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2. Bundesliga

Hertha BSC wählt Präsidenten: Sneaker-Millionär Timoshin, Autohaus-Mogul Dinnebier und Ex-Profi Sidka - die Kandidaten

  • Aktualisiert: 17.11.2024
  • 09:51 Uhr
  • Chris Lugert

Zehn Monate nach dem tragischen Tod von Kay Bernstein wählen die Mitglieder des Zweitligisten Hertha BSC am Sonntag einen neuen Präsidenten. ran stellt die Kandidaten vor.

Von Chris Lugert

Gut zehn Monate sind inzwischen vergangen, seit der plötzliche und unerwartete Tod von Klubpräsident Kay Bernstein den Zweitligisten Hertha BSC erschütterte.

Der frühere Hertha-Ultra Bernstein hatte in seinen gut anderthalb Jahren als Präsident den Klub auf neue Füße gestellt, wollte mit dem ausgerufenen "Berliner Weg" die Hertha in eine bessere Zukunft führen und dabei vor allem Identifikation schaffen.

Nach seinem Tod übernahm Fabian Drescher interimistisch das Präsidentenamt, am Sonntag wählen die Vereinsmitglieder auf ihrer Hauptversammlung (ab 11 Uhr)  einen offiziellen Nachfolger für Bernstein.

Neben Drescher stellen sich vier weitere Kandidaten zur Wahl. ran stellt sie vor.

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Fabian Drescher

Seit 2016 gehört Drescher dem Präsidium der Hertha an und stieg 2022 zum Vizepräsidenten auf, nach Bernsteins Tod rückte er kommissarisch an die Klubspitze. Jetzt will der 42 Jahre alte Rechtsanwalt auch das offizielle Mandat der Hertha-Mitglieder erhalten.

Inhaltlich verkörpert Drescher weitestgehend jene Ideale, für die auch Bernstein stand. Der "Berliner Weg", also mit eigenen Talenten Identifikation schaffen und wirtschaftlich zu gesunden, steht auch bei ihm ganz oben auf der Agenda.

Drescher will - wie auch die übrigen Kandidaten - die Hertha zurück in die Bundesliga führen, finanzielle Risiken sollen dabei aber vermieden werden, um Hertha vom "Wohl und Wehe etwaiger Investoren" unabhängig zu machen. Gleichzeitig will er den Frauenfußball bei der Hertha stärken und auch die Pläne für ein neues Stadion vorantreiben.

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Das Wichtigste in Kürze

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Als enger Vertrauter Bernsteins, der bei der Hertha extrem beliebt war, geht Drescher als klarer Favorit in die Wahl am Sonntag. Kritiker bemängeln jedoch, dass Drescher zu wenige innovative Ideen für die Hertha-Zukunft biete oder zulassen könnte.

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Uwe Dinnebier

Mit Uwe Dinnebier stellt sich auch ein Kandidat zur Wahl, der das klassische Unternehmertum vertritt. Dem 61-Jährigen gehören rund zwei Dutzend Autohäuser in der Region rund um Berlin, mit enger Verbundenheit zur Hertha kann er aber nicht dienen.

Im "rbb"-Podcast "Hauptstadtderby" sagte Dinnebier zwar, dass er die Hertha schon seit 25 Jahren verfolge, offizielles Vereinsmitglied ist er aber erst seit zwei Jahren. Entsprechend betrachtet er die Hertha in erster Linie nicht als Fußballverein, sondern als Firma, die finanziell optimiert werden müsse.

Seinen wirtschaftlichen Hintergrund nutzte er auch zu einer Frontalattacke auf Drescher, dieser sei "so weit weg von unternehmerischem Denken, wie man nur sein kann". Bezüglich der Investorenfrage setzt er auf eine "schnelle und pragmatische Lösung", bekannte sich aber klar zur 50+1-Regel.

Außerdem kündigte Dinnebier mehr Mitbestimmung der Vereinsmitglieder an, wofür es zahlreiche Satzungsänderungen geben soll. Ob das aber reicht, um die Basis hinter sich zu versammeln, wird sich zeigen.

