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UEFA U21-EM 2025: Was die DFB-Junioren von der A-Nationalmannschaft unterscheidet
- Veröffentlicht: 23.06.2025
- 22:39 Uhr
- Dominik Hager
Das DFB-Team steht im Halbfinale der U21-EM. Der Dank gilt Stürmer-Star Nick Woltemade, aber auch den Jokern. Antonio Di Salvo hat eine bärenstarke zweite Reihe in der Hinterhand, ein vielleicht entscheidender Faktor.
Von Dominik Hager
Es war alles andere als ein Zufall, dass mit Merlin Röhl ausgerechnet ein Joker den entscheidenden Treffer beim 3:2-Sieg (n.V.) gegen Italien setzte.
Die deutsche U21-Nationalmannschaft hat genau die Qualität, die man bei der A-Nationalmannschaft beim Final Four der Nations League vergeblich gesucht hat.
Waren beim Nagelsmann-Team die meisten Wechsel eher mit einem Qualitätsverlust gleichzusetzen, kann Antonio Di Salvo aus dem Vollen schöpfen.
Dem deutschen U-21-Coach war es sogar möglich, im dritten Gruppenspiel gegen England eine auf elf Positionen veränderte Mannschaft aufzubieten. Die vermeintliche B-Elf schlug die Three Lions mit 2:1 - und damit jenes Team, das mit einem 3:1 gegen Spanien das EM-Halbfinal-Ticket lösen konnte.
Beim Achtelfinal-Match gegen Italien musste man sich tatsächlich die Frage stellen: Welche DFB-Elf ist eigentlich stärker? Das "Reserve-Team" aus dem England-Spiel oder die elf Akteure auf dem Platz, die bereits gegen Slowenien (3:0) und Tschechien (4:2) siegreich war?
Der 120-minütige Kraftakt gegen Italien konnte das zwar nicht beantworten, hat aber ganz klar gezeigt: Deutschlands Trumpfkarte ist die mannschaftliche Geschlossenheit - und diese umfasst nicht nur elf Spieler, sondern den gesamten Kader.
Trumpfkarte Kaderbreite: Joker geben entscheidenden Impuls
Für den ganz großen Erfolg werden alle benötigt: Seien es die verlässlichen Leistungsträger wie Noah Atubolu oder Nick Woltemade, die von Beginn an ihr Können auf dem Platz zeigen - oder die Super-Joker wie Nelson Weiper oder Merlin Röhl.
Gegen Italien war schließlich nicht nur Siegtorschütze Röhl von entscheidender Relevanz, sondern zuvor auch schon Weiper, der in der regulären Spielzeit nach dem Ausgleich von Woltemade zum 2:1 traf.
Der eingewechselte Ansgar Knauff war ebenfalls ein belebender Aspekt und einer der wenigen Deutschen, die in eher trägeren Phasen das Tempo anziehen konnten. Dass andere DFB-Junioren wie Brajan Gruda oder Paul Nebel gegen die Squadra Azzurra nicht ihren besten Tag hatten, fiel so am Ende nicht entscheidend ins Gewicht.
Angesichts des Kräfteverschleißes, der sich im Laufe eines solchen Turniers einstellt, kann die starke deutsche Bank noch zum Schlüsselfaktor für einen möglichen EM-Sieg werden. Für Antonio Di Salvo ist dies eine komfortable Situation, wenngleich sie ihn auch vor Herausforderungen stellt.
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VIDEO: DFB-Fans feiern "Schweinesieg" gegen Italien
Viertelfinal-Helden Röhl und Weiper drängen ins Team
Baut der DFB-Coach gegen Frankreich wieder auf seine A-Elf, die gegen Slowenien, Tschechien und Italien starten durfte, oder nimmt er den ein oder anderen Wechsel vor?
Eine heiße Startelf-Option dürfte jedenfalls Nelson Weiper sein. Der Mainzer bekam nach zwei Joker-Einsätzen zu Beginn gegen England die Chance und markierte gleich einen Treffer.
