Abseits schnell und einfach erklärt
Was ist Abseits? Definition der Abseitsregel im Fußball
- Aktualisiert: 04.07.2024
- 15:34 Uhr
- ran.de
Die Abseitsregel im Fußball sorgt immer wieder für Diskussionen und Verwirrung. Wie wird Abseits überhaupt definiert? Wir erklären die Regel so schnell und einfach wie es geht.
München – "Abseits ist, wenn der Schiri pfeift!" So zumindest heißt es noch immer im Amateurfußball. Doch in den Profiligen wie der Bundesliga gibt es dank technischer Hilfsmittel wie dem Videoassistenten und vielen kleinen Sonderregeln immer wieder Diskussionen und Verwirrungen.
Doch was genau ist Abseits und wann muss der Schiedsrichter pfeifen? Wir haben die Erklärung für euch.
- Definition Abseits
- Geschichte der Abseitsregel
- Abseits: Das Regelwerk im Detail
- Abseits, und jetzt? Die Folgen
- Der VAR
- Aktives vs. passives Abseits
- Die Abseitsfalle
Definition: Das ist Abseits
Laut Regelbuch liegt eine Abseitsstellung vor, wenn ein Spieler "der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler (inklusive des Torhüters)."
Diese Situation ist erst einmal nicht per se strafbar. Erst wenn dieser Spieler aktiv ins Spiel eingreift, also einen Gegenspieler wegblockt oder den Ball annimmt, muss der Schiedsrichter pfeifen.
Dieser Spieler muss dabei in der gegnerischen Hälfte sein. In der eigenen Hälfte kann ein Fußballer nicht im Abseits stehen.
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Geschichte der Abseitsregel
Das Abseits hat seine Ursprünge im 19. Jahrhundert. In England, dem Mutterland des Fußballs, galt es als unfair, hinter dem Rücken eines Gegenspielers ein Tor zu erzielen. So war die erste Regel von 1863, dass Pässe generell nur nach hinten gespielt werden durften. Da so aber kein flüssiges Spiel zustande kam, wurde diese schnell überarbeitet und Vorwärtspässe erlaubt.
Die Abseitsregel wurde dann immer wieder angepasst. So war es auch zwischenzeitlich kein Abseits, wenn drei Gegenspieler zwischen dem Angreifer und dem Tor standen. Die wesentlichen Regeln, die auch heute noch in Kraft sind, wurden 1925 festgelegt.
Abseits: Das Regelwerk im Detail
Die Definition des Abseits ist natürlich in einem Regelbuch für Schiedsrichter niedergeschrieben. So gibt es dabei zwei maßgebliche Punkte für eine Abseitsstellung.
So befindet sich ein Spieler im Abseits, wenn …
- "er sich mit irgendeinem Teil des Kopfs, Rumpfs oder der Füße in der gegnerischen Hälfte (ohne die Mittellinie) befindet und"
- "er mit irgendeinem Teil des Kopfs, des Rumpfs oder der Füße der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler (Torwart eingeschlossen)."
Wenn dieser Spieler dann in diesen angesprochenen Situationen den Ball von einem Mitspieler, der weiter weg vom gegnerischen Tor steht als er selbst, den Ball zugespielt wird, muss der Schiedsrichter pfeifen. Wenn der Mitspieler aber näher zum Tor als der Spieler selbst steht, also den Ball so gesehen zurück spielt, kann ein Spieler nicht mehr im Abseits stehen, egal wie viele Gegenspieler noch vor ihm stehen (siehe Bild).
Im Jahr 2022 ergänzte der DFB die Abseitsregel. Bis zur Überarbeitung musste der verteidigende Spieler den Ball bewusst spielen, um eine Abseitsstellung aufzuheben. Nun sei die Aktion "in einer kontrollierten Art und Weise" auszuführen. Das heißt, die Abseitsstellung wird nur dann aufgehoben, wenn der verteidigende Spieler – nicht bedrängt und nicht in einem Zweikampf – die Abwehraktion nicht "in höchster Not" ausführt. Der Ball muss außerdem erkennbar die Richtung ändern.
Bei den Standardsituationen Abstoß, Einwurf oder Eckball können Spieler im Moment der Ballabgabe nicht im Abseits stehen. Sobald der Ball aber eingeworfen wurde oder der Abstoß erfolgt ist, ist dieser Moment vorbei.
Generell ist immer der erste Kontakt der Ballabgabe maßgeblich für eine Abseitssituation - nicht der Moment, in dem der Spieler im Abseits den Ball entgegennimmt.
Abseits, und jetzt? Die Folgen
Steht ein Spieler im Abseits und nimmt aktiv am Spiel teil, dann muss der Schiedsrichter pfeifen und auf indirekten Freistoß für den Gegner entscheiden. Dabei wird der Ball an den Ort gelegt, wo der Spieler im Abseits stand. Mit einem Pass zum Mitspieler wird das Spiel wieder aufgenommen.
