NFL - Julius Welschof von den Pittsburgh Steelers: Darum ist Russell Wilson der unumstrittene Anführer
Veröffentlicht: 08.12.2024
13:28 Uhr
Andreas Reiners
Julius Welschof spricht im ran-Interview über seine Rückkehr zu den Pittsburgh Steelers, die Schwierigkeiten, den Groove zu finden, das Erfolgsgeheimnis des Teams und Thanksgiving im Man Cave von Mike Tomlin.
Nein, lange überlegen musste Julius Welschof nicht.
Es lagen zwar mehrere Angebote vor, nachdem er nach seiner Knieverletzung wieder fit war. Darunter war auch eines der Detroit Lions, die bereits im Frühjahr Interesse gezeigt hatten. Und die stehen aktuell bei 12-1.
Denn auch mit dem Team, bei dem er eine starke NFL-Preseason spielte, ehe er sich verletzte, kann er nicht nur die Playoffs schaffen, sondern in der jüngsten Form von Russell Wilson und Co. auch auf eine Super-Bowl-Chance hoffen. Vor dem Divisions-Duell mit den Cleveland Browns (ab 19:00 Uhr im Liveticker) sind die Steelers mit 9-3 Tabellenführer der AFC North.
Wir haben uns mit dem deutschen Linebacker über seine Situation bei den Steelers, die Schwierigkeiten, den Groove zu finden, das Erfolgsgeheimnis des Teams und Thanksgiving im Man Cave von Mike Tomlin unterhalten.
Julius Welschof: Thanksgiving im Man Cave von Mike Tomlin
ran: Julius Welschof, die Pittsburgh Steelers haben Sie nach Ihrer Knieverletzung zurückgeholt, Sie sind seit letzter Woche wieder im Practice Squad. Wie war die Begrüßung durch die Teamkollegen?
Julius Welschof: Es waren viele überrascht, dass ich wieder da bin. Najee Harris musste zweimal hinschauen, als er an mir vorbeilief. Aber es haben sich alle sehr gefreut. Das war ein bisschen wie bei einem Klassentreffen.
Welschof: Der hat mich Thanksgiving zu sich nach Hause eingeladen. Das war cool, das kann auch nicht jeder von sich behaupten (lacht). Er hatte im Team-Meeting dazu eingeladen, dass jeder zwischen 16 und 20 Uhr kommen kann. Und da ich gerade wieder frisch da war, habe ich die Einladung angenommen.
ran: Darf man die überhaupt ablehnen?
Welschof: Thanksgiving ist in den USA heilig, da machen die meisten etwas mit der Familie, und das ist auch völlig in Ordnung, auch wenn der Coach einlädt. Eine Absage gilt nicht als Affront oder so. Das war vor allem für Leute wie mich gedacht, die nichts hatten, wo sie hingehen konnten. Und dann dachte ich mir: Warum nicht?
ran: Wie viele waren da?
Welschof: Ich war zunächst ehrlich gesagt etwas nervös, denn ich wollte auch nicht der Einzige sein, der dort hingeht. Ich war deshalb auch nicht sofort um 16 Uhr da, sondern etwas später. Aber dann waren einige Coaches dabei, und auch ein paar Spieler.
ran: Und wie ist Thanksgiving bei Coach Tomlin?
Welschof: Sehr cool, sehr entspannt. Ich habe seine Familie kennengelernt. Wir waren in seinem Man Cave mit Billardtisch, Bar und Fernseher und haben uns natürlich die Lions angeschaut. Und da hat man gemerkt, dass er eben auch einfach ein großer Fan des Sports ist. Er war sehr emotional, hat eine grundsätzliche Begeisterung gezeigt, die beeindruckend ist. Bei einigen Plays ist er richtig emotional geworden.
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Julius Welschof: Steelers wollten ihn unbedingt zurück
ran: Emotional waren auch die vergangenen Wochen für Sie, als Sie eine starke Preseason gespielt, sich dann aber verletzt haben. Wie lief denn die Rückkehr ab?
