FC Bayern München: Florian Wirtz, Nick Woltemade, Christopher Nkunku - Die Chronik eines Transfersommers des Chaos
Aktualisiert: 21.08.2025
08:38 Uhr
Thomas Gallus
Der FC Bayern stolpert mit geplatzten Transfers, offenen Baustellen und internen Konflikten durch den Sommer. Die Chronik eines wilden Transferfensters.
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Nach einem wilden Transfer-Sommer hakt es auch beim nächsten Wunschspieler, Christopher Nkunku. Plötzlich muss man sich vielleicht sogar mit einer Leih-Notlösung begnügen.
Ein zu kleiner Kader, offene Baustellen, interne Unstimmigkeiten und die Frage: Wie konnte es so weit kommen? ran zeigt die Chronik des Bayern-Transfersommers. Eine Chronik des Chaos.
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Florian Wirtz: Der Ursprung des Chaos
Dabei begann der Sommer eigentlich mit großen Ambitionen und einem klaren Ziel: Florian Wirtz war der absolute Wunschspieler der Bayern-Bosse. Für den Offensivstar wollte der Klub tief in die Taschen greifen und ihn zum Rekordtransfer machen.
Monatelang schwärmte man öffentlich vom Leverkusener. Die Gespräche mit Klub und Spieler liefen und die Fans träumten bereits vom magischen "Wusiala"-Duo in der Allianz Arena.
Doch am Ende entschied sich Wirtz gegen die Bayern und für den FC Liverpool. Die erste große Transferpleite für Max Eberl und Co.
Daraufhin folgte ein ewiges Hin und Her um Nico Williams. Wochenlang zogen sich die die Verhandlungen, ehe auch dieser Poker platzte. Zu hohe Gehaltsforderungen, Williams’ Wunsch, nach Barcelona zu wechseln, und schließlich die Vertragsverlängerung bei Athletic Bilbao. Erneut blieben die Bayern ohne Verstärkung.
Mit Luis Diaz gelang den Bayern dann endlich der erste (und einzige?) große Coup des Sommers: Für rund 70 Millionen Euro wechselte der kolumbianische Flügelstürmer vom FC Liverpool nach München. Aber von Anfang war auch klar: Dabei darf es eigentlich nicht bleiben.
Denn die Bayern-Offensive hat in diesem Sommer gleich mehrere Säulen verloren. Leroy Sane, Thomas Müller und Kingsley Coman sind nicht mehr da, hinzu kommt die schwere Verletzung von Jamal Musiala.
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Bundesliga - FC Bayern, Borussia Dortmund und Co.: Das sind die wichtigsten Transfers aller Teams
Das sind die wichtigsten Transfers aller Bundesliga-Teams Die Bundesliga steht vor der Tür! Kurz vor Saisonstart haben wir das Transferfenster der Bundesliga genau unter die Lupe genommen und den wichtigsten Transfer jedes Vereins gekürt. Dabei geht es nicht nur um hohe Ablösesummen, sondern auch um sportlichen Wert, Perspektive und die Rolle, die der jeweilige Neuzugang künftig einnehmen soll.
Yussuf Poulsen (für eine Millionen Euro von RB Leipzig zum HSV) Auch wenn Poulsen mit 31 Jahren etwas an Beweglich- und Schnelligkeit eingebüßt haben mag, bringt er enorme Bundesliga-Erfahrung (233 Spiele) und einen ausgeprägten Torriecher mit. Ein weiteres Plus: Trainer Merlin Polzin ernannte ihn direkt zum Kapitän der Mannschaft.
Ísak Jóhannesson (für 5,5 Millionen Euro von Fortuna Düsseldorf zu Köln) Den wichtigsten Transfer für Köln auszuwählen, war nicht leicht: Ache, van den Berg oder Bülter hätten allesamt gepasst. Am Ende fiel die Wahl jedoch auf Jóhannesson, der sich als Neuzugang schon direkt als Stammspieler etabliert hat. Der Isländer soll das Kölner Spiel lenken und zugleich immer wieder offensive Akzente setzen - wie bei seinem späten Siegtor im DFB-Pokal in Regensburg.
Diant Ramaj (Leihe vom BVB an den 1. FC Heidenheim) Vor der Sommerpause gingen wohl die meisten Heidenheim-Fans davon aus, dass Kevin Müller als Nummer eins in die Saison 2025/26 startet. Nach der Degradierung von Müller hütet nun Diant Ramaj das Tor. Trotz seines jungen Alters blickt er bereits auf Stationen bei Eintracht Frankfurt, Ajax Amsterdam und dem FC Kopenhagen zurück, wo er als Stammtorhüter in der vergangenen Saison Meister und Pokalsieger wurde.
Vladimír Coufal (zuletzt bei West Ham United, ablösefrei zu Hoffenheim) Bei 18 Neuzugängen war es nicht einfach, den wichtigsten Transfer der Hoffenheimer zu bestimmen. Am Ende fiel die Wahl auf Vladimír Coufal: Er bringt die Erfahrung aus 147 Premier-League-Spielen mit, kam ablösefrei und soll die Lücke schließen, die Pavel Kadeřábek auf der Rechtsverteidigerposition hinterlassen hat.
