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Matt Ganyard: Marine-Veteran feiert Debüt als College-Kicker mit 34 Jahren
- Veröffentlicht: 08.09.2023
- 13:10 Uhr
- Daniel Kugler
Matt Ganyard feiert mit 34 Jahren sein Debüt als Kicker am College - über zehn Jahre nach seinem Abschluss und einer Karriere als Marine.
von Daniel Kugler
Die University of Virginia (UVA) hat einen neuen Kicker. Soweit eigentlich nichts Weltbewegendes. Allerdings ist der Neue im College-Team der Cavaliers zweifacher Familienvater, Marine-Veteran und bereits Mitte 30.
"Sechzehn Jahre später lebt der Traum weiter. Es ist mir eine große Ehre zu verkünden, dass ich mit 34 Jahren nun offiziell ein Mitglied des Football Teams der UVA bin", schrieb Matt Ganyard Anfang August in einem Posting auf "X" (ehemals Twitter).
Nach seinem Bachelor-Abschluss in Geschichte an der Universität im Jahr 2011 trat Ganyard in die Fußstapfen seines Vaters und diente ein Jahrzehnt lang im United States Marine Corps als Hubschrauberpilot.
2023 kehrte er nun für seinen Master of Business Administration (MBA) an seine Alma Mater zurück und beendete seinen Ankündigungspost vielsagend mit den Worten: "Es ist an der Zeit, sich an die Arbeit zu machen."
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College-Kicker Matt Ganyard - eine Cinderella-Story
Als Vater von zwei Kindern - der dreijährigen Savannah und dem neun Monate alten Noah - ist der ungewöhnliche Rookie deutlich älter als seine Studienkollegen im Roster.
"Die Freshmen im Team sind näher am Alter meiner Töchter als an meinem", erklärte Ganyard laut "USA Today" Ende August und sorgte damit für Gelächter unter den anwesenden Reportern.
Und nicht nur seine Mitspieler sticht er in Sachen Lebenserfahrung deutlich aus. Ganyard ist etwa auch deutlich älter als Virginias Quarterback Coach Taylor Lamb (29).
Für Ganyard geht mit seiner Aufnahme ins Football-Programm der UVA ein langgehegter Traum in Erfüllung, an den er trotz unzähliger Hindernisse und Widrigkeiten stets glaubte.
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Ganyard hält Kicker-Traum neben Marine-Dienst am Leben
In der High School spielte er Fußball und setzte seine sportliche Laufbahn auch am College fort. In seinem zweiten Jahr bewarb sich Ganyard dann für das Football-Team der Universität, erhielt aber keinen Platz im Roster.
Die geweckte Leidenschaft fürs Kicken ging durch die Absage aber nicht verloren - auch nicht nach seinem College-Abschluss.
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Über die Jahre kam Ganyard mit den Marines viel rum. Pensacola, Florida. San Diego, Kalifornien. Auslandsstationen im Mittleren Osten. Was all diese Orte jedoch verband, war die Tatsache, dass Kicken immer eine wichtige Rolle spielte.
Laut "USA Today" hat Ganyard bei jedem Schritt auf seiner Reise stets das Kicken geübt und an seinen Fertigkeiten gearbeitet. Etwa auf gewöhnlichen Feldern während Hafenliegezeiten in Ländern wie Jordanien. Mit Hilfe von YouTube-Videos habe er sich zusätzliche Tipps und Techniken angeeignet.
Ganyard erhält Sondergenehmigung von NCAA
Zehn Jahre und eine ganze Militärkarriere später kehrte Ganyard nach Charlottesville zurück und durfte vor wenigen Tagen beim Saisonauftakt gegen die Tennessee Volunteers in Nashville als Starter bei Kickoffs auflaufen. Auf der Zielgeraden wäre das Vorhaben aber beinahe noch gescheitert.
