Anzeige
Ein Hillbilly als Star des Turniers

Basketball-WM - Gewinner und Verlierer der Vorrunde: Frankreichs Desaster und Towns' Grund zum Angeben

  • Aktualisiert: 31.08.2023
  • 14:47 Uhr
  • Ole Frerks

Die Vorrunde der WM ist Geschichte und war für einen vermeintlichen Medaillenfavoriten ein Desaster. Kobe Bryant ist dafür in gewisser Weise allgegenwärtig, und Karl-Anthony Towns hat mal wieder etwas zu erzählen. Die Gewinner und Verlierer der Vorrunde.

Von Ole Frerks

Anzeige
Anzeige

Gewinner: Karl-Anthony Towns

Karl-Anthony Towns ist kein Mann kleiner Worte. In den vergangenen Jahren betonte er regelmäßig, er sei der beste Shooting Big aller Zeiten (nicht völlig absurd, wenn man auf Dreiervolumen und Quote schaut, sonst schon eher) und fügte vor nicht allzu langer Zeit in einem Podcast hinzu, dass der Playoff-Run seiner Minnesota Timberwolves beeindruckender gewesen sei als der Championship-Run der Denver Nuggets. Und nein, diese Aussage wird auch mit dem Kontext nicht besser.

Noch warten wir auf seine Einordnung der WM-Vorrunde, nach seinem Standard zu urteilen sollte diese aber recht pompös ausfallen. Tatsächlich hat die Dominikanische Republik mit Towns alle drei Gruppenspiele gewonnen und wirkte dabei nicht nur wie ein Stolperstein. Die Chancen stehen recht gut, dass zum ersten Mal in der Verbandsgeschichte sogar das Viertelfinale drin ist.

Gruppe A war nicht die schwerste von allen, trotzdem war der Run bis dato sehr überzeugend: Zunächst der Sieg über die basketballverrückten Philippinen vor Rekordkulisse (inklusive 26 Punkten und 10 Rebounds von KAT), dann die eigentliche Überraschung gegen Italien (24, 11, 5 Assists) und zum Abschluss die Pflichtaufgabe gegen Angola, bei der Towns keinen guten Tag erwischte, aber von seinem restlichen Team (insbesondere Andres Feliz) getragen wurde.

In der Zwischenrunde wird es gegen Serbien nicht leicht, auch hier sind die Dominikaner aber nicht chancenlos und Puerto Rico begegnen sie mindestens auf Augenhöhe. Schon jetzt ist der Trip für Towns, der zuletzt vor mehr als einer Dekade für seine Nationalmannschaft gespielt hatte, ein voller Erfolg und eine Party. Aber es geht noch mehr.

Anzeige
Anzeige

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Ein Sieg in der Zwischenrunde könnte bereits für das Viertelfinale reichen. Die Welt ist nicht bereit für die Thesen, die Towns in diesem Fall aufstellen würde - in diesem Fall wäre es nur eben tatsächlich ein riesiger Erfolg.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Verlierer: Die Gastgeber-Teams

Dieser Punkt bezieht sich natürlich nicht auf die Fans, die sowohl in Manila als auch auf Okinawa überwiegend zahlreich vertreten sind und für gute Stimmung sorgen. Es ist jedoch ein bisschen schade, dass sowohl Japan (erwartungsgemäß) und die Philippinen bereits nach der Vorrunde ausgeschieden sind.

Die Japaner hatten immerhin den Sensations-Erfolg gegen Finnland, die "Gilas Pilipinas" nicht einmal das. Jordan Clarkson (24 PPG) mühte sich ab und schaffte als erster Spieler mindestens 20 Punkte und 5 Assists bei seinen ersten drei WM-Spielen, traf allerdings auch bloß 36 Prozent aus dem Feld und hatte keine konstante zweite Scoring-Option neben sich.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Spielplan der Basketball-WM 2023

  • News und Clips zur Basketball-WM 2023

  • Alle Infos zur Übertragung der Basketball-WM 2023

Schon vor dem dritten Spiel gegen Italien wurde Head Coach Vincent Reyes von den Fans ausgebuht, die sich offensichtlich auch mehr erhofft hatten. "Das war ein bisschen schräg", sagte Clarkson. Es wäre wohl eben wirklich etwas mehr drin gewesen, der Stimmung hätte es sicherlich nicht geschadet, wenn es für die beiden Gastgeber jetzt nicht mehr "nur" noch um das Olympia-Ticket gehen würde.

