Formel 1
Formel 1: Audi-Kandidaten für das offene Cockpit - Das sind die Konkurrenten von Mick Schumacher
- Aktualisiert: 21.09.2024
- 12:26 Uhr
- Oliver Jensen
Die meisten Cockpits für die Saison 2025 in der Formel 1 sind vergeben. Der freie Platz bei Audi bzw. Sauber bietet für Mick Schumacher die letzte Chance für eine baldige Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports. Doch die Konkurrenz ist groß. ran nennt die Kandidaten.
von Oliver Jensen
18 der 20 freien Cockpits für die Saison 2025 sind vergeben, nur noch zwei sind frei - eines bei Racing Bulls, eines bei Sauber (ab 2026 Audi).
Bei Racing Bulls wird es allerdings eine interne Lösung geben, weil dem Neuseeländer Liam Lawson ein Sitz in der Formel 1 versprochen wurde. Er dürfte Daniel Ricciardo beerben, der nach schwachen Leistungen wohl keine Zukunft in der "Königsklasse" hat.
Das heißt: Alle Fahrer, die Stand heute noch keinen Vertrag für die kommende Saison haben, können lediglich auf Sauber hoffen. Dies ist zwar momentan das schwächste Auto und steht noch ohne Punktgewinn in der Teamwertung da. Doch es besteht eben Hoffnung, dass mit dem Einstieg von Audi alles besser wird.
Dies sind die Kandidaten für Audi bzw. Sauber
Das Wichtigste in Kürze
Mick Schumacher
Da Schumacher in der Langstrecken-Weltmeisterschaft für Alpine unterwegs ist, war seine große Hoffnung, er könnte bei Alpine ein Cockpit in der Formel 1 ergattern. Stattdessen aber bekam Jack Doohan den Vorzug. Als deutscher Fahrer mit einem bekannten Nachnamen könnte Schumacher für Audi interessant sein. Allerdings hat Audi mit Nico Hülkenberg bereits einen deutschen Fahrer sicher, sodass die Nationalität des zweiten Fahrers wohl nicht unbedingt entscheidend ist.
Externer Inhalt
Wie er seine eigene Chance einschätzt? "Im September gibt es eine Entscheidung, darum müssen wir die Wochen abwarten. Ich will jetzt gar nicht groß sagen, wie die Chancen stehen. Am Ende wird die Zeit die Antwort bringen", sagte er an diesem Freitag bei "Sky". Ob es bereits einen Plan B gibt? "Damit werde ich mich auseinandersetzen, wenn Plan A nicht funktioniert. Plan B muss im Hinterkopf sein."
Das Hauptproblem: Sein zweites schwaches Jahr bei Haas hängt ihm nach, weil er nicht einmal halb so viele Punkte holte wie Teamkollege Kevin Magnussen. Der wiederum ist gegen Hülkenberg völlig chancenlos. Dieser Quervergleich spricht gegen Schumacher.
ran-Einschätzung: 10 Prozent
Valtteri Bottas
Fünf Jahre fuhr Bottas als Teamkollege von Lewis Hamilton für Mercedes und gewann in dieser Zeit zehn Rennen. Nun ist er seit drei Jahren für Sauber unterwegs. Dabei hatte er seinen Teamkollegen Zhou Guanyu stets im Griff. Für Bottas spricht außerdem, dass er die Erfahrung aus aktuell 239 Formel-1-Rennen mitbringt und die Entwicklung bei Sauber bzw. Audi voranbringen könnte.
Der 35-Jährige, der aufgrund seines markanten Schnauzers und eines Nacktkalenders einen gewissen F1-Kultstatus hat, würde sein Cockpit in der Formel 1 gerne behalten. "Ich hoffe es", sagte der Finne: "Ich habe in den Gesprächen deutlich gemacht, dass ich für die kommenden Jahre klare Ziele haben möchte, ein klares Projekt, an dem ich mitarbeiten kann und für das wir gemeinsam arbeiten."
ran-Einschätzung: 30 Prozent
Franco Colapinto
Der Argentinier entwickelt sich zur großen Überraschung. Als Übergangslösung für "Crash-Pilot" Logan Sergeant bei Williams ins Auto gesetzt, hat der 21-Jährige in seinen ersten beiden Rennen voll überzeugt. Mit dem 8. Platz in Baku holte er direkt seine ersten Punkte. Für 2025 ist allerdings kein Platz bei Williams frei, weil Alexander Albon und Ferrari-Pilot Carlos Sainz das Duo bilden werden.
Williams-Teamchef James Vowles bietet Audi daher öffentlich eine Ausleihe an. "Franco hat der Welt in zwei Rennen bewiesen, dass er einen Platz in der Formel 1 verdient", sagte der Brite: "Ich werde nicht auf die vertraglichen Vereinbarungen eingehen, aber er wird immer Teil der Familie sein. Das müssen Sie wissen, aber das bedeutet nicht, dass er nicht woanders fahren kann."
"Sky"-Experte Ralf Schumacher wünscht sich zwar seinen Neffen Mick Schumacher im Sauber bzw. Audi, könnte sich aber auch Colapinto vorstellen: "Er hat auf jeden Fall den Vorteil, dass er den Rest der Saison mitnimmt, wo man nicht testen kann. Er hat dann Erfahrungen auf den Rennstrecken. Das ist nicht zu unterschätzen."