Welschof: Ich hatte ein Injury-Settlement mit den Steelers über acht Wochen unterschrieben. In der Zeit konnte mich kein anderes Team verpflichten. Danach war ich wieder auf dem Markt, außer für die Steelers. Die mussten offiziell nochmal weitere drei Wochen warten. Das ist von der NFLPA zum Schutz der Spieler so geregelt, damit Teams einen nach einer Verletzung nicht zu früh zurückholen. Und die Steelers haben sich bereits direkt am ersten möglichen Tag, also deutlich vor ihrer Frist, gemeldet und gesagt, dass sie mich zurückholen wollen.
ran: Die Lions waren ja rund um den Draft schon interessiert. Haben Sie, auch angesichts der sportlichen Situation, zweimal nachgedacht?
Welschof: Ja, das ist ein Team, das ich sehr interessant finde. Aber man muss klar sagen: Omar Khan, der General Manager der Steelers, hat sein Wort gehalten, er hatte direkt nach der Verletzung gesagt, dass sie mich zurückholen, wenn ich wieder fit bin. Und er war auch einer der Ersten, die überhaupt an mich geglaubt haben. Und da wollte ich nichts kaputt machen. Mir hat es bei den Steelers ja auch sehr gut gefallen. Gut ist aber, dass ich weiß, wer grundsätzlich Interesse hat – falls es bei den Steelers dann doch nicht klappen sollte.
ran: Was macht denn das verletzte Knie?
Welschof: Ich bin wieder fit. Aber ich war positiv überrascht, weil es unter Belastung keinerlei Probleme gab, keine Nebenwirkungen sozusagen.
ran: Wie sieht Ihr Alltag im Practice Squad aus?
Welschof: Ich trainiere ganz normal mit dem Team mit, mache alle Meetings mit, nur dass mein offizieller Titel "Practice Squad" ist. Außerdem habe ich ein Workout im Kraftraum mehr pro Woche. Bei Auswärtsspielen fahren wir nicht mit, und bei Heimspielen sitzen wir auf der Tribüne. Jedes Team regelt das anders.
NFL 2025 - Quarterback Ranking vor Week 7: Josh Allen nicht wie ein MVP, Drake Maye ist schon Elite
NFL: Quarterback-Ranking vor Week 7 DieNFL-Saison ist in vollem Gange. Während manche Quarterbacks überzeugen, tun sich andere - teilweise auch erfahrene - Spielmacher schwer. Die 32 Starting Quarterbacks vor dem 7. Spieltag im Power Ranking.
Platz 32: Cooper Rush (Baltimore Ravens) Die Offense der Baltimore Ravens ohne Lamar Jackson ist ungefähr so gefährlich wie ein drei Monate alter Golden-Retriever-Welpe. Für Nicht-Hundebesitzer: Das ist nicht wirklich gefährlich. Der Arbeitsnachweis von Backup Cooper Rush in drei Einsätzen: keine Touchdowns, vier Interceptions. Aua.
Platz 31: Dillon Gabriel (Cleveland Browns) Zugegeben: Joe Flacco hätte wohl kaum einem gegnerischen Verteidiger nach einem Tackle noch eine Watschn mitgegeben. Dillon Gabriel schon. Das war aber auch seine beste Szene gegen die Pittsburgh Steelers in Week 6, als nur 29 seiner 52 Pässe ankamen (warum werfen die Browns gegen T.J. Watt eigentlich so oft den Ball?). Nach dem soliden Debüt im London Game der erste Dämpfer für den Rookie.
Platz 30: Cam Ward (Tennessee Titans) "Wir sind scheiße", hatte Cam Ward nach der deutlichen Pleite gegen die Houston Texans in Week 5 gesagt. Nach der Niederlage gegen die Las Vegas Raiders am 6. Spieltag hätte der Titans-Quarterback gut und gerne dasselbe sagen können. Der Nummer-1-Pick des diesjährigen Drafts steht bei drei Touchdowns, vier Interceptions und einem Sieg in sechs NFL-Partien. Angekommen sieht anders aus.
Platz 29: Carson Wentz (Minnesota Vikings) Carson Wentz' Tage als Starter dürften gezählt sein. Ein solider Backup ist er aber noch immer. Vor der Bye Week führte er die Vikings mit einer unspektakulären, aber fehlerfreien Leistung zum Erfolg über die Browns in London. Sollte J.J. McCarty auch in Week 7 ausfallen - und danach sieht es im Moment aus - darf Wentz auch gegen die Philadelphia Eagles ran. Gegen sein Ex-Team sollte er wieder fehlerfrei bleiben, um Minnesota eine Chance auf den Sieg zu geben. Und vielleicht etwas spektakulärer.
