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American Football

Leander Wiegand im Interview - von der ELF in die NFL: "Man sagte mir, das wird nix"

  • Veröffentlicht: 02.05.2025
  • 10:42 Uhr
  • Christoph Dommisch

Der 25-jährige Deutsche hat sich seinen Traum erfüllt und unterzeichnete einen Vertrag bei den New York Jets. Im Interview mit ran verrät er, inwiefern die ELF ein gutes Sprungbrett für junge Talente ist.

Das Interview führte Christoph Dommisch

Im ersten Teil unseres Interviews erzählte Offensive Lineman Leander Wiegand, wie er bei den New York Jets gelandet ist. Im zweiten Teil gewährt er noch weitere Einblicke, spricht über die Qualität in der ELF, die ersten Interviews mit den NFL-Teams, aber auch über Zweifler in seinem Umfeld.

ran: Herr Wiegand, die ELF entpuppt sich vermehrt als Sprungbrett in die NFL. Was gibt einem diese Liga? Ist es einfach die Chance, gesehen zu werden?

Leander Wiegand: Es ist eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Es ist eine europäische Liga mit einem deutschen Touch. Das Niveau ist bereits sehr hoch und wird sicherlich noch besser werden. Wenn ich auf die nächste Saison blicke, gibt es viele Teams, die richtig gut aussehen. Das wird eine Wahnsinns-Saison. Ich freue mich darauf, mir einige Spiele anzuschauen. Mal ein Beispiel: In meiner ersten ELF-Saison habe ich als Rookie gegen Michael Sam gespielt…

ran: Ein ehemaliger NFL-Spieler, der für weltweite Schlagzeilen sorgte, als er sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte…

Wiegand: Er war am College einer der besten Spieler. Das ist der Wahnsinn. Es gibt immer mehr Spieler in der ELF, die am College oder teilweise sogar in der NFL erfolgreich waren. Die ELF bietet eine gute Chance, gesehen zu werden und sich gegen Top-Spieler zu beweisen. Ich hatte eine tolle Zeit in der ELF. Hätte es nicht mit der NFL geklappt, würde ich mit Freude dort weiterspielen.

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Das Wichtigste in Kürze

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ran: Was ist Ihre Message an die deutschen Spieler der ELF?

Wiegand: Vielleicht, dass sich Türen öffnen können. Natürlich braucht man auch Glück. Aber wichtig ist, dass man hart arbeitet. Das machen viele Jungs auch. Ich habe in drei verschiedenen Teams gespielt und gesehen, wie viele Talente es in der ELF gibt. Natürlich gab es einige Deutsche in der NFL, die Vorarbeit für uns geleistet haben. Leute wie Kasim Edebali, Sebastian Vollmer, Björn Werner oder Jakob Johnson machten es uns leichter, als Deutsche in der NFL eine Chance zu bekommen.

ran: Sie haben im ersten Teil unseres Interviews berichtet, dass Sie mit den New York Jets bereits vor dem Draft im Kontakt standen. Als Draft-Prospect absolvierten Sie mehrere Interviews mit den NFL-Teams. Wie laufen solche Interviews ab?

Wiegand: Sehr unterschiedlich. Der Anfang ist meistens noch gleich, es geht mit einigen Basis-Infos los, um sich ein bisschen kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen. Danach gingen die Gespräche in verschiedene Richtungen. Teilweise ging es sehr spezifisch um Football – zum Beispiel um bestimmte Plays, um Run-Protections oder um technische Aspekte. In anderen Gesprächen ging es mehr um allgemeine Themen. Teilweise wollten sie einen in Drucksituationen bringen.

ran: Wie?

Wiegand: Zum Beispiel haben sie in der ersten halben Stunde mir etwas erklärt und mich dann direkt abgefragt – ohne, dass ich mir die Notizen anschauen konnte. Im Football erlebt man oft Drucksituationen. Daher wollten sie sehen, dass ich gut damit zurechtkomme. Ich habe versucht, mich bestmöglich auf die Gespräche vorzubereiten, indem ich mir zum Beispiel die O-Lines der jeweiligen Teams angesehen habe. Und dann gibt man in den Gesprächen einfach sein Bestes.