Anzeige

Gewinner: Austin Reaves

Das NBA-Team der Wahl auf den Philippinen sind die Lakers, nicht zuletzt aufgrund einer tiefen Verehrung für Kobe Bryant, der schon 1998 erstmals nach Manila reiste und in der Folge etliche Basketball-Camps dort abhalten sollte. Bryant inspirierte zahllose Basketballer weltweit, darunter auch Jordaniens Rondae Hollis-Jefferson, der mittlerweile so aussieht und spielt (!) wie Kobe, zur Verzückung der philippinischen Fans.

Der größte Star in Manila ist allerdings Austin Reaves, der weder Kobe noch der größte Name im aktuellen US-Team ist, aber eben ein Laker (mit dem Spitznamen "Hillbilly Kobe", zumindest laut "basketball-reference.com"). Reaves wird bei jeder Aktion bejubelt, Fans brüllen "I’m HIM!" und hypen den Guard auch neben dem Court wie einen Weltstar, der er eigentlich noch gar nicht ist. Aber es kann ja noch werden.

Anzeige

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Tatsächlich rechtfertigt Reaves den Hype auf dem Court. Gegen Jordanien hatte er weniger Impact, über die ersten beiden Spiele hatte er jedoch einen guten Case dafür, der beste US-Spieler im Turnier zu sein. Überhaupt funktionierte die Bank viel besser als die Starting Five (mit dem Wechsel von Brandon Ingram zu Josh Hart wurde darauf mittlerweile reagiert), was vor allem an ihrer Pace lag.

Reaves teilt sich viele Minuten mit Tyrese Haliburton und Neu-Center Paolo Banchero. Diese Lineups überrollen regelmäßig die Konkurrenz, schon zu sehen im Testspiel gegen Deutschland, aber auch nun gegen Griechenland oder Neuseeland. Die Bank ist der große Trumpf der Amerikaner, auch in einem Duell gegen beispielsweise Kanada wäre das der größte Unterschied.

Es wirkt teilweise, als würde durch Reaves und Haliburton die Turbo-Taste betätigt. Selbst wenn sie nicht starten, weiß Steve Kerr um ihren Wert - nur Anthony Edwards und Jalen Brunson standen bisher mehr auf dem Court als der Reserve-Backcourt. Reaves hat bisher die drittmeisten Punkte (11,7) und meisten Assists (4,3) im Team produziert und überragte vor allem gegen die Griechen.

Seine vielleicht größte Stärke: Er hat kein Zögern im Spiel, trifft umgehend eine Basketball-Entscheidung, wenn er den Ball bekommt, wirft, passt oder penetriert nahezu sofort. Dass er jede dieser drei Optionen gut beherrscht und das Spiel exzellent lesen kann, kommt hinzu. Es ist ein ziemlich komplettes Paket, erst recht im Vergleich mit Bankspielern bei der Weltmeisterschaft.

Aber auch darüber hinaus. Es bleibt schockierend, dass Reaves 2021 nicht gedraftet wurde. In den zwei Jahren seither ist er verdammt weit gekommen, noch ist kein Ende in Sicht.

Anzeige

Verlierer: Lauri Markkanen

Es war nicht das Turnier von FIBA-Lauri, der noch bei der EM 2022 so brillant aufgespielt hatte. In diesem Turnier zog er sowohl gegen FIBA-Patty (Mills) als auch FIBA-Moritz (Wagner) den Kürzeren und selbst gegen Japan war er trotz 27 Punkten nicht der beste Spieler auf dem Court (das war FIBA-Joshua (Hawkinson) mit 28 Punkten und 19 Rebounds).

19,3 Zähler waren es im Schnitt für Markkanen bei 40,8 Prozent aus dem Feld, das ist klar unter dem Niveau des Jazz-Stars. In der Folge war Finnland neben Frankreich eine der größeren Enttäuschungen des Turniers, wenngleich bei ihnen aufgrund der starken Gruppe nicht mit dem fixen Weiterkommen gerechnet wurde.

Anzeige

Gewinner: Deutschland

Über die Gründe wurde hier bereits einiges geschrieben. Aber es brauchte noch eine Entschuldigung, um diese Szene einzubauen.

