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FC Bayern: "Chancentod" Leroy Sane - sind die Statistiken des Flügelspielers wirklich so schlecht wie sein Ruf?
- Veröffentlicht: 30.06.2025
- 16:14 Uhr
- Daniel Kugler
Leroy Sane bestritt bei der Klub-WM gegen Flamengo sein letztes Spiel für den FC Bayern. Vor seinem Wechsel zu Galatasaray hat ran den Statistik-Check gemacht und geprüft, ob seine Bezeichnung als Chancentod gerechtfertigt ist.
Mit dem Achtelfinal-Erfolg bei der Klub-WM gegen Flamengo Rio de Janeiro endet die Zeit von Leroy Sane beim FC Bayern München.
Zum Monatswechsel läuft der Vertrag des Flügelspielers beim Rekordmeister aus. Nach langen, zähen Verhandlungen über eine Verlängerung entschied sich der 29-Jährige gegen die Offerte der Münchner und schließt sich ab 1. Juli Galatasaray Istanbul an.
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Obwohl die Bosse des FC Bayern gerne mit dem deutschen Nationalspieler verlängert hätten, gehen die Meinungen über die Eignung von Sane auf absolutem Weltniveau bei einer Vielzahl von Experten und auch im Fanlager in eine ganz andere Richtung.
Der Dribbelkünstler ist als "Chancentod" verschrien. Und bei der aktuell in den USA stattfindenden Klub-Weltmeisterschaft wurde Sane leider diesem Ruf gerecht. Im abschließenden Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon (0:1) ließ er gleich mehrere hochkarätige Torchancen liegen. Und auch nach der Einwechslung in seinem "Abschiedsspiel" gegen Flamengo verließen den Linksfuß erneut völlig frei vor dem Tor die Nerven.
Ist Sane in Anbetracht seiner Abschlussschwäche beim FC Bayern auf Weltklasse-Niveau überhaupt gut genug? Oder ist die Kritik an seinen Tor- und Assistquoten ungerechtfertigt? ran hat sich seine Statistiken einmal ganz genau angeschaut.
Das Wichtigste in Kürze
Leroy Sane: Der Blick auf seine Statistiken
Für den Rekordmeister absolvierte Sane in Summe 223 Pflichtspiele. Dabei erzielte er insgesamt 61 Tore und verbuchte 55 Torvorlagen.
Zum Vergleich: Vor seiner Zeit beim FC Bayern erzielte Sane in den Jahren bei Manchester City in 135 Spielen insgesamt 39 Treffer und bereitete 44 weitere vor.
Auf den ersten Blick wird deutlich, dass sich der Offensiv-Star in München noch mehr zum Torschützen entwickelt hat. Bei den Engländern hatten noch die Assists das eigene Einnetzen überwogen. Hier ist zumindest eine kleine, aber doch auffällige Tendenz zu erkennen. Und an der muss sich Sane auch messen lassen.
Dies liegt aber verständlicherweise auch vordergründig an den komplett unterschiedlichen Spielsystemen. Unter ManCity-Trainer Pep Guardiola war Sane einer von vielen Offensiv-Künstlern im Team. Die Torlast war dadurch immer auf viele Schultern verteilt und entsprechend war er auch eher selten der absolute Zielspieler. Hinzu kommt, dass der Flügelspieler seinen Stammplatz in der potenten "Citizens"-Offensive dauerhaft nicht zementieren konnte.
In München sahen nach dem Wechsel im Sommer 2020 die Anforderungen und sein Standing auf Anhieb doch deutlich verändert aus. Und dies sollte sich auch über die Jahre unter diversen Trainern an der Säbener Straße nicht ändern.
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Leroy Sane wurde damals für 49 Millionen Euro als Star-Spieler verpflichtet, der fortan den Unterschied machen sollte. Dieser Prämisse wurde der gebürtige Essener über die Jahre jedoch zu selten gerecht. Auf mehrere Spiele auf absolutem Top-Niveau und entsprechende Tor- und Assistquoten folgte unter diversen Übungsleitern immer wieder ein mehrwöchiges Leistungstief - oder gar auch mehrmonatiges.
Sane spielte zeitweise groß auf, um dann aus dem Nichts wieder mit dem System zu fremdeln. Entsprechend schwierig war es, seine Leistungen gegen die Top-Klubs Europas zu planen. Sane operierte häufig zwischen Genie und Wahnsinn, tauchte in den ganz großen Spielen aber gerne auch häufiger komplett ab.
Leroy Sane: Statistiken eindeutig - zur Weltkasse reichte es nicht
Auch in der Saison 2024/25 ist seine Statistik auf den ersten Blick nicht die allerschlechteste. In wettbewerbsübergreifenden 48 Spielen für die Münchner verbuchte der Flügelspieler 13 Tore und sechs Assists.
Das Statistik-Portal "FBref" liefert einen besseren Einblick hinter die reinen Stats. Laut dem Portal hat Sane in den letzten 365 Tagen insgesamt 2272 Einsatzminuten in der Bundesliga und den nationalen wie auch europäischen Klub-Wettbewerben gesammelt.