Obwohl Ganyard nie Mitglied eines Teams der National Collegiate Athletic Association (NCAA) war, musste er einen Antrag stellen, um diese Saison überhaupt spielen zu dürfen. Jeder Student hat eine fünfjährige Spielberechtigung von der NCAA, die mit dem Betreten des Campus beginnt. Ganyards Zeit begann 2008, wurde aber - dank einer NCAA-Regel - 2011 unterbrochen, als er in den aktiven Dienst trat, und begann erst wieder mit seiner College-Rückkehr.
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Aufgrund des Zeitplans der Wirtschaftsfakultät der Universität wäre es für ihn eigentlich aber nicht möglich gewesen, sowohl am Training als auch am Unterricht teilzunehmen. Es sah zwischenzeitlich düster aus, als auch die beantragte Ausnahmegenehmigung zunächst abgelehnt wurde. Unterstützt von Special Teams Analyst Drew Meyer und Virginias Compliance-Team legte Ganyard dann Berufung ein - mit Erfolg.
"Ich kann ihnen gar nicht genug danken. Nach der anfänglichen Ablehnung durch die NCAA und einem anschließenden Einspruch haben wir etwa vier Tage vor dem Camp erfahren, dass dieser erfolgreich war. Als Nächstes habe ich dann mein Sommerpraktikum beendet und wurde von einem NCAA-Football-Team medizinisch untersucht", beschrieb die Nummer 98 die emotionale Achterbahnfahrt.
Ganyard lernt Football-Ein-mal-Eins von Mitspielern
Trotz monatelanger Auslandseinsätze als Helikopterpilot hatte Ganyard jedoch noch nie als Kicker einen Helm in einem offiziellen Footballspiel getragen. Eine ganze neue Herausforderung, bei der sich der Ex-Marine ungewohnt auf die Mithilfe seiner deutlich jüngeren Mannschaftskameraden verlassen muss.
"Ich weiß nicht genug über Football. Ich lerne immer noch und das Anziehen der Pads war so eine Sache. Ich schaue zu Vadin (Bruot, UVA-Kicker, Anm. d. Red.) neben mir rüber und sage: 'Okay, das kommt also zuerst dran?' Ich fühlte mich wie in der Szene aus dem Film Little Giants (deutscher Titel: Kleine Giganten, Anm. d. Red.), wo er den Becher hochhält und sagt: 'Kommt das hier hin?'", betonte der Rookie.
Auf die Frage, ob jemand in seinem Team seine Anspielung auf den Kultfilm von 1994 verstanden habe, antwortete Ganyard: "Nicht einmal annähernd."
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Von seinen deutlich jüngeren Mitspielern erhielt Oldie Ganyard auch wegen nostalgischer Vergleiche wie diesem Spitznamen wie Pop-Pop, Grandpa und Onkel Matt. "Ich glaube, sie haben in den vergangenen drei Wochen gemerkt, dass ich einfach nur ein Spieler mit etwas mehr Lebenserfahrung bin, aber letztendlich bin ich nur ein weiterer Spieler, der dem Team auf dem Spielfeld zum Erfolg verhelfen soll", führte er weiter aus.
Seine militärische Erfahrung wird Ganyard derweil als Vorteil fürs Kicken ausgelegt: "Ich habe viele Fragen gestellt bekommen wie: 'Du müsstest doch mit dem Druck beim Kicken gut umgehen können, du bist doch Hubschrauber geflogen?' Ich verstehe die Intention, aber es ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen."
Gewisse Parallelen gebe es aber doch. "Ich denke, aber, dass es bestimmte Hilfsmittel und Techniken gibt, die man anwenden und gut umsetzen kann. Wie zum Beispiel sich zu isolieren und einzusehen, dass ich mich auf das konzentrieren muss, was ich tue. Und dass ich alle Geräusche ausblenden muss, egal ob es sich dabei um Radiogeräusche oder den Lärm der Fans handelt", betonte der Kicker und richtete den Fokus auf seine kommenden Aufgaben.