Platz 28: Justin Fields (New York Jets) Puh, war das schlecht! Gegen die Denver Broncos schaffte Justin Fields das Kunststück, auf sagenhafte minus zehn Passing Yards zu kommen. Die neun Sacks in London - teilweise wegen zu langsamer Entscheidungsfindung des Quarterbacks - waren ein Offenbarungseid. Da gerät es etwas in Vergessenheit, dass Fields in dieser Saison noch keine einzige Interception warf und eigentlich nicht der Hauptgrund dafür ist, dass die Jets bei 0-6 stehen.
Platz 27: Geno Smith (Las Vegas Raiders) Zuerst das Positive: Geno Smith fuhr in Week 6 bereits den zweiten Saisonsieg ein (auch wenn das gegen die Titans kein Hexenwerk ist). Damit hat er zum Beispiel mehr als Lamar Jackson. Und: Der 35-Jährige führt die Liste der NFL-Quarterbacks in einer entscheidenden Statistik an. Leider handelt es sich dabei um die Interceptions. Zehn warf der Raiders-Quarterback bereits - drei mehr als der zweitschlechteste Starter in dieser Kategorie, Tua Tagovailoa.
Platz 26: Tua Tagovailoa (Miami Dolphins) Apropos Tua und Interceptions. Gegen die Los Angeles Chargers wurde Miamis Quarterback seinem Spitznamen "Tua Turndaballova" mal wieder mehr als gerechet, servierte dem Gegner den Ball gleich dreimal auf dem Silvertablett. Ja, die Probleme der Dolphins liegen tiefer. Aber Tagovailoa hilft gerade auch wirklich nicht.
Platz 25: Spencer Rattler (New Orleans Saints) Wie man den Ball besser beschützt, zeigt Spencer Rattler. Der Saints-Quarterback blieb gegen die New England Patriots zum dritten Mal in Folge und zum fünften Mal in sechs Saisonspielen ohne Pick. Leider warf er auch erst sechs Touchdowns. Der 25-Jährige spielt mit Herz und Härte, aber seine Fähigkeiten bleiben limitiert.
Platz 24: Mac Jones (San Francisco 49ers) 49ers-Spielmacher haben es nicht leicht. Immer wieder heißt es, sie seien nur System-Quarterbacks, Produkte des Playcall-Superhirns Kyle Shanahan. Im Spiel bei den Tampa Bay Buccaneers zeigte jemand eindrucksvoll, wie das Gegenteil eines System-Quarterbacks aussieht. Allerdings war das Baker Mayfield und nicht Mac Jones. Letzterer erzielte zwar fast 350 Yards durch die Luft, leistete sich aber auch zwei tödliche Interceptions. Ob es Brock Purdy besser gemacht hätte? Wohl kaum, sind ja eh alles nur System-Quarterbacks in San Francisco.
Platz 23: Bryce Young (Carolina Panthers) Drei Siege in sechs Spielen? Die Panthers? Mit Bryce Young? Ja, tatsächlich! Der Nummer-1-Pick von 2023 scheint endlich in der NFL angekommen, warf bereits zehn Touchdowns - und damit jetzt schon fast so viele wie in den gesamten Spielzeiten 2023 (11) und 2024 (15). Sogar gegen eine Power-Offense wie die der Dallas Cowboys um Dak Prescott kann Young mithalten. In Carolina darf wieder gehofft werden.
Platz 22: Joe Flacco (Cincinnati Bengals) Die Partie in Green Bay verloren die Bengals zwar. Doch sie zeigte auch, dass es die richtige Entscheidung war, den fehleranfälligen Jake Browning wieder auf die Bank zu verfrachten und dafür den erfahrenen Joe Flacco ins Boot zu holen. Der Oldie machte gegen die gefährliche Packers-Defense keine Fehler und harmonierte bereits gut mit Ja'Marr Chase und Tee Higgins. Die Chancen der Bengals, ohne Joe Burrow die Playoffs zu erreichen, sind nach wie vor nicht groß. Sie werden mit Flacco aber auch nicht kleiner.
Platz 21: Jaxson Dart (New York Giants) Dass Giants-Fans nach sehr dunklen Jahren gerade wieder lachen können, hat viel mit dem komplett verrückten, Gegner umwerfenden, Salto schwingenden Cam Skattebo zu tun. Doch auch Jaxson Dart, der andere Rookie, hat großen Anteil am kleinen Aufschwung in New York. Nach den Los Angeles Chargers besiegte der in diesem Jahr an Position 25 gedraftete Quarterback mit den Eagles gleich das nächste Top-Team. Erstaunlich, wie reif der 22-Jährige bereits wirkt.
