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3. Liga

3. Liga - MSV Duisburg surft auf Euphoriewelle: "Preetz ist das Gesicht dieser Erfolgsgeschichte"

  • Veröffentlicht: 17.10.2025
  • 10:31 Uhr
  • Andreas Reiners

Aufsteiger MSV Duisburg mischt nach dem Aufstieg in die 3. Liga schon wieder oben mit. Wo soll das hinführen? Wir haben mit zwei Kult-Trainern über den Traditionsklub gesprochen.

Von Andreas Reiners und Raman Rooprail

Peter Neururer ist begeistert. Voll des Lobes. Und nachhaltig beeindruckt.

Weshalb die Trainer-Legende das Wort "großartig" im ran-Gespräch sehr oft benutzt. Der 70-Jährige nimmt bekanntermaßen kein Blatt vor den Mund, legt den Finger in die Wunde und kritisiert, wenn es sein muss.

Er spürt, wenn etwas falsch läuft, wie es auf Schalke oft der Fall ist. Aber er sieht auch die aktuelle Entwicklung beim MSV Duisburg. Und wenn für Neururer beim MSV im Moment "alles passt" – dann passt auch so ziemlich alles.

Tatsächlich mischt der im Vorjahr noch in die Regionalliga abgestürzte Traditionsverein nach dem umgehenden Wiederaufstieg die 3. Liga auf.

Nach zehn Spieltagen rangiert der MSV mit 24 Punkten auf Platz eins. Als einzige Mannschaft sind die Meidericher noch ungeschlagen. Was für ein Gegensatz zum Vorjahr, als der Abstieg in die Regionalliga Klub und Umfeld entsetzte und lähmte.

Der Turnaround, er ist fast schon filmreif.

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MSV Duisburg: Erst die Euphorie, jetzt der Flow

"Die Mannschaft ist gut gestartet, in einen Flow gekommen, und steht jetzt in einer Position, die sie verteidigen kann. Das passt alles", sagte Neururer, der von 2008 bis 2009 selbst den MSV trainiert hat.

Manchmal ist es sehr simpel, warum es so läuft, wie es läuft. Nach dem Abstieg entwickelte sich eine Jetzt-erst-Recht-Stimmung, eine Art Trotzreaktion, die den Klub durch die Saison getragen hat.

Nach dem Aufstieg ging der Verein die Rückkehr in die 3. Liga mit viel Euphorie, Wucht und Selbstvertrauen an. Und ganz schnell entwickelt so ein Flow eine für die Konkurrenz gefährliche Eigendynamik.

Verbunden mit einem Publikum, das wieder in Scharen kommt und die Wucht noch einmal potenziert. Die Menschen versammeln sich wieder hinter dem Klub, leben die Identifikation intensiv aus. Ein magisches Momentum. Diese Achterbahn aus Abstieg, Trauer und Tristesse, gefolgt von der sportlichen Wende, hat Fans und Verein offensichtlich näher zusammenrücken lassen.

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MSV Duisburg: Die Fans kommen zurück

"Das ist letztlich der entscheidende Parameter", sagte Neururer. "Wenn man sieht, was in den letzten Jahren war und jetzt kommen da 20.000, manchmal noch mehr, ins Stadion."

Diese Leute seien lange frustriert gewesen, weiß der Ex-Trainer. "Sie sehen jetzt aber einen Weg, den man gemeinsam gehen und bestehen kann. Die Fans haben einen riesigen Anteil daran. Ohne sie gäbe es diesen Erfolg nicht."

Neururer geht dabei sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn ich sehe, was da gerade in Duisburg abgeht: Da läuft mein ehemaliger Verein tatsächlich Gefahr, nicht mehr die Nummer drei im Ruhrgebiet, sondern plötzlich die Nummer vier zu werden."

Denn der VfL Bochum steckt nach dem Abstieg aus der Bundesliga auch in der 2. Bundesliga im Keller, ist Vorletzter. Beim Nachbarn in Duisburg erlebt man endlich wieder eine gewisse Stabilität.

MSV Duisburg: Hirsch und Preetz sorgen für Träume

Dass es in Duisburg aktuell so läuft, liegt vor allem an den handelnden Personen. Ex-Nationalspieler Michael Preetz übernahm als Geschäftsführer Anfang 2024, inmitten des Chaos, wenn man so will.

