Chiefs-Superstar Patrick Mahomes steht vor dem Super Bowl überraschend nicht im Rampenlicht. Sein Weg zum Gesicht der NFL ist dennoch ein großes Thema.
Auf Las Vegas‘ neuem Vorzeigeprojekt "The Sphere" läuft ein Werbeclip für einen Sportartikelausrüster.
Auf der leuchtenden Außenseite des kugelförmigen Entertainment Centers wirft Patrick Mahomes seine Pässe. Größer könnte der Auftritt in Las Vegas nicht sein.
Es ist nicht die einzige Werbung. Patrick Mahomes hier, Patrick Mahomes da. Projektion auf die Außenfassade des Caesars Palace, Plakate an den Bushaltestellen.
Im Fernsehprogramm ist der Star-Quarterback in jedem zweiten Werbespot zu sehen, ob als "MVB – Most Valuable Bundler", als Gesicht einer Fastfoodkette oder als Testimonial für ein Shampoo.
Und dennoch: Bei den Medien-Terminen vor dem Super Bowl LVIII zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers bildet sich nicht etwa vor dem Superstar die größte Journalistentraube.
Mahomes steht im Schatten von Travis Kelce. Oder besser gesagt Taylor Swifts Freund.
Dem Superstar scheint die Rolle mit etwas weniger Scheinwerferlicht zu gefallen. Fragen zu Taylor Swift beantwortet er locker und mit einer humorigen Art. Und auch zu Scherzen ist er aufgelegt.
Als Mahomes beim Medien-Termin gefragt wird, ob er denn seine beste Kermit-Interpretation bringen könnte, antwortet er: "Das mache ich doch schon die ganze Zeit."
Mahomes ist in Las Vegas beim Super Bowl LVIII auf dem Weg zu "Greatness", wie es die Amerikaner so schön umschreiben. Er kann etwas erreichen, was nur vier Quarterbacks vor ihm geschafft haben: drei Mal den Super Bowl gewinnen.
Troy Aikman kommt auf drei Erfolge mit den Dallas Cowboys, Joe Montana und Terry Bradshaw auf vier mit den San Francisco 49ers bzw. Pittsburgh Steelers.
Und ganz oben thront der Noch-Greatest-of-all-Time Tom Brady mit sechs Triumphen für die New England Patriots und einem für die Tampa Bay Buccaneers.
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Brock Purdy gegen Patrick Mahomes Mahomes legte in der Regular Season zu Fuß 245 Yards mehr zurück als Purdy. Dieser erlief allerdings vier Touchdowns, Mahomes keinen einzigen. Mahomes ist und bleibt allerdings Mahomes - ein Magier, wenn es ums Improvisieren geht, mit deutlich mehr Erfahrung. Es ist Mahomes' vierter Super Bowl in fünf Jahren. Für Purdy ist es der erste.
Christian McCaffrey gegen Isiah Pacheco McCaffrey (l.) ist für die Niners-Offensive wie das Mehl für einen Bäcker - unverzichtbar. Er führt die NFL in Rushing Yards (1459) und Touchdowns (14) an und ist nicht umsonst als einziger Non-QB im MVP-Rennen. Auch im Pass-Spiel wird CMC regelmäßig eingebunden. Pacheco ist ebenfalls ein guter RB und findet Lücken, hat jedoch nicht im Ansatz den gleichen Impact im Passing Game.
George Kittle gegen Travis Kelce Sowohl Kittle (l.) als auch Kelce sind Key-Player ihrer Offense. Beide können einen enormen Einfluss auf das Spiel nehmen. Hat einer der beiden ein Break-Out-Spiel, wird es für das andere Team eng. Statistisch gesehen sind beide auf einem ähnlichen Niveau. Jedoch benötigte Kittle deutlich weniger Catches für seine Zahlen. Kelce bescheinigte Kittle bei der Opening Night, diese Saison der beste Tight End zu sein. Keine einfache Entscheidung - wir werten unentschieden.
Brandon Aiyuk gegen Rashee Rice Beide stehen als Nummer-eins-Receiver im Depth Chart ihres Teams. Beide fingen sieben Regular-Season-Touchdowns. Aiyuk (l.) fing jedoch Pässe für knapp 400 Yards mehr. Gerade seine Geschwindigkeit macht ihn enorm gefährlich. Die Defense kann ihn 99% der Zeit gut decken, lässt sie ihn einmal alleine, kann es zum Big Play kommen. Rice macht seinen Job gut, verglichen mit Aiyuk jedoch nicht gut genug.
