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Eishockey-WM 2025 - "Kacke am Schläger": Bitteres WM-Aus mit den NHL-Stars Seider und Stützle
- Veröffentlicht: 21.05.2025
- 11:58 Uhr
- SID
Erstmals seit 2018 verpasst das DEB-Team das WM-Viertelfinale - trotz der NHL-Stars Tim Stützle und Moritz Seider.
Nach dem frühen WM-K.o. rappelte sich Moritz Seider nur mühsam wieder auf, er spürte das "C" auf der Brust. "Das erste Mal der zu sein, der es mit den Jungs nicht erreicht hat, wiegt gerade sehr schwer", sagte der jüngste deutsche Kapitän seit über 50 Jahren nach dem Vorrunden-Aus der Eishockey-Silberhelden: "Es ist sehr bitter, wenn man jetzt hier Rede und Antwort stehen muss, wenn man nicht weitergekommen ist."
Der NHL-Star trug schwer an seiner neuen Rolle, fühlte sich nach dem dramatischen 1:2 nach Penaltyschießen im letzten Gruppenspiel gegen Gastgeber Dänemark "ziemlich leer". Ohnehin als aktuell teuerster deutscher Eishockeyspieler der Geschichte besonders im Fokus, hatte die neue Aufgabe den 24-Jährigen zusätzlich belastet.
Die Leichtigkeit des Silbercoups von 2023, als der 14 Jahre ältere Moritz Müller noch das deutsche Team aufs Eis geführt hatte, war verflogen. Mit nur einer einzigen Torvorlage und vielen ungewohnten Fehlern blieb Seider bei seiner fünften WM weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Er habe "Kacke am Schläger gehabt von Anfang an", gestand er.
Eishockey-WM: Stützle nimmt Schuld für Ausscheiden auf sich
Der zweite NHL-Star nahm gar die ganze Schuld für das Scheitern auf sich. "Wenn ich es nicht auf die Kette kriege, irgendwann ein Tor zu schießen, kann man kein Spiel gewinnen", sagte Tim Stützle bei MagentaSport.
Der 23-Jährige, nach Superstar Leon Draisaitl der beste deutsche Stürmer, war nach dem Play-off-Aus in der NHL zur dritten WM-Partie nachgeflogen, traf aber nicht ein einziges Mal - und wirkte hyperaktiv. "Es ist nicht ganz einfach, später dazuzukommen", meinte er, "nichtsdestotrotz kann ich besseres Eishockey spielen."
Die beiden Hochtalentierten aus der NHL, in jungen Jahren schon in der Weltklasse angekommen, scheiterten in Herning daran, dass sie selbst zu viel wollten. "Wir haben versucht, so gut wie möglich zu moderieren, dass sie das Spiel nicht alleine gewinnen können, dass sie noch Mitspieler haben", sagte Bundestrainer Harold Kreis, der bei seiner dritten WM den ersten schweren Rückschlag erlebte.
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Verletzte Stars fehlen dem DEB-Team dringend
Auf der anderen Seite wälzten viele die Verantwortung auf die Stars ab, die bedingungslose Unterstützung der vergangenen Jahre fehlte. In der Defensive vor allem, weil wichtige Stützen wie Moritz Müller und der beste DEL-Verteidiger Kai Wissmann verletzt ausfielen.
In der Offensive, weil neben Stützle auch die anderen Torjäger leer ausgingen: Der Berliner Leo Pföderl, Spieler des Jahres in der DEL und neuer Play-off-Rekordtorschütze, traf in den sieben Vorrundenspielen ebenso wenig wie der Kölner Justin Schütz, der in den vergangenen beiden DEL-Spielzeiten 57 Tore erzielt hatte.
Eishockey-WM - Grubauer nach WM-Aus: "Vielleicht sind wir übermotiviert"
"Die offensive Power der letzten Jahre hatten wir nicht", befand DEB-Sportdirektor Christian Künast. Und offenbar fehlte auch im Innenverhältnis etwas, was vor allem die Vizeweltmeister von 2023 ausgezeichnet hatte, obwohl 14 von ihnen noch auf dem Eis standen - der unglaubliche Teamgeist, der eine Einheit geformt hatte, die mehr als die Summe ihrer Teile gewesen war.
WM-Blamage wiederholt sich am selben Ort
So verpasste die deutsche Mannschaft nicht nur erstmals seit 2018 - ebenfalls in Herning - das WM-Viertelfinale und landete am Ende auf Platz neun. Sie musste auch mit anschauen, wie der Erzrivale Schweiz weit davon und sogar das kleine Österreich vorbeizog.
Knapp neun Monate vor den Olympischen Spielen mit allen NHL-Stars ist die Euphorie verflogen. "Es ist", mahnte Kreis einmal mehr, "kein Selbstläufer." Individuelle Klasse hilft wenig, wenn das Team nicht funktioniert.
So blieb am Tag danach, als die Nationalspieler auf allen möglichen noch freien Plätzen in alle Richtungen flogen, vor allem die Erkenntnis von Marcel Noebels, der nach seiner Rückkehr nach Ausbootung treffend festgestellt hatte: "Ein, zwei arbeiten, und drei gucken zu."