Nach dem Abstieg ging es für ihn darum, den Verein wirtschaftlich am Leben zu halten und gleichzeitig sportlich neu aufzustellen. Preetz sprach unermüdlich mit Sponsoren und holte zum Beispiel Dietmar Hirsch als neuen Trainer – bislang ein Volltreffer.

"Dietmar Hirsch macht das überragend", sagte Friedhelm Funkel im ran-Gespräch. Er kennt Hirsch aus gemeinsamen Zeiten in Duisburg und Rostock. "Er ist ein Menschenfänger", erklärte Funkel und betonte, dass so etwas in der heutigen Zeit total unterschätzt werde.

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Funkel: Hirsch ist ein Menschenfänger

"Heute geht es nur noch um Taktik und Laufwege und was weiß ich alles", sagte Funkel, der den MSV von 1996 bis 2000 trainierte: "Aber diese Menschlichkeit, eine Mannschaft zusammenzubringen, eine Mannschaft zusammenzuhalten, das wird in der heutigen Zeit total unterschätzt. Und das ist brutal wichtig."

Hirsch hat in Duisburg eine echte Einheit geformt. Unterstützt aus dem Hintergrund von Preetz, so dass der Trainer auf einen breiten Kader zurückgreifen kann. "Und alle Spieler, die reinkommen, stellen sich in den Dienst der Mannschaft. Keiner stellt sein eigenes Ego über den Teamgedanken", betonte Hirsch. "Alle wollen spielen, alle können wahrscheinlich auch spielen, das zeigen sie ja. Und nur so haben wir Erfolg. Wir haben eine gute Qualität."

Für Neururer ist Preetz "das Gesicht dieser Erfolgsgeschichte". "Er war in der Lage, Leute einzusetzen und einzustellen, die großartig zum MSV passen. Was er da zusammengestellt hat, ist Spitzenklasse. Wenn du eine kompetente Person hast, die Strahlkraft, Kompetenz und Qualität hat, dann bekommst du genau das, was der MSV gerade zeigt", so Neururer.

Und wo führt das alles jetzt hin?

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MSV Duisburg: Nächster Aufstieg? Das sagen die Kulttrainer

Preetz erklärte zuletzt bei "Reviersport", dass die Fans träumen dürften. "Es gibt keinen Grund auf die Bremse zu treten. Aber wir wissen auch, dass wir demütig bleiben müssen und uns jede einzelne Partie in der 3. Liga fordern wird."

Denn so eine Saison mit 38 Spieltagen ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. 28 Spiele warten noch. Und bieten Platz für Fehler und Rückschläge, die dann zeigen werden, wie weit die Mannschaft wirklich ist. Weshalb Selbstzufriedenheit oder überhöhte Erwartungen fehl am Platz sind, denn die Konkurrenz ist groß und namhaft. Zum Aufstieg verdammt sind die Duisburger bei aller Euphorie aber nicht.

Funkel geht trotzdem davon aus, dass der MSV "mit der Unterstützung der Zuschauer, mit der Unterstützung von Michael Preetz bis zum Schluss um den Aufstieg mitspielen wird".

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"Nur, wenn mich der Micha dann noch als Sportdirektor holt"

Neururer ließ sich keinen konkreten Tipp entlocken. Der Klub solle die Euphorie mitnehmen und daraus Energie entwickeln, sagte er. "Dazu müssen sie die Füße auf dem Boden halten. Da ist Michael genau der richtige Mann für. Der MSV weiß ja, was passieren kann, wenn es anders läuft, wenn man die Bodenhaftung verliert. Aber das ist jetzt die richtige Richtung."

Er hofft, dass der nächste Aufstieg gelingt. "Um dann aufzubauen, um wieder etwas Großartiges zu erreichen", sagte Neururer. Und schob dann lachend nach, dass es danach aber "nur in die Bundesliga geht, wenn mich der Micha dann noch als Sportdirektor holt."

Beide kennen sich schon lange. "Im Ernst: Er hat uns damals in Saarbrücken in die 2. Liga geschossen, da war ich Trainer. Er weiß also, wie Aufstieg geht."

Was aber nicht automatisch bedeutet, dass es so kommt. "Großartig" wäre es trotzdem.

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