Defensivstütze bricht weg
NFL: Nach Sneed-Abgang - Müssen die Chiefs bei den Cornerbacks nachlegen?
- Aktualisiert: 24.03.2024
- 19:05 Uhr
- Florian Puth
Mit L'Jarius Sneed verlieren die Kansas City Chiefs eine defensive Stütze. Sorgt das für Handlungsbedarf auf der Cornerback-Position? Dieser könnte sich als schwierig erweisen. ran gibt einen Überblick.
Von Florian Puth
Vergangene Saison zeigte die Defensivabteilung der Kansas City Chiefs eine herausragende Leistung. Am Ende stellt der amtierende Super-Bowl-Champion die zweitbeste Defensive der Liga. Lediglich 36 Touchdowns ließ das Team unter Defensive Coordinator Steve Spagnuolo zu.
Nur die Baltimore Ravens (26) und die San Francisco 49er (31) erlaubten den Gegnern weniger Endzonen-Besuche.
Betrachtet man nur die Passing Defense, schaffen es die Chiefs auf Platz vier. 19 der 36 Touchdowns gegen die Chiefs wurden erworfen. Im Schnitt ließ die Mannschaft 176,5 Passing Yards pro Spiel zu. Der viertbeste Wert der Liga.
Einen großen Anteil daran hatte wohl Star-Cornerback L'Jarius Sneed. Ganze 14 Passversuche wehrte er ab, zwei Bälle konnte er direkt abfangen. Hinzu kommen 70 Tackles. Als Nummer-eins-Cornerback im Depth Chart hatte es Sneed regelmäßig mit den gegnerischen Top-Receivern zu tun.
Das Wichtigste in Kürze
Mit 4,7 zugelassenen Yards pro Versuch führt Sneed sogar die Liga an, wenn nur die Spieler berücksichtigt werden, die mindestens 75 Versuche zu verteidigen hatten. Kommende Saison müssen die Chiefs auf diese Stütze verzichten. Laut NFL-Insider Adam Schefter wechselt Sneed per Trade zu den Tennessee Titans.
Die Chiefs müssen sich also neu aufstellen. Oder etwa doch nicht? Seit 2020 spielte Sneed für "KC". Bereits im Draft 2022 bereitete sich die Franchise auf einen möglichen Abgang des 27-Jährigen vor. In der ersten Runde wurde Cornerback Trent McDuffie gedraftet.
Vorbereitungen für Sneed-Abgang begannen früh
In seinen ersten beiden Spielzeiten in Kansas City verbuchte der 23-Jährige bereits 124 Tackles, vier Sacks, sechs forcierte Fumbles und 14 abgewehrte Bälle. Vergangene Saison schaffte er es sogar ins All-Pro Team. Neben Sneed festigte McDuffie seinen Platz in der Defense und zeigt sich nun bereit, der neue Nummer-eins-Cornerback bei den Chiefs zu werden.
Nach McDuffie holte die Franchise 2022 drei weitere Cornerbacks. Insgesamt stehen Spagnuolo acht nominelle CBs zur Verfügung. Jetzt liegt es an den Backups, den nächsten Schritt zu gehen.
Gerade Jaylen Watson ließ Richtung Ende der Saison gute Ansätze durchblicken. Gleiches gilt für Joshua Williams. Bereits bei 675 Snaps stand der ehemalige Viertrundenpick von 2022 für die Chiefs auf dem Feld. Das Team von Besitzer Clark Hunt hat es geschafft, sich frühzeitig eine junge und talentierte Secondary aufzubauen. Der Sneed-Abgang könnte somit schnell aufgefangen werden.
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Chiefs mit wenig finanziellem Spielraum
Sollten die Verantwortlichen dennoch Handlungsbedarf sehen, bieten sich den Chiefs einige namhafte Optionen. Fraglich bleibt jedoch, wie groß der finanzielle Spielraum für potenzielle Verpflichtungen ist. Mit der Verlängerung von Defensive Tackle Chris Jones , der für fünf Jahre und 158,75 Millionen US-Dollar unterschrieb, schlossen die Chiefs in dieser Offseason bereits einen Mega-Vertrag ab.
Zusätzlich muss die Franchise weiterhin den Monster-Vertrag von Star-Quarterback Patrick Mahomes bezahlen. Dieser beinhaltet über insgesamt zehn Jahre ein Volumen von 450 Millionen US-Dollar. Das meiste Geld liegt in den hinteren Vertragsjahren. Dennoch blockiert Mahomes in diesem Jahr knapp 37 Millionen US-Dollar im Cap Space.
