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NHL-Freiluft-Spektakel auf ProSieben MAXX - Rick Goldmann: "Wie eine Reise in die Kindheit"
- Aktualisiert: 16.02.2024
- 13:13 Uhr
- Moritz König
Am Sonntag (um 20:45 live auf ProSiebenMAXX, Joyn, ran.de und in der ran-App) kommt es zum Duell der New York Rangers mit den New York Islanders in der Stadium Series. Im Interview spricht #ranNHL-Experte Rick Goldmann über das Spektakel und die deutschen Spieler.
Das Interview führte Moritz König
Am Wochenende steht in der NHL-Saison eines der Highlights der Regular Season bevor - die Stadium Series mit den New York Rangers und New York Islanders (am Sonntag, ab 20:45 live auf ProSiebenMAXX, Joyn, ran.de und in der ran-App) im NFL-Stadien der New York Giants und New York Jets.
Vor dem Duell New York City gegen Long Island spricht #ranNHL-Experte Rick Goldmann über das Freiluft-Spektakel, seine Erfahrungen und die Situation der Deutschen in der NHL.
ran: Herr Goldmann, die NHL startet am Wochenende wieder im Free-TV auf ProSiebenMAXX. Sie kommentieren mit Franz Büchner das New Yorker Duell Rangers gegen Islanders. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf das Spiel?
Rick Goldmann: Die Freude ist groß, da es langsam in die Crunch-Time der NHL-Saison geht. Das heißt, dass wir nicht mehr viele Wochen vor uns haben und somit die Playoffs kurz bevorstehen. Es geht für die Klubs nun wirklich um jeden Punkt. Es geht entweder darum, die Playoffs zu erreichen oder sich in der Tabelle gut für die Playoffs zu positionieren. Und so ist es auch bei dem Spiel der Rangers gegen die Islanders. Die Rangers spielen bisher eine sehr gute Saison, während die Islanders um den Einzug in die Playoffs kämpfen. Hinzu kommt, dass es kein normales Spiel ist, sondern eine Partie der sogenannten "Stadium Series". Das bedeutet, dass diese Matches in einem Football-Stadion ausgetragen werden.
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ran: Was ist das Besondere an der Atmosphäre, wenn man dieses Freiluft-Spiel hat? Wo liegt der Unterschied zu den "normalen" Spielen, die in einer Halle ausgetragen werden?
Goldmann: Zum einen ist es die Menge an Zuschauern. Das sind dann drei bis vier Mal so viele Menschen, die zu diesem Spiel kommen. Das bedeutet jedoch auch, dass man mit verschiedensten Umwelteinflüssen zu kämpfen hat. Heißt: Man weiß nicht genau, wie das Wetter wird und ob es regnet oder vielleicht sogar schneit. Da kommen komplett andere Sachen auf dich zu, wodurch du dich als Spieler zum Teil sehr leicht ablenken lassen kannst. Dementsprechend geht es bei solchen Spielen gar nicht zwingend darum, wer in der Tabelle besser steht, sondern wer mit den Bedingungen besser klarkommt. Wer lässt sich nicht ablenken und wer bleibt seinem Spiel treu?
ran: Wie ist es für Teams denn überhaupt möglich, sich auf so ein Spiel vorzubereiten, wenn man sonst die ganze Saison nur in der geschlossenen Halle spielt?
Goldmann: Du hast nicht wirklich die Möglichkeit. 2010 war ich bei der Heim-WM, bevor Deutschland gegen die USA in Gelsenkirchen das Freiluftspiel hatte, auf dem Eis. Und das ist wirklich etwas anderes. Die Sicht, das Licht. Das Eis hat eine andere Beschaffenheit. Zusätzlich ist es eine Reise in die Kindheit. In eine Zeit, in der man auf einem Weiher oder in Eisstadien war, die unter freiem Himmel waren und mit seinen Freunden Eishockey gespielt hat. Es kann extrem kalt, windig oder nass werden. Man kann sich darauf nicht einstellen, was auch die Herausforderung darstellt und auch das Großartige daran ist. All diese Dinge machen das Spiel zu einem echten Highlight.
ran: Im Moment stehen die Boston Bruins, Vancouver Canucks, New York Rangers und die Dallas Stars in ihrer jeweiligen Divisions auf dem ersten Platz. Sind das direkte Indikatoren dafür, wie es auch in den Playoffs laufen wird?
Goldmann: Jetzt schon davon zu reden, wer die großen Favoriten sind, ist zu früh. Da kann so viel noch passieren. Da können sich extrem wichtige Spieler theoretisch verletzen oder auch pünktlich zu den Playoffs zur Hochform auflaufen. Hinzu kommt, dass die Trade Deadline noch bevorsteht. Das bedeutet, dass sich ein paar Teams vielleicht noch den ein oder anderen Spieler holen, der echt wichtig werden könnte. Es ist deutlich zu früh, eine Prognose abzugeben.
ran: Welche Überraschungen gab es diese Saison?