Trent Williams gegen Donovan Smith 49ers-Tackle Williams (l.) ist eine Bank und gleichzeitig schon eine Legende. Seit Jahren beschützt er als Left Tackle die sogenannte "Blindside". Er ist der wichtigste Teil seiner O-Line. Nebenbei führt Williams auch die NFL-Liste mit den meisten gewonnenen Blocks an. Kontrahent Smith von den Chiefs landet hier auf Platz 17. Kein schlechter Wert, aber keine Chance gegen Williams.
Interior Offensive Line Die Chiefs sind in der Interior Offensive Line verdammt stark, allerdings fällt mit Guard Joe Thuney ein Schlüsselspieler aus und wird durch Nick Allegretti ersetzt. An der Seite der Stars Creed Humphrey und Trey Smith muss Allegretti abliefern, damit Magier Mahomes genug Zeit für seine Show hat. Das sollte eigentlich klappen. Die O-Line der Niners ist zwar gut, kann hier jedoch nicht mithalten.
Nick Bosa gegen George Karlaftis Sowohl Bosa (l.) als auch Karlaftis kommen mit 10,5 Sacks in den Super Bowl. In der Regular Season kann Bosa jedoch auf 23 Tackles mehr zurückblicken. Schafft es Karlaftis, den unerfahrenen Purdy konstant unter Druck zu setzen, könnte er einen größeren Einfluss aufs Spiel nehmen. Die Zahlen sprechen aber für Bosa, der Punkt geht also nach San Francisco.
Javon Hargrave gegen Chris Jones 10,5 Sacks und 13 Tackles for Loss - bei insgesamt 30 Tackles - sprechen eine klare Sprache. Chiefs-Tackle Jones (r.) hatte in der Regular Season einen riesigen Einfluss auf die Defense seines Teams. Javon Hargrave kann zwar insgesamt 14 Tackles mehr verzeichnen, jedoch weniger Sacks. Damit liegt Jones hier vorn.
Fred Warner gegen Willie Gay Jr. Warner (l.) ist einer der besten Middle Linebacker der Liga. Er steuert die 49er-Defense und trägt beeindruckende Statistiken bei: 132 Tackles, 2,5 Sacks, elf Pass Deflections und vier Interceptions. Damit hat er gegenüber Gay klar die Nase vorn. Bei KC verteilt sich die Last deutlich stärker auf alle Linebacker. Das könnte die klare Stats-NIederlage (74 Tackles weniger) erklären.
Charvarius Ward gegen L'Jarius Sneed Beide Cornerbacks werden ihr Bestes geben müssen. Auf dem Blatt liegt Ward (l.) vorn. 22 Pass Deflections (NFL-Leader ) und ganze fünf Interceptions stehen hier vor Sneeds 14 Pass Deflections und zwei Interceptions. Turnovers tun extrem weh, gerade im Super Bowl. Beweist Ward seine Ball-Hawk-Qualitäten erneut, wird es eng für KC.
Ji'Ayir Brown gegen Justin Reid 95 Tackles, drei Sacks, sieben Pass Deflections, eine Interception - die Zahlen von Reid (r.) beweisen, dass er nicht nur gegen den Ball, sondern auch im Pass Rush ein wichtiger Bestandteil der Chiefs-Defense ist. Bei den Zahlen kann Brown nicht ganz mithalten. Er lieferte 35 Tackles, null Sacks, vier Pass Deflections und zwei Interceptions.
Jake Moody gegen Harrison Butker Kicker können Spiele entscheiden. Mit Butker (r.) hat KC einen der besten seines Fachs in seinen Reihen. Eine Erfolgsquote von 94,3 Prozent bestätigt dies. Moody spielte mit 84 Prozent Erfolgsquote eine starke Rookie-Saison, hat aber das Nachsehen.
Kyle Shanahan gegen Andy Reid Zum zweiten Mal treffen sich Shanahan (l.) und Reid im Super Bowl. Beide gehören zu den besten Offensiv-Trainern. Der deutlich erfahrenere ist dabei der Chiefs-Coach, der sich in seiner 31. NFL-Coaching-Saison befindet. Dabei erreichte er vier Mal den Super Bowl und gewann zwei Mal. Der deutlich jüngere Shanahan coacht seit 15 Saisons in der NFL, stand einmal im Super Bowl und gewann noch nie.
Super-Bowl-Erfahrung Der Super Bowl 58 ist ein Re-Match des Super Bowl 54. Für die Chiefs ist es das vierte Finale binnen vier Jahren. Hinzu kommen sechs AFC Championship Games nacheinander. Die Niners halten zwei SB-Teilnahmen dagegen und verpassten nur eines der vergangenen fünf NFC Championship Games. Beide Teams kennen also wichtige Spiele. Die Chiefs konnten sich jedoch zwei Mal krönen, die Niners nicht.
