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Patrick Femerling im ran-Interview

Basketball-WM 2025: Patrick Femerling blickt auf DBB-Duell mit Luka Doncic: "Man muss ihn nerven und müde machen"

  • Veröffentlicht: 10.09.2025
  • 11:48 Uhr
  • Dominik Hager

Die deutschen Basketballer kämpfen bei der EM 2025 um den Titel. Im Viertelfinale wartet Slowenien um Luka Doncic. Im Interview mit ran verrät Ex-Nationalspieler Patrick Femerling, wie das DBB-Team den NBA-Star einbremsen kann.

Von Dominik Hager

Die deutschen Basketballer sind mit fünf Siegen durch die Vorrunde spaziert und haben auch gegen Portugal im Achtelfinale (85:58) nach einem durchwachsenen Beginn nichts anbrennen lassen.

Im Viertelfinale wartet nun jedoch mit Slowenien ein absoluter Härtetest. Im Fokus steht hierbei natürlich NBA-Star Luka Doncic, der gegen Italien mit 42 Punkten eine Gala-Performance auf das Parkett gezaubert hat.

Im Interview mit ran spricht Ex-Nationalspieler Patrick Femerling unter anderem über die Schwierigkeiten, die mit dem Duell gegen Doncic und Co. einhergehen.

Der 50-Jährige äußert sich außerdem zur mutigen Entscheidung von Bundestrainer Alex Mumbru und verdeutlicht seinen Respekt für den erkrankten deutschen Coach.

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ran: Herr Femerling, das vergangene Spiel gegen Portugal war das erste EM-Match, bei dem Deutschland zumindest drei Viertel lang Probleme hatte. Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Patrick Femerling: Bei den Kleinigkeiten. Wir können ein bisschen besser am Offensiv- und am Defensiv-Rebound arbeiten, damit man nicht die zweiten Chancen zulässt. Diese Kleinigkeiten sind eben wichtig in Do-or-Die-Spielen. Ich fand allerdings, dass die deutsche Mannschaft das defensiv über weite Strecken gut gemacht hat - auch wenn der offensive Output nicht so beständig war. Am Ende haben die Portugiesen mit 58 Punkten auch eher wenig gescort. Die Defensive der Deutschen war schon ok.

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Femerling: So muss man gegen Doncic spielen

ran: Also geht es dann mehr darum, dass die Würfe auch fallen?

Femerling: Ja, du willst natürlich treffen und merkst dann: ‘Ok, man trifft nicht und dann den nächsten Wurf wieder nicht‘. Natürlich ist das ein etwas merkwürdiges Gefühl, aber mehr für die Außenstehenden. Die Jungs hatten Vertrauen in ihre Würfe und haben das auch sehr konsequent gemacht. Es war einfach ein Tag, an dem man nicht viel trifft. Wenn du weiter intensiv spielst und weiter Druck machst, ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis die Würfe reinfallen oder etwas Gutes passiert. Ein Spiel ist traditionell selten nach fünf bis zehn oder 15 Minuten entschieden. Auf dem Niveau geht es darum, 40 Minuten durchzuziehen. Wer am Ende konzentrierter und konsequenter ist, hat dann einen Vorteil.

ran: Jetzt wartet im Viertelfinale Slowenien mit Luka Doncic. Erwarten Sie, dass die Slowenen der erste richtig harte Brocken auf dem Weg in Richtung Finale werden können?

Femerling: Auch die Litauer und Finnen waren keine leichten Gegner. Deutschland hat gegen die einfach exzellent gespielt. Slowenien ist eine super unangenehme Mannschaft, weil sie unorthodox spielen. Mit Luka Doncic haben sie einen Superstar aus der NBA, der immer scoren kann. Der ist einfach so gut, dass er immer eine Lösung findet. Im Spiel gegen Italien (42 Punkte) war es schon krass, wie er sich die Gegner zurechtgelegt und dann gemacht hat, was er wollte. Man muss ihm das Leben so schwer wie möglich machen, ihn zu vielen schlechteren Würfen zwingen und keine Fouls begehen. Er ist sehr clever darin, Fouls zu ziehen. Man muss ihn bearbeiten und in der Offense schnell spielen, damit er zurücklaufen muss und man ihn in eine Verteidigungssituation bringt, in der er physisch verteidigen muss. So kann man ihn müde machen, nerven und so wenig Rhythmus wie möglich geben. Man darf aber auch nicht die anderen Spieler vergessen, wie Muric oder Prepelic. Die wissen, wie sie sich bewegen müssen und dass Doncic ein exzellenter Passer ist. Es wird sicherlich kein leichter Gegner, weil sie viel lamentieren und diskutieren. Das ist deren Art zu spielen und das ist auch legitim.

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Teamarbeit als Schlüssel zum DBB-Erfolg

ran: Gibt es in der deutschen Defensive einen Spieler, der besonders in der Verantwortung steht, Doncic zu bremsen oder ist eher die Teamarbeit gefragt?