Goldmann: Ich bleibe mal bei Klubs mit deutschen Spielern. Es war für mich schon eine Überraschung, dass die Edmonton Oilers extrem schwach gestartet sind. Sie mussten zu Beginn echt kämpfen und haben im Zuge dessen auch den Trainer entlassen. In der Folge war es dementsprechend auch überraschend, dass sie den Turnaround mit dieser wahnsinnigen Siegesserie hatten. Da sieht man, dass Edmonton ein Team ist, das sehr schwer einzuschätzen ist, sich aber dieses Jahr eigentlich wieder verbessert hat. Angesichts des Oilers-Kaders muss man eigentlich sagen, dass sie nicht nur ein ernstzunehmender Kandidat für den Titel sind, sondern mit Leon Draisaitl und Connor McDavid den Cup tatsächlich gewinnen können.
ran: Wie sieht es mit Detroit und Moritz Seider aus?
Goldmann: Die sind auch eine schöne Überraschung. Das Team hat sich in den letzten Jahren ein wenig im Umbruch befunden. Mit Moritz Seider ist einer der besten deutschen Verteidiger. Momentan stehen sie noch auf einem Playoff-Platz und sind somit auch eines dieser Teams, bei denen man erst ganz am Schluss weiß, ob sie wirklich in die Playoffs kommen. Falls sie dies nicht schaffen, könnte Seider auch vielleicht ein Kandidat für die Weltmeisterschaft in Tschechien werden, die wir ja auch bei ProSieben übertragen.
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ran: Betrachten wir die weiteren deutschen Akteure in der NHL. Welche Spieler haben sich im Vergleich zur Vorsaison weiter- oder zurückentwickelt?
Goldmann: Man sollte sich eigentlich immer die Kombination aus Team und Spieler ansehen. Es bringt einem ja nichts auf individueller Ebene abzuräumen, aber mit dem Team keine Erfolge zu erzielen. Bei Buffalo spielt John-Jason Peterka eine starke persönliche Saison. Er ist aktuell der beste Torschütze seines Teams. Lukas Reichel kämpft ein wenig in Chicago, was jedoch zu erwarten war, da das Team nicht weit oben in der Tabelle steht. Ähnlich hält es sich für San Jose, bei denen Nico Sturm spielt.
ran: Was ist denn mit Tim Stützle und den Ottawa Senators los? Da läuft es ja nicht rund.
Goldmann: Das ist schon enttäuschend, wie die Saison bisher verläuft. Da hätte sich das Team mehr erwartet. Dennoch läuft es für Stützle persönlich bisher ganz gut, mit circa einem erzielten Scorerpunkt pro Partie. Außerdem ist Philipp Grubauer mit den Seattle Kraken theoretisch noch im Rennen um die Playoffs. Der Torhüter selbst war eine Weile verletzt, da muss man einfach sehen, wie es sich entwickelt.
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ran: Glauben Sie, dass dieses Jahr viele deutsche NHL-Spieler an der Weltmeisterschaft teilnehmen werden? Wie sehen Sie da allgemein die Perspektive fürs deutsche Nationalmannschaftsteam?
Goldmann: Es kommt wie gesagt darauf an, wer keine Playoffs, beziehungsweise wer Playoffs spielt. Aber es kommt auch darauf an, wer vielleicht rechtzeitig ausscheidet, so dass er dann Mitte Mai bei der deutschen Nationalmannschaft sein und gleichzeitig auch helfen könnte. Aktuell ist es noch zu früh, um das genau zu sagen. Aber Indikatoren gibt schon bei San Jose und bei Chicago, die die Playoffs definitiv nicht erreichen werden.
ran: Heißt: Nico Sturm wäre wieder dabei?
Goldmann: Theoretisch ja. Sturm hat letztes Jahr eine hervorragende WM gespielt und war unheimlich wichtig für den Silber-Medaillen-Gewinn. Wenn er zur Verfügung steht, wäre das auch ein unheimlich wichtiger Fingerzeig für andere Spieler in Nordamerika. Man bemerkt oft, dass wenn sich ein Spieler entscheidet für sein Land zu spielen, andere nachziehen. Wie hoch die Chancen auf eine WM-Teilnahme sind, werden wir aber regelmäßig am Sonntag bei unseren NHL Übertragungen im Auge behalten. Zudem haben wir am 25. Februar mit Harold Kreis den Bundestrainer im Studio zu Gast. Auch da werden wir uns umfassend mit dem Thema beschäftigen.