Stepan Timoshin

Auch Stepan Timoshin ist Unternehmer, aber ungleich jünger als alle anderen Kandidaten. Der gebürtige Lette ist erst 23 Jahre alt, hat aber schon einiges erlebt. "Ich habe mehrere Unternehmen hochgezogen, habe den Krebs besiegt und eine Scheidung durchgemacht. Außerdem bringe ich frischen Wind und eine neue Perspektive mit. Deswegen glaube ich, dass mein Alter ein großer Vorteil ist", erklärte Timoshin im Interview mit ran.

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© Stepan Timoshin

Die Hertha trage er seit Kindesbeinen im Herzen, auch deshalb, weil ihm die Stadionbesuche bei der Integration in Deutschland geholfen hätten. "Ich kam mit sieben Jahren von Lettland nach Deutschland, kannte die Sprache nicht und fühlte mich nicht integriert. Aber wenn ich gekickt habe oder im Stadion saß, fühlte ich mich integriert. Das half mir letztendlich auch beim Lernen der Sprache. Heute bin ich der Hertha sehr dankbar und will etwas zurückgeben", sagte Timoshin.

In den Medien ist Timohsin als "Sneaker-Millionär" bekannt. "Ich habe im Alter von 14 Jahren angefangen zu arbeiten und meine Mutter unterstützt. Dann entdeckte ich meine Liebe zu Sneakern und habe Schuhe angekauft und verkauft. Daraus entwickelte sich mein erstes Unternehmen", schilderte er seinen Werdegang.

An der Hertha bemängelt er vor allem die fehlenden professionellen Strukturen - und rechnet mit der bisherigen Vereinsführung ab. "In den vergangenen Jahren wurde sehr viel Geld verbrannt. Das geschah in unauffälliger Intransparenz und teilweise mit krummen Deals und alten Seilschaften. Das hat nichts mit einer modernen und transparenten Vereinsführung zu tun", stellte er klar. Sollte er gewählt werden, wolle er "aufräumen und diesen Saustall ausmisten".

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Wolfgang Sidka

Die größte Fußballkompetenz aller Bewerber für das Präsidentenamt bringt wohl Wolfgang Sidka mit. Der frühere Hertha-Profi absolvierte insgesamt 237 Spiele für die "Alte Dame", als Trainer war der heute 70-Jährige unter anderem bei Werder Bremen und Tennis Borussia Berlin erfolgreich unterwegs.

Auf operativer Ebene leitete Sidka zwischen 2021 und 2023 als Präsident den VfB Oldenburg. "Als Spieler war ich ein Teamplayer. Diesen Teamgeist möchte ich auch bei Hertha einbringen", formulierte er seine Arbeitsweise im Falle eines Wahlsieges. Sidka sieht sich als Präsident vor allem als Bindeglied zwischen Mitgliedern, Verein, Geldgebern und Politik.

Im Gegensatz zu den anderen Kandidaten fehlt Sidka allerdings nahezu komplett die wirtschaftliche und unternehmerische Erfahrung. Gerade bei der Hertha sind diese Kompetenzen in der aktuellen Situation aber maßgeblich. Zumal sich auch der Fußball über die vergangenen Jahrzehnte verändert hat.

Olaf Brandt

Der umstrittenste aller fünf Kandidaten ist vermutlich Olaf Brandt. Der 55-Jährige betreibt einen Imbiss am Olympischen Platz, fiel in der Vergangenheit aber mit Verbindungen zur "Reichsbürger"-Szene auf. Zudem geriet er mit Kritik an Corona-Maßnahmen in die Schlagzeilen.

Brandt betonte seine Hertha-Leidenschaft mehrfach, trug diese aber auch auf äußerst fragwürdigen Veranstaltungen zur Schau. Unter anderem trat er mehrfach als Redner bei Veranstaltungen von Rechtsradikalen auf, dabei trug er stets einen Hertha-Schal um den Hals.

Als Präsident will er der Hertha neues Selbstvertrauen geben, als Aushängeschild der Hauptstadt müsse man groß denken. Sein sportlicher Fahrplan enthält daher auch sehr ambitionierte Ziele. Spätestens 2026 soll der Aufstieg folgen, 2028 soll die Hertha ins Pokalfinale im eigenen Stadion einziehen. Und zwei Jahre später sieht Brandt den Klub als Deutschen Meister.

Laut eigener Aussage pflegt er gute Beziehungen zur Wirtschaft, ohne aber konkrete Namen zu nennen.

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