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Formel 1 - Red Bull und die Frage nach der Fahrerpaarung: Was wird aus Perez und Ricciardo?
- Aktualisiert: 23.07.2024
- 22:26 Uhr
- Kevin Hildebrand
Das Rennen in Ungarn am Wochenende hat gezeigt: Vor Red Bull liegen harte Wochen. Die Lage des Dominators der vergangenen F1-Jahre ist angespannt, in der Sommerpause stehen wichtige Entscheidungen an.
Von Kevin Hildebrand
Nach dem Wochenende am Hungaroring in Ungarn waren beim Formel-1-Team von Red Bull überall enttäuschte Gesichter zu sehen. Konkurrent McLaren war im Rennen enteilt, das mitgebrachte Update funktionierte nicht, Max Verstappen erinnerte an alte Zeiten und verlor sich in seiner Wut. Und Sergio Perez? Der machte weiter Perez-Dinge.
Die Sommerpause, die nach dem GP von Spa am kommenden Wochenende ansteht, wird für Red Bull alles andere als eine ruhige Erholungspause. Während das Team intern klären muss, wie man zurück auf den Erfolgsweg kommen möchte, brennt vor allem eine Frage unter den Nägeln der Entscheidungsträger: die der Fahrerpaarung nach der Sommerpause.
Trotz Vertragsverlängerung mit Sergio Perez vor wenigen Wochen kann RB mit den Leistungen des Mexikaners nicht zufrieden sein. Und auch beim Schwesterteam, den Racing Bulls, wackelt der Stuhl des Australiers Daniel Ricciardo gewaltig.
Was tun also, um in Sachen Fahrerpaarung die beste Lösung zu finden? Und wie kann Red Bull den Abwärtstrend beim eigenen Auto stoppen?
ran gibt einen Ausblick in die Zukunft.
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Sergio Perez: Eine Punktausbeute zum Vergessen
Aus den vergangenen sieben Rennen holte Perez lediglich 21 Punkte. Viel zu wenig für das erfolgsverwöhnte Team, welches vor allem im Vorjahr die Konkurrenz auseinandernahm. Insgesamt kommt der Mexikaner damit nach 13 Rennen auf 124 Punkte. Zum Vergleich: Verstappen hat 265 Zähler auf dem Konto.
Ja, der Red Bull ist nicht mehr so dominant wie in den Vorjahren. Und dennoch liefert Perez Rennwochenende für Rennwochenende weit unter den Möglichkeiten seines Boliden ab.
Beispiele gefällig? In Ungarn und Silverstone crashte er bereits im Qualifying und nahm sich so eine bessere Position fürs Rennen, in Kanada kam Perez nicht ins Ziel.
Dabei bekam der 34-Jährige Anfang Juni noch eine Vertragsverlängerung für zwei Jahre ausgestellt. Sie sollte Druck von seinen Schultern nehmen und dabei helfen, Red Bulls erste Position in der Konstrukteurswertung zu sichern.
Die Realität sieht aber so aus, dass die Österreicher (389 Zähler) nur noch 51 Punkte vor McLaren liegen, trotz fünf Siegen mehr auf dem Konto. Zwei Fahrer, die konstant gute Punkte holen, scheinen sich mehr auszuzahlen als ein Pilot, der die ganze Last auf seinen Schultern tragen muss.
Dasselbe Problem zeigt sich beim Schwesterteam, den Racing Bulls. Das Auto ist beileibe nicht so gut wie vor der Saison erhofft, das Team liegt mit nur 33 Zählern auf Rang sechs bei den Konstrukteuren.
Doch auch hier ist ein Fahrer wesentlich zuverlässiger als der andere: Yuki Tsunoda holte bislang doppelt so viele Punkte wie Ricciardo (22 zu 11) und kommt besser mit dem Auto zurecht, sowohl im Rennen als auch in der Qualifikation.
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Während die internationale Presse Perez nach dem Ungarn-GP schon aus seinem Cockpit schrieb, blieb RB-Motorsportberater Helmut Marko erstmal sachlicher.