Gegen Italien erzielte der Sturm-Hüne als Joker seinen zweiten Turniertreffer. Der 20-Jährige zieht Gegenspieler auf sich, jagt jedem Ball nach und ist immer wieder auch in der Luft eine Gefahr. Folgerichtig muss Nicolo Tresoldi, der auch bereits ein Tor erzielen und ein weiteres vorbereiten konnte, um seinen Platz kämpfen.
Ein weiterer Kandidat ist Merlin Röhl, der die ersten beiden Spiele verpasste, dann jedoch gegen England eine sehr aktive Rolle im Mittelfeld einnehmen konnte und gegen Italien den entscheidenden Treffer setzte. Der Freiburger hält sich gerne in gefährlichen Räumen auf und überzeugt im laufenden Turnier mit einer Passquote von 88 Prozent.
Röhl wäre eine Alternative zu Nebel, der gegen Tschechien mit einem Tor auftrumpfte, gegen Italien aber eher blass blieb.
Knauff drängt in die Startelf: Zweikampf hinten rechts
Die Ersatzrolle von Ansgar Knauff dürfte für einige derweil überraschend gekommen sein. Auch der Frankfurter wäre aber ein Kandidat für die erste Elf. Knauff war mit einem Tor und einem Assist gegen England der entscheidende Mann. Der pfeilschnelle Außenbahnspieler dürfte noch wichtig werden.
Es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass Di Salvo auf Gruda verzichtet, jedoch könnten auch beide gemeinsam auf dem Platz stehen.
Spannend wird auch sein, wie sich der Coach auf der Rechtsverteidiger-Position entscheidet, nachdem Nnamdi Collins gegen Italien eher einen gebrauchten Tag erwischt hat. Die Alternative wäre Elias Baum. Der 19-Jährige ist offensiv stärker, jedoch kommt er mit 46 Prozent gewonnener Duelle defensiv nicht an Collins ran, der bei diesem Turnier 69 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen hat.
Deutschland-Legionäre bei der U21-EM
Jander und Ulrich sind hochkarätige Alternativen
Nicht ganz außer Acht lassen darf man aber auch die Akteure, die gegen Italien gar nicht zum Einsatz kamen. Caspar Jander hat gegen England überzeugen können (64 Prozent Passquote und 89 Prozent angekommene Pässe). Der Nürnberger sorgt dafür, dass es auch bei einem Ausfall des angeschlagenen Eric Martel eine hochkarätige Alternative gäbe.
Ebenfalls in den Vordergrund spielen konnte sich gegen die Three Lions Lukas Ullrich, der ein Tor vorbereitete, 70 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und insgesamt einen blendenden Eindruck hinterlassen hat.
Zwar wird der Gladbacher Nathaniel Brown wohl nicht verdrängen, jedoch ist es beruhigend, eine derartige Qualität in der Hinterhand zu haben. Genauso, wie es beruhigend ist, auch noch Spieler wie einen Paul Wanner, Jan Thielmann oder Tim Oermann an Bord zu wissen.
Das Wichtigste in Kürze
Joker-Stärke gegen Frankreich ein Vorteil
Die Möglichkeit, in entscheidenden Momenten gleichwertig wechseln zu können, könnte auch im Halbfinale gegen Frankreich (25. Juni, ab 21 Uhr live auf Joyn) zum Schlüsselfaktor werden. Die Franzosen mussten gegen Dänemark lange einen Rückstand hinterherlaufen, jedoch blieben die Impulse von der Bank überschaubar.
Am Ende waren es mit Quentin Merlin und Mathys Tel zwei Startelfspieler, die mit zwei Treffern in der Schlussphase für das 3:2-Happy-End sorgten.
Auch die englische Bank blieb im Turnierverlauf weitgehend blass. Gegen Deutschland vermisste man Impulse der zweiten Reihe und bislang steht auch nur ein Joker-Tor per Elfmeter zu Buche.
Spitzenreiter in dieser Kategorie sind mit drei Joker-Toren die Niederländer. In der entscheidenden Phase der U21-EM dürften Deutschland und die Elftal also einen kleinen Vorteil haben. Dies gilt vor allem für Partien, die - wie in der K.o.-Phase üblich - lange offen sind.