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Borussia Dortmund: Hans-Joachim Watzke ist im BVB-Machtkampf Gewinner und Verlierer
- Veröffentlicht: 24.11.2025
- 15:44 Uhr
- Martin Volkmar
Hans-Joachim Watzke hat sein Ziel erreicht, als Präsident von Borussia Dortmund weiter im nationalen und internationalen Fußball eine wichtige Rolle zu spielen. Doch das desaströse Wahlergebnis kam einer Ohrfeige gleich. Ein Kommentar.
Von Martin Volkmar
Der Berliner Bezirksbürgermeister Martin Hikel wird sich nicht zur Wiederwahl in Neukölln stellen, weil ihn die SPD ohne Gegenkandidaten mit nur 68,5 Prozent der Stimmen zum Kandidaten wählte. Dies sei eindeutig zu wenig Rückenwind für das Amt, sagte Hikel, der deshalb auch als Landesvorsitzender zurücktrat.
Hans-Joachim Watzke dagegen ist nicht nur bekennendes CDU-Mitglied, sondern hat auch die Wahl zum BVB-Präsidenten angenommen, obwohl er bei seiner Wahl noch weniger Unterstützung bekam.
Gerade mal 59 Prozent der stimmberechtigten 442 Mitglieder von Borussia Dortmund gaben dem 66-Jährigen bei der Mitgliederversammlung am Sonntag ihre Zustimmung – und das ebenfalls ohne Gegenkandidaten. Ein desaströses Ergebnis, das auch noch von Buh-Rufen begleitet wurde und irgendwo zwischen Denkzettel, Abstrafung und Misstrauensbekundung liegt.
Dabei soll Watzke vorher laut "Süddeutscher Zeitung" vom Samstag erklärt haben, dass ein Wahlergebnis unter 70 Prozent für ihn kaum akzeptabel sei. Trotzdem nahm er, wenn auch Zähne knirschend die Wahl an und sprach den Gegnern sogar ausdrücklich seinen Respekt aus.
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BVB: Ohne Watzke-Wahl hätte Chaos gedroht
Ansonsten hätte dem Traditionsverein allerdings auch ein Chaos gedroht, das wohl höchstens mit den Zeiten der Fast-Insolvenz 2005 vergleichbar gewesen wäre, als Watzke den hoch verschuldeten BVB sanierte und damit vor dem totalen Absturz rettete.
Als Geschäftsführer führte er die Schwarzgelben in den folgenden Jahren gemeinsam mit Präsident Reinhard Rauball wieder zurück an die nationale Spitze, feierte zweimal die Meisterschaft sowie drei DFB-Pokalsiege und zweimal den Einzug ins Champions-League-Finale.
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BVB-Boss Watze: Das waren die Haupt-Kritikpunkte
Trotzdem war die von ihm offenbar von langer Hand geplante Rauball-Nachfolge an der BVB-Spitze alles andere als ein Selbstläufer. Weil sich der gebürtige Sauerländer mit seiner oft knorrigen Art und seinem Business-Fokus, etwa beim hoch umstrittenen Sponsorendeal mit dem Waffenproduzenten Rheinmetall, bei vielen Traditionalisten unter den rund 237.000 Mitgliedern unbeliebt gemacht hat, wie der viele Gegenwind deutlich gezeigt hat.
Deshalb probte der eigentlich als Platzhalter installierte bisherige Präsident Reinhold Lunow kurzzeitig den Aufstand und wollte zunächst, offenbar von den organisierten Fan-Gruppen gestützt, gegen Watzke kandidieren.
Und kurz vor der Mitgliederversammlung berichteten der "Spiegel" ("Patriarch im Zwielicht") und die "Sportschau" ("Gegenwind für den Strippenzieher") über schwere Vorwürfe gegen den designierten BVB-Boss.
So habe sich Watzke nicht genug um die Aufklärung eines Missbrauchsfalls in der Fußballabteilung in den 90er Jahren gekümmert (Watzke erklärte, er sei als angestellter Geschäftsführer nicht zuständig gewesen) und zudem habe er zahlreiche teure Reisen mit dem Privatflieger gemacht (laut Watzke sei dies wegen seiner vielen Ämter alles vertraglich geregelt mit BVB, DFL und DFB).
Watzke über Machtkampf: Härteste Zeit bei Borussia Dortmund
Der anhaltende Machtkampf im Klub über die vergangenen Monate, die Watzke selbst als die härteste Zeit in seinen fast 21 Jahren bei der Borussia bezeichnete, hinterließen nicht nur bei ihm Spuren – sondern auch bei den zahlreichen Mitgliedern, die dem Alphatier die Zustimmung verweigerten.
So erlebte der Multifunktionär einen Fehlstart in den erklärten Traumjob und wird viel dafür tun müssen, in der neuen Rolle die Gräben zu schließen und auch abseits der Profi-Fußballer als Oberhaupt von Handballern, Boxern oder Tischtennisspielern populärer zu werden.
Watzkes Zukunft: Vorbild Hoeneß?
Ohnehin darf man gespannt sein, wie Watzke sein Ehrenamt interpretieren wird. Denn die meisten rechnen damit, dass er weiter in seinen Führungspositionen in DFL, DFB und UEFA eine maßgebliche Rolle spielen will und sich auch beim BVB weiter regelmäßig ins Tagesgeschäft einbringen wird, ähnlich wie Uli Hoeneß beim FC Bayern.
Alles andere würde zu seinem hart erarbeiteten "Macher-Image" auch nicht passen. Zumal ihm ohne den BVB vermutlich langweilig würde, wie er vor einigen Jahren erklärte, als es um seinen Rückzug ging. Damit ist also vorerst nicht zu rechnen, trotz der Ohrfeige bei seiner verpatzten Inthronisierung.