Platz 20: Kyler Murray (Arizona Cardinals) In Week 6 wurde Kyler Murray von Jacoby Brissett vertreten, der bei der Niederlage in Indianapolis immerhin 320 Yards und zwei Touchdowns (bei einer Interception) erzielte. Gegen die Packers in Week 7 kehrt Murray wohl wieder zurück. Ob damit die Chancen der Cardinals auf einen Sieg steigen, muss der so talentierte, aber viel zu häufig mittelmäßig spielende Quarterback (6 TDs, 3 INTs 2025) aber erst beweisen.
Platz 19: Michael Penix Jr. (Atlanta Falcons) Ohne Bijan Robinson hätten die Falcons gegen die Buffalo Bills vermutlich nicht gewonnen. Oder genauer gesagt: Sie hätten ganz sicher nicht gewonnen. Doch auch Michael Penix leistete seinen Anteil, entschied das Quarterback-Duell gegen Josh Allen - immerhin amtierender MVP - für sich. Nach schwachem Saisonstart nimmt der 25-Jährige langsam Fahrt auf, und mit ihm auch Atlanta.
Platz 18: Trevor Lawrence (Jacksonville Jaguars) Trevor Lawrence ist ganz weit weg vom Heilsbringer, den sich die Jaguars 2021 erhofft hatten. Und auch nicht der Grund, warum Jacksonville nach sechs Spielen bei 4-2 steht - die Rückkehr "Sacksonvilles" spielt da schon eher eine Rolle. Doch so viel Schlechtes kann man über den 26-Jährigen eben auch nicht sagen. Und deshalb sagen wir leichter gar nichts mehr und machen mit spannenderen Personalien weiter.
Platz 17: Caleb Williams (Chicago Bears) Zum Beispiel mit Caleb Williams. Nach zwei bitteren Division-Niederlagen (und einer gegen Detroit krachenden) zum Start konnten die Bears zuletzt dreimal in Folge gewinnen - auch dank ihres Quarterbacks. Williams vermeidet nicht nur unnötige Fehler (erst zwei Interceptions bei neun Touchdowns), er ist auch regelmäßig zur Stelle, wenn es darauf ankommt - wie bei den beiden 25:24-Siegen über die Raiders und Commanders. Hype -- der in Chicago ja gerne mal herrscht - rechtfertigen die Leistungen vielleicht noch nicht, könnten im Kampf um die Playoffs aber zumindest mal wieder etwas länger mitmischen.
Platz 16: Bo Nix (Denver Broncos) Bo Nix spielte gegen die Jets in London nicht die Sterne vom Himmel, kam im Gegensatz zu Fields aber immerhin auf eine positive Zahl bei den Passing Yards. Mit seinen neun Touchdowns bei vier Interceptions liegt er im ligaweiten Spielmacher-Vergleich im Mittelfeld. Tada: Platz 16 im Quarterback Ranking.
Platz 15: C.J. Stroud (Houston Texans) Nach dem 26:0 gegen die Titans ein 44:10 gegen die Ravens, dabei insgesamt sechs Touchdowns, keine Interception und eine Passquote von über 80 Prozent - C.J. Stroud knüpft endlich wieder an seine Leistungen aus der Vor- und vor allem Vor-Vorsaison an. Und schon steht Houston nach dem 0-3-Start bei 2-3. Mit Seattle, San Francisco, Denver und Jacksonville warten auf Stroud und die Texans in den kommenden vier Spielen aber wieder bessere Verteidigungen.
Platz 14: Jayden Daniels (Washington Commanders) Gleich vorneweg: Dass der letztjährige Championship-Game-Teilnehmer aus Washington nach sechs Spielen nur bei einer Bilanz von 3-3 steht, liegt nicht an Jayden Daniels. Der Offensive Rookie of the Year aus 2024 spielt grundsolide, warf erst eine Interception (bei sieben Touchdowns). Doch noch fehlen die großen Plays, der Wow-Effekt aus seinem ersten NFL-Jahr. Vielleicht macht Daniels noch das verstauchte Knie zu schaffen, das ihn in zwei Spielen zum Zuschauen zwang. Eine Rückkehr von Top-Receiver Terry McLaurin würde sicher auch nicht schaden.