Femerling: Es ist auf jeden Fall Teamarbeit. Wir haben ja lange Flügel, die das machen können und große Guards - würde ich fast schon sagen - mit Franz (Wagner), Isaac (Bonga) und Tristan (Da Silva). Es gibt Leute, die Länge mitbringen und große Spieler wie Thiemann und Theis, die switchen können. Notfalls kann auch Dennis mal einen anderen ‘Look‘ geben. Du kannst es nicht alleine schaffen und musst verschiedene Leute ausprobieren, um den Druck noch mehr aufbauen zu können.

ran: In welchen Bereichen sehen Sie Deutschland im Vorteil gegenüber Slowenien?

Femerling: Wir sind eine Mannschaft, die viel Länge und Größe mitbringt und trotzdem eine hohe Geschwindigkeit. Wir haben zwei NBA-Stars und zusätzlich mit Daniel Theis und Tristan Da Silva weitere NBA-Spieler. Die Qualitätsdichte ist wesentlich höher bei uns. Aber das ist alles nur Papier, bevor es auf dem Parkett passiert. Die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass die deutschen Spieler eine Qualität haben und ein hohes Maß an Motivation und Geschlossenheit besitzen. Auch die Situation mit Alex Mumbru, der durch seine Erkrankung nur noch auf der Bank dabei ist und nicht mehr ganz vorne steht, wird eine Mannschaft, die stabil ist, nicht beunruhigen, sondern weitermachen lassen und Motivation geben.

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ran: Wie bewerten Sie den Schritt von Mumbru, der sich entschieden hat, die Verantwortung zu übertragen, und sich bis Turnierende ein Stück weit zurückziehen möchte?

Femerling: Es war eine sehr mutige, sehr harte Entscheidung - und sehr ehrlich, vor allem gegenüber sich selbst. Jeder, der mal an einer Seitenlinie stand, sich für etwas engagiert und etwas lange vorbereitet hat und dann am Ende nicht in der Form mitmachen kann, wie es geplant war, weiß, dass es eine harte Entscheidung ist. Es ist emotional und scheiße, wenn man es auf gut deutsch sagen möchte. Dass er aber diese Entscheidung trifft und noch weiter dabei ist, ist extrem wichtig, weil er ein guter Trainer ist und der Mannschaft helfen kann und wird. Er hat lediglich jetzt nicht die Kraft, die ganze Zeit da vorne zu stehen. Ich finde es mutig und stark, das muss man honorieren.

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Warum sind viele Mitfavoriten schon raus?

ran: Wir erleben bis jetzt ein Turnier der Überraschungen. Mit Spanien, Serbien und Frankreich sind drei Mitfavoriten früh ausgeschieden. Welches der verbliebenen Teams sehen sie am stärksten?

Femerling: Die Griechen spielen defensiv sehr solide und einen guten Ball. Die Türken haben noch einen richtigen Schritt gemacht seit der Vorbereitung. Das ist eine andere Mannschaft, die noch mal mehr Qualität hat und einfach sehr gut spielt. Das sieht man ganz gut auf dem Parkett mit kleinen Spielerrotationen. Sie spielen nicht mit zehn oder elf wie wir, sondern schicken weniger Spieler auf das Feld. Polen hatte niemand so richtig auf dem Zettel, aber die machen einen extrem guten Job. Die Finnen haben Serbien geschlagen, also muss man sie auch respektieren. Wir sind aktuell wahrscheinlich die klassischen Favoriten und das bringt natürlich auf der einen Seite die Gefahr, dass man stolpert, jedoch auch den Respekt, den man sich erarbeitet hat.

ran: Sind sie überrascht vom Ausscheiden der Mitfavoriten oder ist es mehr ein Zeichen, dass der Basketball in Europa in den vergangenen fünf bis zehn Jahren nochmal deutlich enger zusammengerückt ist?

Femerling: Beides. Die Franzosen waren natürlich ein bisschen dezimiert, jung und unerfahren, aber es zeigt, dass der Basketball besser wird und ganz viele Stars aus der NBA zur Nationalmannschaft kommen. Das finde ich total cool. Ich bin Basketball-Romantiker und ich mag es gerne, wenn die Besten mitspielen. Deswegen ist es natürlich ein gutes Zeichen, dass man sich nicht sicher sein kann, wer am Ende gewinnt. Wenn du einen Tag mal nicht zu 100 Prozent da bist oder eine schwache Phase hast, dann wird sich der Gegner nicht hinlegen und sagen: ‘Du gewinnst das Ding jetzt‘. Man muss da schon aufpassen und das ist ein positives Zeichen für den europäischen Basketball.

ran: Wie nehmen sie die Entwicklung in Deutschland wahr? Gehen Sie davon aus, dass die EM der ganzen Sportart noch einen Push gibt?

Femerling: Ich hoffe es. Mein Feedback ist positiv aus meinem Umfeld, was nicht ganz repräsentativ ist, weil ich mich in einem Basketball-Umfeld bewege. Das ist dennoch erstmal sehr positiv. Ich hoffe, dass es einen Push gibt und dem Thema mehr Breite verleiht.

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