Der Österreicher sagte gegenüber "Sky": "Wir bleiben bei unserem Vorgehen und warten das nächste Rennen noch ab. Dann setzen wir uns zusammen und schauen, was wir machen werden."
Heißt: Trotz Vertrag ist ein Perez-Abschied im Sommer möglich. Als Nachfolger gelten eben Tsunoda, den Marko offenbar bevorzugt, und der Neuseeländer Liam Lawson, der in der vergangenen Saison bei den Racing Bulls in mehreren Rennen den verletzten Ricciardo überzeugend ersetzte. Er soll die favorisierte Wahl von Red-Bull-Teamchef Christian Horner sein.
Die Fachpresse wie "Formel1.de" spekuliert sogar, dass der erfahrene Ricciardo mit einer starken Leistung in Spa anschließend in den Red Bull hüpfen könnte. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass der Australier um sein eigenes Cockpit bangen muss.
Seit seiner Rückkehr in die Formel 1 im vergangenen Jahr muss er regelmäßig Kritik für seine schwankenden Leistungen einstecken. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass der "Honey Badger" 2023 das Duell mit Tsunoda in Rennen und Qualifying ausgeglichen hielt. In diesem Jahr steht es für den Japaner in der Quali aber 9:4, in den Rennen aufgrund eines Ausfalls 8:4.
Spätestens im kommenden Jahr könnte mit Isack Hadjar (19) ein riesiges Talent aus der RB-Nachwuchsschmiede ins Schwesterteam aufrücken, der Franzose liegt derzeit in der Gesamtwertung der Formel 2 auf Platz eins. Kein Wunder, dass Horner gegenüber der offiziellen Formel-1-Webseite sagte: "Hadjar empfiehlt sich für das kommende Jahr."
Pikant: Dem eben angesprochenen Lawson wurde quasi schon ein Sitz in den RB-Teams für 2025 versprochen. So sagte Marko Ende 2023 über das geplante Debüt: "Das stimmt, aber bis dahin muss er noch ein paar Rennen fahren, damit wir sehen können, wie groß sein Potenzial ist."
Sollten Lawson und Hadjar in die Königsklasse aufsteigen, müssten wohl Perez und Ricciardo gehen. Die Frage ist nur, wann.
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Red Bull: Fehlt Adrian Newey schon jetzt?
Ein weiteres Problem bei den Bullen: Star-Designer Adrian Newey, der die Weltmeister-Autos der vergangenen Jahre entwarf, wird das Team kommendes Jahr verlassen. Das wurde im April bekannt - am jetzigen Auto darf er aber schon jetzt nicht mehr mitarbeiten, um bei einem möglichen Wechsel zur Konkurrenz keine Geheimnisse mitnehmen zu können.
Heißt also: RB muss seit Monaten das schwächelnde Auto ohne seinen besten Designer entwickeln. Wird auch deswegen die Performance im Vergleich zur Konkurrenz immer schwächer?
Zum Grand Prix von Ungarn brachten die Bullen laut "racingnews365.com" das größte Updatepaket aller Teams mit. Gezündet hat dieses jedoch nicht. Auch wenn Verstappen mit etwas Pech Platz fünf im Rennen einnahm, hatte er doch keine Chance, um mit McLaren um den Sieg zu kämpfen.
Während der Sommerpause kann Red Bull keine großen Fortschritte machen, denn die Teams sind verpflichtet, auch wirklich eine Pause einzulegen und ihre Werke für 14 aufeinanderfolgende Tage zu schließen. Verboten sind dann die Weiterentwicklung und Produktion von Teilen, es dürfen keine Besprechungen angesetzt oder abgehalten werden und die Nutzung des Windkanals ist ebenfalls tabu.
Heißt: Egal ob mit neuer oder alter Fahrerpaarung wird es für Red Bull auch nach der Sommerpause schwierig, umgehend zur alten Dominanz zurückzufinden. Das könnte zumindest für den neutralen Zuschauer eine spannende zweite Saisonhälfte garantieren.