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ran: Das hat offenbar gut geklappt, ansonsten hätten Sie keinen Vertrag bei den New York Jets bekommen. Wie geht es nun weiter?

Wiegand: Momentan sitze ich hier noch in Aachen, wo ich wohne. In den kommenden Tagen fliege ich wahrscheinlich rüber nach New York. Ich freue mich darauf.

ran: Auf welcher Position in der Offensive Line werden die Jets Sie voraussichtlich einsetzen?

Wiegand: Ich habe alle Positionen trainiert und auch versucht, die Position des Centers zu erlernen. Ich bin für alle Positionen bereit. Am realistischsten ist vermutlich Guard.

ran: Wieviel Kilogramm bringen Sie momentan auf die Waage?

Wiegand: 145 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,97 Meter. Ich habe in letzter Zeit ordentlich zugelegt. Aber für meine Position ist das nicht einmal sonderlich viel – eher Durchschnitt bis unterer Durchschnitt.

ran: Wo wir gerade über körperliche Aspekte sprechen: Der Offensive Tackle Will Campbell, der von den New England Patriots an Position 4 gepickt wurde, bekam oft gesagt, seine Arme wären zu kurz. Was wurde Ihnen gesagt?

Wiegand: Ja, ich bekam auch oft so etwas zu hören – zum Beispiel, als ich den Traum vom College-Football hatte. Man sagte mir: "Leander, das wird doch eh nix, du bist nicht schnell genug, nicht stark genug, nicht gut genug." So etwas bekomme ich heute noch zu hören. Aber das gehört dazu. Sobald man Träume hat, die viele für unrealistisch halten, geben die Leute ihren Senf dazu – gerade auch in den sozialen Medien. Natürlich kann das wehtun, wenn man am Anfang steht und noch nicht so viel Selbstvertrauen hat. Manche gönnen einem nicht, dass man viel erreicht – teilweise sogar Teammates. Aber das ist mir relativ egal. Wichtig ist, wie ich zu mir stehe und was die Menschen aus meinem Umfeld sagen. Aaron Rodgers hat einmal etwas sehr Kluges gesagt…

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ran: Und zwar?

Wiegand: Man sollte sich niemals Kritik von jemandem zu Herzen nehmen, den man nicht nach einem Rat fragen würde. Wenn ich jemanden nicht nach einem Rat fragen würde, warum sollte mich dann deren Kritik interessieren? Diese ganze Negativität kommt meistens von Leuten, mit denen ich kaum etwas zu tun habe.

ran: Haben Sie sportliche Vorbilder?

Wiegand: Ich versuche, mich von vielen Spielern inspirieren zu lassen. Das fing bei mir damals mit JJ Watt an. Das war der erste Spieler, den ich richtig verfolgt habe. Von ihm kann man sich auf und neben dem Feld viel abgucken. Er ist nicht nur ein toller Athlet, sondern auch ein toller Mensch. Als es damals in Houston diese schlimmen Überschwemmungen gab, hat er viel Geld zusammengesammelt und gespendet. Christian Mohr, der mich hier in Aachen trainiert, ist ebenfalls ein Vorbild für mich. Er hatte es damals als Deutscher in der NFL viel schwieriger als wir heute. Jakob Johnson ist auch ein Vorbild für mich. Genauso wie Sebastian Vollmer als erfolgreichster deutscher NFL-Spieler und O-Liner. Auch Jordan Mailata ist ein Vorbild. Oder die ganz großen des Sports wie zum Beispiel Muhammad Ali. Ich hatte sogar ein Poster von ihm mit dabei, als ich drüben beim IPP war. Kobe Bryant finde ich ebenfalls inspirierend. Es gibt viele tolle Menschen und Athleten, von denen man sich etwas abgucken kann.

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