Vor dem "Klassiker"
BVB gegen FC Bayern - Michael Henke über Kompany-Verpflichtung: "Vielleicht hatte er auch Glück"
- Aktualisiert: 29.11.2024
- 11:09 Uhr
- Luca Wolkstein
Michael Henke, früher Co-Trainer sowohl bei Borussia Dortmund als auch beim FC Bayern, war in der ran Bundesliga Webshow zu Gast und hat über den "Klassiker", die beiden Trainer und den Hass gegenüber RB Leipzig gesprochen.
Die deutschen Teams haben eine turbulente Champions-League-Woche hinter sich, der nächste Bundesliga-Spieltag inklusive des heißersehnten Klassikers wartet schon.
Viele bunte Themen für die ran Bundesliga Webshow, bei der der ehemalige Co-Trainer des FC Bayern und von Borussia Dortmund, Michael Henke, zu Gast war.
Henke spricht über die Fähigkeiten von Vincent Kompany und Nuri Sahin, die Favoritenrolle im "Klassiker" und den Champions-League-Sieg mit Borussia Dortmund, der die Bayern-Bosse nicht so ganz erfreute.
ran hat die besten Aussagen von Michael Henke zusammengetragen.
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Michael Henke über ...
... die Defensive des FC Bayern: "Das Problem ist, man verpflichtet Spieler, die bekannt dafür sind, Top-Innenverteidiger zu sein. Kim war zum Beispiel der beste Innenverteidiger in der Serie A und plötzlich soll er es nicht mehr können, wenn man die Kritiken liest. Man hat dann richtig gehandelt, dass man Geduld gezeigt hat und verdeutlicht hat, aus einer stabilen Defensive heraus torgefährlich werden zu können. Das ist ein Prozess, den man über Vertrauen in die Spieler erarbeiten muss."
... Kim Min-Jae: "Mir gefallen Spieler mit so einer Dynamik, die sich nicht schonen und keinem Zweikampf aus dem Weg gehen. Ich hab mir schon gedacht, dass man die Fehler vom Anfang beheben kann, wenn er in der Mannschaft richtig ankommt und der Trainer ihm genauer seine Aufgaben erklärt. Da hat man unter Thomas Tuchel vielleicht nicht genug Geduld gehabt. Er ist eine Bereicherung für die Bundesliga."
... Leon Goretzka: "Da muss man mit leben. Das ist die Kehrseite, wenn man beim FC Bayern spielt. Aber die Bayern wissen ganz genau, welche Qualität sie in der Breite haben und auch welche Akzeptanz in der Mannschaft. Er weiß, was er am FC Bayern hat. Er hat immer das Vertrauen und die Unterstützung im Mannschaftskader gespürt und auch im Verein."
... die Kommunikationsfähigkeit von Vincent Kompany: "Da kommt positiv zum Tragen, dass er selber Spieler war. Auch, dass er als junger Trainer noch nah an der Spielergeneration ist. Das ist ein Vorteil beim FC Bayern."
... die Entscheidung für Kompany als Trainer: "Habe ich auch nicht mit gerechnet. Ich finde es gut, wenn man nicht nur nach großen Namen geht. Wobei ich natürlich weiß, dass der FC Bayern auch einen gewissen Namen braucht, am besten einen, der Deutsch spricht. Da war man etwas überrascht, weil der große Name war Kompany nicht. Vielleicht war er auch etwas im Glück, weil andere große Namen sich nicht haben verwirklichen lassen."
... einen möglichen Transfer von Florian Wirtz: "Im Grunde war das über viele Jahre das Prinzip beim FC Bayern, auch unter Uli Hoeneß, die besten deutschen Spieler zu holen und dass dann die halbe Nationalmannschaft bei Bayern München spielte. Das war ein sehr erfolgreiches Konzept. Heute ist es etwas schwieriger geworden. Es gab ja auch die Diskussion Musiala oder Wirtz. Wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, muss der FC Bayern alles versuchen, um beide zu haben."
Bayern-Legende über RB Leipzig: "Hass ist ungerecht"
... den Hass gegenüber RB Leipzig: "Finde ich ungerecht. Ich bin auch ein Fan von Traditionsvereinen. Ich hatte das Glück, bei Bayern und bei Dortmund zu arbeiten. Auch bei Köln oder Kaiserslautern, diese Vereine sind nicht kaputtzukriegen und unheimlich wichtig für den deutschen Fußball. Auf der anderen Seite muss man auch gute Arbeit bei anderen Vereinen akzeptieren, auch wenn sie eine weniger lange Tradition haben. Wobei Leipzig ja auch ein traditionell großer Fußball-Standort war. Aber wenn man sich vor Ort die Bedingungen anschaut, da kann man auch Hoffenheim nennen, die tun schon sehr viel mit ihren Möglichkeiten. Wir brauchen beides, moderne Vereine und moderne Traditionsvereine. In Leipzig ist ja auch die Hütte voll. Die Stadt gibt was her für den Fußball."
... den "Klassiker": "Es waren die beiden größten Vereine in Deutschland und sind es auch immer noch. Dementsprechend ein hoher Anspruch bei beiden Vereinen. Dortmund gelang es in den 90er Jahren ja, die Bayern etwas abzulösen. Damals wurde man zweimal hintereinander deutscher Meister und einmal CL-Sieger. Das war vorher nur für Bayern München möglich. Jetzt ist Bayern seit einiger Zeit wieder stärker einzuschätzen, bei Dortmund gibt es immer wieder Highlights. Es ist für beide Vereine das Topspiel im Jahr. Da wird Feuer drin sein."
... die Favoritenrolle im "Klassiker": "Ganz interessante Konstellation. Für Dortmund spricht natürlich die Heimstärke und das Stadion, das ist eine Wucht. Die Bayern haben in ihrem Spiel jetzt eine Selbstverständlichkeit, die sie fast unschlagbar macht. Ich könnte mir vorstellen, dass Bayern knapp die Oberhand behält, weil sie stabiler sind. Die Dortmunder müssen mehr Risiko gehen, um oben dranzubleiben."
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BVB-Legende über CL-Sieg: Hat den Bayern-Bossen nicht gefallen
... das Champions-League-Finale 1997 mit Dortmund: "Das war natürlich toll, als man das erfolgreich gestalten konnte im Bayern-Stadion. Als die Bayern-Bosse auch auf der Tribüne saßen und nicht so laut gejubelt haben, als wir gewannen. Dem deutschen Fußball haben sie es schon gegönnt, aber ihr größter Konkurrent wurde in ihrem Stadion Sieger. Das war schon witzig."
... die größte Schwäche des BVB: "Vielleicht die Ungeduld, wenn man manche Personalrochaden auf der Management-Ebene sieht. Da sind viele neue Positionen und Konstellationen entstanden. Sicherlich hat der Verein dafür seine Gründe, braucht aber auch etwas Geduld, um die Dinge auch wachsen zu lassen."