FC Bayern vor dem CL-Rückspiel gegen Lazio
Miroslav Klose exklusiv: Rückkehr zu Bayern? "Ich kann mir viele Sachen vorstellen"
- Aktualisiert: 05.03.2024
- 10:55 Uhr
- Martin Volkmar
Miroslav Klose spricht im zweiten Teil des großen ran-Interviews über die Qualitäten von Bayern-Stürmer Harry Kane und seine eigene Zukunft als Trainer.
Von Martin Volkmar
Vor dem Achtelfinal-Rückspiel des FC Bayern München in der Champions League am Dienstagabend (21 Uhr im Liveticker) gegen Lazio Rom hat sich Ex-Weltmeister Miroslav Klose ausführlich zur Situation beim deutschen Rekordmeister geäußert.
Im zweiten Teil des exklusiven Interviews mit ran spricht Klose über Harry Kane, eine mögliche Rückkehr als Trainer zum FC Bayern sowie das Comeback von Toni Kroos in der Nationalmannschaft.
ran: Glauben Sie, dass Leverkusen die Meisterserie der Bayern beenden kann? Zehn Punkte Vorsprung hat noch kein Bundesligist in dieser Phase der Saison verspielt. Oder wird Bayer nochmal nervös?
Klose: Wir haben ja letztes Jahr bei Borussia Dortmund gesehen, dass man sich nicht zu früh freuen darf. Da wurden schon die Meisterfeierlichkeiten organisiert und am Ende stand man mit leeren Händen da. Leverkusen hat auch eine junge Mannschaft, die vielleicht doch noch nervös wird, wenn sie merken, was sie erreichen können. Aber so wie sie bislang auftreten, kann ich es mir nicht vorstellen, dass sie sich das noch nehmen lassen. Im Fußball ist nichts unmöglich, aber verdient hätte Leverkusen die Meisterschaft nach dieser herausragenden Saison auf jeden Fall.
ran: In dem Fall würde Harry Kane weiter titellos bleiben. Ist er trotzdem ein Gewinn für Bayern und die Bundesliga?
Klose: Grundsätzlich ist es wichtig, dass Bayern München solche Spieler hat. Sie brauchen eine Achse, zu der gehört auch ein guter Mittelstürmer, der vorne die Tore macht. Ich habe vorher mindestens 20 bis 25 Treffer bei ihm prognostiziert, weil ich sicher war, dass er als Torjäger einschlägt in der Bundesliga. Aber erst jetzt ist mir aufgefallen, welche unglaubliche Schusstechnik er besitzt, welche Präsenz er hat, wie gut sein Kopfballspiel, seine Bewegungen und sein Stellungsspiel im Sechzehner sind. Das hat mir wirklich imponiert, genauso wie seine Bescheidenheit. Er lässt nie den Superstar raushängen. Für Bayern ist das ein absoluter Glücksgriff.
Das Wichtigste zur Champions League
ran: Gibt es aktuell einen besseren Stürmer auf der Welt?
Klose: Man darf Robert Lewandowski nicht vergessen. Und natürlich Erling Haaland, wobei Kane und er schwierig zu vergleichen sind, weil sie andere Stürmertypen sind. Haaland spielt sehr, sehr geradlinig, zielstrebig und körperlich. Aber in manchen Spielen hast du nur zwei, drei Chancen und die muss man dann auch machen, das zeichnet große Spieler aus. Das hat Kane mit seinen beiden Treffern gegen Leipzig (2:1) unter Beweis gestellt, die letztlich den Unterschied ausgemacht haben. Diese Qualität bringt er einfach mit.
ran: Apropos Bayern - Sie haben dort von 2018 bis 2021 im Nachwuchs und zuletzt als Co-Trainer von Hansi Flick gearbeitet. Ist eine Rückkehr noch denkbar oder haben Sie damals bewusst das Kapitel abgeschlossen?
