NFL
Pittsburgh Steelers: Ben Roethlisberger unterstellt New England Patriots Betrug durch "Spygate"
- Aktualisiert: 27.09.2023
- 21:14 Uhr
- Daniel Kugler
Die "Spygate"-Affäre um die Patriots erhält neuen Schwung durch Vorwürfe von Ex-Steelers-Spielern über Betrug in AFC-Titelspielen.
von Daniel Kugler
Die Kontroverse um die New England Patriots und ihre Vorteile durch die "Spygate-Affäre" Anfang der 2000er Jahre bleibt auch Jahre später immer noch ein Reizthema.
Mehrere prominente Mitglieder der Pittsburgh Steelers aus dieser Zeit sind weiterhin der Meinung, dass das Ausspionieren für die Patriots eine wichtige Rolle für den Ausgang von zwei AFC-Titelspielen gespielt habe.
"Wenn du nicht zwei Interceptions geworfen hättest, hätten wir im Super Bowl gestanden", erinnerte sich Hall of Fame-Running Back Jerome Bettis bei seinem Auftritt im Podcast "Footbahlin With Ben Roethlisberger" an die Niederlage im AFC Championship Game der Saison 2004 gegen New England.
"Um fair zu sein, die Patriots haben betrogen", erwiderte Ex-Quarterback Roethlisberger. "Sicher haben sie das", sagte Bettis. "Das steht für mich gar nicht zur Debatte."
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Spygate: Patriots kannten wohl Steelers-Signale in Title Game 2004
Bettis führte auch ein konkretes Beispiel für seine Behauptung an. Der Betrug ereignete sich demnach bei einem entscheidenden Spielzug bei Fourth and One für Pittsburgh bei einer 3:0-Führung der Patriots in der Mitte des ersten Viertels. Nach dem dritten Down nahmen die Patriots eine Auszeit, nachdem sie die Handzeichen der Steelers von der Seitenlinie aus erkannt haben sollen, die laut Bettis einen Counter Run anzeigten.
Nachdem das Timeout gecalled wurde, bemerkte Bettis, dass Nose Tackle Ted Washington zur Seitenlinie der Patriots zurücklief, was ihn in seiner Annahme bestärkte. "Wer geht normalerweise bei einer Auszeit an die Seitenlinie? Die Defensive Tackles, richtig? Sie sagten aber Nose Guard Washington, er müsse an die Seitenlinie gehen", führte der 51-Jährige aus.
"Ein großer, 400 Pfund schwerer Kerl will nicht an die Seitenlinie und den ganzen Weg zurücklaufen. Was will er denn dort? Sie schreien ihn an und zwingen ihn, an die Seitenlinie zu gehen und zurückzukommen", betonte Bettis.
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"Dann führen wir den Spielzug aus, Washington springt in die Lücke und sie stoppen uns beim vierten Down. Das war ein entscheidender Spielzug in der Partie. Sie hatten unsere Zeichen erkannt und haben eine Auszeit genommen, um sich auf diesen Spielzug vorzubereiten, weil sie wussten, dass er kommen würde. Das steht für mich außer Frage", führte der sechsmalige Pro Bowler weiter aus.
"Ich erinnere mich noch genau, wie ich dachte: 'Warum geht dieser große Kerl an die Seitenlinie? Aber ich bin nicht böse darüber", so Bettis weiter.
Durch den kontroversen "Read" stoppten die Patriots den Spielzug und nutzten den Turnover on Downs, um einen Spielzug später durch einen 60-Yard-Pass von Tom Brady auf Deion Branch selbst zu punkten. Die Steelers verloren daraufhin den Anschluss und die Pats-Führung wuchs zwischenzeitlich auf 24:3 an. Pittsburgh scheiterte in der Folge mit einem Comeback-Versuch, New England gewann mit 41:27 und verteidigte seinen Titel schließlich mit einem 24:21 über die Philadelphia Eagles in Super Bowl XXXIX.
Ex-Steelers-Coach nutzt Spygate nicht als Ausrede
Ein Bericht von "ESPN" aus dem Jahr 2015 hatte enthüllt, dass handgeschriebene Diagramme der Steelers-Handzeichen aus der Saison 2001 im Hauptquartier der Patriots während der NFL-Untersuchung zu "Spygate" im Jahr 2007 entdeckt wurden, die zu massiven Strafen und dem Verlust eines Erstrunden-Draft-Picks führten.
Am Ausgang der genannten Partie änderten die Ermittlungen im Nachhinein aber nichts. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum mehrere prominente Steelers die Rechtmäßigkeit der Ergebnisse immer noch anzweifeln. Vor Bettis und Roethlisberger hatten sich etwa bereits die Ex-Steelers Joey Porter und Hines Ward zu den Auswirkungen der Patriots-Machenschaften auf besagte Spiele geäußert, die beide von New England gewonnen wurden.
Der damalige Steelers Head Coach und 2020 in die Hall of Fame aufgenommene Bill Cowher hingegen nutzt "Spygate" nicht als Entschuldigungsgrund für die Niederlage seiner Teams in besagten Spielen. "Es ist nur Betrug, wenn man erwischt wird", sagte Cowher 2021 in einem Interview mit "The Athletic". "Wie auch für jeden Spieler gilt: Wenn du jemanden festhalten willst, lass dich nicht erwischen. Wenn du erwischt wirst, hast du Unrecht, wenn nicht, hast du Recht."
Und weiter: "Ich dachte immer, wir hätten die Spiele gegen New England nie wegen Spygate verloren. Wenn er (Patriots Coach Bill Belichick, Anm. d. Red.) von den Calls erfahren hat, weil wir nicht gut genug gearbeitet haben, dass die Signale nicht nach außen dringen, dann ist das unsere Schuld, nicht seine.", betonte der heute 66-Jährige: "Denn wir sind alle immer auf der Suche nach Wettbewerbsvorteilen."
Ganz Verstummen werden die Betrugsvorwürfe um "Spygate" wohl aber auch in naher Zukunft nicht.