Nach dem 1:0-Sieg im Old Trafford
Stille in Manchester: Bayern-Stars ohne Lust auf Interviews
- Aktualisiert: 14.12.2023
- 12:02 Uhr
- Stefan Kumberger
Der Sieg in Manchester verschafft dem FC Bayern vorerst etwas Ruhe. Die Mannschaft sorgt derweil sogar für Stille. Was steckt dahinter?
Aus Manchester berichtet Stefan Kumberger
Der kleine Medien-Boykott der Bayern-Spieler geht in die nächste Runde!
Nachdem nach dem 1:5-Debakel in Frankfurt sich nur Thomas Müller den Fragen der TV-Reporter stellte, war es in Manchester lediglich Manuel Neuer.
Bis weit über eine Stunde nach Abpfiff mussten die mitgereisten Reporter warten bis der Kapitän in die Mixed Zone, also jenem Bereich, in dem die Spieler auf Journalisten treffen, auftauchte.
Nach gut fünf Minuten war der Frage-Quickie beendet, danach kam kein Spieler mehr zu den Interviews - obwohl die Mitarbeiter der Mediendirektion des FC Bayern bemüht waren, Führungsspieler wie Joshua Kimmich oder Leon Goretzka von kurzen Statements zu überzeugen. Ohne Erfolg.
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Fühlen sich Bayern-Stars ungerecht behandelt?
Hintergrund dürfte auch sein, dass sich Teile der Mannschaft nach dem Frankfurt-Spiel medial ungerecht behandelt fühlen. Das Interesse daran, gewisse Dinge aus ihrer Sicht geradezurücken bzw. zu erklären, hatten die Stars offenbar trotzdem nicht.
Man schweigt lieber und hatte Glück: Die baulichen und organisatorischen Bedingungen im "Old Trafford Stadium" machten es den Spielern leicht, die Presse zu umkurven.
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Neuer: "Es geht immer um die Führungsspieler"
Von ran auf den besonders in der Kritik stehenden Joshua Kimmich angesprochen, reagierte Neuer gelassen und bescheinigte seinem Kollegen eine "Top-Leistung", die man auch mal loben könne.
Der 37-Jährige fasst die Kritik der letzten Tage ohnehin allgemeiner auf: "Es geht immer um die Führungsspieler. Es geht nicht um Spieler, die Nummer 13 oder 14 sind. Es geht um die, die immer auf dem Platz stehen. Dafür sind wir Führungsspieler, wir können das auch ab."
Zumindest der letzte Satz darf angesichts der letzten Tage zumindest ein wenig in Zweifel gezogen werden.
Dass die Protagonisten derzeit ein eher süß-saures Verhältnis zu Medien und Experten haben, zeigt auch folgende Szene beim englischen Sender "TNT": Tuchel traf dort auf die englischen Experten Rio Ferdinand und Paul Scholes und scherzte: "Ich weiß nicht, ob ich das jemals zu Experten und Journalisten sagen würde, aber ich freue mich, euch zu sehen."
Felix Kroos: "Das ist ein komisches Zeichen"
Wie problematisch es im Binnenverhältnis einer Mannschaft sein kann, wenn immer nur wenige und immer die gleichen Spieler ihre Pressepflichten erfüllen, skizziert Felix Kroos.
Gerade mit Blick auf Thomas Müller warnte der Ex-Profi bereits am Montag in der ran Bundesliga-Webshow vor den falschen Signalen. "Thomas Müller ist kein Stammspieler mehr und trotzdem geht er immer wieder zu den Interviews. Natürlich hat er das Standing, aber das kann irgendwann zu viel werden", sagte Kroos.
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Und weiter: "Ich bin weit davon entfernt zu sagen, dass sich die anderen Spieler aus der Verantwortung stehlen. Es sollte aber nicht zum Dauerzustand werden, dass immer Thomas Müller derjenige ist, der sich äußert und die anderen nicht auftauchen. Das ist ein komisches Zeichen."
Auch deshalb war diesmal Kapitän Manuel Neuer gefragt. Fraglich bleibt, wann andere Führungsspieler wieder das Wort ergreifen.