Platz 13: Sam Darnold (Seattle Seahawks) Elf Touchdowns warf Sam Darnold bereits in dieser Saison (geteilter Platz 5), erst drei Interceptions, erreichte schon viermal ein Passer Rating von 111 oder mehr - sehr ansprechende gute Zahlen. Der 28-Jährige lässt seine Karriere-Flamme, die er in Minnesota neu entfachen konnte, in Seattle weiter brennen. Und lässt die 4-2-Seahawks auf die erste Playoff-Teilnahme seit 2022 hoffen.
Platz 12: Aaron Rodgers (Pittsburgh Steelers) Hätten wir nur mal Aaron Rodgers behalten! So oder so ähnlich dürften die allermeisten Jets-Fans nach dem 0-6-Start (und vor allem nach Fields' desaströsem Auftritt in London) wohl gerade denken. Der 41-Jährige mag der älteste Quarterback der Liga sein - er kann aber noch immer auf dem höchsten Niveau mithalten. Zehn Touchdowns stehen drei Interceptions gegenüber - keine Zauberzahlen, aber ja womöglich genug, um aus den Steelers mehr zu machen als ein 9-8-Team, das in der ersten Playoff-Runde ausscheidet.
Platz 11: Daniel Jones (Indianapolis Colts) Noch immer warten die meisten NFL-Beobachter auf den Zusammenbruch des Daniel Jones. Noch immer warten sie vergeblich. Auch nach sechs Spieltagen gehört der in New York vom Hof gejagte Quarterback zu den besten seiner Zunft, steht bei acht Touchdowns durch die Luft und vier am Boden. Dass die Colts, was die erzielten Punkte angeht, das beste Team der NFL sind, liegt auch und vor allem an der Wiedergeburt des "Danny Dimes".
Platz 10: Jalen Hurts (Philadelphia Eagles) Die nackten Zahlen sehen gut aus: acht Touchdowns, nur eine Interception. Dass es Jalen Hurts trotzdem nur mit Ach und Krach unter unsere zehn besten Quarterbacks der NFL schafft, liegt eher an dem, was er schon gezeigt hat, was also möglich wäre. Und daran, wie viel seine Eagles-Offense - auf dem Papier eine der besten der Liga - gerade in den vergangenen beiden Wochen schuldig geblieben ist. Biederer Football (gegen die Giants viermal in Folge der Tush Push, ernsthaft?) und regelmäßige Leistungseinbrüche nach der Pause - auch von Hurts - trüben aktuell die Stimmung beim amtierenden Champion.
Platz 9: Jordan Love (Green Bay Packers) Jordan Love legt ähnliche Zahlen wie Hurts auf, steht bei neun Touchdowns und zwei Interceptions (allerdings bei erst fünf Spielen). Der Unterschied: Der Packers-Quarterback zeigt diese Leistungen hinter einer verletzungsgeplagteren O-Line und mit weniger namhaften Receivern.
Platz 8: Dak Prescott (Dallas Cowboys) Auch ohne CeeDee Lamb gehört Dak Prescott zu den passfreudigsten Quarterbacks der NFL. Und zu den produktivsten. Mit 13 Touchdowns muss der Cowboys-Spielmacher derzeit nur Jared Goff den Vortritt lassen. Auch seine 1.617 Yards durch die Luft bedeuten Platz zwei (hinter Matthew Stafford). Wenn Dallas jetzt nur noch eine Defense hätte ...
Platz 7: Justin Herbert (Los Angeles Chargers) Den Super-Start mit 3-0 und Erfolgen gegen die Kansas City Chiefs und die starke Broncos-Defense konnten die Chargers und Justin Hebert nicht ganz bestätigen. Zehn Touchdowns bei vier Interceptions, eine Passquote von fast 70 Prozent und vor allem gute Entscheidungen in entscheidenden Momenten lassen aber hoffen, dass der 27 Jahre alte Quarterback endlich eine seinem Talent entsprechende (heißt: eine wirklich gute) Saison hat und seine durchwachsene Karriere-Bilanz von aktuell 45-40 im Laufe der Spielzeit noch deutlich verschönert.
