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Roadtrip und Amateur-Video

NFL-Kolumne von Markus Kuhn: So kam ich zum American Football

  • Aktualisiert: 14.01.2016
  • 16:50 Uhr
  • ran.de / Markus Kuhn
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Giants-Star Markus Kuhn verrät in seiner ran.de-Kolumne, wie er den Weg zum Football fand und warum ein Roadtrip mit seinem Vater eine große Karriere ebnete!

Hi Football-Fans,

nachdem ich ja letzte Woche ziemlich große Töne gespuckt habe, was den Sieg gegen die Dallas Cowboys betrifft, schreibe ich Euch diesmal mit großer Erleichterung, dass wir es wirklich gepackt haben. Klar hat mir der Gedanke, dass meine Mutter als Glücksbringer im Publikum sitzt, wahnsinnig geholfen, aber letzten Endes - nichts gegen meine Mutter - ist es ja mit Daumen drücken dann doch nicht getan. Was war das schon wieder für ein Spiel! Ich bin diese Woche wirklich besonders kaputt gewesen und wir alle haben den Kampf gegen dieses Team als besonders hart und brutal empfunden. Umso besser, dass sich die Schmerzen gelohnt haben und wir als Sieger vom Feld gehen konnten. Dadurch sind wir auch weiterhin führend in unserer Division - und das heißt es jetzt kräftig auszubauen. 

Ich freue mich wahnsinnig, dass ich meinen persönlichen Beitrag zum Mannschaftserfolg leisten konnte. Diesmal mit einem ganz persönlichen Meet & Greet mit Matt Cassel, dem Quarterback der Cowboys. Im vierten Quarter hab ich ihn gesackt, also zu Boden geworfen, als er im Ballbesitz war und habe dadurch das ausgeführt, was Coach Tom Coughlin uns mitgegeben hat: Matt Cassel von Anfang an unter Druck zu setzen und ihn so oft wie möglich umzunieten.

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Football-Fieber im USA-Urlaub

Viele von euch haben sich in den vergangenen Wochen gefragt, wie es eigentlich dazu kam, dass ich als Deutscher in der NFL gelandet bin. Manchmal kann ich es selbst noch kaum glauben, das ich es wirklich so weit geschafft habe. Ich kann euch aber sagen, es war ein weiter und harter Weg, den ich hoffentlich noch eine Weile gehen darf.

Angefangen hat alles mit etwa 14 Jahren in einem Familienurlaub in den USA. Ich war natürlich schon immer sportlich und habe von Fußball über Leichtathletik, Basketball, Tennis, Snowboarden und Klettern wirklich wahnsinnig viel ausprobiert. Das hat auch alles wirklich Spaß gemacht, aber richtig umgehauen hat mich am Ende doch nichts. In Florida habe ich dann zufällig ein paar Jungs Football spielen sehen und fand das gleich mega spannend.

Zu Hause angekommen habe ich mich dann nach einem Verein erkundigt, die Weinheim Longhorns entdeckt und bin dann da einfach mal zum Training gegangen. Und habe recht schnell festgestellt - das ist es! Mir hat gleich die Kombination aus Teamgeist, Strategie (obwohl mir damals nicht im entferntesten bewusst war, wie strategisch Football wirklich ist) und diesem ja teilweise recht brutalen Körperkontakt gefallen. Endlich konnte ich mich richtig auspowern und dabei auch noch Spaß mit einem coolen Team haben.

Man sagt ja immer, man ist gut in dem was einem Spaß macht. Das hat sich bei mir recht schnell gezeigt, so dass irgendwann eine Einladung zu einem Trainingscamp der NFL Europe ins Haus flatterte. Die testen einen dann mal komplett durch und es kann sein, dass man es so in ein NFL-Europe-Team oder mit ganz viel Glück sogar zu einem Probetraining bei einem NFL-Team schafft. Da hatte ich aber schon den Entschluss gefasst, erstmal mein Abi zu machen und es vielleicht doch mal direkt in den USA an einem College zu probieren.

Dort ist es einfach der Wahnsinn wie Sportler gefördert werden. Wer wirklich gut ist und in das jeweilige College-Team passt, kann ein Stipendium ergattern und somit einen Uni-Abschluss machen, der komplett bezahlt wird. In Amerika studieren und sonst den ganzen Tag Football spielen - und das auf einem völlig neuen Level: Das war genau das, was ich unbedingt machen wollte.

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Roadtrip mit dem Vater

Aber wie kommt man da als Deutscher ran? Wir haben uns da - im Nachhinein betrachtet - für einen echt naiven Weg entschieden, der sich ja dann zum Glück gelohnt hat. Heißt, ich habe mir meinen Vater geschnappt, der hat mich beim Training oder spielen gefilmt, daraus haben wir dann ein recht amateurhaftes Video geschnitten und sind mit großer Vorfreude zu einer Männertour an die Ostküste aufgebrochen.

14 Tage Roadtrip ab Washington mit mehreren Colleges im Visier und dem Ziel, mit einem Stipendiumsvertrag nach Hause zu kommen. Im Nachhinein lachen wir uns echt immer wieder tot wenn wir daran denken, wie wir da an die College Türen geklopft haben: "Hallo wir sind aus Deutschland, ich kann Football Spielen und hier ist unser Video".

Zum Glück sind die Amerikaner ja generell sehr nett, fanden unsere Story lustig und haben dann erkannt, dass auch wir Deutschen Football mäßig was drauf haben können. Die North Carolina State University hat mir dann wirklich ein Stipendium angeboten und so bin ich dann mit zwei Koffern und nach einer wirklich komplett verrückten Abschiedsparty, kurze Zeit später von meinem Viernheimer Zuhause nach Raleigh gezogen. Einerseits habe ich mich natürlich wahnsinnig gefreut und alles hat sich angefühlt wie in einem Film, andererseits war es auch ziemlich krass, von heute auf morgen in die USA auszuwandern und meine Familie und Freunde zurück zu lassen.

Damals hat ja wirklich noch niemand ahnen können, wo diese Reise am Ende hinführt! Wie ich die College-Zeit erlebt habe und es dann letztendlich zu den Giants geschafft habe, erzähle ich euch nächste Woche. Jetzt ist nämlich Schluss damit, in der Vergangenheit zu schwelgen, der nächste Gegner wartet schon: die New Orleans Saints wollen wir natürlich auch wieder vom Feld fegen und ich hoffe, ich kann euch nächste Woche einen Sieg verkünden.

Bis dahin heißt es für euch

Daumen drücken, den Spieltag genießen und uns beim Kämpfen zuschauen.

Viele Grüße, 

Euer Markus

Die Kolumnen von Markus Kuhn zum Nachlesen:

Kolumne 1:   "Bin bereit, Vollgas zu geben!"

Kolumne 2:   "Als ob mir einer das Herz rausreißt"

Kolumne 3:   "So läuft der Tag als NFL-Profi ab"

Kolumne 4:   "So läuft ein Spieltag als NFL-Profi ab"

Kolumne 5:   "Esse seit zwei Jahren kein Fleisch mehr"

Kolumne 6:   "Der Sieg gegen die Dallas Cowboys ist so gut wie geritzt"

Kolumne 7:   "So kam ich zum American Football"

Kolumne 8:   "So kam ich in die NFL"

Kolumne 9:   "So können wir die Patriots schlagen"

Kolumne 10:   "Der Kampf um die Playoffs"

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Kolumne 13:  "Irgendwie soll es dieses Jahr nicht sein" 

Kolumne 14:  "Ab jetzt geht es für uns um unsere Jobs"