FC Chelsea führt Transfer-Richtlinien ad absurdum - Warum die UEFA tatenlos zusehen muss
Aktualisiert: 16.08.2023
14:40 Uhr
Daniel Kugler
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Mit der Verpflichtung von Mittelfeldspieler Moises Caicedo setzt der FC Chelsea seine Transfer-Offensive fort und stellt erneut einen Transferrekord auf. Die UEFA kann die Londoner aufgrund eines Regelschlupfloches jedoch weiterhin nicht sanktionieren und muss tatenlos zusehen.
Der FC Chelsea fegt gefühlt ohne jegliche Einschränkung über den Transfermarkt hinweg und tütet einen millionenschweren Deal nach dem anderen ein. Mittelfeldspieler Moises Caicedo von Brighton & Hove Albion ist der jüngste vermeldete Transfer, der Ecuadorianer wechselt laut Transfer-Experte Fabrizio Romano für die britische Rekordablöse von umgerechnet knapp 134,5 Millionen Euro zu den "Blues".
Mit Youngster Romeo Lavia vom FC Southampton steht demnach bereits ein weiterer teurer Wechsel unmittelbar bevor. Das 19-jährige Juwel spielt im defensiven Mittelfeld und soll wohl für ca. 58,1 Millionen Euro zuzüglich möglicher Boni an die Stamford Bridge transferiert werden.
Geht auch der Lavia-Deal wie erwartet über die Bühne, würden die Transferausgaben der Londoner seit der Übernahme durch die Investorengruppe um US-Milliardär Todd Boehly im Juli 2022 auf über eine Milliarde Euro ansteigen.
Eine horrende Summe, bei der sich die Frage aufdrängt, wie Chelsea überhaupt dazu in der Lage sein kann, derartig viel Geld zu investieren, ohne mit massiven Sanktionen wegen Verstößen gegen das Financial Fairplay bzw. dessen Nachfolgeregelung der UEFA, die Financial Sustainibility, rechnen zu müssen.
Die Antwort: Der Champions League-Sieger der Saison 2020/21 macht sich gekonnt ein Vertrags-Schlupfloch zunutze und führt den europäischen Fußball-Verband damit einmal mehr an der Nase herum.
Rekord-Neuzugang Caicedo ist bereits der 22. Spieler in Chelseas Reihen, der einen Vertrag mit einer Länge über mehr als fünf Jahre unterschrieben hat. Laut Romano erhielt der 21-Jährige einen Vertrag über acht Jahre plus Option auf eine weitere Spielzeit, womit der Südamerikaner bis einschließlich ins Jahr 2032 an die Mannschaft von Trainer Mauricio Pochettino gebunden werden könnte.
Hinter dem im Fußball bis dato nicht gängigen Vorgehen der Engländer steckt ein ausgeklügeltes System, denn durch die Ausdehnung der Spielerverträge können hohe Ablösesummen über längere Vertragslaufzeiten abgeschrieben werden.
Nach Informationen der "Daily Mail" gab der Londoner Klub allein in der vergangenen Saison ca. 697 Millionen Euro für Spielertransfer aus, in den Büchern wurden in besagtem Zeitraum aber nur Ausgaben von etwas weniger als 116 Millionen Euro aufgeführt. Möglich war dies, da teure Winter-Neuzugänge wie Enzo Fernandez oder Mykhaylo Mudryk mit Verträgen bis 2031 ausgestattet wurden.
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Chelsea-Boss Boehly bringt Know-how aus den USA mit
Chelsea reagiert damit im Eiltempo auf die tiefe sportliche Krise in der vergangenen Saison, als der Klub nach Platz 12 in der Liga die Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe deutlich verpasst hatte, und baut seinen Kader unter der neuen Klubführung weiterhin komplett um.
Die Londoner profitieren im Rahmen ihrer anhaltenden Transfer-Offensive besonders von den Kenntnissen ihres Mitbesitzers und Klub-Bosses Boehly auf dem amerikanischen Sportmarkt.
Der 49-Jährige besitzt neben seinem Engagement im Fußball auch Anteile an den LA Dodgers aus der MLB sowie den Los Angeles Lakers aus der NBA. Im Fußball ungewohnte Vertragslaufzeiten von bis zu zehn Jahren oder mehr sind etwa im Baseball keine Seltenheit.
UEFA ändert Vorgaben für Vertragslängen wegen Chelsea
Die UEFA hat auf Chelseas innovative Vertragspraktiken mittlerweile jedoch mit einer Anpassung des Reglements reagiert. Ablösesummen dürfen in Zukunft unabhängig von der Vertragsdauer eines Spielers maximal fünf Jahre lang in den Konten der Klubs verbucht werden.
Dies sollte laut einer Erklärung des Exekutivkomitees des Verbandes dazu dienen, "die Gleichbehandlung aller Klubs zu gewährleisten und die finanzielle Nachhaltigkeit zu verbessern".
Die Änderungen traten am 1. Juli diesen Jahres in Kraft, werden demnach aber nicht rückwirkend auf bereits getätigte Transfers und bereits unterschriebene Verträge angewendet. Für Chelseas Vorgehen bis zu diesem Zeitpunkt ist somit nicht mit Konsequenzen wie einem zukünftigen Ausschluss aus der Champions League zu rechnen.
Doch auch nach Einführung der neuen Regelung ist das Thema noch lange nicht erledigt.
Denn auch die Transfersabschlüsse nach dem Inkrafttreten der neuen UEFA-Regelung stellen für die Londoner keine Bedrohung dar, da die eingeführten Vertragsbeschränkungen in der Premier League auch weiterhin keine Anwendung finden.
Causa Chelsea: Premier League plant wohl Anpassung an UEFA-Transfervorgaben
Nachdem Chelseas Transferausgaben selbst für englische Verhälnisse mittlerweile immer absurder werden, soll sich die nationale Konkurrenz mittlerweile zu Wort gemeldet haben und dem Treiben der Londoner ein Ende setzen wollen. Wie die "Daily Mail" weiter berichtet, hätten gleich mehrere Premier-League-Klubs den Ligaverband auf die Abweichungen von den Transfervorgaben der UEFA aufmerksam gemacht.
Das Versäumnis soll demnach im Rahmen einer Aktionärsversammlung der Liga noch in dieser Saison diskutiert werden, um eine Regelanpassung für die Abschreibung von Ablösesummen ab nächsten Sommer auch für die Klubs auf der Insel zu erwirken.
"Das wurde noch nicht formell diskutiert, aber wir werden uns das ansehen. Eine Angleichung an die UEFA-Regeln wäre für alle Parteien sinnvoll", zitiert der Bericht eine anonyme Quelle aus Ligakreisen.
Nach derzeitigem Stand kann der englische Top-Klub bei seiner Neuausrichtung des Kaders also zumindest in der laufenden Transferperiode sowie im Wintertransferfenster noch Verträge mit einer Laufzeit von über fünf Jahren abschließen, um die Ausgaben in den Bilanzen zu strecken.