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Kylian Mbappe vs. PSG: Kommt die nächste Eskalationsstufe in der Transferposse?
- Aktualisiert: 04.08.2023
- 08:42 Uhr
- Carolin Blüchel
Weil Kylian Mbappe seinen Vertrag bei Paris St. Germain nicht mehr verlängern will, sind die Klub-Bosse erbost. In der Scheidungsschlacht gibt es derzeit viele offene Fragen.
Von Carolin Blüchel
Die Seifenoper um Kylian Mbappe ist um ein weiteres Kapitel reicher. Paris St. Germain erwägt offenbar, bei der Fifa eine Beschwerde gegen Real Madrid einzulegen.
Die PSG-Bosse gehen davon aus, dass sich Real und Mbappe über einen Wechsel längst einig seien. Laut "Telegraph" soll der Franzose bei den königliches ein royales Gehalt von 160 Millionen Euro pro Jahr erhalten.
Der Knackpunkt: Dem Fifa-Reglement zufolge hätten Verhandlungen von Paris abgesegnet werden müssen.
Doch was ist dran an den Vorwürfen? Bislang gibt es rund um die Transferposse des PSG-Zugpferdes viele Konjunktive, jede Menge Vermutungen und Unsicherheiten, aber wenig Konkretes.
ran beantwortet die wichtigsten Fragen.
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Mbappe lässt Frist verstreichen
1. Wie ist Mbappes aktuelle Vertragssituation?
Der Vertrag des Stürmers läuft bis 2024. Er hatte ihn 2022 überraschend verlängert, als ein Wechsel nach Madrid schon in trockenen Tüchern schien. Eine Frist, das Arbeitspapier einseitig um eine weitere Saison bis Sommer 2025 zu verlängern, ließ Mbappe im Juli verstreichen.
Weil er seinen Vertrag dennoch erfüllen will, kassiert der 24-Jährige einen vereinbarten Treuebonus in Höhe von 60 Millionen Euro. Für PSG der "Worst Case".
Sie würden ihr Zugpferd im nächsten Jahr ablösefrei verlieren, es sei denn, Mbappe würde noch in dieser Transferperiode verkauft.
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PSG: Verlängern oder verkaufen
2. Was will Paris St. Germain?
Der Emir von Katar, seines Zeichens PSG-Eigentümer, war natürlich "not amused", als Mbappe dem Klub im Sommer schriftlich mitteilte, dass er seinen Vertrag nicht weiter verlängern werde.
Präsident Nasser Al-Khelaifi versuchte, Mbappe zum Bleiben zu überreden. Ohne Erfolg. Für die Pariser kommt seitdem nur noch ein sofortiger Verkauf in Frage, um noch einmal abzukassieren.
Er kann nicht umsonst gehen. Das ist Fakt. das wird niemals passieren.
PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi, 2023
"Wenn er seinen Vertrag nicht verlängert, ist die Tür offen. Wir wollen, dass er bleibt, aber er kann nicht umsonst gehen. Das ist Fakt. Das wird niemals passieren", sagte der Präsident und verpasste Mbappe ein Preisschild von 250 Millionen Euro. So berichtet es die "Marca".
Mbappe will ablösefrei zu Real
3. Was will Kylian Mbappe?
Der Franzose will sich seinen Kindheitstraum erfüllen und bei Real Madrid anheuern. Allerdings nicht sofort, sondern ablösefrei in einem Jahr.
Damit würde Mbappe den Königlichen entgegenkommen, deren Kassen nicht gerade prall gefüllt sind. Allerdings prall genug, um ihrem Wunschspieler ein Jahressalär von 160 Millionen Euro auszuzahlen. Auch diese Zahl ist bislang allerdings nur Spekulation.
Real Madrid hat Geduld
4. Was will Real Madrid?
Real Madrid jagt Mbappe schon seit sechs Jahren. 2018 hatte sich der Stürmer für Paris entschieden. Im zweiten Anlauf 2021 hatte Real Paris 200 Millionen Euro Ablöse geboten und war abgeblitzt.
Trotzdem sah 2022 alles lange nach einem Transfer aus. Der sicher geglaubte Wechsel platzte jedoch quasi in letzter Sekunde.
Der dritte Versuch soll nun das Happy End bringen. Allerdings nicht um jeden Preis. Real ist dem Vernehmen nach nicht mehr bereit, eine Mega-Ablöse zu berappen, da Mbappe in einem Jahr kostenlos zu haben ist. Ein offizielles Angebot seitens der Madrilenen sowie offizielle Verhandlungen mit PSG gab es bislang nicht.
Verhärtete Fronten
5. Wie verhärtet sind die Fronten zwischen PSG, Real und Mbappe?
Sehr. PSG fühlt sich ob der Abwanderungsgedanken Mbappes gekränkt wie ein verschmähter Liebhaber. Der Spieler selbst soll laut "L’Equipe" sauer und frustriert sein, dass PSG jetzt seine Pläne durchkreuzt.