Platz 6: Jared Goff (Detroit Lions) Mit 14 Touchdown-Pässen (bei nur zwei Interceptions) führt Jared Goff die NFL an. Fast wäre gegen die Chiefs auch ein Receiving Touchdown hinzugekommen, seine voreilige Bewegung vor dem Snap machte das kreative Play aber zunichte. Generell fanden Goff und die Lions-Offense in Kansas City nie so richtig zu ihrem Spiel. Sind der Spielmacher und seine Anspielstationen aber auf einer Wellenlänge (und das sind sie meistens), darf jeder Defense mit Fug und Recht der Angstschweiß auf die Stirn treten.
Platz 5: Josh Allen (Buffalo Bills) Der amtierende MVP kriselt. Zugegeben: Er kriselt auf MVP-Niveau. Aber: Er kriselt. Josh Allens sechs Touchdown-Pässen stehen in den vergangenen drei Spielen vier Interceptions gegenüber. Steht der Bills-Quarterback wie gegen die Falcons unter Druck - noch dazu unter permanentem, wie vier Sacks belegen, macht auch er Fehler. Ab und an auch zu viele.
Platz 4: Drake Maye (New England Patriots) Einer, der irgendwie gar keine Fehler mehr macht, ist Drake Maye. Vergleiche mit Tom Brady erübrigen sich natürlich. Auch wenn sie, ebenso natürlich, unweigerlich kommen. Aber was der erst 23 Jahre alte Quarterback in seiner zweiten NFL-Saison, noch dazu mit neuem Head Coach, abliefert ist erstaunlich. Über 1.500 Yards und zehn Touchdowns bei nur zwei Interceptions sind beeindruckend. Dies und schwächelnde Bills lassen Patriots-Fans bereits träumen: vom ersten Division-Titel und Playoff-Sieg seit - genau - Tom Brady.
Platz 3: Patrick Mahomes (Kansas City Chiefs) Es war viel berichtet worden nach dem 0-2-Auftakt der Chiefs. Vom Ende der Dynastie. Vom Downfall des Patrick Mahomes. Spätestens nach dem Statement-Sieg über die Lions ist aber klar: Die Chiefs sind noch da. Und Mahomes auch. Ohnehin war der Stotterstart nicht wirklich am zweimaligen MVP festzumachen - Mahomes spielt rein statistisch sogar besser als in den vergangenen beiden Jahren, steht bei elf Touchdowns und nur zwei Interceptions. Und: Sogar das lange Brot, eine in Kansas City schon vom Aussterben bedrohte Passart, ist plötzlich wieder zu sehen. Und bei (fast) keinem schmeckt das lange Brot nun mal so gut wie bei Mahomes.
Platz 2: Matthew Stafford (Los Angeles Rams) Rückenprobleme? Welche Rückenprobleme? Auch im geschmeidigen Alter von 37 bringt Matthew Stafford die Pässe noch mit der Verlässlichkeit eines Schweizer Uhrwerks an den Mitspieler. 1.684 Passing Yards bedeuten die Ligaspitze, zwölf Touchdown-Pässe Platz zwei unter allen Quarterbacks. Stafford mag alt sein (zumindest älter als andere). Aber er ist noch kein bisschen müde.
Platz 1: Baker Mayfield (Tampa Bay Buccaneers) Wer in Week 6 ohne seine drei besten Receiver, seinen besten Running Back und zwei seiner fünf besten O-Liner auskommen musste: Baker Mayfield. Wer in Week 6 trotzdem 74 Prozent seiner Pässe für 256 Yards und zwei Touchdowns an den Mann brachte und sich dabei keinen Fehler leistete: Baker Mayfield. Machen wir es kurz: Mayfield spielt die beste Saison seiner Karriere. Allein sein Lauf bei drittem Versuch und 14, bei dem er gefühlt die komplette 49ers-Defense abschüttelte und zum neuen ersten Versuch hechtete: MVP-würdig. Der 30-Jährige ist derzeit der wertvollste Spieler der NFL. Und damit auch völlig verdient in unserem Quarterback Ranking ganz vorn.
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Julius Welschof: Der Pass Rush ist eingerostet
ran: Wie groß ist Ihre Hoffnung bzw. die reelle Chance, es in den 53-Mann-Kader zu schaffen?
