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NBA-Star Daniel Theis im exklusiven Interview: "Wir spielen auf jeden Fall um die Meisterschaft mit"
- Aktualisiert: 09.03.2024
- 00:25 Uhr
- Maximilian Haupt
Daniel Theis will nach dem WM-Titel mit Deutschland nun mit den Los Angeles Clippers nach der NBA-Championship greifen. Im ran-Interview spricht der 31-Jährige vor dem Spiel gegen die Milwaukee Bucks (So., ab 20 Uhr live auf ProSieben MAXX, Joyn, ran.de und in der ran-App) über schwere Wochen in Indianapolis, seine Rolle in Kalifornien, eine mögliche Rückkehr in die Bundesliga und die Olympischen Spiele in Paris.
Das Interview führte Maximilian Haupt
Für Daniel Theis begann die aktuelle NBA-Saison bei den Indiana Pacers. Und sie verlief äußerst enttäuschend für den frischgebackenen Weltmeister. Es folgte der Wechsel zu den Los Angeles Clippers, wo der 31-Jährige nun in einem Starensemble mitmischt.
Umso mehr träumt Theis vom ganz großen Wurf: dem Titel in der stärksten Basketball-Liga der Welt. Als zweitem Deutschen nach Dirk Nowitzki. Vor dem Spitzenspiel gegen die Milwaukee Bucks (So., ab 20 Uhr live auf ProSieben MAXX, Joyn, ran.de und in der ran-App) schaut der gebürtige Niedersachse im ran-Interview zurück auf seine letzten Wochen in Indianapolis, äußert sich zu den Aussichten der Clippers, seiner Rolle in L.A., einer möglichen Rückkehr nach Deutschland, Kumpel Dennis Schröder, Giannis Antetokounmpo und zum nächsten Highlight im Nationaltrikot: Olympia 2024.
ran: Daniel Theis, seit dem Wechsel von den Indiana Pacers zu den Los Angeles Clippers ist einige Zeit vergangen. Wie fühlen Sie sich in der Stadt?
Theis: Ziemlich wohl. Davor wusste ich nicht viel über L.A. Klar, man war immer mal wieder hier im Sommer und hat ein paar Workouts gemacht. Aber das Leben hier ist schon sehr angenehm. L.A. ist so weitläufig, dass man dem Chaos ein bisschen entgehen kann. Das Wetter ist super und auch die Voraussetzungen für den Basketball sind super hier.
ran: Wie ist es, mit Stars wie Kawhi Leonard, Paul George, James Harden oder Russell Westbrook in einer Mannschaft zu spielen?
Theis: Easy. Ich meine: Das sind vier Future Hall of Famers. Jeder hat persönlich Unglaubliches erreicht in der NBA mit MVPs, Triple Double Leader, et cetera, et cetera. Und Kawhi hat Meisterschaften. Das probieren wir hier natürlich auch.
ran: Für viele Experten zählen die Clippers zu den Titelkandidaten in dieser Saison. Wie ist Ihre Einschätzung?
Theis: Definitiv. Wir haben Ende Februar leider nicht mehr ganz so gut gespielt, hatten Verletzungen hier und da. Aber im Endeffekt geht es für uns darum, dass wir in den Playoffs alle gesund sind, dass wir da fit sind und uns bis Mitte April wieder in die beste Form bringen.
Das Wichtigste in Kürze
Theis über den starken Westen und die neue Clippers-Halle
ran: Wer sind aus Ihrer Sicht die größten Konkurrenten um den Titel?
Theis: Ich denke, der Westen ist einfach so unglaublich stark. Wenn man sieht, wie zum Beispiel OKC das ganze Jahr, die ganze Saison über konstant Basketball spielt mit SGA (Shai Gilgeous-Alexander), der wahrscheinlich der MVP der Liga werden kann. Dann hast du Minnesota, die sehr konstant spielen. Du hast Denver immer dabei, die Mavs. Phoenix, uns. Also: Es sind unglaublich viele Teams.
ran: Für die Clippers ist die Saison auch deswegen besonders, weil es die letzte in einer gemeinsamen Halle mit den Lakers ist. Zuletzt wurde das neue Teamlogo enthüllt, kommende Saison sind die Heimspiele in einer neuen Arena. Wie groß ist Ihre Lust, bei so einem Projekt dabei zu sein?