Zwischen Paris und Madrid herrscht zudem Eiszeit. Der Vorwurf, die Spanier hätten hinterrücks mit Mbappes Mutter, seiner Beraterin, verhandelt, wiegt schwer. Eine Beschwere bei der Fifa wäre wohl gleichbedeutend mit der nächsten Eskalationsstufe.
Mbappe sagt Al-Hilal ab
6. Welche Rolle spielt der saudi-arabische Verein Al-Hilal?
Saudi Arabien versucht gerade, sich mit Unmengen an Geld auf die Weltfußball-Karte zu kaufen. Nach Verpflichtungen von Cristiano Ronaldo und Karim Benzema sollte mit Mbappe ein dritter Hochkaräter in die Wüste wechseln.
Al-Hilal bot PSG eine Ablöse von 300 Millionen Euro und Mbappe einen Vertrag über ein Jahr inklusive 700 Millionen Euro Gehalt. Während sich PSG die Hände rieb, erteilte Mbappe den Saudis eine knallharte Absage.
Barcelona und Chelsea interessiert
7. Welche Vereine buhlen noch um die Gunst von Mbappe?
Sowohl der FC Barcelona als auch der FC Chelsea sollen interessiert sein. In beiden Fällen soll es um eine Leihe für ein Jahr gehen. Im Tausch sollen beide Klubs einen oder mehrere Spieler anbieten.
Der "Daily Mail" zufolge erwartet PSG-Präsident Al-Khelaifi in diesen Tagen einen Anruf von Chelsea-Boss Todd Boehly. Ausgang offen.
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Klopp lacht über Mbappe-Gerüchte
8. Was ist dran an Gerüchten, wonach der FC Liverpool an Mbappe interessiert sein soll?
"Ich würde die Geschichte jetzt ungerne zunichtemachen. Aber soweit ich weiß, ist da nix dran", sagte LFC-Trainer Jürgen Klopp bei "Sky".
"Ich kann sagen, dass ich finde, dass er ein richtig guter Spieler ist. Aber die finanziellen Rahmenbedingungen passen jetzt sowas von gar nicht zu uns."
Die finanziellen Rahmenbedingungen passen jetzt sowas von gar nicht zu uns.
Liverpool-Coach Jürgen Klopp, 2023
Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, wonach die "Reds" in den Poker um Mbappe einsteigen wollen. Mit einem Augenzwinkern fügte Klopp hinzu: "Es kann ja sein, dass da jemand aus dem Verein etwas vorbereitet und mich überraschen will. Das ist aber bisher in den acht Jahren, in denen ich hier bin, noch nicht passiert. Das wäre das erste Mal."
PSG setzt Mbappe unter Druck
9. Kann Paris St. Germain einen sofortigen Verkauf erzwingen?
Jein. Aus Zorn über Mbappes Abwanderungswunsch strich PSG seinen Stürmerstar aus dem Kader für die Japan-Reise.
Seither trainiert der 24-Jährige zuhause in Paris, während sich die Mannschaft in Asien auf die Saison vorbereitet. Der Verein teilte öffentlich mit, dass der Trainer nur mit Spielern plane, die auch in Japan dabei seien.
Damit erhöht PSG den Druck auf Mbappe, einem sofortigen Wechsel doch noch zuzustimmen. Andernfalls könnte einer der aktuell besten Stürmer der Welt in der neuen Saison auf der Bank landen, so die versteckte Drohung.
Einen Verkauf rechtlich erzwingen kann PSG also nicht, erpressen theoretisch schon.
Beispiel Rabiot zeigt, wozu PSG fähig ist
10. Landet Mbappe wirklich ein Jahr auf der Bank?
Nun, realistisch ist es eigentlich nicht. Vernünftig wäre es auch nicht. Wieso sollte sich PSG selbst schwächen und den besten Torjäger auf die Tribüne verbannen, statt noch eine letzte Saison von seinem Talent zu profitieren?
Die Vergangenheit zeigt allerdings, dass es den PSG-Bossen schon auch mal ums Prinzip gehen kann. Als Adrien Rabiot im Dezember 2018 bei seinem langjährigen Arbeitgeber in Ungnade gefallen war, spielte er keine Minute mehr.
Natürlich wäre der finanzielle Schaden im Fall von Mbappe ungleich größer, leisten könnten sich die Pariser solche Sperenzchen aber allemal.
Was jetzt passieren kann
11. Was ist das wahrscheinlichste Szenario?
Dass Mbappe seinen Vertrag in Paris tatsächlich erfüllen wird, glaubt kaum einer. Zu groß wäre der Gesichtsverlust der Klub-Bosse.
Dass der Superstar für ein Jahr auf die Tribüne wandert, ist nicht im Interesse eines Spielers auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit. Auch für PSG wäre dieser Schritt maximal rufschädigend.
Eine Leihe für ein Jahr zum FC Chelsea ergibt eigentlich wenig Sinn, wäre dennoch eine Option. Denn dass Real die kolportierte Ablöse von 250 Millionen Euro aufbringt, gilt als ausgeschlossen.
Denkbar wäre allerdings, dass PSG seine gigantischen Forderungen am Ende doch noch herunterschraubt und Mbappe zwar teuer, aber unter Wert an Real Madrid verkauft.