Unterstützung bekommt Colapinto auch von seinem Landsmann Lionel Messi, von dem er kürzlich ein Trikot geschenkt bekam und mit dem er offenbar auch im Kontakt steht. "Es ist großartig", sagte Colapinto über den Austausch mit Messi.
ran-Einschätzung: 20 Prozent
Gabriel Bortoleto
Als Formel-2-Weltmeister der Saison 2024 hofft Bortoleto auf ein Cockpit in der Formel 1. Der 20-jährige Brasilianer ist zwar ein McLaren-Junior, allerdings würde ihm der Rennstall nicht im Wege stehen. McLaren-Teamchef Andrea Stella sagte, er wäre gesprächsbereit, sollte Sauber-Geschäftsführer Mattia Binotto auf ihn zukommen: "Wenn man so ein Talent hat, dann wird man ihm die Chance in der Formel 1 sicher nicht verwehren."
Mit dem zweimaligen Formel-1-Weltmeister Fernando Alsono hat er einen prominenten Unterstützer. "Er ist ein unglaubliches Talent", sagte kürzlich der Spanier, der mit seinem Managementunternehmen "A14 Management" die Geschicke von Bortoleto leitet.
Und weiter: "Er ist der einzige Rookie, den wir in der F3 und F2 haben, der die Meisterschaft anführt. Alle anderen fahren zehn, zwölf Tage Formel-1-Tests, 20 Tage Formel-2-Tests und solche Dinge. Gabriel ist ein reiner Rookie, und sein Talent ist unglaublich."
Ob Sauber bzw. Audi das genauso sieht?
ran-Einschätzung: 30 Prozent
Zhou Guanyu
Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass der 25-Jährige weiterhin in der Formel 1 unterwegs sein darf. In seinen drei Jahren bei Sauber war er nie konstant schnell. In dieser Saison ist er gegenüber seinem Teamkollegen Bottas meist klar im Nachteil und landete in sieben der vergangenen acht Rennen hinter ihm. Für ihn spricht eigentlich nur die Nationalität, weil der chinesische Markt für Autohersteller Audi sehr wichtig ist.
Sollte seine Zeit in der Formel enden, möchte er nicht den gleichen Fehler wie Mick Schumacher machen. "Ich finde, er hat ein bisschen zu lange gewartet. Ich denke, dass er in der Zeit, in der er gewartet hat, an anderen Orten noch bessere Chancen gehabt hätte", sagte er am Rande des Rennwochenendes in Singapur.
"Wenn ich auf ein Comeback warte, wird es eine sehr kurze, begrenzte Zeit sein", stellte er klar. Vielmehr wolle er seinen Fokus auf andere Rennserien lenken. Ansonsten laufe man Gefahr, "für immer ein dritter Fahrer" zu sein.
ran-Einschätzung: 3 Prozent
Daniel Ricciardo
Der stets gut gelaunte Australier hat bei Racing Bulls vermutlich keine Zukunft. Spätestens zur kommenden Saison dürfte er von Liam Lawson abgelöst werden, vielleicht auch schon direkt nach dem Rennen in Singapur. Die erfolgreichen Zeiten des achtmaligen Grand-Prix-Siegers liegen lange zurück. Seit seinem Wechsel zu McLaren im Jahre 2021 findet er nicht mehr zu seiner Form.
Für den 35-Jährigen spricht eigentlich nur die Erfahrung aus bislang 256 Rennen und seine Rolle als Sympathieträger. Es ist schwer vorstellbar, dass beides als Argument genügen wird - außer er trumpft jetzt in Singapur noch einmal richtig auf. "Wenn ich hier am Wochenende ein Podium hole, dann bin ich wahrscheinlich wieder die heißeste Aktie im Sport", sagte er ein bisschen scherzhaft.
ran-Einschätzung: 5 Prozent
Theo Pourchaire
Eigentlich wäre der 21-Jährige die logische Wahl - und spielt in der öffentlichen Diskussion trotzdem kaum eine Rolle. Der Franzose entsprang dem Nachwuchsprogramm von Sauber und war in den Nachwuchs-Rennserien sehr erfolgreich. 2020 gewann er in der Formel 3 die Vize-Meisterschaft, 2022 gelang ihm selbiges in der Formel 2, ehe er im Jahre 2023 den Titel gewann.
Ein Cockpit in der Formel 1 bekam er trotzdem nicht. Stattdessen erhielt Pourchaire bei Sauber einen Vertrag als Test- und Reservefahrer, absolvierte außerdem sechs Rennen in der amerikanischen IndyCar-Serie. Es scheint allerdings so, als würde Sauber nicht mit ihm in der Formel 1 planen. Ansonsten hätte er zumindest als Freitagsfahrer im Freien Training eine Chance bekommen müssen. Stattdessen wurde Robert Schwarzman einmal vorgezogen, der eigentlich Ferrari angehört.
Im Gespräch mit "Motorsport-Total" äußerte er sich etwas resignierend. "Ich habe auf der Strecke mein Bestes gegeben. Sicher gibt es Leute, die sagen, dass es nicht toll aussieht, wenn man die Formel 2 im dritten Jahr gewinnt, aber ich habe sie im Alter von 20 Jahren gewonnen", sagte er: "Ich bin der jüngste Rennsieger in der Formel 2 und der Formel 3. Ich muss überhaupt nichts beweisen. Ich brauche nur eine Möglichkeit, mehr nicht."
ran-Einschätzung: 2 Prozent