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2. Bundesliga: Hate gegen die SV Elversberg ist komplett unangebracht - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 14.05.2025
- 14:36 Uhr
- Mike Stiefelhagen
Die SV 07 Elversberg ist in aller Munde. Die Saarländer können weiterhin den Aufstieg schaffen, direkt oder aber über die Relegation. Viele Fans wünschen dem Klub das Gegenteil - zu Unrecht. Ein Kommentar.
Die Hate-Kommentare gegen die SV 07 Elversberg sind respektlos, wilde Vergleiche unangebracht.
Nach 33 Spieltagen der 2. Bundesliga ist der direkte Aufstieg für Elversberg ebenso möglich wie die Relegation. Viele Fußball-Fans wollen die Saarländer aber gar nicht in der Bundesliga haben. Im Vergleich mit zum Beispiel dem Hamburger SV oder dem 1. FC Köln fehle eine große Fankultur, so der Vorwurf.
Dagegen ist auch nichts zu sagen.
Schalke hat an die 200.000 Mitglieder, Köln knackte die 150.000er-Marke und auch Hamburg steht bei über 120.000 eingetragenen Fans.
Elversberg hingegen ist mit 5.471 Mitgliedern weit davon entfernt. Der Bundesliga würden zweifelsohne große Vereine besser stehen. Sie repräsentieren Stimmung und Leidenschaft, sie ziehen die Zuschauer an und sorgen für volle Stadien.
Jetzt das große Aber.
Wenn diese Vereine es teils nicht schaffen, ihr Potenzial auszuschöpfen, dann verdienen die kleinen Vereine noch größeren Respekt. Elversberg hat knapp 13.000 Einwohner. Und nicht einmal einen eigenen Bahnhof. Ins Stadion passen knapp 10.000 Zuschauer - es ist sehr oft ausverkauft und wird aktuell ausgebaut.
Die wenigen Fans, die der Verein hat, strotzen vor Leidenschaft. Natürlich auch getragen durch den aktuellen Erfolg. Aber auch kleine Fangruppen verdienen für ihre Vereinsliebe Anerkennung.
Elversberg: Kein Vergleich zu Hoffenheim, Leipzig und Co.
Der Internet-Hate gegen Elversberg liegt nicht nur an der fehlenden Relevanz der Fankultur. Die "Elv" wird mit Hoffenheim, Leipzig, Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen und Vereinen dieser Art verglichen. Ja, hinter Elversberg steht mit Ursapharm ein Pharma-Unternehmen. Der Klub wurde durch verschiedene Investitionen finanziell unterstützt.
Erst war Frank Holzer Aufsichtsratsvorsitzender in Elversberg, dann übernahm sein Sohn Dominik. Dieser ist wie sein Vater zuvor auch Präsident der Holzer Holding und Geschäftsführer von Ursapharm. Das reicht einigen, um den Verein abzustempeln. Doch das ist oberflächlich und ungerecht.
Von "Hoffenheim 2.0" oder dem "kleinen Leverkusen" ist die Rede. Dabei wird dadurch die sportliche Leistung und die Arbeit der Verantwortlichen komplett untergraben.
Denn die Holzer-Familie ist seit Mitte der 1990er-Jahre in Elversberg involviert. Sie haben nicht wie die genannten Vereine Geld ohne Ende in den Verein gepumpt. Zumindest nicht ansatzweise in dem Verhältnis.
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Elversberg: Wenig Ausgaben, großer Erfolg
Ein Blick in die Geschichte des Vereins zeigt das. Elversberg hat seit Bestehen (!) nur sechs (!!) Mal eine Ablöse für Spieler gezahlt. Tom Zimmerschied mit 400.000 Euro ist dabei der Rekord-Transfer.
Historisch gesehen und summiert hat die "Elv" weniger als 1,4 Millionen Euro Ablöse für Transfers gezahlt. Zum Vergleich: Der FC Schalke 04, der in der 2. Bundesliga wiederholt mit Ach und Krach den Klassenerhalt schafft, hat alleine in dieser Saison 4,8 Millionen Euro ausgegeben.
Der sportliche Unterschied ist eklatant. Pro Elversberg.
Zu den Internet-Vergleichen: Leipzig, Hoffenheim und Co. gaben als Zweitligisten Millionen im hohen einstelligen Bereich aus.
HSV zurück in der Bundesliga: So sah die Welt im Sommer 2018 aus
Handgeld und Gehalt spielen in Elversberg sicherlich eine Rolle, aber keine zu große. Bis 21/22 dümpelte man in der Regionalliga Südwest herum. Ohne große Transfers klappte der Durchmarsch in die 2. Bundesliga, der den Verein vielleicht sogar bis in die Bundesliga führt. Die Mannschaft verdoppelte laut "Transfermarkt.de" alleine in dieser Saison den Marktwert von 13 Millionen auf 26 Millionen - und selbst damit gehören sie noch zum unteren Drittel der Liga.
Elversberg: Falsches Image, richtiger Weg
Doch sie haben mit +26 die zweitbeste Tordifferenz der Liga. Sie spielen neben dem HSV mit ihren geringen Mitteln den besten und attraktivsten Fußball. Sportdirektor Nils-Ole Book arbeitete sich über Jahre vom einfachen Scout zum Sportdirektor hoch, Horst Steffen ging als Trainer ab 2018 den ganzen Weg mit.
Spieler wie Torwart Nicolas Kristof, Kapitän Robin Fellhauer, Stammspieler Semih Sahin oder Maurice Neubauer ebenfalls. Die "Elv" steht für Spielerentwicklung. Und für clevere Leihen wie die von Nick Woltemade, Paul Wanner, Fisnik Asllani, Muhammed Damar oder Elias Baum. Alles Spieler, die 90 Prozent der restlichen Liga auch hätten holen können. Doch Elversberg bringt alles zusammen. Ohne den Pharma-Hintergrund übergroß auszuspielen. Denn auch damit gehören sie zu den kleinsten Klubs der Liga.
Wenn das keinen Respekt verdient, was dann?
Die Bundesliga würde um keine Fanmacht bereichert werden, was schade ist. Aber um einen Verein, der es sich wie kein Zweiter in den vergangenen Jahren durch sensationelle Arbeit verdient hätte.
Und das ist mindestens genauso viel wert.
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