DFB-Pokal
FC Bayern München souverän in Ulm: Drei Erkenntnisse zum Auftakt in die neue Saison
- Aktualisiert: 18.08.2024
- 21:55 Uhr
- Justin Kraft
Der FC Bayern München erledigt seine Pflichtaufgabe in Ulm souverän. Drei Erkenntnisse zum Saisonauftakt nach Maß des FCB.
Am Ende steht ein hochverdientes 4:0 für den FC Bayern München auf der Tafel. In Ulm, so sollte man meinen, ist das nicht sonderlich erwähnenswert. Und doch hat sich der Rekordmeister gerade in solchen Partien schon deutlich anders präsentiert.
Für die ganz großen Erkenntnisse reicht ein Pokalspiel gegen einen Zweitliga-Aufsteiger natürlich nicht. Erste Beobachtungen zu den unter Vincent Kompany veränderten Bayern ließen sich dennoch machen.
ran hat drei Erkenntnisse zum FCB-Auftakt.
FC Bayern München: Thomas Müller kann es immer noch
"Ich habe im Champions-League-Halbfinale und bei der Europameisterschaft gesehen, dass ich weiterhin, egal auf welchem Niveau, in kürzester Zeit Tore und Torchancen heraufbeschwören kann", sagte Thomas Müller jüngst im Interview mit dem "kicker". Nun ist Ulm nicht auf EM-Niveau und schon gar nicht Champions League, doch die ersten Schritte der neuen Saison sind vielversprechend.
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Müller traf früh doppelt und bereitete auch noch das letzte Tor von Harry Kane vor. Er war der Dreh- und Angelpunkt einer sehr dynamischen Offensive. Was besonders herausragt, ist die spielerische Leichtigkeit, mit der er aktuell agiert.
Das Wichtigste in Kürze
Das deutete sich bereits in den Testspielen an, bestätigte sich nun im ersten Pflichtspiel. 55 Ballkontakte sammelte der Routinier als Mittelstürmer, weil er sich immer wieder in die engen Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr fallen ließ, Gegenspieler aus ihren Positionen zog und gedankenschnell kombinierte.
Müllers Souveränität tut der Offensive gut. "Das ist ein Spieler, der ist immer motiviert", lobte auch sein Trainer bei "Sky". Der Routinier selbst hat jüngst mehrfach betont, dass er sich körperlich fit fühle. Vielerorts wurde spekuliert, dass die Rolle des Weltmeisters von 2014 der unter Thomas Tuchel ähneln könne: verlängerter Arm des Trainers, weniger Startelfeinsätze.
Im Moment deutet sich an, dass der Offensivallrounder deutlich häufiger spielen könnte, als angenommen. Er ist dabei, es erneut allen zu beweisen. Müller kann es immer noch.
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FC Bayern: Knifflige Entscheidungen im Mittelfeld
Auch Joshua Kimmich kann es immer noch. Neben Müller war der 29-Jährige der entscheidende Mann auf dem Platz. Im zentralen Mittelfeld bewegte er sich viel, suchte Lücken und spielte clevere Pässe in die Spitze oder auf die Flügel. Kimmich war der Taktgeber des Teams – und harmonierte sehr gut mit seinem Partner.
Dieser war nicht etwa Joao Palhinha, der für viel Geld vom FC Fulham verpflichtet wurde, sondern Aleksandar Pavlovic. Auch der 20-Jährige überzeugt regelmäßig mit seiner Spielstärke und der Qualität, enge Spielsituationen clever aufzulösen. Spielen sowohl Kimmich als auch er im Mittelfeldzentrum, sind die Bayern dort nur schwer zu pressen.
Das zeigte sich in beiden Testspielen gegen Tottenham (2:1 und 3:2) und auch im Pokal gegen Ulm. Es ist eine Konstellation, die auch in der vergangenen Saison auf der Hand lag. Doch Kimmich musste unter Tuchel rechts hinten ran. Ein Grund dafür waren sicher die Verletzungen, doch der ehemalige Bayern-Coach dachte zudem sehr defensiv, wollte Stabilität im Zentrum und lechzte deshalb nach einer "Holding Six".
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Diese bekam nun Kompany. Der aber lässt bisher das Duo Kimmich-Pavlovic spielen, weil er von seinem Team Mut im Spiel nach vorn sehen möchte. Gerade gegen die vielen tief verteidigenden Gegner könnte eine spielstarke Doppelsechs ein sehr gutes Mittel zum Erfolg sein.
Und Palhinha? Den wird der Belgier ebenfalls noch früh genug benötigen. Gerade wenn man etwas weniger Ballbesitz erwartet oder das Niveau der Gegner steigt, wird es im Mittelfeld jemanden mit Abräumerqualitäten brauchen. Zumal Pavlovic, auch das zeigte das erste Saisonspiel in Ulm, in seinem Alter noch nicht in der Lage ist, konstant Top-Niveau zu zeigen.
Kompany muss knifflige Entscheidungen im Mittelfeld treffen. Aber Kompany kann auch knifflige Entscheidungen im Mittelfeld treffen. Und das hat er seinen Vorgängern voraus. Der Kader bietet wieder verschiedene Spielertypen an.
Josip Stanisic mit wichtiger Rolle in Ulm
Dass Kimmich wieder im Zentrum agieren kann, liegt auch daran, dass Josip Stanisic zurückgekehrt ist. Der 24-Jährige ist ein wichtiger Kaderspieler für Kompany. Denn bei ihm weiß man immer, was man bekommt – und was nicht.
Defensiv hat Stanisic durchaus seine Schwächen, wenn Gegner mit Tempo auf seiner Seite kombinieren. Mit dem Ball aber kann er ein sehr wichtiger Bestandteil des Ballvortrags sein. Stanisic fühlt sich in nahezu allen Bereichen des Spielfelds wohl, kann so auch als einrückender Außenverteidiger das Zentrum verstärken.
Das tat er gegen Ulm mehrfach, wodurch Serge Gnabry auf dem rechten Flügel mehr Platz und Raum für seine Aktionen bekam. Stanisic spielt mutig und meist zuverlässig. Sein Pass auf Kimmich, der im 1:0 von Müller mündete, war gut. Wenngleich er etwas Glück hatte, dass Kimmich den Ball herausragend verarbeiten konnte.
Von Stanisic sollten keine Wunder erwartet werden. Aber seine Souveränität, Flexibilität und ein starker Kimmich im Mittelfeldzentrum haben den Bayern in der vergangenen Saison sehr gefehlt. Für Stanisic wird es eine interessante Saison. Sacha Boey ist ein Konkurrent, der für ihn durchaus zu knacken ist.
Zumal der im Winter von Galatasaray Istanbul verpflichtete Rechtsverteidiger immer wieder Leistungsschwankungen offenbart und auch körperlich nicht immer auf der Höhe zu sein scheint. Die Leistung in Ulm dürfte Stanisic bei Kompany nochmal ein kleines Stück näher an weitere Startelfeinsätze gebracht haben.