Dabei wies er auf 90 Minuten gerechnet bei Nicht-Elfmeter-Toren einen Wert von 0,48 auf. Der Expected Goals-Wert bei Nicht-Elfmetern (npxG) lag dabei laut "Opta" ebenfalls bei 0,48. Dabei nahm er in diesem Bemessungszeitraum insgesamt 3,8 Schüsse. Pro 90 Minuten erzielte Sane zudem jeweils 0,2 Assists, was einem Expected Assisted Goals-Wert (xAG) von 0,25 entspricht.
Dies sind auf keinen Fall schlechte Werte. Aber beim Blick auf die absolute Elite des Weltfußballs muss man leider sagen: Da geht bei den zwei, drei Topspielern auf den offensiven Außenbahnen dann doch noch mal eine gute Schippe mehr. Für einen Spieler seiner Güteklasse bzw. seines Eigenanspruchs, der beim FC Bayern mit bislang rund 20 Millionen Euro brutto pro Saison auch zu den absoluten Topverdienern im Kader zählte, ist das dann doch eine Spur zu wenig.
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Als Vergleichsgrundlage bietet sich Liverpool-Star Mo Salah an, der sich als Linksfuß ebenfalls durch eine Mischung aus Tempo, Dribblingkünsten und Torgefahr auszeichnet.
Auch wenn der Ägypter vordergründig auf Rechtsaußen spielt und Sane bei den Bayern zumeist auf links ausweichen musste, darf man nicht vergessen, dass Sane auch in seiner Zeit zuvor in Manchester bei Einsätzen auf der rechten Seite oder wie in der Nationalmannschaft keine erschlagend bessere Abschlussquote aufweist. Der Vergleich mit Salah, einem der absoluten Top-Flügel der vergangenen Jahre, hinkt also nicht.
Der "Reds"-Star erzielt in 90 Minuten 0,47 Non-Penalty Goals und auch 0,47 Expected Non-Penalty Goals (npxG). Hierbei ist er nur auf die Dezimalstelle schlechter als Sane. Man muss in die Bewertung aber auch mit aufnehmen, dass Salah der Elfmeterschütze der Liverpooler ist. Insgesamt liegt seine Torquote also ohnehin deutlich über jener von Sane.
Was die beiden Flügelspieler aber unterscheidet: Sanes 0,2 Assists pro 90 Minuten und sein xAG-Wert von 0,25 werden von Salah bei Weitem abgehängt. Das langjährige Gesicht der Mannschaft von Ex-Trainer Jürgen Klopp toppt die Sane-Werte um Längen mit 0,47 Assists pro 90 Minuten gerechnet auf die letzten 365 Tage und einem Expected Assisted Goals-Wert (xAG) von 0,38.
Dies verdeutlicht, dass Sane zumindest in der Kategorie Vorlagen deutlich hinter der absoluten Top-Spitze Europas herläuft. Dem Kerngeschäft eines Flügelspielers.
Leroy Sane: Bezeichnung als "Chancentod" kommt nicht von ungefähr
Aber noch viel wichtiger: Ist der unrühmliche Titel "Chancentod" gerechtfertigt?
Laut den Zahlen der Statistiker von "FotMob" lag Sane in der Bundesliga-Saison 2024/25 mit insgesamt 14 vergebenen Großchancen auf Platz acht der Liga. Seine Schussverwandlungsquote lag bei 16,4 Prozent. Was man aber dazu sagen muss: Alle Spieler, die auf den Plätzen vor ihm lagen, sind keine Flügelspieler, sondern Mittelstürmer wie Teamkollege Harry Kane, der Dortmunder Serhou Guirassy oder auch die Nationalstürmer Deniz Undav und Tim Kleindienst.
Zentrumsstürmer sind viel seltener völlig frei durch oder können sich die Ecke beim Einschuss frei aussuchen. Von einem Außenbahnstürmer seiner Klasse muss man bei derart vielen Großchancen pro Partie entsprechend einfach noch mehr Treffsicherheit erwarten dürfen. Oftmals war er durch sein Tempo eben völlig verwaist vor dem gegnerischen Tor, wie jüngst gegen Benfica und Flamengo.
Und das Resultat ist bekannt.
Im Ergebnis muss man schweren Herzens leider konstatieren: Sane zählte in seiner Zeit bei den Bayern nie zur absoluten Weltspitze auf seiner Position. Zumindest, um zum Einen weiterhin ein derartiges Gehalt fordern zu können - was zum großen Problem in den Verhandlungen wurde -, aber zum Anderen auch, um den Münchnern die viel zitierten zusätzlichen paar Prozente zu geben, die es generell braucht, um in den entscheidenden Spielen der Saison bei der Jagd auf Titel nicht den Kürzeren zu ziehen.
Oder kurz gesagt: Bei Sane hat es einfach nicht für ganz oben gereicht.