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DFB-Pokal - FC Bayern: Ambivalenter Diaz und Urbig mit einem Fingerzeig – die Erkenntnisse zum Sieg in Köln
- Aktualisiert: 30.10.2025
- 14:13 Uhr
- Justin Kraft
Luis Diaz vergibt zahlreiche Top-Chancen, Jonas Urbig zeigt, was er kann – die Erkenntnisse zum Sieg des FC Bayern in Köln.
Von Justin Kraft
Mit dem 4:1-Sieg in Köln zieht der FC Bayern letztlich souverän ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Dabei lief die erste Halbzeit alles andere als nach Plan.
Die Münchner lagen kurzzeitig zurück, schafften es dann aber, die Partie trotzdem umzudrehen. Eine Leistung, die den Status als Spitzenmannschaft nochmal unterstrichen hat.
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Trotzdem bietet gerade die erste Halbzeit dem Trainerteam rund um Vincent Kompany einige Ansatzpunkte für die Analyse in den kommenden Tagen.
ran hat fünf Erkenntnisse zum Pokalabend der Münchner.
Luis Diaz: Zwischen Weltfußballer und Chancentod
Fußball ist ein Sport der Extreme – zumindest die Unterhaltungsbranche Profifußball. Wenn ein Spieler überzeugt, wird er überschwänglich gelobt. Wenn ein Spieler nicht überzeugt, ist die Kritik schnell ebenso überspitzt.
Das gehört wohl zum Geschäft dazu. Doch was macht man dahingehend mit Luis Diaz? Der Kolumbianer ist ein Phänomen. Einerseits kommt er nach 14 Pflichtspielen auf acht Tore und fünf Assists. Andererseits treibt er viele Bayern-Fans regelmäßig in die Verzweiflung.
Wieder ließ der 28-Jährige zahlreiche Top-Chancen liegen. In Köln vergab er zunächst zu Spielbeginn aus kurzer Distanz und im zweiten Durchgang alleinstehend vor dem Tor. Auch in den vergangenen Wochen gab es mehrfach Situationen wie diese.
Es sind teils Chancen aus kurzer Distanz, bei denen es fast schwerer ist, sie nicht zu verwandeln. Auf der anderen Seite arbeitet Diaz unglaublich viel, ist in der Arbeit gegen und mit dem Ball sehr wichtig für die Bayern und spielt kluge Pässe. Seine Aktionen ergeben immer Sinn, er macht abseits von Abschlüssen kaum Fehler.
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Diaz ist auf allen Ebenen bisher ein Top-Transfer für den FC Bayern – wenn da nicht diese teils eklatante Chancenverwertung wäre. Ja, dann wäre er im Sinne der überspitzten Unterhaltungsbranche vermutlich schon der Favorit auf den nächsten Weltfußballer-Titel.
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Bayern hat Probleme mit Kölns Pressing
Ein Grund dafür, dass die Bayern in der ersten Halbzeit etwas schwammen, war das Kölner Pressing. Der FC lief aggressiv, teils mannorientiert an und brachte die Münchner damit in arge Schwierigkeiten.
Bis zum Ausgleich tat sich die Mannschaft von Kompany sehr schwer damit, das Spiel strukturiert aufzubauen. Immer wieder schlug der FCB unkontrollierte lange Bälle oder spielte ungewohnte Fehlpässe. Köln nutzte die Unruhe, die daraus entstand und erspielte sich immer mehr Anteile.
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Aleksandar Pavlovic fehlt noch ein bisschen was
In solchen Momenten sieht man auch noch den Unterschied zwischen Aleksandar Pavlovic und Joshua Kimmich. Letzterer riss das Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit an sich, kontrollierte das Geschehen und leitete viele Angriffe klug ein.
Pavlovic hingegen tat sich schwer damit, Anbindung ans Spiel zu finden. Mit dem aggressiven Pressing kam er nicht so gut klar. Zwar machte der 21-Jährige keine groben Fehler, aber den Einfluss der vergangenen Wochen hatte er nicht. Was für sein Alter kaum verwunderlich ist, aber gegen Köln deutlich auffiel – und dem Bayern-Spiel auch abging.
Jonas Urbig zeigt, dass er Neuer-Nachfolger werden kann
Weniger abgegangen ist den Bayern Manuel Neuer. Der ehemalige Welttorhüter gab erneut Spielzeit an Jonas Urbig ab. Für den 22-Jährigen war die Partie gegen den Ex-Klub eine Besondere.
Von Nervosität war allerdings kaum etwas zu sehen. Im Gegenteil: Urbig parierte mehrfach herausragend. In der ersten Halbzeit verhinderte er mit einer schönen Flugparade den frühen Rückstand. Später zeigte er großartige Reflexe, als der Ball an den Pfosten sprang und Urbig ihn blitzschnell aufnehmen musste, um einen Abstauber des Gegners zu verhindern.
Auch im Spiel mit dem Ball wirkte sein Spiel abgeklärt und sauber. Urbig hat die Bayern in der ersten Halbzeit im Spiel gehalten. Vor allem hat er mit seiner Leistung gezeigt, dass er zu Recht als ein möglicher Nachfolger von Neuer gesehen wird.
An einer Sache muss der junge Torwart aber noch stark arbeiten, um tatsächlich irgendwann in die großen Fußstapfen treten zu können. Was die Strafraumbeherrschung bei Standardsituationen oder Flanken anbelangt, wirkt Urbig oft noch unsicher.
Gegen Köln gab es zwei, drei kleinere Wackler und auch in anderen Spielen in der jüngeren Vergangenheit war der Keeper hin und wieder unsicher, wenn er die Entscheidung treffen musste, ob er seine Linie verlässt oder nicht. Bekommt er das in den Griff, ist er aber schon bald einer der besten Torhüter in der Bundesliga.
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Kompany vertraut seinem Kader nur bedingt
Ein weiterer interessanter Aspekt des Köln-Spiels war, dass Kompany nicht nur sehr wenig rotierte, sondern auch lange nicht wechselte. In der 62. Minute brachte er Leon Goretzka für Serge Gnabry. Dann aber wartete der Belgier bis zum 4:1 und sogar noch etwas länger.
Erst in der 77. Minute kam Lennart Karl für Michael Olise. In der 87. Minute nutzte das Trainerteam die letzten drei Wechsel. Das wirft abermals die Frage auf, wie sehr Kompany seinem Kader wirklich vertraut.
In den vergangenen Wochen wurde schon deutlich, dass er in erwartbar engen Spielen oder tatsächlich eng verlaufenden Spielen kaum von den 13-14 Spielern abweicht, denen er Spitzenniveau zutraut. Rotiert wird nur gegen Gegner, die deutliche Außenseiter sind oder wenn Spiele in der zweiten Halbzeit entschieden sind.
Einerseits hält er seine Stammspieler so im Rhythmus. Andererseits zeigten einige Top-Spieler wie Harry Kane, Olise oder Kimmich zuletzt erste, wenn auch nur sehr kleine Anzeichen von Müdigkeit. Der Kader ist qualitativ nicht sehr breit aufgestellt. Und auch wenn er numerisch nicht so dünn ist, wie er gern dargestellt wird, bringt die reine Quantität an Spielern wenig, wenn das Vertrauen in sie relativ gering ist.
Zugeben würde Kompany, der alle Spieler mit großem Respekt behandelt, natürlich nie. Es ist aber schon deutlich zu erkennen, dass er in engen Spielen nur wenig nachlegen möchte.
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