liverpool verspielt wohl titelchance in der premier league
FC Liverpool: Spieler lassen Jürgen Klopp im Stich - ein Kommentar
- Aktualisiert: 25.04.2024
- 13:55 Uhr
- Tobias Wiltschek
Der FC Liverpool verliert nun auch das Ziel Meisterschaft immer weiter aus den Augen. Verantwortlich ist die Mannschaft, die ihrem langjährigen Trainer Jürgen Klopp einen sehr unangenehmen Abschied bereiten dürfte. Ein Kommentar.
Es dauerte bloß 48 Stunden, bis sich der Wahnsinn erstmals in Zahlen ausdrückte. Zwei Tage nach der Ankündigung von Jürgen Klopp, den FC Liverpool am Saisonende zu verlassen, berichtete der "Mirror" von einer Explosion der ganz besonderen Art.
Umgerechnet knapp 30.000 Euro! So viel kosteten Ende Januar auf den einschlägigen Wiederverkaufsplattformen die besten Plätze direkt hinter den Trainerbänken der Anfield Road für Klopps Abschiedsspiel gegen die Wolverhampton Wanderers am 19. Mai. Normalerweise werden diese Tickets für 70 Euro angeboten.
Wer sich damals in einen emotionalen Ausnahmezustand versetzen ließ und das nötige Kleingeld zusammenkratzte, dürfte den Kauf eines solchen Tickets mittlerweile wohl mehr als einmal bereut haben.
Emotional wird Kloppos Abschied nach fast neun Jahren Liverpool allemal, das steht fest. Aber wohl nicht in der Form, wie sich das die riesige Fan-Gemeinde der Reds vorgestellt hatte.
Denn spätestens nach dem erschreckenden 0:2 im Merseyside-Derby beim kleinen Nachbarn FC Everton ist in der Stadt der Beatles der Blues angekommen, die Meisterschaft indes in weite Ferne gerückt.
Das Wichtigste zur Premier League in Kürze
Dabei war der Plan eigentlich ein ganz anderer gewesen, damals Ende Januar, als die Reds noch von der Spitze der Premier League gegrüßt hatten. Mit Klopps überraschender, aber reiflich überlegter Abschiedsentscheidung, sollte die Mannschaft auf das ganz große Ziel eingeschworen werden: in den letzten Monaten noch so viele Titel wie möglich zu holen.
Stand jetzt aber dürfte es beim Gewinn des Ligapokals bleiben - der unwichtigsten aller vier Trophäen, die damals noch realistisch erschienen. Zu mehr ist diese Mannschaft nun offensichtlich nicht mehr in der Lage.
Ausgerechnet jetzt, in der entscheidenden Phase der Saison, reiht das Team des deutschen Trainers eine Pleite an die nächste. Kein Spieler erreicht derzeit seine Normalform, auch die vielen Superstars nicht.
Kritik von van Dijk und Klopp
Verantwortlich für die Niederlagen ist allein das Team. Die Schiedsrichter mögen zwar nach wie vor die eine oder andere strittige Entscheidung gegen die Reds treffen. Doch Klopp und sein Kapitän Virgil van Dijk nehmen so deutlich wie noch nie die Spieler in die Pflicht.
Van Dijk forderte jeden seiner Mitspieler auf, sich zu fragen, ob sie derzeit angesichts der schwachen Leistungen noch in den Spiegel schauen könnten. Klopp möchte einfach nur, dass seine Jungs wieder sie selbst werden.
Man darf nach wie vor davon ausgehen, dass kein einziger Spieler freiwillig in die Formkrise schlittert. Und dennoch wird man als Beobachter das Gefühl nicht los, dass die Spieler ihren Trainer im Stich lassen – in der Zeit, in der er sie am dringendsten braucht.
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Salah trifft nicht mehr
Das gilt in besonderem Maße für Superstars und Leistungsträger dieses Teams. Mohamed Salah ist in den vergangenen Wochen nicht mehr wiederzuerkennen, lässt jegliche Torgefahr vermissen. In der Premier League hat er im April bislang ein einziges Tor erzielt – vom Elfmeterpunkt.
Sein Sturmkollege Darwin Nunez kommt zwar zu Torchancen, nur um sie dann aber meist mehr oder weniger sträflich zu vergeben.
Andy Robertson, das Laufwunder der Reds, sprintet nach wie vor unverdrossen die linke Seite rauf und runter. Aber die Flanken des Schotten verfehlen derzeit so regelmäßig ihre Anspielstationen wie die Weltgemeinschaft ihre Klimaziele.
Dabei ist von der Defensive noch gar nicht die Rede gewesen. Um zu erkennen, wie es aktuell um deren Zustand bestellt ist, reicht ein Blick auf die Entstehung des 0:1 in Everton, das vom "Express" als "Komödie von Unzulänglichkeiten" tituliert wurde.
Treffender kann man die Aneinanderreihung von Pleiten, Pech und Pannen nicht bezeichnen, die darin gipfelten, dass Ibrahima Konate den Ball dem späteren Torschützen Jarrad Branthwaite im eigenen Strafraum praktisch auflegte und Torwart Alisson Becker die Kugel mit seinem rechten Oberschenkel endgültig über die eigene Linie drückte.
Bitterer Abschied für Klopp zu befürchten
Angesichts dessen steht mehr denn je zu befürchten, dass die Reds nach dem FA Cup und der Europa League auch die Chance auf den Titel in der Premier League verspielen. Vier Spieltage vor Schluss haben sie drei Punkte Rückstand auf den FC Arsenal und einen Punkt Vorsprung auf Manchester City, das aber noch zwei Spiele mehr austragen darf.
Das Saisonfinale gegen die Wanderers könnte somit rein sportlich gesehen zu einer tristen Veranstaltung werden. Eine Veranstaltung, bei der Liverpool einmal mehr den Anderen beim Feiern zuschauen muss.
Für Jürgen Klopp wäre es trotz all seiner Erfolge mit den Reds ein verdammt bitterer Abschied.