Anzeige

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Gewinner: Nikola Jovic

Blicken wir stattdessen nochmal auf einen der besten jungen Spieler im bisherigen Turnier. Viel wurde bei den Serben im Vorfeld über die Absagen gesprochen, tatsächlich könnte das Team von Svetislav Pesic namhafter besetzt sein - trotzdem lief die Vorrunde richtig gut. Drei Siege, nur Kanada und die USA erzielten (etwas) mehr Punkte, der knappste Sieg (gegen Puerto Rico) wurde mit 17 Punkten Unterschied eingefahren.

Der Star des Teams ist Bogdan Bogdanovic, aber Nikola Milutinov und Nikola Jovic unterstützen ihn herausragend. Gerade der erst 20-jährige Jovic ist überragend aufgelegt, hat bisher 17 Punkte im Schnitt erzielt und 75 Prozent seiner Würfe getroffen. Brandheiß sowohl von draußen als auch in Korbnähe zeigt er das gesamte Paket, gegen Südsudan traf er jeden seiner neun Würfe.

Jovic spielte für die Miami Heat in seinem Rookie-Jahr nur 217 Minuten, zeigt aber schon den ganzen Sommer über, wie er sich verbessert hat: Der Wurf sieht wesentlich konstanter aus, er ist kräftiger geworden und ein ohnehin sehr smarter Offensivspieler. Immer wieder positioniert er sich abseits des Balles gut und scheint auch an seinem Release gearbeitet zu haben, der viel schneller aussieht.

Die Heat werden bei ihrem Youngster ganz genau hinsehen, nicht nur deshalb, weil Erik Spoelstra mit Team USA auf der selben Seite des Brackets ist wie Serbien. Miami bastelt bekanntlich auch noch an einem Trade-Paket für einen gewissen Superstar-Guard - der Durchbruch von einem ihrer Talente wird ihrer Verhandlungsposition nicht schaden.

Anzeige
Anzeige

Verlierer: Frankreich

Wie groß ist die Überraschung darüber, dass Frankreich in der Vorrunde sang- und klanglos ausgeschieden ist? Sagen wir so: Von meinen Top 10 Teams vor dem Turnier sind neun weiter, sieben davon mit perfekter Bilanz. Nur Frankreich tanzt aus der Reihe, aber sowas von. Immerhin hat es für einen Sieg gegen den Libanon gereicht, gerade so!

"Schuldige" gibt es im Nachhinein einige: Nicolas Batum regte sich über den Basketballverband Frankreichs auf, weil dieser eine Sperre gegen Thomas Heurtel verhängt hatte, der auch nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine noch in Russland sein Geld verdient. Der Verband wiederum stellte offen in Frage, ob Vincent Collet weiterhin als Trainer des Teams fungieren sollte ... und Collet stellte seine Spieler in Frage. Während einer Auszeit gegen Libanon ermahnte er Neu-Bayer Sylvain Francisco, bloß nicht auf Elie Okobo zu hören - dieser wolle eh nicht spielen.

Es passte alles gut zu dem Bild, das die Franzosen auf dem Court hinterlassen haben. In vergangenen Jahren war selbst bei mieser Offense in der Regel Verlass auf die Defense, davon war bei den Niederlagen gegen Kanada und Lettland aber wenig zu sehen.

Die Kanadier deklassierten Frankreich ohnehin (95:65), aber auch Lettland schaffte 88 Punkte und bog das Spiel trotz 12 Punkten Rückstand im vierten Viertel noch um. Frankreich hatte keinen offensiven Plan außer Hero-Ball, komische Rotationen und eben nicht die defensive Klasse, um ein heißes Team in Schach zu halten.

Frankreich kann sich glücklich schätzen, dass die nächsten Olympischen Spiele in Paris stattfinden. Verstärkung steht ja durchaus bereit: Victor Wembanyama könnte mitmachen, der Verband spricht außerdem mit Joel Embiid, der allerdings auch für Team USA auflaufen könnte. Vielleicht einigt man sich auch nochmal mit Heurtel, wenngleich der Verband dessen Sperre nach Batums Aussagen direkt (und zurecht) verteidigt hat.

So oder so wird sich der Olympia-Zweite von 2020 anders präsentieren müssen, sonst droht auch in Paris eine herbe Enttäuschung. Dieses Team ist nicht an mangelndem Talent, sondern eher an seiner Dysfunktion gescheitert.

Mehr News und Videos
1673371301
News

Exklusiv im Free TV: WM UND EM ab 2026 bei ProSiebenSat.1

  • 15.04.2025
  • 11:59 Uhr