Und genau dieses "Noch" ist nach Taylor Swift das Thema in Las Vegas. Wann wird Patrick Mahomes Brady ablösen?
"Für mich ist er der jüngste GOAT jemals", sagt Teamkollege Mike Pennel im Gespräch mit ran. Und der Defensive Tackle sollte es wissen. Von seinen zehn Jahren NFL hat er drei an der Seite von Aaron Rodgers verbracht. Mit den New York Jets traf er zwei Saisons in der Division auf Tom Brady.
"Pat wird für mich immer diesen Titel tragen. Ich habe ihn die komplette Saison 2019 erlebt. Die Art und Weise, wie er sich vorbereitet, wie bescheiden er ist, wie er das Spiel an sich reißt", stellt Pennel Mahomes‘ Vorzüge heraus.
Und legt nach: "Er will einfach alles gewinnen. Der Junge ist das Symbolbild für GOAT."
Teamkollege Donovan Smith, der vor seinem Wechsel zu den Chiefs als Left Tackle die Blind Side von Brady beschützte, stimmt im Gespräch mit ran in die Lobeshymne ein.
"Pat ist einfach großartig, er ist ein sehr besonderer Spieler, wie genau er mit seinen Würfen ist, wie er aus der Pocket und dem Gegner entkommen kann, wie er Spielzüge verlängern kann", erklärt der O-Liner: "Wenn Du Dir einen Quarterback zusammenstellen könntest, bringt er schon das komplette Paket mit."
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Mahomes mit schwächster Regular Season
Und dennoch schaffte es Mahomes diese Saison als zweimaliger Gewinner nicht zu einer Nominierung für die MVP-Auszeichnung. Mit seinen Zahlen 4183 Passing Yards, 27 Touchdowns und einem Passer Rating von 92,8 blieb er hinter der Konkurrenz um Dak Prescott, Josh Allen und Brock Purdy zurück.
Zu Award-Gewinner Lamar Jackson fehlten ihm vor allem die Statistiken über das Laufspiel.
Aber auch an seine bisherigen Zahlen knüpfte der 28-Jährige in dieser Spielzeit nicht an. Nur in der Super-Bowl-Saison 2019 erzielte er weniger Yards (4031) und weniger Touchdowns (26), setzte aber auch zwei Spiele mehr aus.
Das Passer Rating in jenem Jahr war mit 105,3 das zweitbeste seiner Karriere.
Die Zahlen verdeutlichen Mahomes' Problem in der Regular Season. Ihm fehlten neben Tight End Kelce Alternativen als Anspielstation.
Während 49ers-Quarterback Purdy eine Offense zur Verfügung stand, die erstmals in der Geschichte mit einem Running Back (Christian McCaffrey), einem Tight End (George Kittle) und zwei Wide Receivern (Brandon Aiyuk und Deebo Samuel) je mehr als 1000 Gesamt-Yards erzielte, schaffte es bei den Chiefs kein Passempfänger über die 1000 Yards.
Allerdings zeigt die Kurve bei Rookie Rashee Rice seit Saisonmitte und auch bei Marquez Valdes-Scantling nach schwachem Start in die Spielzeit nach oben.
Zu was die Receiver fähig sind, zeigen die Playoffs. Insbesondere in den entscheidenden Momenten.
"Es ist der Traum eines jeden Receivers, seine Pässe zu fangen", sagt Justin Watson im Gespräch mit ran über Mahomes: "Er ist der beste Quarterback der Welt. Aber er ist mehr als ein Quarterback, er ist fantastischer Leader. Mit jemandem wie ihm kannst Du durch dick und dünn gehen."
Dies hat Mahomes in der Regular Season bewiesen. Und in den Playoffs dominieren die Chiefs die AFC in den vergangenen Jahren wie Michael Jordan mit seinen Chicago Bulls in den 90ern die NBA.
Mögen Lamar Jackson und Josh Allen in der Regular Season mit Mahomes Schritt halten, scheitern sie in den Playoffs an ihm wie Charles Barkley, Patrick Ewing oder Karl Malone an MJ.
Einzig Joe Burrow gelang es einmal in fünf Jahren, Mahomes’ Dominanz zu unterbrechen. Seither strahlt wieder Mahomes im Scheinwerferlicht. Und laut den Buchmachern ist dies auch im Super Bowl wieder zu erwarten.
Es sei denn, Taylor Swift stiehlt ihm doch wieder die Show. Dann nämlich, wenn Travis Kelce ihr einen Heiratsantrag auf dem Rasen des Allegiant Stadiums macht.
Auch hier sind die Quoten bei den Buchmachern nicht die schlechtesten.