Theis: Für die Clippers ist das ein Riesenschritt, unabhängig zu sein von der Crypto Arena, von den Lakers, von den Kings, die hier noch Eishockey spielen. Und wenn man sieht, was da gebaut wird mit dem Intuit Dome - die ganzen Features da drin mit der Wall, wie im Fußball, wie man das aus Europa kennt, wie eine kleine Südtribüne in Dortmund - ich glaube, da hat man einfach Bock dabei zu sein. Mit dem ganzen Rebranding mit einem neuen Logo, neue Trikots - das ist ja fast wie ein ganz neues Team, was da auf einmal wieder auftaucht. Je erfolgreicher wir das Jahr spielen, desto wahrscheinlicher ist, dass das Team relativ zusammen bleibt. Im Sport ist das einfach erfolgsabhängig.
ran: Die treibende Kraft dahinter ist Teambesitzer Steve Ballmer. Was ist er für ein Typ?
Theis: Steve Ballmer ist ein sehr, sehr cooler und netter Kerl. Ich persönlich habe ihn jetzt auch schon ein paar Mal kennengelernt, ein paar Mal getroffen, vor dem Spiel, nach dem Spiel, er ist bei jedem Heimspiel da, natürlich. Wir hatten auch schon ein paar Meetings mit ihm, wo er uns zum Beispiel über die neue Halle erzählt hat und was sein Ziel ist für die Clippers-Organisation. Ich glaube jeder, der ihn an der Seitenlinie sieht, merkt, dass es sein Herzblut ist hier. Er leidet an der Seitenlinie gefühlt genauso viel mit wie wir auf der Bank, wenn wir schlechte Spiele haben oder gute Spiele.
ran: Ihre eigene Situation derzeit, wie sehen Sie die?
Theis: Ich bin Teil von einem Team, das auf jeden Fall um die Meisterschaft mitspielt. Zuletzt gab es immer mal wieder Spiele, wo man vielleicht ein bisschen mehr spielen möchte. Aber das gehört alles dazu. Wir haben einen unglaublich tiefen Kader, wir haben ein Ziel, was wir erreichen wollen. Und da muss man halt auch seine persönlichen Agendas einfach zur Seite packen. Und wann immer ich die Chance habe, probiere ich so gut wie möglich zu spielen und dem Team dabei zu helfen, zu gewinnen. Und dann stehe ich hoffentlich umso mehr auf dem Platz, vor allem in den Playoffs.
Externer Inhalt
NBA: Nach Clippers-Rebranding - die Teamlogos im Laufe der Jahre
Theis über Ende bei Pacers: "Nicht nur rumsitzen und schmollen"
ran: Der Sommer war überragend für Sie: Mit Deutschland Weltmeister geworden, das Selbstvertrauen bei der Rückkehr hier in die USA war riesig. Und dann wird in Indiana erst mal voll die Bremse reingehauen, Sie spielen so gut wie nicht, ohne große Erklärung. Wie sind Sie damit umgegangen und wie haben Sie sich motiviert?
Theis: Das war natürlich nicht einfach. Wie erwähnt: Ich komme aus einem unglaublich guten Sommer. Gesund, in unglaublich guter Form. Wir haben erfolgreich Basketball gespielt, sind Weltmeister geworden. Ich habe gezeigt, dass ich noch auf höchstem Niveau Basketball spielen kann. Und dann kommt man in eine Vorbereitung und man hat nicht wirklich eine Chance zu spielen, es wird nicht viel kommuniziert. Meine Motivation war einfach, dass ich so fit wie möglich bleibe, dass ich weiter arbeite - und wenn sich eine Möglichkeit ergibt, mit einem Trade, mit einem Buyout, wie es zum Beispiel mit den Clippers passiert ist, dass ich da bereit bin und nicht, dass ich einfach nur rumsitze und ein bisschen schmolle. Ich wollte bereit sein, das war meine Motivation. Man hofft nicht, dass sich jemand anderes verletzt. Aber durch die Verletzung von Mason Plumlee hatte ich die Möglichkeit, zu den Clippers zu kommen. Und nach einem Training stand ich am nächsten Tag auf dem Feld und musste spielen.
ran: Inwiefern gibt es in so einer Situation Austausch mit den anderen Nationalspielern, mit den Weltmeistern? Baut man sich da gegenseitig auf?