Welschof: Die Steelers wollen jetzt erstmal sehen, wie es mir unter fortdauernder Belastung geht. Sie werden mir Zeit geben, dass ich wieder komplett bei 100 Prozent bin, denn das Training mit der Mannschaft ist nochmal was anderes als mit dem Physio zu arbeiten. Hinzu kommt, dass wir auf der Position zurzeit ziemlich gut besetzt sind. Wir haben zuletzt noch Preston Smith von den Packers geholt. Normalerweise sind immer drei bis vier Leute beim Spiel dabei. Das hängt leider auch immer von Verletzungen ab.
ran: Wie ist das Ganze mental? Haben Sie die Verletzung noch im Hinterkopf?
Welschof: Anfangs hatte ich noch ordentlich Respekt und ein bisschen Sorge, dass ich zu viel mache und wieder etwas passiert. Deswegen versuche ich jetzt von Woche zu Woche immer mehr und mehr. Viele Möglichkeiten mit dem Team gibt es in der laufenden Saison auch gar nicht, es ist nicht so intensiv wie in der Vorbereitung. Es ist auch schwer zu sagen, wie mein Körper reagiert, wenn es mit voller Belastung über 90 Minuten geht. Aber bis jetzt läuft es alles gut.
ran: Wie viel Zeit geben Sie sich selbst?
Welschof: Es ist nicht einfach. Man hat im Grunde nur den Mittwoch und vielleicht ein bisschen noch am Donnerstag Zeit, um etwas zu machen. Montag und Dienstag haben wir kein Training, nur Workouts am Dienstag. Mittwoch ist dann dieser "heftige Tag", an dem man mit voller Ausrüstung trainiert. Das war es im Grunde.
ran: Haben Sie sich konkrete Ziele gesetzt? Der Vertrag läuft nur bis zum Saisonende…
Welschof: Ich möchte zeigen, dass ich immer noch der Alte bin. Ich will im Training die Plays machen, die ich davor schon gemacht habe, damit sie wissen, dass ich nicht schlechter geworden bin. Aber man merkt beim Pass Rush, dass ich ein bisschen eingerostet bin, dass ich wieder zurück in den Groove kommen muss nach der langen Pause. Deswegen setze ich mich nicht zu sehr unter Druck, aber ich will auch nicht nur happy sein, dass ich hier bin. Ich will wieder dahin zurück, wo ich vor der Verletzung war und dann noch weiter.
ran: Was sagen die Coaches?
Welschof: Ich mache Extra-Meetings mit meinen Coaches unter der Woche. Beim Playbook wurden ein paar Sachen verfeinert oder neu hinzugefügt. Damit muss ich mich auch wieder vertraut machen. Und sie betonen auch, dass sie im Training erst einmal nichts riskieren wollen. Sie wissen mit mir umzugehen und geben mir Zeit, wenn ich sie brauche. Und sie helfen mir mit allem, was nötig ist.
ran: Wenn wir zum Sportlichen kommen: Die Steelers marschieren stramm auf die Playoffs zu. Überrascht Sie das in der Art und Weise?
Welschof: In der NFL sind Teams in diesem Jahr entweder dominant oder ganz schwach. Zwischendrin gibt es kaum etwas, zumindest wirkt es so. Aber ehrlich gesagt wusste ich vor der Saison nicht wirklich, was möglich ist. Ich wusste, dass unsere Defense immer schon gut war und gut ist. Aber wenn man einen neuen Spielmacher in der Offense hat, sind da immer viele Fragezeichen. Das ist wie ein neuer Chef in der Firma. Da ist vorher alles gut gelaufen, aber der Neue kann es trotzdem noch an die Wand fahren, auch wenn er einen guten Ruf hat. Trotzdem war ich nicht überrascht, dass wir jetzt eine gute Saison haben.
NFL: Die längste Siegesserie jedes Teams - Detroit Lions fehlen noch zwölf
Die längsten Siegesserien aller NFL-Teams
Die Detroit Lions haben durch den 34:31-Erfolg gegen die Green Bay Packers den elften Sieg in Folge gefeiert und damit einen Franchise-Rekord aufgestellt. Die meisten Franchises in der NFL haben aber noch eine deutlich längere Siegesserie vorzuweisen. ran zeigt die längsten Siegesserien aller Teams. (Quelle: ESPN, champsorchumps.us/Stand: 6. Dezember 2024)
ran: Welchen Anteil hat Russell Wilson an der ganzen Entwicklung?
