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Darts-WM 2026: Luke Littler, Luke Humphries oder doch eine Überraschung? Die Viertelfinalisten im großen Check
- Veröffentlicht: 31.12.2025
- 17:13 Uhr
- Chris Lugert
Die Darts-WM 2026 geht ab Neujahr in ihre finale Phase. Acht Spieler sind noch übrig, aber wer hat die größten Chancen auf den Titel? ran macht den großen Check.
Von Chris Lugert
Da waren es nur noch acht. Bei der Darts-WM 2026, die erstmals überhaupt mit 128 Teilnehmern gestartet war, hat sich das Feld gelichtet. Doch es sind nicht nur die üblichen Verdächtigen, die ihrer Favoritenrolle gerecht geworden sind und im Kampf um den WM-Titel noch dabei sind.
In Krzysztof Ratajski und vor allem Überraschungsmann Justin Hood haben es auch zwei ungesetzte Spieler ins Viertelfinale geschafft, das am Neujahrstag in zwei Sessions ausgetragen wird. Von den deutschen Spielern schaffte es hingegen keiner bis ins Achtelfinale, in Runde drei schieden die letzten vier Profis aus.
Doch mit welchen Chancen gehen die acht Viertelfinalisten in die entscheidende Phase des Turniers? Wer hat die beste Form, wer kann seinen Lauf fortsetzen? Und für wen könnte im Viertelfinale Schluss ein? ran schaut sich die Spieler und Vorzeichen an.
Luke Littler: Der Topfavorit - mit einem Manko
Schon vor dem Turnier war Titelverteidiger Luke Littler der Topfavorit auf den erneuten WM-Gewinn, daran hat sich auch nach den bisherigen Auftritten nichts geändert. In seinen vier Matches gab der 18-Jährige erst zwei Sätze ab, zuletzt spielte er zweimal nacheinander einen Average von über 106 Punkten.
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Bringt Littler sein Talent ans Board, führt an ihm kein Weg vorbei. Allerdings hat er im Achtelfinale gegen Rob Cross eine wichtige Regel gebrochen, die im Darts jeder Profi kennt: Bringe nicht das Publikum gegen dich auf.
Littler reagierte extrem gereizt und emotional auf das Verhalten der Zuschauer im Alexandra Palace, die Cross deutlich favorisierten, und sorgte nach seinem Sieg mit seinem Interview für heftige Kontroversen. Er griff die Fans an und reduzierte ihre Bedeutung in fragwürdiger Weise auf ihren Anteil zum Preisgeld durch Ticketkäufe.
Schon häufiger in der Vergangenheit präsentierten sich die Fans im "Ally Pally" als nachtragend, und auch Littler sagte kurz nach seinem Interview: "Ich erwarte an Neujahr das Schlimmste."
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Im Viertelfinale trifft Littler auf Krzysztof Ratajski. Schon in diesem Duell dürfte Littler nicht mehr viel Sympathie entgegenschlagen, noch gravierender wäre es aber wohl in einem Halbfinale gegen Ryan Searle oder Jonny Clayton, die beide als Publikumslieblinge gelten.
Littler hat sich unnötigerweise einen Nebenkriegsschauplatz eröffnet. Wie er mit diesem umgehen wird, entscheidet darüber, ob er erneut Weltmeister werden kann.
ran-Prognose: Littler scheitert im Halbfinale.
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Luke Humphries: Mehr als nur "der andere Luke"
Mit deutlich weniger Nebengeräuschen marschierte bislang Luke Humphries durch das Turnier. Der Weltmeister von vor zwei Jahren musste gegen Gabriel Clemens in Runde drei einmal zittern, zeigte im Achtelfinale gegen Kevin Doets aber eine weltmeisterliche Vorstellung.
Humphries drohte in den vergangenen Monaten, zum "anderen Luke" zu werden - trotz seiner großen Erfolge stand er immer etwas im Schatten von Littler. Beim World Grand Prix und beim Grand Slam of Darts verlor er jeweils das Finale gegen den Youngster, bei der EM musste er sich Gian van Veen geschlagen geben.
Doch man kann es auch anders sehen: Humphries ist die Konstanz in Person. Von seinem Erstrunden-Aus beim World Matchplay einmal abgesehen, spielte er ein ganz starkes Jahr auf den großen Bühnen. Seine großen Höhepunkte waren die Titel beim World Masters sowie der Triumph in der Premier League.
Auf Humphries wartet jetzt im WM-Viertelfinale das Wiedersehen mit van Veen, es wird der wohl größte Prüfstein für den 30-Jährigen im bisherigen Turnierverlauf. Sein Vorteil ist die Erfahrung, die van Veen auf der WM-Bühne noch fehlt. In den knappen, wichtigen Momenten sollte er diese Karte ausspielen können.
Sollte die oben genannte Prognose eintreffen und Littler im Halbfinale ausscheiden, kommt es zwar nicht zum Traumfinale der beiden Lukes - dafür hat Humphries aber alle Chancen auf den zweiten WM-Titel auf seiner Seite.
ran-Prognose: Humphries wird Weltmeister.