Theis: Klar, man hat immer mal wieder Kontakt und die Jungs, vor allem, die die dann hier spielen, fragen nach, wenn man nicht spielt, was da los ist. Es gab viel Kontakt mit Dennis, ob es die Möglichkeit gibt, vielleicht zu ihm nach Toronto zu gehen, dass man zusammenspielt. Nachdem ich dann bei den Clippers gespielt habe, haben die meisten Jungs auch geschrieben, dass sie happy sind für mich, dass ich wieder auf dem Feld stehe und einfach spielen kann.
ran: Dass es mit den Raptors nichts geworden ist, da muss man aus heutiger Sicht auch sagen: Glück gehabt, oder?
Theis: Auf eine Art, ja. Dann wäre ich vielleicht jetzt noch da und Dennis in Brooklyn, ja.
ran: Wie bewerten Sie die Situation von Dennis Schröder bei den Nets?
Theis: Es ist natürlich nicht immer einfach. Er hat sich für Toronto entschieden und wollte da unbedingt hin, dann wird er in der Saison getradet und ist jetzt in Brooklyn, wo der Coach gefeuert wurde. Aber Dennis ist so ein Routinier in der NBA, dass er damit eigentlich kein Problem hat und einfach sein Ding weiter durchzieht.
Theis über Giannis: "So gut wie keiner kann ihn alleine verteidigen"
ran: Schröder hat häufiger gesagt, er möchte am Ende seiner Karriere nochmal in Braunschweig spielen. Wie stehen bei Ihnen die Chancen, dass man Sie in Deutschland nochmal professionell Basketball spielen sieht?
Theis: Bei Dennis ist die Verbindung noch ein bisschen größer mit Braunschweig, er ist Eigentümer des Teams. Vielleicht, wenn er ein gutes Angebot macht, dass wir zusammen spielen, dann kann man nichts ausschließen. Erst mal ist es mein Ziel noch einige Jahre in der NBA zu bleiben.
ran: Da geht es nun gegen die Milwaukee Bucks (Sonntag ab 20 Uhr live auf ProSieben MAXX, Joyn, ran.de und in der ran-App) und Giannis Antetokounmpo. Wie verteidigt man ihn - und geht das überhaupt?
Theis: Wenn man Milwaukee und Giannis über die letzten Jahre so ein bisschen verfolgt hat, muss man einfach sagen: Alleine kann ihn glaube ich so gut wie keiner verteidigen. Da gibt es so einige Spieler in der Liga, wo man das Eins gegen Eins einfach nicht das ganze Spiel über verteidigen kann. Er ist einer davon. Es wird eine Teamangelegenheit. Wir haben Kawhi, der glaube ich den größten Teil davon übernehmen wird, ihn zu verteidigen. Aber er ist - vor allem bei Open-Court-Transitions - einfach so unfassbar gut, dass man da viele Verteidiger hinpacken muss. Und vielleicht kann ich noch ein paar Clips von der Europameisterschaft zeigen, als wir Griechenland geschlagen haben. Da haben wir ihn gefühlt mit fünf Leuten verteidigt und alle anderen mussten ein bisschen mehr werfen.
ran: Die Olympischen Spiele in Tokio haben Sie verpasst, Paris steht vor der Tür. Inwiefern denken sie da schon dran?
Theis: Das spielt natürlich in meinen Gedanken eine Rolle. Mit Gordon Herbert bin ich im regelmäßigen Austausch über die Planung im Sommer, wann es ungefähr losgeht, dass ich so ein bisschen planen kann. Hoffentlich spiele ich eine Saison bis Mitte Juni, dass ich dann sozusagen einen nahtlosen Übergang zur Nationalmannschaft habe. Das war immer ein großes Ziel von mir, Olympia zu spielen mit Deutschland nach einer erfolgreichen Weltmeisterschaft, mit einem Weltmeister-Titel. Natürlich war das das I-Tüpfelchen oben drauf, dass wir direkt qualifiziert sind. Das freut mich unglaublich.