Klose: Also eine endgültige Entscheidung war das jedenfalls nicht. Ich kann mir viele Sachen als Trainer vorstellen, zumal die handelnden Personen bei Bayern ja auch gewechselt haben. Ich stehe einfach supergerne auf dem Platz und versuche meine Erfahrungen weiterzugeben, wie ich es damals bei der U17 des FC Bayern gemacht habe, wo wir in unserer Staffel Meister geworden sind. Ich habe mich für den Weg als Trainer entschieden und das von der Pike auf gelernt, was für mich persönlich wichtig war.
ran: Die Entlassung auf Ihrer ersten Station als Cheftrainer im Seniorenbereich in Altach hat sie also nicht abgeschreckt?
Klose: Nein, gar nicht. Jetzt muss ich nur irgendwo die Chance bekommen. Vielleicht ist das im Ausland etwas leichter, wenn ich etwa nach Italien schaue, wo Daniele De Rossi oder Thiago Motta relativ schnell bei einem Serie-A-Klub gelandet sind. Aber ich bin geduldig, denn ich möchte auf das richtige Angebot warten. Ich hoffe und bin guter Dinge, dass ich vielleicht schon im Sommer eine neue Aufgabe als Trainer haben werde.
ran: Zuletzt haben Ihre Aussagen über einen möglichen Job in Kaiserslautern etwas für Wirbel gesorgt. Wie kam es dazu?
Klose: Grundsätzlich liegt mir der FCK natürlich immer am Herzen. Und ich habe in einem Interview einfach nur die Wahrheit gesagt. Nämlich, dass ich auch ein Kandidat war und die Verantwortlichen mit mir gesprochen haben. Stattdessen hat man sich für Dimmitrios Grammozis entschieden, was das gute Recht des Vereins ist. Mit Friedhelm Funkel hat man jetzt einen supererfahrenen Trainer geholt, der den FCK kennt und aus meiner Sicht in dieser Situation die absolut richtige Entscheidung ist. Wichtig für die Fans und für die Region ist, dass Lautern nicht absteigt.
Bundesliga: Leverkusen auf Bayerns Spuren - die Abstände in den Titelrennen der vergangenen Jahre
ran: Abschließend zur Nationalmannschaft: Wie bewerten Sie die Rückkehr von Toni Kroos?
Klose: Ich wusste es ja schon ein bisschen länger, weil ich mit Toni echt eng bin. Für mich ist das eine wichtige und richtige Entscheidung für Deutschland mit Blick auf die Heim-EM. Ich freue mich, dass er wieder zurückkehrt, weil wir auch im Nationalteam eine Achse brauchen und Toni ein fantastischer Fußballer ist. Ich habe ihn kennenlernen dürfen, als er mit 17 Jahren sein Debüt bei Bayern gefeiert hat und ihn danach ein bisschen an die Hand genommen, genau wie später David Alaba. Und dann ist es einfach schön, wenn man so eine Entwicklung sieht. Toni ist zwar inzwischen auch ein wenig in die Jahre gekommen, aber es ist faszinierend, dass er nach wie vor bei Real Madrid Topleistungen abliefert.
ran: Macht Sie das Comeback nach den zuletzt enttäuschenden Länderspielen optimistischer für die Europameisterschaft?
Klose: Da muss ich aufpassen, was ich sage, damit es nicht zu negativ rüberkommt. Mich stimmen immer überzeugende Spiele optimistisch. Bei Julian Nagelsmann war nach dem Aus für Hansi Flick zunächst etwas Euphorie, aber die letzten Spiele gegen die Türkei (2:3) und vor allem Österreich (0:2) haben mich schon geschockt. Wir zeigen nicht mehr die Tugenden, die uns immer ausgezeichnet haben. Es ist eben nicht mehr selbstverständlich, dass man als deutsche Nationalmannschaft schon vorher weiß, dass man als Sieger vom Platz geht.