel ist und auch die Fans dort Alles geben werden. Da herrscht dann richtig College-Atmosphäre, was aber für eine Wahnsinns-Stimmung im Stadion sorgt.

NFL-Profis: Dreimal pro Woche Kraft-Training

In meiner letzten Kolumne habe ich euch ja erklärt, wie ein Trainingstag bei mir aussieht. Viele von euch haben ja gefragt, ob wir zwischendurch nicht auch mal in den Kraftraum gehen – denn davon hatte ich ja nichts geschrieben. Und natürlich könnt ihr euch die Antwort schon denken: Von nichts kommt nichts und wir Jungs werden natürlich auch hier nicht verschont. An mindestens drei Tagen in der Woche steht zusätzliches Geräte-Training auf dem Programm und wir pushen uns durch gegenseitiges Kräftemessen.

Heute möchte ich euch einen Einblick geben, wie ein Spieltag bei mir und meinen Teamkollegen abläuft. Ihr kriegt ja immer nur mit was passiert, sobald das Spiel los geht und eigentlich fängt die Vorbereitung ja schon viel früher an.

Der Tages-Ablauf am NFL-Spieltag

Los geht's schon am Abend vor dem Spiel - gegen 18 Uhr geht es für uns fast immer ins Hotel. Wenn wir auswärts ran müssen, chartern wir einen eigenen Flieger. Ich finde es superwichtig, dass wir einen Abend vorm Spiel im Hotel noch einmal zusammen kommen, uns quasi von unserem Alltag und unserem zu Hause abschotten und uns mental voll und ganz auf das Spiel einstellen. Wir stehen natürlich alle unter Druck und müssen uns wahnsinnig konzentrieren, da ist das einfach die beste Lösung.
 
Im Hotel gibt es gleich Abendessen und von 19:30 Uhr bis 21 Uhr findet dann das finale Meeting vor dem Spiel am nächsten Tag statt. Dort werden uns nochmal die Stärken und Schwächen des Gegners vorgestellt. Wir bekommen Infos über die eingeteilten Schiedsrichter und was wir von ihnen zu erwarten haben und es wird auch über die zu erwartenden Wetterverhältnisse während des Spiels gesprochen. So können wir uns auf alle Eventualitäten einstellen.

Einzelzimmer erst ab dem dritten Jahr
 

Um 23 Uhr ist bei uns der sogenannte Betten-Check. Dann müssen alle auf ihren Zimmern sein und es ist Nachtruhe angesagt. Ein Teambetreuer geht durchs Hotel, klopft an die Zimmertüren und führt diesen Check durch – wir sollen ja am nächsten Tag topfit und ausgeruht sein. Eigentlich lustig, dass man uns da wie Schuljungs kontrolliert. Das ist aber bei jedem Team so und bei vielen Leuten muss es einfach klare Regeln geben. 

In den ersten zwei Jahren im Giants-Team hat man übrigens immer einen Zimmernachbarn – ab dem dritten Jahr genießt man das Recht auf ein Einzelzimmer. Das ist bei mir der Fall und es ist natürlich deutlich entspannter, das Zimmer nicht mehr teilen zu müssen.
 
Am Spieltag selbst dürfen wir meistens ausschlafen. Oder anders gesagt - wir müssen nicht wie sonst um 06 Uhr raus. Ewig im Bett rumliegen ist dann natürlich auch nicht angesagt. Von 9:30 Uhr bis 11 Uhr gibt es ein gemeinsames Team-Brunch, danach gehen wir alle nochmal bis etwa 12:30 Uhr in Meetings: die Special Teams, die Defensive-Lines und so weiter.

Anschließend haben wir Freizeit bis 15 Uhr. Zwischen 15 Uhr und 16 Uhr gibt es nochmal ein sogenanntes Pre-Game-Meal und dann geht es endlich ab ins Stadion und in die Kabine. Dort sind wir meistens schon zwei bis drei Stunden vor dem Spiel. Wir ziehen uns in aller Ruhe um, tapen uns und eine Stunde vor dem Kick-Off geht es raus aufs Feld zum Aufwärmen.