Welschof: Er hat einen sehr großen Anteil. Man merkt, dass er das volle Vertrauen der Spieler genießt, auch weil er sportlich abliefert. Er spielt seine ganze Erfahrung aus, sein ganzes Können. Die Jungs hören zu, wenn er etwas sagt. Er ist der unumstrittene Anführer.
ran: Was macht die Steelers noch so gefährlich?
Welschof: Viel liegt an Coach Tomlin, er hat ebenfalls einen sehr großen Anteil an der aktuellen Situation. Es gab unter ihm bei den Steelers noch nie eine negative Saison.
ran: Was ist sein "Erfolgsgeheimnis"?
Welschof: Es ist zum Beispiel seine Mentalität, wie er die Spieler auf die Partien vorbereitet. Er weiß, wie man die Jungs kitzelt, er hat das richtige Gespür dafür. Er baut dann auch mal Druck auf, wenn er für nötig hält. Wie bei Nick Herbig, dem er zuletzt gesagt hat, dass er gegen die Bengals liefern muss, dass er auf ihn ganz besonders setzt. Dass er schauen muss, einen Sack zu bekommen. Und Herbig hat im Spiel mit einem Strip Sack darauf geantwortet.
ran: Und beim Team ist es die richtige Balance, die gefunden wurde?
Welschof: Ja. Es gibt jüngere Leistungsträger wie George Pickens, aber auch ältere wie Wilson, T.J. Watt oder Cam Heyward. Es ist ein guter Mix aus Routiniers und Youngstern. Die Erfahrung hatte ich auf dem College gemacht: Wenn man nicht genau weiß, wer der Leader ist, auf wen man hören kann und soll, ist das nicht gut. Die Mischung bei uns ist genau richtig.
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Das macht die Pittsburgh Steelers so gefährlich
ran: Die Steelers belegen vor Week 14 mit 9-3 Platz eins in der starken AFC North. Wie ist denn die Stimmung gerade? Ist es euphorisiert oder dann doch sehr professionell?
Welschof: Schon eher professionell. Grundsätzlich ist die Stimmung ein bisschen besser, wenn man gewinnt. Aber es ist nicht so, dass es ausgelassen zugeht und jeder einen Witz erzählt oder rumalbert im Workout, weil es gerade so gut läuft. Coach Tomlin sagt sowieso immer: Der Standard ist der Standard. Er hat also einen bestimmten Standard, den er immer beibehalten will. Das wäre auch so, wenn der Record negativ wäre. Und bei seinem Erfolg ist es logisch, dass er diese Art beibehält.
ran: Wo sehen Sie die Steelers in der Gesamtgemengelage mit Teams wie den Detroit Lions, Kansas City Chiefs, Philadelphia Eagles oder Buffalo Bills? Ist der Super Bowl drin?
Welschof: Wir verdienen es, dabei zu sein, wir gehören dahin. Aber es ist in der NFL so: Erst wenn man in den Playoffs ist, gilt es. Und dann müssen im Idealfall auch alle Spieler fit sein. Und wenn es bei den Playoffs darauf ankommt, finden auch Teams, bei denen man es nicht unbedingt erwartet, einen überraschenden Switch und erreichen mehr, als man ihnen zugetraut hat. Deswegen glaube ich, dass die Steelers gute Chancen auf den Super-Bowl-Sieg haben. Denn in den Playoffs geht es um alles oder nichts. Und da sehe ich uns gut aufgestellt.
ran: Was muss denn noch dringend besser werden, damit es einen tiefen Playoff-Lauf gibt?
Welschof: Wir hatten zuletzt zu viele unnötige Penalties, die man vermeiden kann und muss. Denn in den Playoffs kommt es auf jedes einzelne Yard an. Und Fehler werden nicht verziehen. Deshalb müssen Offense, Defense und Special Teams die absolute Top-Performance zeigen. Aber erstmal müssen wir die Postseason klarmachen.
ran: Am Wochenende sind die Cleveland Browns der Gegner, die erste Partie zuletzt ging verloren. Wie speziell ist so ein Spiel? Merkt man es, dass jetzt ein Rivale kommt?
Welschof: Das merkt man in den Meetings, auch zuletzt bei den Bengals. Der Aspekt des Division-Gegners wird sehr oft erwähnt. Es kommt bei den Spielern an, dass es ein spezielles Spiel ist. Und vor allem zu Hause will man da nicht nochmal verlieren.