Tour de France
Tour de France: Florian Lipowitz kann Großes erreichen - wenn sein Team eine Bedingung erfüllt! Ein Kommentar
- Aktualisiert: 28.07.2025
- 14:10 Uhr
- Tom Offinger
Bei seiner ersten Tour de France fährt Florian Lipowitz sensationell auf Platz drei. Dem Deutschen stehen bei den Grand Tours nun alle Türen offen - vorausgesetzt, sein Team zieht die richtigen Schlüsse. Ein Kommentar.
Von Tom Offinger
Das Warten hat ein Ende!
Zum ersten Mal seit 19 Jahren steht mit Florian Lipowitz wieder ein deutscher Radprofi auf dem Podium der Tour de France. Gleichzeitig gewinnt der 24-jährige als erster Deutscher seit Jan Ullrich im Jahr 1998 die Nachwuchswertung des schwersten Radrennens der Welt.
Diese Erfolge sind beeindruckend und verdienen Respekt – vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass Lipowitz zum ersten Mal bei der Tour am Start stand. Und, dass seine Karriere eigentlich einem anderen Sport verschrieben war: In seiner Jugend war der Schwabe ein vielversprechender Biathlet, eine schwere Verletzung ebnete ihm dann den Weg in den Radsport.
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"Wenn er so weiter macht, kann er große Dinge erreichen", lobte ihn Dominator Tadej Pogacar während der Tour, Jan Ullrich bezeichnete ihn gar als "einen unglaublichen Fahrer". Der Deutsche ist in der Weltspitze angekommen – für den nächsten Schritt muss ihm nun auch die nötige Hilfe zur Seite gestellt werden.
Wer während der vergangenen Tage die Tour verfolgte, dem dürfte ein Aspekt ins Auge gestochen sein: In den entscheidenden Phasen des Rennens überzeugten die Teams der großen Tour-Favoriten Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit.
Florian Lipowitz 2025: Bei der Tour fehlte der dritte Mann
Zwar war auch Lipowitz in den seltensten Fällen isoliert und hatte mit seinem eigentlichen Kapitän Primoz Roglic einen erfahrenen Mann an seiner Seite, dennoch wurde die Schwäche von Red Bull-Bora-hansgrohe an einigen Stellen deutlich.
"ARD"-Kommentator Florian Naß sprach immer wieder vom "fehlenden dritten Mann" – ein letzter Helfer, der seinen Kapitänen Windschatten spendet, sie mit Essen und Getränken versorgt oder in brenzligen Situationen in die richtige Position fährt. Kleinigkeiten, die bei einem Rennen wie der Tour de France den entscheidenden Unterschied machen können.
In den Bergen waren Lipowitz und Roglic frühzeitig auf sich allein gestellt. Auch in der Frühphase der Tour handelten sich die beiden Mannschaftskapitäne auf einigen Etappen Rückstände ein – was sich oftmals nicht auf eine schlechte Leistung zurückführen ließ, sondern auf eine schlechtere Positionierung im Peloton.
Pogacar und Vingegaard "genossen" die Rundfahrt derweil in der ersten Reihe. Umringt von ihren zahlreichen Mannschaftskollegen.
Lipowitz: Taktischer Fehler brachte Podium bei Tour de France in Gefahr
Auch taktisch bekleckerte sich die Equipe aus dem bayerischen Raubling nicht gerade mit Ruhm: Auf der 18. Etappe befanden sich beide Kapitäne in der Spitzengruppe, Lipowitz‘ großer Konkurrent Oscar Onley war mit drei Minuten Rückstand abgehängt. Der Youngster entschied sich für eine Solo-Attacke rund 30 Kilometer vor dem Ziel – und explodierte im Schlussanstieg. Onley, der sich in der Zwischenzeit zurückgekämpft hatte, kam bis auf 22 Sekunden an den dritten Platz des Deutschen heran.
Der Angriff mag der Euphorie und dem jugendlichen Übermut von Florian Lipowitz in diesem Moment geschuldet gewesen sein. Als junger Sportler gehören Fehler dazu, keine Frage.
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Fragwürdig war in diesem Fall allerdings das Verhalten der sportlichen Leitung des Teams: Anstatt die Etappe konservativ zu Ende zu fahren, wies man ihn an, "sich nicht umzuschauen und dein eigenes Rennen zu fahren".
"Wir wollen attraktiven Radsport bieten, das haben wir heute getan," erklärte sich Teammanager Ralph Denk anschließend im Podcast "Inside Red Bull-Bora-hansgrohe": "Wir haben riskiert und es hätte funktionieren können. Florian hat sich gut gefühlt und es versucht. Wer nichts probiert, gewinnt auch nichts. Daher keinerlei Vorwürfe an ihn."
Red Bull als großer Trumpf für Lipowitz
Doch wie geht es nun weiter? "Florian ist langfristig an uns gebunden“, unterstrich Denk freudestrahlend gegenüber der "ARD". Der Sieg beim bekanntesten Radrennen fehlt dem Rennstall noch in der Sammlung, mit Lipowitz hat es nun einen ernstzunehmenden Kandidaten in den eigenen Reihen.
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Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass er mit den besten der Welt mithalten kann. Auf dem Weg zum Maillot Jaune muss ihm nun aber auch sein Team helfen. Es muss aus seinen taktischen Fehlern lernen und gleichzeitig eine seiner großen Stärken ausspielen: Seit dem Einstieg von Red Bull im vergangenen Sommer gehört es zu den wohlhabendsten der Welt, laut "dpa" soll das Budget auf 45 Millionen Euro gestiegen sein.
In der Ära der "Superteams" im Radsport hat Berichten zufolge nur Pogacars UAE Team ein noch größeres Budget. Wohin der richtige Einsatz dieser Ressourcen führen kann, wird jedem Zuschauer seit Jahren vor Augen geführt.
Red Bull-Bora-hansgrohe hat nach dieser Tour de France alle Trümpfe in der Hand. Dreht das Team um Ralph Denk an den richtigen Stellschrauben könnte ein weißes Trikot bald gelb leuchten. Aus deutscher Sicht am besten am Körper von Florian Lipowitz.