Louis Oppie (für zwei Millionen Euro von Bielefeld zu St. Pauli) Bei St. Pauli hätte man durchaus auch Joel Chima Fujita, den Rekordtransfer des Vereins, nennen können – unsere Wahl fiel jedoch auf Oppie. Er spielte sich in der vergangenen Saison vor allem während Arminias DFB Pokal-Lauf in den Vordergrund und könnte sich bei den Kiezkickern zu einem wichtigen Schienenspieler entwickeln, der auch Qualitäten als Standardschütze mitbringt.
Andrej Ilic (für fünf Millionen Euro vom LOSC Lille zu Union Berlin) Nachdem Ilić in der Rückrunde der vergangenen Saison mit sieben Toren in 16 Spielen bereits gute Ansätze zeigte, steht er durch die feste Verpflichtung nun noch stärker in der Pflicht. Vor allem nach dem Abgang von Benedict Hollerbach zu Mainz 05 muss er die entstandene Lücke schließen. In der ersten Runde des DFB-Pokals glänzte er mit Tor und Assist.
Chrislain Matsima (für fünf Millionen Euro vom AS Monaco zu Augsburg) Matsima war in der vergangenen Saison von Monaco nach Augsburg ausgeliehen und entwickelte sich schnell zur Stammkraft. Seine starken Auftritte weckten auch international Begehrlichkeiten. Deshalb zog der FCA die Kaufoption über fünf Millionen Euro – ein echtes Schnäppchen bei einem Marktwert von 22 Millionen Euro. In Sandro Wagners der Verteidigung sollte er gesetzt sein.
Vini Souza (für 15 Millionen Euro von Sheffield United zu Wolfsburg) Der Königstransfer der Niedersachsen soll auf der Doppelsechs neben Maxi Arnold agieren und damit dafür sorgen, dass Lovro Majer seine ganze Klasse auf der Zehn entfalten kann. Souza ist ein klassischer Sechser, der bereits über Jahre Erfahrung in der Premier League gesammelt hat und sich mit 26 Jahren im besten Fußballalter befindet.
Shuto Machino (für acht Millionen Euro von Holstein Kiel zu Gladbach) Der Japaner war mit 13 Torbeteiligungen einer der wenigen Lichtblicke in Kiels Abstiegssaison. Um Torjäger Tim Kleindienst zu entlasten, holten die "Fohlen" Machino. Durch die Verletzung von Kleindienst rückt er nun sogar direkt in eine deutlich größere Rolle und soll von Beginn an Verantwortung übernehmen.
Noah Darvich (für eine Millionen Euro vom FC Barcelona zu Stuttgart) Abgesehen von Lorenz Assignon, der mit Josha Vagnoman um den Rechtsverteidigerplatz kämpft, holte Stuttgart in dieser Tranferperiode fast nur Perspektivspieler. Dazu zählt auch Darvich, einst als größtes Zehner-Talent seines Jahrgangs gefeiert. Beim FC Barcelona setzte er sich nicht durch, nun will er mit 18 Jahren in Stuttgart durchstarten.
Samuel Mbangula (für zehn Millionen Euro von Juventus zu Bremen) Der pfeilschnelle Linksaußen ist der zweitteuerste Transfer der Bremer Vereinsgeschichte. Mit gerade einmal 21 Jahren kommt er mit großen Vorschusslorbeeren und soll vor allem den Abgang von Marvin Ducksch, dem Dreh- und Angelpunkt der Offensive in den vergangenen Saisons, kompensieren.
Rômulo (für 20 Millionen Euro von Göztepe zu Leipzig) Nach der enttäuschenden Vorsaison nutzte der RB die eingenommenen Ablösen, um gezielt zu investieren. Der Brasilianer soll Benjamin Šeško ersetzen, der zu Manchester United ging. In der vergangenen Spielzeit überzeugte Rômulo, der über ein ähnliches Stürmerprofil verfügt wie Šeško, in der Süper Lig mit starken 27 Scorerpunkten in 33 Partien.
Benedict Hollerbach (für zehn Millionen Euro von Union Berlin zu Mainz) Der Ex-Unioner war in der vergangenen Saison die Lebensversicherung der "Eisernen": Mit 12 Torbeteiligungen in einem offensiv schwachen Team überzeugte er die Mainzer. Nach dem Abgang von Torjäger Jonathan Burkardt zu Eintracht Frankfurt benötigten die 05er dringend Verstärkung in der Offensive – und fanden sie in Hollerbach, ihrem neuen Rekordtransfer.
Yuito Suzuki (für zehn Millionen Euro von Bröndby IF zu Freiburg) Der nächste Japaner im Breisgau: Nach dem Abgang von Flügelflitzer Ritsu Doan fand Freiburg in Dänemark Ersatz. Suzuki ist offensiv flexibel einsetzbar und sammelte in den letzten beiden Spielzeiten jeweils über 17 Torbeteiligungen. Er ist nach Doan der zweitteuerste Transfer der Vereinsgeschichte.
