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Rugby-Legende Sean Fitzpatrick im ran-Interview: "Diese WM wird ein Festival"
- Veröffentlicht: 04.09.2023
- 11:33 Uhr
- Martin Volkmar
Im Interview mit ran spricht Rugby-Legende Sean Fitzpatrick über die WM in Frankreich (ab 8. September live auf ProSieben MAXX, im Livestream auf joyn, ran.de und in der ran-App), die Begeisterung im Austragungsland, seine Favoriten und ein deutsches Ausnahmetalent.
Sean Fitzpatrick ist eine Ikone im Rugby. Der 60-Jährige gilt als einer der besten unter den vielen Weltklassespielern in der Geschichte Neuseelands.
ran traf den Vorsitzenden der Laureus-Akademie in Paris zum Gespräch über die Titelkämpfe in Frankreich.
ran: Mr. Fitzpatrick, die ersten vier Nationen in der Weltrangliste - Irland, Neuseeland, Frankreich und Südafrika - liegen sehr eng beieinander. Haben Sie trotzdem einen WM-Favoriten?
Sean Fitzpatrick: Weil die WM-Vorrundengruppen schon vor drei Jahren ausgelost wurden, als die Rangliste eine komplett andere war, haben wir jetzt vier der besten fünf Teams der Welt auf einer Hälfte des Tableaus. Das macht eine Prognose sehr schwierig, denn im Viertelfinale werden zwei der besten Mannschaften der Welt ausscheiden. Aber die zwei Favoriten sind ganz klar Frankreich und Irland.
ran: Was ist mit den All Blacks, mit denen Sie 1987 als Spieler Weltmeister wurden?
Sean Fitzpatrick: Neuseeland läuft etwas unter dem Radar, was ziemlich ungewohnt für uns ist. Aber ich glaube, es wird sehr schwer werden, Frankreich zu Hause zu schlagen. Sie haben viel Qualität und hatten in letzter Zeit riesengroßen Erfolg. Das Gleiche gilt für Irland, die sind Weltranglistenerster und haben letztes Jahr eine Serie in Neuseeland gewonnen, was es davor noch nie gegeben hatte. Hinzu kommt, dass Frankreich und Irland sehr gute Nationaltrainer, zahlreiche Weltklassespieler, eine gute Kadertiefe haben. Alles entscheidende Voraussetzungen, um Weltmeister zu werden.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Kann der Heimvorteil für Frankreich eine entscheidende Rolle spielen?
Sean Fitzpatrick: Ich glaube schon. Frankreich spielt gerne zu Hause. Sie sind als Mannschaft wirklich gereift, Nationaltrainer Fabien Galthié hat einen sehr guten Job gemacht. Sie sind fit, sie sind groß, sie sind gut organisiert. Zudem ist ihre nationale Liga sehr stark.
ran: Hat Sie der Erfolg Irlands über die letzten Monate beziehungswiese Jahre etwas überrascht?
Sean Fitzpatrick: Sie haben sich stark entwickelt, seit mein Landsmann Joe Schmidt vor einigen Jahren dort Nationalcoach war. Dann hat Andy Farrell übernommen und das Team nochmal weiterentwickelt. Sie haben ein ähnliches Leistungssystem wie in Neuseeland, in dem sie die Spieler kontrolliert einsetzen oder ihnen Pausen geben. Das führt dazu, dass die Spieler fitter, stärker und frischer sind.
ran: Es überrascht, dass Sie ausgerechnet Neuseeland nur als Außenseiter sehen ...
Sean Fitzpatrick: Ja, aber wir haben letztes Jahr gegen Frankreich verloren, und das hat für echte Unruhe gesorgt. Es wurde abseits des Platzes viel darüber geredet, wer für was verantwortlich ist. Aber wir werden schon klarkommen, wir haben genug Erfahrung. Wir wurden 2019 im WM-Halbfinale klar geschlagen und es gibt einige aktive Spieler, die damals dabei waren und es jetzt wieder gutmachen wollen. Unsere Gruppe ist machbar. Das Viertelfinale wird dann eine riesige Herausforderung, da werden wir auf Südafrika, Irland, Schottland oder Tonga treffen. Wir wissen also, was auf uns zukommt.
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ran: Welche Atmosphäre erwarten Sie von der WM in Frankreich?
Sean Fitzpatrick: Ich fand die letzte WM 2019 in Japan unglaublich. Einfach nur atemberaubend, die Fans waren großartig, die Spielstätten super. Aber Frankreich wird dem in nichts nachstehen. Ich war 2007 bei der WM hier und ich glaube, es wird wieder genauso großartig. Sie haben großartige Stadien und wahrscheinlich die größte Fanbase der Welt. Sie lieben Rugby und der Südwesten Frankreichs, von La Rochelle bis runter nach Nizza, ist das Rugby-Mekka der Welt. Ich kann mir vorstellen, dass alle Stadien voll sein werden. Es wird Spaß machen, es wird ein Festival sein. Und das ist das, worauf es ankommt: Einfach nur den Sport zelebrieren.
ran: Deutschland hingegen ist weit von der Weltspitze entfernt. Warum?
Sean Fitzpatrick: Ihr seid dafür gut im Fußball. Und ich glaube, eure Frauen sind im Rugby sehr gut. Aber man kann eben nicht überall gut sein (lacht).
ran: Immerhin gibt es in Anton Segner einen Deutschen, der bei Ihrem Heimatklub in Auckland spielt. Was halten Sie von ihm?
Sean Fitzpatrick: Er ist in Deutschland geboren und hat in unserem U-20-WM-Team gespielt, er ist sehr gut. Vielleicht kann er eine Vorbildrolle für Rugby in Deutschland einnehmen.