Krise beim Rekordmeister
FC Bayern München – Babbel über Tuchel: Alonso zu Bayern? "Ich glaube nicht"
- Aktualisiert: 23.02.2024
- 10:48 Uhr
- Martin Volkmar
Im Interview mit ran analysiert Markus Babbel die Gründe für die Trennung des FC Bayern von Thomas Tuchel und erklärt, warum er nicht an Xabi Alonso als Nachfolger glaubt.
Von Martin Volkmar
Ex-Nationalspieler Markus Babbel spielte knapp 20 Jahre im Nachwuchs und bei den Profis des FC Bayern und gewann dort mehrere Meisterschaften, den DFB-Pokal und den UEFA-Cup.
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Der ran-Experte bewertet die aktuelle Situation seines Ex-Klubs und erläutert, warum Thomas Tuchel aus seiner Sicht der falsche Trainer für den Rekordmeister war.
Markus Babbel über…
...die Entscheidung zur Trennung von Thomas Tuchel:
"Es war natürlich auf der einen Seite überraschend, auf der anderen Seite finde ich es eine faire Lösung. Dass man versucht, es sauber zu Ende zu bringen, wenn man festgestellt hat, dass es aus welchen Gründen auch immer nicht passt. Man musste das jetzt entscheiden und bekanntgeben, sonst wären nach jedem Spiel neue Diskussionen losgegangen.
Ich glaube, dass es auch ein Zeichen an die Mannschaft ist, dass sie wieder 90 Minuten auf ihren Job fokussiert sein müssen. Denn sie haben halt immer wieder diese unfassbaren Aussetzer, die kein Mensch nachvollziehen kann und wo dann eben auch ein Trainer verzweifelt."
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...die Frage, woran Tuchel gescheitert ist:
"Ich glaube, dass Thomas Tuchel vieles erkannt hat und vieles ändern wollte, aber nicht durfte oder konnte, weil sich der Verein dagegengestellt hat. Denn der FC Bayern funktioniert nun mal etwas anders. Tuchel hat schon am Anfang der Saison erkannt, dass er einen echten Sechser braucht, der der Abwehr hilft und hinten so viel wie möglich wegräumt.
Aber der Verein hat sich ja bewusst dagegengestellt, weil sie gesagt haben, wir haben dafür Joshua Kimmich. Aber der füllt diese Rolle eben defensiv nicht so aus wie er es als Sechser müsste und das ist das Problem, weil die Verteidigung dann oft sehr schlecht ausschaut."
...das größte Problem der Bayern:
"Das Hauptproblem ist, dass die deutschen Nationalspieler nicht ihr Leistungsvermögen ausschöpfen, aber der FC Bayern an diesen Spielern wegen der Fans festhält. Denn der FC Bayern will immer Spieler in seinen Reihen haben, mit denen sich die Fans zu 100 Prozent identifizieren. Das gilt sicher für Thomas Müller und Manuel Neuer, aber bei beiden läuft die Uhr langsam ab.
Dahinter hast du mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Leroy Sané weitere deutsche Nationalspieler. Aber diese Jungs sind eben auch ein Problem des FC Bayern, weil sie seit einem längerem Zeitraum nicht mehr die Performance an den Tag legen, um als Mannschaft ganz oben mitspielen zu können.
Und dadurch kommt es zu dieser extremen Diskrepanz und dann finde ich es mehr als konsequent, dass Thomas Tuchel dann sagt: Dann bin ich halt auch der Falsche."
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...die besten Bayern-Trainer:
"Die erfolgreichsten Trainer bei Bayern waren immer die, die alles super moderiert haben. Das haben ein Ottmar Hitzfeld, ein Jupp Heynckes und auch ein Hansi Flick überragend gemacht. Und schlussendlich waren es die Trainer, die die Champions League gewonnen haben.
Und all die Taktik-Gurus, ob van Gaal, Guardiola oder jetzt auch Thomas Tuchel, die haben das eben nicht geschafft. Die Herren haben schon alle Ahnung vom Fußball, aber die haben die Spieler definitiv überfrachtet mit irgendwelchen taktischen Sachen.
Auch bei Thomas Tuchel ist die Mannschaft nicht in der Lage, das umzusetzen, was er will, weil sie eben eher Freigeister sind und weniger in ein Korsett reinwollen. Deswegen muss sich der FC Bayern die Frage stellen, ob sie überhaupt so ein Taktikgenie brauchen oder eher einen, der das Ganze hervorragend moderiert und vor dem die Spieler Respekt haben und mitziehen."
...die Frage, ob Xabi Alonso neuer Bayern-Trainer wird:
"Ich glaube nicht. Wenn ich mir die ganzen Aussagen aus Leverkusen anhöre, fühlt sich Alonso dort pudelwohl. Und Bayer ist eine hochspannende Mannschaft, die sehr attraktiven Fußball spielt. Warum sollte er da jetzt weggehen? Das würde in meinen Augen keinen Sinn ergeben.
Natürlich wünschen sich alle Bayern-Fans, dass Alonso kommt, weil er einen herausragend guten Job macht. Aber genau das ist ja der Punkt, er kann wirklich etwas Außergewöhnliches in Leverkusen schaffen. Ich bin überzeugt davon, dass der ein oder andere Titel am Ende der Saison abfallen wird.
Ich glaube auch, dass die Mannschaft nächstes Jahr mit dem ein oder anderen Neuzugang nicht schlechter wird. Alonso kann eine Ära in Leverkusen einleiten. Denn bei Bayern München, Liverpool oder Real Madrid bist du natürlich unterm Brennglas und das muss er auch erstmal unter Beweis stellen, ob er das dann hinbekommt."