Laut "spotrac" können die Chiefs aktuell noch etwa 16,7 Millionen US-Dollar ausgeben, ohne den vorgeschriebenen Cap Space zu überschreiten.
Namhafte Optionen in der Free Agency
Jedoch gilt zu beachten, dass Ende April der Draft 2024 ansteht, für den die Teams finanzielle Mittel einplanen müssen. Viel Geld für weitere Spieler dürften die Chiefs also nicht haben.
Schließlich wollen auch die gedrafteten Spieler bezahlt werden. Somit wird der finanzielle Spielraum weiter schwinden.
Aber welche Top-Cornerbacks wären überhaupt verfügbar?
Xavien Howard
Eine der prominentesten Optionen dürfte Xavien Howard sein. Der viermalige Pro Bowler wurde 2016 von den Miami Dolphins gedraftet und mit dem Ablauf der vergangenen Saison entlassen. In seinen acht Jahren in der NFL zeigte der 30-Jährige beachtliche Leistungen. Ganze 29 Interceptions und 95 abgewehrte Pässe in 100 Karrierespielen sprechen eine eindeutige Sprache.
Das Problem: In seinem letzten Vertragsjahr verdiente Howard bei den Dolphins satte 15,4 Millionen US-Dollar Grundgehalt. Insgesamt umfasste der 2019 abgeschlossene Deal 75,25 Millionen US-Dollar. Eine Howard-Verpflichtung dürfte also nicht gerade billig sein.
Das Gute für die Chiefs: Im "OGs Podcast" ließ Howard vor der Free Agency durchblicken, dass er freiwillig auf Geld verzichten würde. "Ich würde lieber eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen, um zu einem Team zu gehen, das in den Playoffs weiterkommt", so Howard. Diese Perspektive können ihm die Chiefs bieten.
J.C. Jackson
Auch J.C. Jackson ist auf dem Markt. Der 28-Jährige trug vier Jahre das Trikot der New England Patriots. Anschließend folgte ein riesiges Missverständnis mit den Los Angeles Chargers, die Jackson 2022 für satte 82,5 Millionen US-Dollar verpflichteten. Nach zwei Jahren in LA folgte die Rückkehr nach New England. Mit der abgelaufenen Saison dann die Entlassung.
Jackson kam 2018 als Undrafted Free Agent in die Liga. Seitdem erreichte er einmal den Pro Bowl, verzeichnete 191 Tackles, 26 Interceptions und 64 abgewehrte Bälle. Zu welchem Preis er zu haben wäre, ist unklar.
Stephon Gilmore
Auch Stephon Gilmore spielte lange bei den Patriots. Mit dem Team gewann er 2019 den Super Bowl. In derselben Saison führte Gilmore die Liga mit sechs Interceptions an. In seiner ganzen Karriere kommt der sechsmalige Pro Bowler bisher auf 31 abgefangene Pässe.
Gilmore begann seine Karriere bei den Buffalo Bills. Anschließend ging er nach New England, ehe Stationen bei den Carolina Panthers und zuletzt bei den Dallas Cowboys folgten. Dort verdiente er vergangene Saison ein Grundgehalt von knapp acht Millionen US-Dollar.
Patrick Peterson
Veteran Patrick Peterson wäre ebenfalls eine Option. Bereits zwölf Spielzeiten absolvierte der 33-Jährige in der NFL. Dabei brachte er es bisher auf 36 Interceptions, 122 abgewehrte Pässe und über 650 Tackles. Zuletzt spielte der achtmalige Pro Bowler für die Pittsburgh Steelers.
Sicherlich steckt in Peterson noch immer viel Qualität. Für Platz eins im Depth Chart dürfte es für den ehemaligen Erstrundenpick mittlerweile jedoch nicht mehr ganz reichen. Einen solchen Cornerback suchen die Chiefs allerdings auch nicht.
Bei den Steelers wurde Peterson mit einem Zweijahresvertrag über 14 Millionen US-Dollar ausgestattet. Ganz billig dürfte also auch er nicht werden.
Zehn Deals haben die Chiefs schon eingetütet
In der laufenden Offseason verbuchten die Chiefs bereits zehn Signings. Darunter die Vertragsverlängerungen von Jones, Linebacker Drue Tranquill und Defensive Tackle Derrick Nnadi. Hinzu kommt die Verpflichtung von Wide Receiver Marquise Brown.
Ob weitere Deals hinzukommen, bleibt abzuwarten. Auf der Cornerback-Position werden vorerst aber wohl keine weiteren Deals zu erwarten sein.