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Frauen-EM 2025: Wie können die DFB-Frauen Frankreich knacken?
- Aktualisiert: 18.07.2025
- 13:55 Uhr
- Justin Kraft
Deutschland befindet sich vor dem Viertelfinale gegen Frankreich in einer komplizierten Situation. Scheidet man aus, ist das Gesamtbild von der EM 2025 für die DFB-Frauen eher negativ. Kommt man weiter, steht schon jetzt ein beeindruckender Erfolg. Doch wie kann das gelingen?
Von Justin Kraft
Klara Bühl fand im Vorfeld des Viertelfinals zwischen dem DFB-Team und Frankreich bei der EM 2025 (21 Uhr im Liveticker auf ran.de) klare Worte. Es wäre nach der Niederlage gegen Schweden (1:4) "naiv zu sagen, wir machen gar nichts und spielen so weiter".
- Frauen-EM 2025: Das Viertelfinale zwischen Frankreich und Deutschland im kostenlosen Joyn-Livestream
Es brauche einen "Mix" und es gehe auch darum, "wie wir uns auf dem Feld am wohlsten fühlen". Eine durchaus vielsagende Bemerkung der Schlüsselspielerin in der Offensive. Denn sie klingt danach, dass das bisher nicht so war – und so sah der Fußball, den die DFB-Frauen gezeigt haben, auch aus.
Umso wichtiger war die lange Pause, die es nun zwischen dem Schweden-Spiel und dem entscheidenden Spiel gegen Frankreich gab. Am Samstag wird sich nämlich mehr entscheiden als nur die Frage danach, wer das Halbfinale erreicht.
Es geht auch darum, wie Deutschland sich präsentiert. Ob sie im Falle einer Niederlage mit erhobenem Haupt gehen, oder ob sie sogar unter die besten Vier vorrücken können – was bereits ein Erfolg für ein Team wäre, das seit Jahren auf der Suche nach Konstanz ist.
Das Wichtigste in Kürze
Oder ob man nahtlos an die bisherigen Leistungen anknüpft und von starken Französinnen aus dem Wettbewerb geschossen wird. Denn auch das ist durchaus denkbar. Die DFB-Frauen sind derzeit eine Wundertüte.
DFB-Frauen: Wie ist Frankreich zu knacken?
Nur wie will man diese Französinnen schlagen? Am besten mit mindestens einem Tor mehr, eh klar. Das Problem: Frankreich hat in drei Partien elf Tore geschossen. In einer Gruppe mit England, den Niederlanden und Wales.
Ihr Angriff ist bemerkenswert stark – wie ran bereits analysierte. In allen drei Spielen waren sie am Ende die verdienten Sieger. Aber: Frankreich hat defensiv ebenso wie Deutschland Schwächen offenbart. Immerhin vier Gegentore haben sie schon kassiert, immer wieder schwammen sie unter anderem in defensiven Umschaltsituationen, weil ihnen die Ordnung fehlte. Aber auch nach Seitenverlagerungen erlauben die Französinnen den gegnerischen Außenspielerinnen immer mal wieder zu viel Raum.
Das könnte ein Ansatzpunkt sein, um Bühl und auch Jule Brand noch mehr in Szene zu setzen. Auch bei mancher Flanke sah die Defensive von "Les Bleues" nicht immer sattelfest aus. Deutschlands Spiel ist ohnehin sehr auf hohe Hereingaben fokussiert, wenngleich der Kopf von Lea Schüller dabei zu selten gefunden wird.
In jedem Fall aber wird es ein Schlüssel sein, die eigene Offensive ins Rollen zu bekommen. Die Top-Favoriten im Turnier trafen allesamt achtmal oder häufiger in der Gruppenphase – Deutschland gelangen erst fünf Treffer. Und das, obwohl der Kader gerade im vorderen Drittel mit zum Besten zählt, was die Europameisterschaft zu bieten hat.
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DFB-Frauen: Was muss Christian Wück verändern?
Was auch zum Kernthema des bisherigen deutschen Spiels führt. Dafür, dass Christian Wück einen sehr offensiven Fußball spielen lässt, kommt vorn zu wenig bei herum. Immer nur Flanken in den Strafraum zu schlagen und zu hoffen, dass Schüller daraus ein Tor macht, ist zu wenig. Auch im Spielaufbau ist Deutschland nicht variabel genug.