Jonny Clayton: Der Glückspilz im Viertelfinale
Die Bilanz von Jonny Clayton bei der WM war in den vergangenen Jahren ziemlich ausbaufähig. Noch nie schaffte es der Waliser ins Halbfinale, zum erst zweiten Mal steht er jetzt im Viertelfinale. Und seine bisherigen Leistungen im Turnierverlauf waren alles andere als weltmeisterwürdig.
Noch kein einziges Mal knackte Clayton die Marke von 100 Punkten im Average, sowohl gegen Niels Zonneveld in der dritten Runde als auch gegen Andreas Harrysson im Achtelfinale hatte der 51-Jährige das Glück auf seiner Seite. Nicht viel fehlte, und Clayton wäre schon lange ausgeschieden.
Es passt zu den letzten Wochen des Jahres 2025, die gar nicht nach dem Geschmack von "The Ferret" verliefen. Bei vier Major-Turnieren kam Clayton in diesem Jahr ins Halbfinale, doch nach dem World Grand Prix im Oktober brach es plötzlich ab. Erstrunden-Aus bei der EM, Gruppenphase nicht überstanden beim Grand Slam of Darts, Erstrunden-Niederlage bei den Players Championship Finals.
Die Frage ist: Kann Clayton nach Silvester noch einmal den Schalter umlegen und sein Niveau nach oben schrauben? Im Viertelfinale wartet der bislang sehr starke Ryan Searle. Es fehlt die Fantasie, wie Clayton diese Partie gewoinnen soll.
ran-Prognose: Clayton scheitert im Viertelfinale.
Gian van Veen: Die Wundertüte mit enormem Potenzial
Vor diesem Jahr war der Alexandra Palace für Gian van Veen kein Ort der Liebe. Zweimal nahm der Niederländer zuvor an der WM teil, beide Male scheiterte er in seinem Auftaktmatch, im vergangenen Jahr sogar als gesetzter Spieler. Jetzt aber platzte der Knoten - und wie.
In der zweiten Runde gegen den Schotten Alan Soutar spielte der amtierende, zweimalige Juniorenweltmeister einen 108er-Average, der bislang höchste im Turnierverlauf. In der dritten Runde gegen Madars Razma und im Achtelfinale gegen Charlie Manby blieb er zwar unterhalb der 100-Punkte-Marke, doch sein Talent ist unübersehbar.
Van Veen hat sich in diesem Jahr in der Weltspitze etabliert, sein erster Major-Titel bei der EM in Dortmund war der endgültige Durchbruch. Im Finale besiegte er Luke Humphries, gegen den er auch jetzt im WM-Viertelfinale wieder ran muss.
Das große Manko beim 23-Jährigen: Es mangelt ihm an genügend Erfahrung in großen Matches. Es ist zu erwarten, dass van Veen Humphries einen engen, harten Kampf auf höchstem Niveau liefern wird. Doch ebenso dürfte es mehr Phasen beim Niederländer geben, in denen nicht viel funktioniert.
Diese machen am Ende vermutlich den Unterschied, während Humphries für seine enorme Konstanz bekannt ist. Das Halbfinale kommt für van Veen in diesem Jahr noch zu früh, doch in Zukunft wird er die Szene weiter aufmischen.
ran-Prognose: Van Veen wird Humphries alles abverlangen, aber es reicht nicht für das Halbfinale.
Gary Anderson: Der Altmeister zeigt es den Jungen
Gary Anderson ist zweimaliger Weltmeister - und hat damit so viele WM-Titel auf dem Konto wie alle anderen sieben Viertelfinalisten zusammen. Das sagt schon alles aus. "The Flying Scotsman" ist eine Legende des Sports und der letzte Mohikaner der alten Garde, die sich den Jungen in den Weg stellt.
Dass der 55-Jährige noch einmal so eine WM spielen würde, war so allerdings kaum vorherzusehen. Mehr als das Viertelfinale beim World Grand Prix war für Anderson in diesem Jahr bei den Major-Turnieren nicht drin, auch bei der WM liegen seine großen Momente schon länger zurück. Letztmals ging es vor vier Jahren bis ins Halbfinale.
Doch es scheint, als strebe Anderson noch einmal ein letztes Hurra an. Zweimal im Turnierverlauf lag sein Schnitt bei über 100 Punkten, im Achtelfinale warf er Michael van Gerwen mit einer starken Leistung aus dem Turnier. Alleine dieser Sieg war eine Kampfansage an die Konkurrenz.
Auf dem Papier wartet für Anderson jetzt das einfachste, aber vielleicht auch gefährlichste Los. Es geht gegen Justin Hood, den Shootingstar der bisherigen WM. Mehrere große Namen bissen sich an Hood die Zähne aus, Anderson aber kann seine gesamte Erfahrung ausspielen.
Der Halbfinal-Einzug dürfte für den Schotten absolut realistisch sein, danach aber ginge es in unserem Szenario gegen Luke Humphries. Und so schön die Geschichte um Anderson auch ist - da wäre dann wohl Endstation.
ran-Prognose: Anderson schafft es bis ins Halbfinale.