In den höherklassigen Fußballligen werden Schiedsrichter von Linienrichtern an den Außenlinien des Feldes unterstützt, die mit dem Heben einer Fahne anzeigen, sobald ein Spieler im Abseits steht. Doch genau das ist im laufenden Spiel gar nicht so einfach zu sehen, da es oft um Zentimeterentscheidungen geht.
Bedeutet: Wenn sich das Schiedsrichtergespann nicht sicher ist, ob der Spieler wirklich im Abseits stand, wird nicht gepfiffen. Auf Profiebene gibt es deshalb den Videoassistenten, der als technisches Hilfsmittel zugelassen ist und eine mögliche Fehlentscheidung noch im Spiel korrigieren kann.
Der VAR
Der eben schon angesprochene VAR, kurz für Video Assistant Referee, soll im Profifußball auf Fehlentscheidung hinweisen und wird auch im Rahmen strittiger Abseitsentscheidungen zu Rate gezogen. Der VAR befindet sich im Gegensatz zu den Schiedsrichtern nicht auf dem Rasen, sondern überwacht das Spielgeschehen über diverse Bildschirme in einem gesonderten Raum. Über Funk ist er mit dem Hauptschiedsrichter verbunden und teilt ihm seine Sicht der Dinge mit.
Sollte es zu einer potenziellen Abseitssituation kommen, die der Linienrichter aufgrund der Knappheit nicht einschätzen kann, ist er laut neuer Regelung dazu angehalten, die Fahne nicht zu heben und den VAR die Situation überprüfen zu lassen. Dieser hat nun die Aufgabe, aus verschiedenen Kameraperspektiven den Moment des Abspiels zu erfassen, in dem ein Abseits vermutet wird.
Das wichtigste Hilfsmittel ist dabei die kalibrierte Abseitslinie, die an dem Körperteil des vorletzten Feldspielers der verteidigenden Mannschaft angelegt wird, das sich am nähesten am eigenen Tor befindet. Sie berücksichtigt Feldkrümmung und Kameraverzerrung und wird dem Videoassistenten auf seinen Bildschirm projiziert.
Noch effektiver als die kalibrierte Linie ist die sogenannte halbautomatische Abseitstechnologie, bei der mittels diverser Kameras ein 3D-Modell der Spieler konstruiert werden kann, was dem VAR eine absolut zweifelsfreie Entscheidung ermöglicht. Das halbautomatische System kommt jedoch nur bei Welt- und Europameisterschaften, in der Champions League und der italienischen Serie A zum Einsatz. Die spanische La Liga sowie die englische Premier League haben eine Einführung bereits beschlossen.
Aktives vs. passives Abseits
Das aktive Abseits haben wir inzwischen gelernt. Doch es gibt auch das passive (oder indirektes) Abseits. Beispiel: Ein Pass wird in Richtung eines Spielers gespielt, der im Abseits steht. Doch dieser Spieler geht nicht zum Ball, behindert keinen Gegenspieler und greift auch nicht aktiv ins Spiel ein. Stattdessen erläuft ein Mitspieler, der nicht aus einer Abseitsstellung kommt, den Ball. Dann spricht man von indirektem Abseits. Es ist somit nicht strafbar und die Partie kann weiterlaufen.
Doch aus passivem Abseits kann aktives werden. Bleiben wir beim vorangegangenen Beispiel: Macht der Spieler im passiven Abseits eine Bewegung in Richtung Ball und irritiert so einen Gegner, muss trotzdem Abseits gepfiffen werden, da er seinem Team aus Abseitssituation heraus einen Vorteil verschaffte.
Genau um diese Sonderregel gibt es immer wieder große Diskussionen, da nicht immer zweifelsfrei ersichtlich ist, ob in der Situation beispielsweise wirklich niemanden behindert hat, beziehungsweise sich aus einem Abseits heraus ein Vorteil erschlichen wurde.
Die Abseitsfalle
Die Abseitsfalle ist ein immer beliebter werdendes taktisches Mittel im Fußball. So versucht die eigene Mannschaft die gegnerischen Spieler ins Abseits zu stellen, unmittelbar bevor diese angespielt werden. Das benötigt eine gute Abstimmung der letzten Verteidigungsreihe, damit die Verteidiger auch rechtzeitig rausrücken (also die Bewegung gegen die Angriffsrichtung des Gegners), damit sich der angespielte Angreifer zum Zeitpunkt des Anspiels näher am Tor befindet als der Ball und der vorletzte Spieler der verteidigenden Mannschaft.
Diese Strategie birgt natürlich ein hohes Risiko. Wenn die Abseitsfalle misslingt, können die gegnerischen Angreifer in der Regel ungehindert auf das Tor zulaufen und einen Schuss abgeben. Ebenso muss die anwendende Mannschaft darauf vertrauen, dass die Abseitsstellung auch vom Schiedsrichter erkannt wird, was aktuell durch den Videoassistenten erleichtert wurde.
Denn wenn der Schiedsrichter eine Abseitsstellung nicht erkannt hat, wird im Nachgang diese Situation noch einmal geprüft und seine Entscheidung korrigiert. Somit ist im modernen Fußball die Abseitsfalle immer beliebter geworden.