Fußball-EM der Frauen
Frauen-EM: Schweiz trotz Aus gegen Spanien stolz: "Mehr, als wir uns jemals erträumt haben"
- Aktualisiert: 18.07.2025
- 22:59 Uhr
- SID
Traurig, aber mächtig stolz nimmt die Schweiz Abschied von ihrer Heim-EM. Was wird für den Gastgeber bleiben?
Die Wunde von Bern heilte schnell. Als die gescheiterten Schweizer Fußball-Heldinnen durch das Spalier der übermächtigen spanischen Weltmeisterinnen vom Platz gingen, toste der Applaus durchs Wankdorf-Stadion - die Tränchen trockneten. Macht's guet: Nach dem Abschied blieb ein unbändiger Stolz auf eine Heim-EM voller Begeisterung und Freude.
"Wir haben so viel bewegt in den vergangenen Wochen, so viele Herzen gewonnen", sagte Kapitänin Lia Wälti nach dem Viertelfinal-Aus, sie wirkte im Interview tief berührt: "Das war mehr, als wir uns jemals erträumt haben."
Rund um das 0:2 (0:0) gegen Spanien war wieder eine Euphorie zu spüren, wie sie die Schweiz zumindest im Frauensport zuvor nicht kannte. "Liebe Nati", schrieb die Boulevardzeitung "Blick", "ihr habt ein Land bewegt - das bleibt für immer!" Angesichts der vielen Probleme im EM-Vorfeld war dies ein erstaunliches Fazit.
Nationaltrainerin Pia Sundhage, nicht immer unumstritten, hatte sich tief vor den Zuschauerinnen und Zuschauern verbeugt. Ihre Mannschaft ging mit einem Plakat auf die Ehrenrunde: "Merci Fans". Wälti will unbedingt noch mehr zurückgeben: "Ich hoffe, wir haben die Zeit, ausgiebig mit unseren Fans zu feiern."
Das Wichtigste in Kürze
Die hatten sich in einem 25.000-Personen-Marsch aus der Altstadt auf den Weg gemacht, ihre "Nati" zur Sensation zu schreien. Verbandspräsident Dominique Blanc war mittendrin. Ein Bund der Eidgenossen: "Dass in der Schweiz so etwas passiert, hätte ich niemals geglaubt", sagte Sundhage.
Schweiz hofft auf Fußball-Boom
Eine Stunde lang blieb anschließend der Traum Halbfinale in Reichweite. Spanien tat sich schwer, war überlegen, verschoss aber einen Elfmeter (später einen weiteren) und traf mehrmals das Aluminium. Erst Athenea del Castillo (66.) und Clàudia Pina (71.) drehten der Schweizer EM-Party die Musik ab und machten das Licht an. Spanien konnte am Samstag beim Spiel Frankreich gegen Deutschland entspannt abwarten, wer der Gegner wird.
Die Geschichte des Berner Viertelfinals aber war: die Schweiz. "Wir können sehr, sehr viel aus dem Turnier mitnehmen. Wir haben auch mental einen riesigen Schritt gemacht", sagte Torhüterin Livia Peng von Werder Bremen." Einen Schub gab es auch zwischenmenschlich: "Wir sind einfach eine Familie geworden."
Das Turnier gibt Anlass zur Hoffnung auf mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung, vielleicht sogar auf einen Boom. "In den nächsten Monaten dürfte es in der Schweiz viele Mädchen geben, die es ihren Vorbildern nachmachen und in einen Fußballklub eintreten wollen", schrieb der "Tagesanzeiger". "Und das hat deutlich mehr Gewicht als eine Viertelfinal-Niederlage gegen Spanien."
Schließlich hatte die Nati das Land mitgerissen. "Begeisterung, kommentierte der Blick, "kann man nicht verordnen. "Begeisterung gibt es. Oder es gibt sie nicht. Ihr habt sie entfacht." Auch das war Balsam auf die Wunde von Bern.