Bundesliga
BVB-Offenbarungseid in Stuttgart: Borussia Dortmund droht ein Armageddon - ein Kommentar
- Aktualisiert: 13.11.2023
- 11:23 Uhr
- Chris Lugert
Der BVB liefert in Stuttgart einen sportlichen Offenbarungseid ab. Die Qualität im Kader stimmt nicht - auch wenn Niclas Füllkrug das vielleicht anders sieht. Vielmehr droht dem BVB in den kommenden Wochen ein Armageddon. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Niclas Füllkrug scheut sich nicht, seine Meinung offen auszusprechen. Nach dem spielerisch über weite Strecken katastrophalen Auftritt beim VfB Stuttgart (1:2) ging der BVB-Angreifer hart mit seinem Team ins Gericht und erklärte: Dortmund habe gegen ein starkes Stuttgarter Team die Grenzen aufgezeigt bekommen. Damit hat er recht.
Was er aber ebenfalls schnell anfügte: Die Mannschaft habe "das Material (...), besser zu sein". Die Wahrheit hingegen sieht ganz anders aus. Denn dieser Kader genügt nicht für die höchsten Ansprüche, selbst national nicht.
Alle Träumer, die sich nach den ersten Wochen samt spielerischer Armutszeugnisse, aber dennoch starker Punkteausbeute, die Welt schöngeredet haben und darauf verwiesen, dass es auf die Schönheit des Spiels ja nicht ankomme, sind jetzt auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet.
Das obligatorische 0:4 gegen den FC Bayern, welches ja inzwischen fast jährlich eingeplant ist, kann man hier sogar ausklammern. Das Spiel in Stuttgart, bei einem formstarken Team mit einer klaren Spielidee, sollte aber alle Alarmglocken klingeln lassen. Denn die Zuschauer dort wurden Zeuge eines Klassenunterschiedes.
Die Schwaben hätten dieses Spiel bequem mit vier, fünf Toren Unterschied gewinnen können oder gar müssen. Vielleicht war es für den BVB ein großes Glück, dass Serhou Guirassy erst spät von der Bank kam und nicht schon in der Startelf stand.
Das Wichtigste zur Bundesliga
Der Blick auf die bisherigen Gegner in der laufenden Saison rückt die Qualität des BVB-Teams ins rechte Licht. Köln, Bochum, Heidenheim, Union, Bremen - alle stehen teilweise knietief im Sumpf des Tabellenkellers. Und nicht einmal gegen alle diese Teams gab es Siege.
Gegen RB Leipzig oder Bayer Leverkusen mussten die Dortmunder noch gar nicht antreten - das sollte den schwarz-gelben Fans den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Denn in der Verfassung, in der sich der BVB aktuell befindet, können diese Spiele ein Armageddon werden.
BVB-Kader: Nur drei Spieler sind besser als Durchschnitt
Salih Özcan oder Emre Can sind genauso durchschnittlich auf ihren Positionen wie Felix Nmecha. Marco Reus kann noch den einen oder anderen genialen Moment beisteuern, aber nicht konstant. Karim Adeyemi, beim 2:0 gegen Newcastle United ausnahmsweise mal gut unterwegs, zeigte in Stuttgart wieder sein anderes Gesicht.
Die Außenverteidigerpositionen mit wahlweise Julian Ryerson, Ramy Bensebaini oder Marius Wolf sorgen bei den Gegnern nicht für schlaflose Nächte. Mats Hummels und Nico Schlotterbeck waren sowohl gegen Bayern als auch in Stuttgart überfordert.
Einzig Torwart Gregor Kobel sowie Julian Brandt und eben Füllkrug stehen für höhere Qualität, die zumindest die beiden Letztgenannten aber auch gerne mal verstecken. Das reicht einfach nicht, um ganz oben mitzuspielen.
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BVB-Erfolg gegen Newcastle war kein Gradmesser
Die Kaderplaner um Sebastian Kehl, im Sommer teilweise noch für ihre Transfers gefeiert, bekommen gnadenlos die Folgen ihrer Transferpolitik vor Augen geführt.
Trainer Edin Terzic, der sich bei Füllkrugs Kritik durchaus angesprochen fühlen durfte, wirkte ratlos. Immerhin habe sein Team in der Champions League zuletzt ja ein überragendes und ach wie formstarkes Newcastle United zweimal geschlagen.
BVB-Desaster beim VfB Stuttgart: Die Noten und Einzelkritiken
Fakt ist: Beim 1:0 im Hinspiel in England zitterte sich der BVB irgendwie ins Ziel und hatte riesiges Alu-Glück. Für das Rückspiel in Dortmund reisten die verletzungsgeplagten "Magpies" mit einem Rumpfkader an. Mit der Mannschaft von Newcastle, die Paris Saint-Germain aus dem eigenen Stadion schoss, hatte das alles wenig zu tun.
BVB-Abstieg in die Europa League wäre logisch
Apropos PSG: Wie groß für Dortmund der Abstand zur internationalen Spitze ist, zeigte das Auswärtsspiel in der französischen Hauptstadt zum Auftakt der Gruppenphase (0:2). Und selbst das Heimspiel gegen die AC Mailand war eine spielerische Enttäuschung. Damals übrigens meinte Füllkrug, sein Team habe überragend gespielt. Nun ja.
Dank der zwei Siege gegen Newcastle und durch den Punkt beim 0:0 gegen Milan ist der BVB derzeit Tabellenführer in der als "Todesgruppe" angesehenen Gruppe F. Das Achtelfinale scheint in Reichweite. Doch nun geht es nach Mailand und zu Hause gegen PSG.
Aktuell scheint es viel eher wahrscheinlich, dass es für den BVB zwei Niederlagen setzt und die Realität ab Februar Europa League heißt. Es wäre nur ein logischer Abstieg, denn mit "Königsklasse" hat dieser Kader nichts zu tun.