Jobe Bellingham (für 30,5 Millionen Euro von Sunderland zum BVB) Der Bruder von Jude kommt mit großen Vorschusslorbeeren. Der Engländer gilt als eines der größten Talente im europäischen Fußball und spielt auf einer ähnlichen Position wie sein berühmter Bruder. In Dortmund soll Bellingham das Zentrum verstärken.
Mark Flekken (für elf Millionen Euro vom FC Brentford zu Leverkusen) Hradecky und Kovář teilten sich vergangene Saison das Tor bei Leverkusen, patzten jedoch zu oft. Mit Flekken wurde deshalb eine konstante Nummer eins verpflichtet. Tillman als Wirtz-Ersatz oder Quansah als Tah-Nachfolger wären ebenfalls denkbar gewesen, doch die Torwartproblematik wog schwerer – der Ex-Freiburger war die logische Lösung.
Luis Díaz (für 70 Millionen Euro vom FC Liverpool zu FC Bayern) Der Königstransfer der Bundesliga, drittteuerster Zugang der Vereinsgeschichte und gleich mit einem Tor im Supercup gegen Stuttgart: Luis Díaz soll gemeinsam mit Jamal Musiala (nach seiner Rückkehr), Harry Kane und Michael Olise die Bayern vor allem in Europa wieder nach vorne bringen. Der Kolumbianer überzeugt mit Tempo, Torgefahr und Übersicht.
FC Bayern: Die ewige Woltemade-Saga
Und so rückte nach einer starken U21-EM der nächste große Wunschspieler ins Visier der Bayern-Bosse: Nick Woltemade. Und wer nach Wirtz und Williams schon genug von ewig hingezogenen Transfersagas hatte, brauchte nun starke Nerven.
Während man diesmal immerhin mit dem Spieler selbst einig zu sein schien, scheiterten immer wieder die Gespräche mit dem VfB Stuttgart. Die gebotenen 60 Millionen Euro waren zu wenig, Stuttgart forderte laut Berichten mindestens 75 Millionen.
Keiner rückte von seiner Position ab, und so gingen die Bayern am Ende wieder leer aus.
Und so sind wir auch schon in der Endphase des Transferfensters angelangt. Eine letzte, "sichere" Alternative sollte jetzt kommen. Christopher Nkunku, ein Bundesliga-erprobter Spieler, der beim FC Chelsea auf der Abstrichliste steht und offen für einen Wechsel zum FC Bayern ist.
Ein Deal, der eigentlich machbar schien. Doch selbst bei diesem Deal hakt es. Anders als bei Wirtz, Williams und Woltemade diesmal aber auch, weil die Klubspitze nun offenbar einen klaren Sparkurs einschlagen will.
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Konflikt zwischen Bayern-Bossen?
Hinter den Kulissen tobt wohl ein offener Konflikt: Auf der einen Seite die sportliche Führung um Max Eberl, Christoph Freund und Vincent Kompany, die dringend Verstärkung fordern. Auf der anderen Seite die Strippenzieher Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die den strategischen Kurs vorgeben.
Hoeneß überraschte zuletzt mit klaren Aussagen gegenüber der "Süddeutschen Zeitung", wie es beim FC Bayern weitergehen soll: "Ich würde sehr dafür plädieren, den Kader noch aufzufüllen mit einem Leihspieler, der bis zum 30. Juni 2026 unter Vertrag genommen wird".
Aussagen, die in der Sportabteilung durchaus für Stirnrunzeln gesorgt haben dürften, und auch in der Kabine offene Fragen aufwerfen. Denn selbst Harry Kane, der üblicherweise Tore für sich sprechen lässt, fand nach dem Sieg im Supercup deutliche Worte über den aktuellen Stand der Mannschaft: "Es ist wahrscheinlich einer der kleinsten Kader, in dem ich je gespielt habe", sagte der Stürmer.
"Die Verantwortlichen müssen entscheiden, was sie für richtig halten." Eine ungewöhnlich klare Kritik des Starstürmers in Richtung Vereinsführung.
Auch Kompany, sonst eher zurückhaltend, machte seinen Standpunkt zum Kader öffentlich: "Die Qualität ist da, aber wir haben nicht die Breite." Und auch Kapitän Manuel Neuer meinte vielsagend zum Transferfenster: "Ich habe das Gefühl, dass noch etwas passieren wird."
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VIDEO: So erlebte Müller sein Vancouver-Debüt
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FC Bayern: Eine gefährliche Saison
Doch nur wenige Tage vor dem Liga-Auftakt gegen Leipzig wirkt der Rekordmeister blockiert. Große Transfers sind vom Tisch. Und dass ein Topspieler so kurzfristig noch per Leihe nach München wechselt, erscheint kaum realistisch.
Bayern droht damit, mit einer der kleinsten Mannschaften der letzten Jahre in eine Saison zu starten, die nach der Klub-WM im Sommer mit Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League ohnehin höchste Belastung bringt.
Ein Umbruch ist offenbar erst für Sommer 2026 geplant. Bis dahin aber muss sich der FC Bayern wohl irgendwie durchmogeln.