Vor dem Spiel beten wir gemeinsam
 
Wenn wir vom Aufwärmen zurückkommen, hat jeder so sein Ritual, sich auf das bevorstehende Spiel vorzubereiten und sich richtig heiß zu machen. Ich bin einer der Wenigen bei uns, die keine Musik hören. Ich möchte lieber die Atmosphäre in der Kabine aufsaugen, achte dabei auf alle Geräusche um mich herum und beobachte meine Teamkollegen.

Kurz bevor wir in den Spielertunnel gehen, wird bei uns immer das "Vaterunser" gebetet. Wir knien alle, halten uns an den Händen und Headcoach Tom Coughlin spricht die ersten Worte des Gebets und wir stimmen alle mit ein. Ob man gläubig ist oder nicht, das ist einfach ein gemeinsames Ritual, das uns als Team nochmal eine Einheit bilden lässt, bevor wir gewissermaßen in den "Krieg" ziehen.

Mit welcher Stimmung wir zurück in die Kabine kommen hängt natürlich von Sieg oder Niederlage ab. Komplett fertig sind wir in jedem Fall. Man muss sich dieses Gefühl mal vorstellen, vor über 60.000 Leuten zu stehen und Football zu spielen. Von den Fernsehzuschauern ganz zu schweigen. Zum Glück blendet man den Gedanken recht schnell aus, sonst würde man ja wahnsinnig werden und hätte Probleme, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Aber danach merkt man schon wie sehr der Körper unter Anspannung stand und dass der Sport eben auch kein Kinderfasching ist.

Couch Coughlin ist der Rudelführer

Nach dem Spiel spricht der Headcoach noch ein paar Worte. Und wenn er spricht, traut sich besser kein Anderer etwas zu sagen. Dann ist es muxmäuschenstill in der Kabine. Bei 53 testosteron-geladenen Männern muss einer der Rudelführer sein – und das ist bei uns Coach Coughlin.
 
Die ausführliche Analyse des Spiels folgt montags. An diesem Tag bin ich aber immer sehr müde, weil ich in der Nacht nach den Matches kaum schlafen kann. So geht es aber sehr vielen Footballern. Mental und körperlich ist man zwar sehr müde, aber der Fokus, die Gedanken und auch die Konzentration sind noch zu sehr beim Spiel.

Man darf das nicht unterschätzen. Wir geben da nicht selten vier Stunden Vollgas, drücken in der Defensive bei zwei Gegenspielern fast gegen 300 Kilogramm Gewicht – aber auch nur, wenn die Jungs stehen. Wenn sie in Bewegung sind, wirken nochmal ganz andere Kräfte. Da geht's schon mächtig zur Sache.

Aber am Ende muss ich gestehen: Es gibt kaum ein besseres Gefühl als gemeinsam mit dem Team auf dem Feld zu stehen. Da nimmt man gerne ein paar schlaflose Stunden in Kauf.

Drückt mir die Daumen, dass ich am Sonntag spielen kann! Ob es am Ende klappt, seht ihr ja dann live bei ProSiebenMAXX und auf ran.de.

Bis  nächste Woche,

Euer Markus

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Die Kolumnen von Markus Kuhn zum Nachlesen:

Kolumne 1:   "Bin bereit, Vollgas zu geben!"

Kolumne 2:   "Als ob mir einer das Herz rausreißt"

Kolumne 3:   "So läuft der Tag als NFL-Profi ab"

Kolumne 4:   "So läuft ein Spieltag als NFL-Profi ab"

Kolumne 5:   "Esse seit zwei Jahren kein Fleisch mehr"

Kolumne 6:   "Der Sieg gegen die Dallas Cowboys ist so gut wie geritzt"

Kolumne 7:   "So kam ich zum American Football"

Kolumne 8:   "So kam ich in die NFL"

Kolumne 9:   "So können wir die Patriots schlagen"

Kolumne 10:   "Der Kampf um die Playoffs"

Kolumne 11:   "Verlieren muss wehtun"

Kolumne 12:  So ticken Manning und Beckham jr.

Kolumne 13:  "Irgendwie soll es dieses Jahr nicht sein" 

Kolumne 14:  "Ab jetzt geht es für uns um unsere Jobs"


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