Ryan Searle: "Heavy Metal" nicht nur im Namen
Dass Ryan Searle durchaus zu großen Leistungen imstande ist, kommt nicht überraschend. Doch dass er bei einer WM einen derartigen Lauf hinlegen würde, hatte so wohl kaum jemand auf seiner Bingo-Karte. Zwar stand er bereits dreimal im Achtelfinale, doch jetzt wirkt er noch einmal stärker.
Gegen Martin Schindler und zuletzt gegen James Hurrell knackte er jeweils die Marke von 100 Punkten im Schnitt, als einziger der verbliebenen Viertelfinalisten musste "Heavy Metal" noch keinen Satz abgeben. Searle besiegt seine Gegner nicht einfach nur, er überrollt sie.
In dieser Form kann Searle für jeden Gegner eine Gefahr werden, ganz besonders auch für Jonny Clayton, auf den er im Viertelfinale treffen wird. Das einzige Fragezeichen bei ihm: Kann er seine Leistungen auch über die längeren Distanzen konstant abrufen? Und welche Rolle spielt der Fakt, erstmals im WM-Viertelfinale dabei zu sein?
Searle macht einen derart entspannten und gleichzeitg auch selbstbewussten Eindruck, dass in diesem Jahr tatsächlich der große Coup drin sein könnte. Gegen Clayton dürfte er aufgrund seiner bisherigen Leistungen als Favorit ins Spiel gehen, im Halbfinale würde dann Luke Littler warten.
Und hier dürfte das Publikum zum entscheidenden Faktor werden. Searle ist enorm beliebt, Littler hat reichlich Sympathien bei den Zuschauern im "Ally Pally" eingebüßt. Und so gelingt dem 38-Jährigen die große Überraschung und der Einzug ins WM-Finale. Dort aber ist Luke Humphries zu stark.
ran-Prognose: Searle spielt sich bis ins Finale, zum Titel reicht es aber nicht.
Krzysztof Ratajski: Der gefährliche Underdog
Zum zweiten Mal nach 2021 steht Krzysztof Ratajski im WM-Viertelfinale, damals nahm der Pole den Schwung mit und spielte anschließend das stärkste Jahr seiner Karriere. Langfristig konnte er sich nicht ganz oben etablieren, punktuell jedoch und sammelte er immer wieder gute Ergebnisse, vor allem auf der Pro Tour.
Im bisherigen Turnierverlauf musste Ratajski noch keinem der ganz großen Namen gegenübertreten, einen 100er-Average erreichte er noch kein einziges Mal. In seinem Teil des Turnierbaums profitierte er auch vom frühen Aus von Mitfavorit Gerwyn Price. Im Achtelfinale schlug er Max-Hopp-Bezwinger Luke Woodhouse.
Auf den "Polish Eagle" wartet im Viertelfinale die wohl schwierigste Aufgabe, er trifft auf Luke Littler. Im direkten Duell liegt Littler mit 4:0 vorne, Ratajski wartet also noch auf seinen ersten Sieg gegen den amtierenden Weltmeister. An einem guten Tag kann Ratajski vielen Gegnern gefährlich werden, Littler aber eher nicht.
ran-Prognose: Ratajski scheitert im Viertelfinale an Littler.
Justin Hood: Die schönste Geschichte dieser WM
Es ist ein WM-Debüt, wie es wohl kaum märchenhafter hätte laufen können. Justin Hood hat die Herzen der Dartsfans im Sturm erobert - und das sowohl mit seinem Spiel als auch mit seiner unfassbar sympathischen Art. Der 32-Jährige, der sein erstes richtiges Jahr auf der PDC-Tour hinter sich hat, ist eine Bereicherung.
Auch deshalb, weil er in Runde zwei gemeinsam mit Danny Noppert eines der besten Matches der WM-Geschichte bestritt. Nach einem Sudden-Death-Krimi der Extraklasse gegen den Top-10-Spieler aus den Niederlanden folgten deutliche Siege gegen Ryan Meikle und Josh Rock.
Gegen Rock zeigte er erneut eine beinahe historische Leistung, seine ersten elf Versuche auf ein Doppelfeld fanden alle ihren Weg ins Ziel. Rock hatte dieser Performance nur wenig entgegenzusetzen, nach einem 4:0-Sieg erhielt Hood die Ovationen, die er verdient hatte.
Kann Hood, der bereits 100.000 Pfund sicher hat und in Zukunft ein China-Restaurant besitzen will, an diese Leistungen anknüpfen? Oder ist das WM-Viertelfinale dann doch zu viel des Drucks und der Aufmerksamkeit? Sein nächster Gegner ist Gary Anderson, ein ganz erfahrener Haudegen.
Hood voreilig abzuschreiben, wäre angesichts seiner bisherigen Vorstellungen ein Fehler und auch nicht zu begründen. Dennoch ist der Schotte mit seiner Karriere und seinem Namen einfach noch einmal etwas anderes als alles, was "Happy Feet" bisher bei diesem Turnier gesehen hat. Weshalb die wundersame Reise enden wird.
ran-Prognose: Hood verliert im Viertelfinale, bleibt aber der große Sieger dieser WM.