Der Ball geht früh auf die Flügel, sodass sich Gegner sehr schnell auf das einstellen können, was das DFB-Team vorhat. Wück musste in dieser Woche eine Grundsatzfrage klären: Vertraut er darauf, dass seine Herangehensweise doch noch aufgeht – oder dass sie mit leichten Anpassungen aufgeht?
Wenn er diese Frage mit "Ja" beantwortet hat, muss er Wege finden, zu mehr hochkarätigen Chancen zu kommen. Denn wenn er weiterhin seine Innenverteidigerinnen in Eins-gegen-eins-Duelle schickt, sind Tore für Frankreich absehbar. Dann wird es ein Spiel, das durch die Offensivreihen entschieden wird.
Ist aber "Nein" die Antwort, muss er die Defensive irgendwie stabilisieren, um es nicht darauf ankommen zu lassen, dass aus dem Spiel mit den wenigen Toren eines mit dem Ergebnis eines Tennis-Satzes wird.
DFB-Frauen: Wer füllt die Lücke rechts hinten?
Dafür muss Wück auch die Frage klären, wen er rechts hinten aufstellt. Giulia Gwinn fiel früh im Turnier aus, Ersatz Carlotta Wamser schlug sich gut, kassierte gegen Schweden aber die Rote Karte und ist für das Viertelfinale gesperrt. Das Problem: Viele weitere Optionen gibt der Kader nicht her.
Sophia Kleinherne hat in der Vergangenheit immer mal wieder als Rechtsverteidigerin gespielt, überzeugte dort aber nur bedingt. Grundsätzlich ist ihr mit ihrer Zweikampfstärke zuzutrauen, dass sie defensiv einen guten Job macht, aber offensiv sind ihre Qualitäten begrenzt, was für Brand schlechte Nachrichten wären.
Eine Möglichkeit wäre es, das Spiel auf die linke Seite zu verlagern, Frankreich dort zu bündeln und dann mit gezielten Seitenwechseln Brand freizuspielen. So erarbeitete sich England einige Chancen gegen Frankreich. Sarai Linder spielt als Linksverteidigerin allerdings ein durchwachsenes Turnier. Im Viertelfinale die junge Franziska Kett dort einzusetzen, wäre eine Option – aber nicht ohne Risiko.
Und auch innen muss Wück die Entscheidung treffen, ob er auf Rhythmus oder Veränderung setzt. Rebecca Knaak ist gegen die schnellen Angreiferinnen von Frankreich durchaus eine Schwachstelle. Auch weil ihre Positionierung und ihre Orientierung oft nicht gut sind. Kathrin Hendrich wäre die noch erfahrenere Lösung, aber auch sie ist nicht sonderlich schnell. Trotzdem wird sie von Wück auch als Option für die Rechtsverteidigung gesehen.
DFB-Frauen: Dieses Spiel ist auch für die Zukunft von Christian Wück wichtig
Für den Bundestrainer ist dieses Spiel gegen Frankreich mehr als nur ein Viertelfinale einer EM. Denn auch seine Zukunft könnte durch das Ergebnis und die gezeigte Leistung beeinflusst werden.
Einige Wochen vor der EM brodelte es etwas innerhalb des Teams. Es gab hier und da Unruhe, unter anderem weil die Kommunikation des 52-Jährigen hinterfragt wurde. So berichteten es zumindest mehrere Medien. Auch öffentlich gab es die eine oder andere Spielerin, die Unzufriedenheit durchblicken ließ – allerdings mit Felicitas Rauch und Nicole Anyomi eher Spielerinnen, die für Wück kein Thema für die EM waren.
Nur Erfolg wird ihm auf seinem Weg aber recht geben. Scheidet Deutschland nun mit einer enttäuschenden Leistung aus, wird es automatisch auch Kritik an ihm und seinen Entscheidungen geben. Und vielleicht sind die klaren Worte von Bühl da schon ein Vorbote. Denn ihre Forderung nach Veränderungen in der Herangehensweise lassen auch Rückschlüsse auf den bisherigen Verlauf zu.