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NFL: Seattle Seahawks mit Sam Darnold haben alles für den großen Wurf in Richtung Super Bowl
- Veröffentlicht: 15.11.2025
- 15:18 Uhr
- Marcus Giebel
Sam Darnold macht bei den Seattle Seahawks dort weiter, wo er im Trikot der Minnesota Vikings aufgehört hat. Das Verständnis zwischen dem Quarterback und Jaxon Smith-Njigba dürfte die Gegner beunruhigen. Und auch die Defense ist Woche für Woche auf Betriebstemperatur.
Wie schnell es bei den Seattle Seahawks gehen kann, bekamen zuletzt die Arizona Cardinals am eigenen Leib zu spüren.
Nach sechs kurzen Plays standen Sam Darnold und seine Offense noch 43 Yards von der Endzone entfernt. Dann feuerte der Quarterback einen tiefen Ball passgenau in die Arme von Jaxon Smith-Njigba und der erste Touchdown des Tages war perfekt.
"Ein unglaublicher Wurf", staunte Teamkollege Cooper Kupp, der später auch noch einen 67-Yards-Pass aufgelegt bekam. Doch Darnold sei eben in der Lage, diese Anspiele über das halbe Feld oder noch weiter anzubringen. "Und das macht er schon seine ganze Karriere über", lobt der Star-Receiver: "Es ist Teil seines Spiels."
Weshalb die Seahawks im Herbst 2025 wie ein echter Contender aussehen. Dabei gab es vor der Saison nicht wenige Experten, die abwinkten, als die "Hawks" ihren Starter Geno Smith zu den Las Vegas Raiders schickten und Darnold mit einem Dreijahresvertrag über 100,5 Millionen US-Dollar ausstatteten.
So würde es nicht für den großen Wurf reichen, wurde geunkt. Auch wenn der 28-Jährige eben wie kaum ein anderer Signal Caller für perfekt getimte Deep Balls steht.
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Seattle Seahawks als Contender: Darnold knüpft an Vikings-Saison an
Wirklich auffällig wurde das jedoch erst 2024 bei den Minnesota Vikings, als er mit 62 die meisten Completions aller Quarterbacks über 20 Yards anbrachte. Mit zehn Pässen überbrückte der dritte Pick des Draft 2018 sogar mehr als 40 Yards – auch das war ein Top-10-Wert.
In der öffentlichen Wahrnehmung wurden diese Zahlen allerdings fast ausschließlich auf die besonderen Umstände und den herausragenden Job von Head Coach Kevin O’Connell geschoben. Der Eindruck erweckt, Darnold sei lediglich zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, um sich für einen großen Vertrag in Position bringen zu können. Dass Minnesota auf den lange verletzten J.J. McCarthy baute und den vermeintlichen Bridge Quarterback ziehen ließ, schien diese These zu unterstreichen.
Längst aber zeigt sich: Darnold, der bei den New York Jets und bei den Carolina Panthers deutlich unter Wert verkauft wurde, funktioniert auch ohne den QB-Flüsterer an der Seitenlinie. Denn in Seattle hat mit Mike MacDonald ein Defensiv-Experte das Sagen.
Bereits in seinem zweiten Jahr als Head Coach hat der eine der besten Defenses der Liga geformt. Aktuell haben nur die Houston Texans (150), die Los Angeles Rams (153) und die Kansas City Chiefs (159) weniger Punkte zugelassen als die Seahawks (172).
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Prunkstück ist die Rushing Defense, die in der Offseason mit DeMarcus Lawrence verstärkt wurde. Beim jüngsten 44:22 über die Cardinals trug der Defensive End gleich zwei Fumble Recoveries in die Endzone. Nur die Texans (813) lassen weniger Rushing Yards zu als Seattle (816), nur die Denver Broncos und die Cleveland Browns (je 3,6) weniger Yards pro Lauf, bei den Seahawks sind es 3,7.
Und auch die Secondary macht ihren Job: Zehn Yards pro Reception sind der drittbeste Wert nach den hier in einer eigenen Liga agierenden Green Bay Packers (neun) und den Chiefs (9,9). Die legendäre "Legion of Boom" lässt also grüßen.
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Seattle Seahawks auf dem Weg zum Super Bowl? "JSN" wie einst Calvin Johnson
Auf der anderen Seite des Balles scheinen sich Darnold und Smith-Njigba gesucht und gefunden zu haben. Schon nach neun Spielen steht "JSN" – dank so formidabler Pässe wie gegen Arizona – bei 1041 Receiving Yards.
Den Franchise-Rekord von sechs 100-Yards-Spielen in einer Saison hat er bereits eingestellt. Sein aktueller Schnitt beträgt sagenhafte 115,6 Yards – hält der 23-Jährige diesen, würde er den NFL-Rekord von Calvin Johnson von 1964 Receiving Yards knapp überbieten.
Herausragend ist vor allem das Zusammenspiel bei den gaaaaaanz langen Ballen. Smith-Njigba bekam bereits sechs Pässe über mehr als 40 Yards von Darnold serviert. Niemand sonst fing mehr als drei Bälle über diese Distanz. Insgesamt brachte der Quarterback sogar schon neun solcher Pässe an – Topwert der Liga.
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"Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie er das macht, aber er ist ein Wettkämpfer", lobte Darnolds Lieblingsanspielstation nach dem jüngsten Touchdown-Zusammenspiel: "Und er greift nach den Sternen." Was für die gesamte Franchise gilt.
Doch nicht nur das offenbar blinde Verständnis zwischen Quarterback und Nummer-eins-Receiver macht die Seahawks-Offense so gefährlich. In jedem Segment des Feldes. Da auch die Defense Woche für Woche groß aufspielt und zupackt – nur zwei Mal wurden mehr als 20 Punkte zugelassen –, wirken die Auftritte des Macdonald-Teams bereits in der ersten Saisonhälfte auffallend rund.
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Seattle Seahawks vor großem Wurf: Rams-Spiel als Playoff-Vorgeschmack
Einzig das eigene Rushing Game offenbart noch Luft nach oben. Doch das scheint bei immerhin auch schon elf erlaufenen Touchdowns wie Jammern auf hohem Niveau. Die Zutaten für einen tiefen Playoff-Run scheinen vorhanden.
Einen ersten Vorgeschmack könnte Week 11 liefern, denn das Division-Duell bei den Rams (Sonntag ab 22:05 Uhr im Liveticker) steht bevor. Beide Teams haben sieben ihrer ersten neun Spiele gewonnen und nahmen ihre Gegner in den vergangenen Wochen regelrecht auseinander. Die Kalifornier können mit Matthew Stafford auf den aktuell besten Quarterback der Liga bauen, im ran-QB-Ranking folgt hinter dem Routinier aber direkt Darnold auf Platz zwei.
Klar ist schon vor dem Kickoff des Spitzenspiels der NFC West und der gesamten NFL, dass mit den Seahawks zu rechnen ist. Denn dieses Team hat alles, was ein Super-Bowl-Anwärter braucht. Und holt vielleicht schon in dieser Saison aus zum großen Wurf. Den aktuell niemand so zuverlässig trifft wie Darnold.